Wie gut das Geschäft funktioniert, darüber entscheidet auch das passende CMS

“release” heißt das neue Magazin unseres Partners e-Spirit, das heute erscheint und Content-Strategen und Marketers Anregungen für digitale Strategien im Hochglanzformat bietet.

Wir freuen uns über diese Premiere und sind gleich in der ersten Ausgabe mit einem Beitrag zu dem anspruchsvollen Thema CMS-Auswahl dabei. Hier lesen Sie das vollständige Interview mit unserem Geschäftsführer Michael Steinfort, das in Teilen in der „release“ erschienen ist. Das Interview führte Temel Kahyaoglu, LNC Group.

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Die Wahl des richtigen CMS ist für Unternehmen keine Kleinigkeit

Fachliche und funktionale Anforderungen müssen beachtet werden, technische Vorgaben und betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen spielen eine zentrale Rolle. Zukunftssicherheit, Internationalisierung, Skalierung und die funktionale Erweiterbarkeit sind wichtige Auswahlkriterien. Jeder Relaunch bietet zudem die Möglichkeit, die Online-Strategie und bisherige technologische Entscheidungen zu hinterfragen. Ein Interview mit Michael Steinfort, Geschäftsführer bei der comspace GmbH & Co. KG, zu der Frage „Wo liegen heute die Herausforderungen bei der CMS-Auswahl?“.

Wo liegen heute die Herausforderungen bei der CMS-Auswahl?

MICHAEL STEINFORT: Für Kunden ist das Thema anspruchsvoll. Wir erleben jetzt zum einen, dass sich die Content Management Systeme spezialisiert haben. Zum anderen überschneiden sie sich immer stärker mit anderen Produkten. Die Basis-Funktionalität eines CMS ist immer gleich: Ich erstelle als Redakteur unterschiedliche Inhalte und publiziere diese auf Webseiten und weiteren (mobilen) Kanälen  – eventuell in verschiedenen Sprachen, vielleicht gibt es einen Workflow. Darüber hinaus haben die Hersteller jetzt angefangen, ihre Produkte zu erweitern. Es gibt Systeme, die zusätzlich zum Basis-CMS starke Community-Funktionen haben. Andere spezialisieren sich darauf, den Content aus unterschiedlichsten Quellen anzapfen zu können und dafür möglichst viele vorgefertigte Module zur Verfügung zu stellen, wie zum Beispiel das e-Spirit CMS FirstSpirit. FirstSpirit bietet auch einen Marketplace an. Das heißt, es gibt die Möglichkeit – analog zum Google Android Marketplace – eigene kleine Module durch Dienstleister entwickeln zu lassen und dort einzustellen. Die gleiche Strategie verfolgen andere Anbieter, um das Produkt neben der eigenen begrenzten Produktentwicklung noch attraktiver zu machen. Gleichzeitig nähern sich die Produkte immer mehr an. Ein Shop-System hatte früher beispielsweise nur ein sehr rudimentäres CMS. Heute liegt der Fokus von Shop-Systemen immer noch auf Geschäftsprozessen, der Anbindung an Warenwirtschafts-, ERP- oder CRM-Systeme und Marketing-Werkzeuge. Dennoch gibt es inzwischen Kunden, die ihre normale Webseite mit der E-Commerce-Software Hybris erstellen, statt dafür ein zusätzliches CMS zu nutzen. Der Kunde macht Kompromisse im Punkt CMS-Funktionalität, dafür weiß er aber, dass er später eine sehr vollumfängliche Shop-Funktionalität zur Verfügung hat. Das bedeutet: In den CMS-Basisfunktionen ähneln sich die Systeme immer mehr, in den Erweiterungen und Spezialisierungen erfolgt die Differenzierung.

Wozu raten Sie Ihren Kunden?

MICHAEL STEINFORT: Wir sagen immer: „Schaut die Systeme an, welche Schwerpunkte vor zwei oder drei Jahren adressiert wurden.“ Dort liegen die Kernstärken des jeweiligen Produkts. Was ein CMS langfristig auch zukunftsfähig macht, sind Aspekte wie: Gibt es eine breite Kundenbasis, hat sich der Hersteller mit Partnern wie Microsoft, IBM oder SAP strategisch gut aufgestellt und vernetzt? Heute ist eine Entscheidung für ein Content Management System eine Investition, die sich länger als drei Jahre tragen muss. Die Investitionen unserer Zielgruppe befinden sich durchaus auch im sechsstelligen Bereich. Die Nutzungsdauer liegt häufig bei mehr als fünf Jahren. Ein CMS ist heute geschäftskritisch, auch in konservativen Branchen. Daher kümmern sich inzwischen CIOs um dieses Thema und es gibt Experten, die fokussiert die CMS-Auswahl beraten. Den Kunden ist inzwischen bewusst, dass dieser Prozess keine schnelle Entscheidung sein kann und dass diese über Jahre hinweg Auswirkungen darauf hat, wie gut die Digitalisierung des eigenen Geschäftsmodells funktioniert.

Welche Unterstützung bieten Sie beim Auswahlprozess?

MICHAEL STEINFORT: Unsere Rolle als Implementierer ist unter anderem Mittler zu sein zwischen den Fachabteilungen des Kunden, das heißt vorwiegend zwischen Kommunikation/Marketing und IT. Wir haben ein Verständnis für die Marketingfachleute, genießen aber durch unsere IT-Sprache auch ein hohes Vertrauen bei den CIOs. Richtung IT ist es wichtig, dass wir als CMS-Implementierer verstehen wie die Architektur des Kunden ist und was er für Standards hat. Verwendet er Java-basierte oder Microsoft-Systeme, nutzt er gerne Open Source, gibt es Standards für Datenbanken, wo hostet er seine Rechner – In-house oder in einem externen Rechenzentrum. Diese Analyse- und Beratungsleistung ist häufig schon Teil der Akquise.

Stichwort CMS-Funktionalitäten – welche Themen stehen zurzeit im Vordergrund?

MICHAEL STEINFORT: Die Punkte Integration und Leadgenerierung sind aktuell große Themen. Nur in der Umsetzung hapert es oft. Ein Beispiel: Eine Prothese wird für einen Anwender beschrieben und auch für den behandelnden Arzt. Die zwei Zielgruppen sind Patienten und Ärzte. Das sind zwei völlig verschiedene Nutzer mit unterschiedlichen Begriffswelten. Trotzdem wird die Prothese nur einmal beschrieben. Nicht, weil das CMS nicht personalisieren kann, sondern weil die Ressourcen für die Contenterstellung nicht vorhanden sind. Das ist auch ein Punkt, wo man als CMS-Implementierer aus Erfahrung auf die notwendigen Change Prozesse hinweisen kann.

Wo genau liegen die Herausforderungen bei der Content-Erstellung?

MICHAEL STEINFORT: Für die Unternehmen wird es immer schwieriger Content zu verwalten und diesen für alle Ausgabegeräte aufzubereiten und auszugeben, denn die Ansprüche werden immer größer. Es gibt immer mehr Bewegtbild und immer mehr Endgeräte, die auch in einem ganz anderen Kontext stehen. Die ersten Automobilhersteller schließen Kooperationen mit Apple oder Google. Außerdem wird die Komplexität des Contents immer größer. Es gibt Produktdaten, Assets, Bestellinformationen, Preise, Videos, redaktionellen Content, PDF-Dokumente usw. Diese Inhalte müssen dann vielleicht noch individuell angepasst werden: für verschiedene Länder mit unterschiedlichen technischen Spezifikationen und in verschiedenen Sprachen. Irgendwann ist das nicht mehr zu schaffen, denn die Organisationen wachsen ja nicht in dem Maße, wie solche Content-Gebilde wachsen. Das können Unternehmen nur leisten, indem sie sich ein Modell definieren, mit dem sie erstens diese ganzen Daten auf ihrer Seite in ihrem Haus pflegen. Dafür gibt es PIM-, MAM-, ERP- oder CRM-Systeme. Dann muss zweitens eine “Zauberkiste” existieren. Das ist häufig ein CMS oder ein Shop-System, das die Daten aufnimmt, verarbeitet, in einem bestimmten Kontext durch redaktionelle Inhalte anreichert und dann publiziert. Egal ob die Daten aus Datenbanken, ERP-, MAM-Systemen oder Video-Streaming-Plattformen kommen – alles wird zusammen kanalisiert und dann wieder verteilt. Man redet hier auch von einem Content-Api-Modell. Wachsende Komplexität entsteht, wenn parallel zu diesem Content-Api Modell weitere Plattformen betrieben werden. Das sind z.B. mobile Apps mit proprietärem Pflegefrontend, mehrere parallel betriebene CM-, Shop-, ERP- oder PIM-Systeme.

Wie fängt man solche Situationen am besten auf?

MICHAEL STEINFORT: Eine Konsolidierung der Systeme und eine saubere Content-Stragie hilft da den Kunden. Beispiel: Eine mobile App existiert und der Fachbereich möchte diese erweitern oder erneuern. Dann ist zu prüfen, ob man den Content nicht aus einer Quelle zieht und diese proprietäre Lösung umbaut. So dass z.B. bei Änderung der Produktdaten im PIM, sich diese nicht nur auf Webseiten automatisch ändern, sondern auch in der mobilen App. Das Ziel ist, dass man sich nicht fragen muss – „Haben all meine ganzen Inseln draußen auch den gleichen Content-Stand?“.

Wie einfach ist das umzusetzen?

MICHAEL STEINFORT: Für die IT-ler in den Unternehmen ist der Punkt Komplexität reduzieren ein Muss, denn CIOs müssen die Infrastruktur im Rahmen einer IT-Governance zusammenhalten. Dagegen steht natürlich der Fachbereich, der z.B. sagt “Wir brauchen in zwei Wochen eine App”, also Geschwindigkeit erwartet. Da kommen wir als Berater ins Spiel. Wir verstehen den fachlichen Druck. Richtung Fachbereich müssen wir über die Konsequenzen der proprietären Content-Inseln aufklären. Sich in diesen Situationen durchzusetzen in dem langfristige Auswirkungen aufgezeigt werden, zeichnet einen guten Berater in dem Umfeld aus.

Es sei denn, man kann alles was man da macht, an seine Plattform z.B. ein CMS anbinden und in seine System-Landschaft integrieren?

MICHAEL STEINFORT: Genau. Dann ist es ja gut. Wenn dann ein Produktmanager sagt, mein Produkt ist jetzt nicht mehr fünfeckig sondern sechseckig, dann zieht sich das idealerweise durch alle Kanäle durch. Das bedeutet, all die Kanäle, die nach draußen publizieren, die horchen dann und sagen hier, das ist ein deutscher Benutzer, also liefere ich sechseckig aus. Und die anderen sagen, der ist aus England, der kriegt fünfeckig. Bestes Beispiel sind Netzstecker, also alle Produkte, die irgendwie einen Stecker mit 220 Volt haben. Produktinformationen sind unterschiedlich und das müssen Systeme adressieren.

Und das am besten automatisiert.

MICHAEL STEINFORT: Richtig. Denn dann kommen ja immer noch die ganzen “Hype-Themen” dazu – von Story-Telling über Content-Marketing usw. Die Komplexität kommt von ganz alleine. Aber man kann es ganz zu Anfang schon so komplex machen, dass das, was die Kunden letztendlich vielleicht wollen – so etwas wie Lead-Generierung – gar nicht mehr möglich ist, da sie vorher schon so viel Komplexität im Tagesgeschäft haben, dass sie für diese Themen einfach keine Kraft oder Kapazitäten mehr haben.

Wie sehen die Anforderungen Ihrer Kunden erfahrungsgemäß aus?

MICHAEL STEINFORT: Die Anforderung der meisten Unternehmen, die wir kennen, ist so etwas wie Kontrolle zu behalten und trotzdem loszulassen. Das ist bei vielen Konzernen der Fall, die verschiedene Gesellschaften oder Auslandstöchter haben. Diese Unternehmen haben oft sehr konträre Ziele. Einerseits gibt es so etwas wie Marken-Ziele, also ein durchgängiger Corporate Brand über die ganze Welt. Dann gibt es so etwas wie Content-Ziele. D.h., wenn ein neuer Vorstandsvorsitzender reinkommt, dann sollen das auch die Philippinen auf ihrer Website haben, denn das ist der Vorstandsvorsitzende. Oder wenn es um eine AG geht, dann ist diese berichtspflichtig, d.h. überall müssen die aktuellen Reports auf der Webseite sein. Es gibt also einerseits dieses große Bedürfnis von Kontrolle, auf der anderen Seite sollen die Ländergesellschaften etc. möglichst viel Freiraum bekommen, damit sie ihren Job gut machen können. Dann gibt es natürlich auch völlig unterschiedliche Ländergesellschaften. Eine Auslandsgesellschaft sitzt in Costa Rica und hat fünf Mitarbeiter, weil der Markt nun mal klein ist. Der Vertriebsmitarbeiter betreut das Marketing mit und hat dafür vielleicht eine Stunde Zeit in der Woche. Das ist das eine Extrem. Bis hin zu – ich bin die Tochter eines deutschen Konzerns und ich bin der amerikanische oder chinesische Markt. Meine Unit besteht aus mehr als 1.000 Mitarbeitern mit einer eigenen großen Marketingabteilung. Diese unterschiedlichen Anforderungen sind entscheidend bei der Beratung, welches CMS ist das richtige System und wie erfolgt der Projektbau für den Kunden.

Welches Know-how ist sonst noch wichtig, um die Kunden bei der CMS-Auswahl kompetent zu beraten?

MICHAEL STEINFORT: Als Implementierer müssen wir eine gute Markteinschätzung über die Anbieter haben. Wir analysieren den Markt mindestens ein Mal im Jahr, aber letztendlich prüfen wir unser Portfolioständig. Kriterien bei der Systemauswahl für comspace sind u.a. die Funktionalität des Systems, der fachliche Fit für die Zielgruppe mittelständische Unternehmen ab 1.000 Mitarbeiter bis hin zu Konzernen, ob es eine eigene Organisation in Deutschland gibt, d.h. Ansprechpartner und bei Bedarf schnellen Support vor Ort, und wie das Partnermodell konzipiert ist. Ebenso spielt die Bewertung von Analysten (Gartner, Forrester, CMS Wire) für uns eine Rolle bei der Evaluation.

Wie sieht das ideale Projektteam aus?

MICHAEL STEINFORT: Die Kooperation von Kommunikation/Marketing und IT ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Online-Strategie auf Kundenseite. Dazu wird häufig externe Strategie-, Kreation-, User Experience Design- und Implementierungs-Expertise eingekauft. Wichtig ist in dem Zusammenhang: Bereits in der Konzeption muss das Produkt von Konzeptern / User Experience Designern verstanden werden, um dieses später erfolgreich zu implementieren.

Mal abgesehen von der Herausforderung für Unternehmen Content zu  meistern – welche Chancen und neuen Geschäftsmodelle eröffnen sich hier in den nächsten Jahren?

MICHAEL STEINFORT: Anfangs hatten Content Management Systeme einzig die Aufgabe, Redakteure ohne Web-Hintergrund in die Lage zu versetzen, Inhalte auf eine Webseite zu stellen. Heute sind weitere maschinelle Systeme wie ERP, CRM, Suchmaschinen und viele mehr hinzugekommen, die mit dem Content arbeiten müssen. Schauen wir nun auf die zukünftige Entwicklung des “Internet of Things”, zeichnet sich eine weitere Anforderung ab, Inhalte, Daten und Schnittstellen nicht nur für Menschen und betriebswirtschaftliche Systeme zugänglich zu machen, sondern für eine nahezu unüberschaubare Anzahl Geräte, die in Kombination neue Services und Produkte für den Kunden bedeuten. Nehmen wir zum Beispiel die vernetzte Waschmaschine, die neben dem aktuellen Strompreis auch den Wetterbericht aus dem Netz erhält und aus diesen Daten den besten Zeitpunkt errechnet, wann sie mit Netzstrom und wann sie mit dem eigenen Solarstrom wäscht (oder wann sie den Strom aus dem Akku des Elektroautos ziehen kann, wenn dieses vom Einkaufen zurück kommt). Es gibt Prognosen, die davon ausgehen, dass die Zahl der ans Netz angeschlossenen Geräte bis zum Jahr 2020 bei 50 Milliarden liegen wird. Da wäre es doch logisch, wenn wir Inhalte, Daten und Kommunikationskanäle nicht nur für Webseiten, mobile Devices oder Suchmaschinen abstimmen, sondern in Zukunft auch für die besagte Waschmaschine, unsere Autos oder andere Dinge, die uns im Alltag begleiten. Die Industrie arbeitet bereits auf Hochtouren an einheitlichen Schnittstellen und Standards um optimale Voraussetzungen für einen breiten Einsatz der sog. “Connected Devices” zu schaffen. Beim Thema RFID funktioniert das bereits sehr gut, warum nicht auch hier? Beherrschbare Komplexität und das richtige Maß an Kontrolle über den Content sind eine zentrale Herausforderung für die Zukunft.

Michael Steinfort, Geschäftsführer comspaceUnser Geschäftsführer Michael Steinfort verantwortet die Bereiche Vertrieb und Projektabwicklung.
Zudem entwickelt er die Partnerstrukturen weiter.

Test: Bose Noise-Cancelling Kopfhörer bei der Arbeit im Großraumbüro

Seit 2 Monaten sammeln wir nun Erfahrungen mit drei BOSE QC20 und QC15 Kopfhörern und der integrierten aktiven Geräuschunterdrückung.

Allerdings nicht aus purer Audiophilität, sondern weil wir uns von der Noise-Cancelling Funktion versprechen, deutlich konzentrierter im Großraum-Büro arbeiten zu können. Denn obwohl wir einen Akkustiker bei der Planung einbezogen haben, Schall-Absorber an den Wänden angebracht wurden und Raumtrenner lärmdämpfend wirken sollen, erzeugt auch das stimmungsvollste Großraumbüro eben einen diffusen Grund-Geräuschpegel, der sich zuweilen durch die nötige ad hoc Kommunikation mehr und mehr steigern kann.

Der BOSE QC 15 blendet das Großraumbüro einfach aus
Der BOSE QC 15 blendet das Großraumbüro einfach aus

Genau hier kommen die BOSE Kopfhörer zum Einsatz

Die Techologie der BOSE Geräuschunterdrückung nicht wie man vielleicht meinen mag aus dem high-end HiFi-Genuss, sondern aus dem Bedürfnis heraus einen ganz bestimmten Arbeitsplatz ergonomischer und sicherer zu machen:
Den von Piloten.

Wer schon einmal geflogen ist kennt das Rauschen der Außenluft, Triebwerksdröhnen und die Lüftungsgeräusche im Innern eines Fliegers nur zu gut. Hier hat BOSE bereits vor Jahrzehnten angefangen eine Technik zu entwickeln, um dieses störende und Stress verursachende Grundrauschen zu eliminieren. Weniger, damit Piloten einen schön ruhigen Arbeitsplatz haben, sondern damit sie sicher und verständlich untereinander kommunizieren können (in vielen Cockpits wird trotz der nur 1m Abstand zwischen den Piloten über die Funk-Headsets kommuniziert), wie auch über den Funk mit anderen Luftverkehrsteilnehmern und dem Tower.

Dieses Video dokumentiert bei Minute 2:25 den Unterschied in einem Flugzeug

Die Funktionsweise der BOSE Headsets

Um den Außengeräuschpegel für den Träger zu unterdrücken nehmen die BOSE Kopfhörer die Frequenz der Außenwelt mit kleinen Mikrophonen in den beiden Kopfhörer-Muscheln (bzw. den InEar Ohreinsätzen) auf und erzeugen dann elektronisch eine Gegenfrequenz, die das Umgebungsgeräusch im Ohr des Trägers ausblendet.

Was bringen nun BOSE Quiet Comfort Kopfhörer im (Großraum)-Büro?

Wer sich mal zur „produktiv Rush-Hour“ in unser neues Büro stellt wird ein deutliches „Grund-Gemurmel“ wahr nehmen. Mit der Zeit gewöhnt man sich zwar daran, unbewusst bleibt aber eine konzentrationsstörende und Stress erzeugende Wirkung. Auch wenn wir hier nicht gerade auf dem Bau arbeiten und mit Presslufthammer- und Schlagbohrer-Lärm zu kämpfen haben: Auch Bürolärm kann gesundheitlich bedenlichen Stress verursachen. Für nächstes Jahr haben wir uns den „Tag gegen Lärm“ schon fest in den Kalender eingetragen. Interessant in diesem Zusammenhang ist hier ein Artikel beim Ärzteblatt, nachdem weniger Lärm im OP die Komplikationsrate senkt.

Daher arbeiten viele unserer Mitarbeiter -besonders Entwickler, die sich gezielt auf die Lösung eines bestimmten Problems konzentrieren müssen bereits unter Kopfhörern.

Was liegt da näher, als zu testen, wie sich eine aktive Geräuschunterdrückung auf die Arbeitsatmosphäre auswirkt?

Der erste Test

Ein echtes AHA-Erlebnis hatte ich, als ich den BOSE QC15 OnEar Kopfhörer in der Mitte des Raums aufsetzte: Zunächst mal „mechanische“ Schalldämpfung durch die Ohrmuscheln.

die BOSE Headsets machen sich auch als Schmuck auf unserem Empfangsthresen hervorragend
die BOSE Headsets machen sich auch als Schmuck auf unserem Empfangsthresen hervorragend

Dann schaltete ich den Quiet Comfort Modus an der Hörmuschel des Kopfhörers an und der Vorhang ging auf! Beziehungsweise: Der akkustische Vorhang ging  zu und ich stand inmitten von tippenden und sprechenden Kollegen, hatte aber auf meinen Ohren diese Außenwelt nahezu ausgeblendet.

Klar: Ein ganz leichtes Murmeln war noch zu hören. Aber der Vorher-Nachher-Vergleich ist bemerkenswert.

Einzig plötzliche und aus dem Grundrauschen herausstechende Geräusche wie Rufe oder Türenklappen waren zu hören. Was ja grundsätzlich auch gewünscht sein kann, um gezielte Ansprachen nicht zu verpassen.

Wenn ich die akkustische Welt um mich herum vollständig ausblenden möchte, kann ich leise Musik einschalteten und auch der letzte Restlärm wird angenehm übertönt.

Was sagen die Kollegen?

Unser Kollege Tilmann hat zunächst mal eine kleine Umfrage aufgesetzt und damit evaluiert, wie die Kopfhörer ankommen – ¾ der Kollegen, die im Großraumbüro arbeiten haben sich daran beteiligt:

Bose-Headsets-Kollegen-Erfahrungen
Umfrage unter comspace Kollegen zu ihren BOSE Headset Erfahrungen

Interessant sind aber auch einige der Originalstimmen zum Einsatz von lärmreduzierenden Kopfhörern im Büro, die teilweise die Euphorie des ersten Aufsetzens dokumentieren, wie auch die Erfahrungen nach längerer Testphase:

„So der Stephan hat die jetzt – und es ist jetzt mit offenen Ohren erstaunlich was für ein Lärm hier herrscht!“

„Die Headphones würden definitiv dafür sorgen, dass man sehr viel konzentrierter an seiner Aufgabe arbeiten kann. Man hat einfach mehr seine Ruhe. Gesünder für die Ohren ist es auch, da man seine Musik nicht mehr allzu laut hören muss damit man seine Ruhe hat. Bei normalen Kopfhörer würde ein Aufdrehen der Musik auch eher dazu führen, dass man dann von seiner eigenen Musik genervt ist.“

“Für mich selber sind die Dinger uninteressant, weil ich direkt Druck auf den Ohren habe, als hätte ich gerade mit einem Aufzug 200m Höhendifferenz gemacht. Und wirklich störend finde ich die Umgebungsgeräusche hier eh nicht. (Bin damit aber wohl in der Unterzahl)”

„Hab sie auch eben mal kurz testen dürfen, die sind echt spitze, wenn auch am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig durch den fehlenden Bass der Umgebungsgeräusche.“

„Ich denke schon das es in unserer aktuellen Lärmsituation schon Sinn ergibt, aber dadurch wird ja das Problem nicht behoben. Das wäre ja fast so, als würde man den Leuten hier in der Firma ‘nen Regenschirm an den Platz stellen, wenn es einen Rohrbruch an der Decke gibt anstatt den Rohrbruch selbst zu reparieren.“

„Stimmen, die auch sonst hervorstechen, sind weiterhin zu hören, aber auch nicht mehr gut verständlich. Man wird also auch so nicht unbedingt von aufgeschnappten Gesprächsfetzen abgelenkt.“

„Ich glaube (sic!), dass diese Kopfhörer sowohl denen nutzen, die sie tragen, als auch denen die keine wollen, denn gefühlt sind automatisch alle still, die einen Kopfhörer tragen. Manchmal kann man aber keinen normalen Kopfhörer tragen, weil Musik dann doch wieder ablenkt oder genauso nervt wie die Umgebungsgeräusche. Da sind die QC-Teile echt ne Hilfe.“

„Am besten geeignet finde ich sie bisher, um leise Musik zu hören. Da fällt das initial ungewohnte „Unterdruckgefühl“ auf den Ohren nicht so auf und auch die lauteren Stimmen der Außenwelt gehen recht schnell unter.“

„…besonders in Stresssituationen, den berühmten „Seid mal ruh… Mist, zu spät, Faden verloren“-Momenten, könnten sich die wahren Stärken zeigen.“

„Ob mir das Ganze persönlich die 250-300€ wert wäre, kann ich noch nicht beurteilen. Aber alleine diese Aussage heißt schon, dass ich Potential sehe, die Dinger nach einer längeren Testphase nicht wieder aus den Händen geben zu wollen. Ich gebe sie also am besten mal schnell weiter.“

„Wenn man viel telefonieren muss (Projektleiter oder Accountmanager), wäre die Integration mit dem Telefon ein Träumchen“

Und mit dieser letzten Aussage wären wir dann auch bei der nächsten Testdisziplin für die wir in Teilen noch auf die Reaktion des Herstellers unserer Festnetz-Telefone warten:

Testfeld 2: Telefonieren mit den BOSE Quiet Comfort

Die Headsets sind mit Stereo-Klinkensteckern plus Mikrophon-Kontakt ausgestattet. Es gibt sowohl Android / Windows-Phone Modelle wie auch für iPhone und iPad. Den Unterschied machen dabei die Funktionen der Bedien-Elemente für “Gespräch annehmen”, “lauter und leiser” usw.

Das BOSE QC20 gibt es für iOS und als Androird / Windows / Blackberry Variante
Das BOSE QC20 gibt es für iOS und als Androird / Windows / Blackberry Variante

Das Bedienteil des Kabels verfügt zudem über eine EIN/AUS-Funktion für die Geräuschunterdrückung, wenn man im Straßenverkehr unterwegs ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es dort doch gesünder ist zu hören, was um einen herum passiert 🙂

Telefonieren mit den Headsets geht wunderbar. Interessanterweise reduzieren die Kopfhörer sogar das Geräusch der eigenen Stimme leicht und nehmen damit den gefühlten Druck aus den Ohren.

Besonders für die Telefon-Gesprächspartner und die umsitzenden Kollegen ist meiner Meinung nach die Anwendung beim Telefonieren ein echter Gewinn!

Erstere werden durch die leisere Sprechweise des Kollegen am Telefon geschont, der nicht das Gefühl hat, gegen den Umgebungslärm ansprechen zu müssen. Psychologisch kann das meiner Meinung nach durchaus auch zu stressfreieren und produktiveren Telefonaten führen.

Die umsitzenden Kollegen gewinnen durch leiser und ruhiger sprechende Telefonierer.

Momentan können wir die Telefonie-Funktion nur am Mobiltelefon einsetzen. Sobald wir von unserem Telefon-Hersteller Aastra die passenden Adapter erhalten haben, gehen wir zur Stufe 2 über und finden heraus, wie sich die BOSE Headsets im professionellen Telefonie-Einsatz bei Account- und Projekt-Managern schlagen.

Dabei kommt mir gerade ganz vom Thema ab die Idee, ob wir unsere Telefonanlage auch über iOS-App vom iPhone aus nutzen können. App starten, übers WLAN an der Telefonanlage anmelden, VOIP-Telefonie vom iPhone ins Festznetz und ZACK wäre auch das Adapterproblem gelöst 😉 *wink_in_Richtung_IT-Service*

Fazit des ersten Tests

Fast die Hälfte unserer Mitarbeiter denkt darüber nach, sich für den Eigengebrauch ein lärmreduzierendes BOSE Headset anzuschaffen. Ich denke, das spricht absolut für die Qualität und Alltagstauglichkeit der Geräte.

Ach und eine Sache noch: Ja, unseren Entwicklern fällt sogar zu Kopfhörern was ein:

„Speziell interessiert mich ob man die Kompatibilität der Fernbedienung zu Android mit ner App erhöhen kann. Wenn’s da nix gibt, könnten wir ja eine bauen. :)“

KrisenPRCamp 2014 in Köln: unsere erste und bestimmt nicht letzte Barcamp-Teilnahme

Bei unserem Besuch des KrisenPRCamps 2014 in Köln haben meine Kollegin Ann-Kathrin und ich als Newbies zum ersten Mal Barcamp-Luft geschnuppert – und sind vollauf begeistert von dieser Veranstaltungsform nach Hause zurück gekehrt. Die lockere, offene Atmosphäre, die auf aktivem Meinungs- und Erfahrungsaustausch beruhenden Sessions und die hohe Qualität der Teilnehmerbeiträge machte aus der Veranstaltung ein beeindruckendes Ereignis.

Aber fangen wir vorne an: Organisiert wurde das erstmals zum Thema Krisenkommunikation stattfindende Barcamp von den beiden Kölner Kommunikationsberatern und Social Media Experten Stefan Evertz und Mike Schnoor. Die Location im “Startplatz” im Mediapark Köln, einem Hotspot für Start-ups und Freelancer, war gut gewählt und bot das passend kreative Umfeld für die Veranstaltung.

KrisenPRCamp 2014 - Begrüßung durch Stefan Evertz und Mike Schnoor
KrisenPRCamp 2014 – Begrüßung durch Stefan Evertz und Mike Schnoor

Ablauf des KrisenPRCamps

Nach einer launigen Begrüßung der rund 120 Teilnehmer aus DACH am Freitag morgen durch die Organisatoren gab es eine kurzweilige Vorstellungsrunde, in der sich jeder Teilnehmer mit drei prägnanten Hashtags bekannt machte. Dann ging es an die Session-Planung. Dazu bedurfte es keiner mehrmaligen Aufrufe: in wenigen Minuten füllte sich das Flipchart mit ca. 20 interessanten Themen rund um die Krisenkommunikation. Da sich die Sessions auf vier Räume verteilten, hatte man zu jeder vollen Stunde die Qual der Wahl, welche der Parallel-Sessions man besuchen sollte.

KrisenPRCamp 2014 - Sessionsplanung
KrisenPRCamp 2014 – Sessionsplanung

Die Sessions reichten von lehrreichen Theorie-Themen (bspw. Twitter für Einsteiger, Social Media Monitoring für Einsteiger) über spannende Praxisberichte (Krisenkommunikation bei DHL, Umgang mit den letzten vier Shitstorms beim ZDF) bis zu Planspielen. Zu jedem vorgestellten Thema entspannen sich lebhafte Diskussionen. Erfahrungen wurden ausgetauscht, Tipps gegeben und im Einzelfall gemeinsame Lösungen erarbeitet. Da rauchte dem einen oder anderen nach ein paar Stunden auch schon mal der Kopf.

34 Sessions mit vielseitigen Themen und lebhaften Diskussionen

In den Sessions tauchten immer wieder Fragen auf wie diese:

Wie definiert sich eigentlich eine Krise? Wo hört eine “normale” Kundenkritik auf und wo fängt eine Krise an? Und ist eine Krise gleich ein Shitstorm, nur weil Hunderte Follower auf Facebook, Twitter & Co. einen Kommentar hinterlassen? Werden nicht oft Situationen, die im Ansatz (noch) gar keine Krisensituationen sind, durch Verbraucherreaktionen im Social Web erst zu einer Krise “hochstilisiert”? Frei nach dem Ausspruch von Arne Klempert in einem Interview:

„Die allermeisten „Shitstorms“ sind doch eher Folklore für ein gelangweiltes Publikum als ernsthafte Kommunikationskrise. Sie sind Strohfeuer ohne spürbare Auswirkungen auf die Reputation.“

Eine klare Abgrenzung zwischen Verbraucherenttäuschung, Empörungswelle und ausgewachsener Krise konnte (und kann) nicht gezogen werden. Letztendlich geht es um die Beurteilung der Relevanz einer Krisensituation und die entsprechende Reaktion darauf. In Zeiten, in denen Verbraucher durch ihre Online-Äußerungen den Erfolg oder Misserfolg eines Produktes,  einer Dienstleistung und damit eines ganzen Unternehmens massiv beeinflussen können, werden die Kommunikationsexperten der Unternehmen vor ganz neue Herausforderungen gestellt.

Unsere Learnings aus den Sessions

Was macht nun eine gute Krisen-PR aus und wie kann man sich als Unternehmen auf eine solche Situation – möge sie möglichst selten eintreten! – vorbereiten?

Folgende Tipps und Erfahrungen haben wir aus den Sessions mitgenommen:

  • schnelles Handeln im Krisenfall
  • persönliche Ansprache der Zielgruppe
  • Ehrlichkeit, Authentizität und Empathie in allen Kommunikationskanälen
  • mit nur einer Stimme aus dem Unternehmen nach außen kommunizieren
  • als vorbereitende Maßnahme auf den Ernstfall unternehmensinterne Prozesse und Abstimmungswege festlegen: Welche Abteilung / Team / Mitarbeiter ist für was verantwortlich? Wer darf in welchen Kanälen kommunizieren? Gibt es bestimmte Freigabeprozesse oder haben Kommunikations-/ Social Media-Teams eigenständige Entscheidungs- und Handlungsbefugnisse?
  • die interne Kommunikation ist im Krisenfall mindestens genauso wichtig wie die externe Kommunikation!
  • wer vorher eine gute und persönliche Zusammenarbeit mit Journalisten gepflegt und damit eine Vertrauensbasis geschaffen hat, stößt auch im Krisenfall bei der Presse auf mehr Vertrauen und Glaubwürdigkeit
  • Der beschleunigende Faktor “Kommunikation in Echtzeit” bei Twitter hat in Krisensituationen auch Vorteile, bspw. auf Pressekonferenzen: Anfragen, die über Twitter rein kommen, können direkt vorgelesen und beantwortet werden
  • Humorvolle Antworten / Videos können (bei vorhandenem Budget…) gegensteuern
  • Screenshots vom Statement twittern zur Platzgewinnung bei nur 140 Zeichen

Unser Fazit:

Das Barcamp war rundum eine gelungene Veranstaltung und eine bereichernde Erfahrung für uns. Allein die aktive Teilnahme an den Sessions und das gleichzeitige Verbreiten unserer Eindrücke im Social Web via Smartphone statt vom Büro-PC aus war eine bislang ungewohnte Herausforderung;). Zwischen den Sessions und bei leckeren Cocktails am Freitagabend (danke dafür an Jo Reinhardt) gab es reichlich Gelegenheit zu anregenden Gesprächen mit den Teilnehmern aus Kommunikations- und PR-Agenturen, Unternehmen und Behörden.

Vielen Dank an die Organisatoren und Sponsoren dieses Barcamps. Wir freuen uns jetzt schon auf eine Neuauflage im nächsten Jahr!

 

Hier können Sie weitere Berichte und Präsentationen zum KrisenPRCamp nachlesen:

Christine Dingler: KrisenPRCamp 2014: Echte Krisen, digitale Empörungswellen & überschätzte Relevanz

Kai Heddergott: kommunikative Prokura KrisenPRCamp 2014

Gesine Märten: Kreativität in der Krisenkommunikation

Christian Bartels: Shitstorm Management

Tim Ebner: Was ist ein Shitstorm? Eine klare Checkliste und Definition auch auf Slideshare

 

 

Verantwortung der Unternehmen oder: Was wir von der re:publica 2014 mitgebracht haben

re:publica im Hof

Die diesjährige re:publica – mittlerweile im achten Jahr – schaffte es sogar bis in die Tagesschau. Kein Wunder bei insgesamt über 6.200 Besuchern , 500 Vortragenden und 350 Vorträgen. Meine Planung der Vorträge für den ersten Tag ist „sogar“ zu 33% aufgegangen. Aber wie sagte schon Albert Einstein: „Planung ersetzt Zufall durch Irrtum“ und aus Irrtümern kann man hervorragend lernen.

re:publica im Hof
re:publica im Hof

Digitale Freiheit, David Hasselhoff und Verantwortung von Unternehmen auf der re:publica

Ich gestehe, dass ich mehr als skeptisch war, als ich von David Hasselhoff als Keynote-Speaker auf der rp14 hörte. Er war als Co-Präsentator des Chefentwicklers von F-Secure – dem Finnen Mikko Hyppönen auf der Bühne. Viele hatten hier zunächst eine eher flache Show im Las Vegas Stil erwartet. Zugegeben, die Keynote war professionell vorgtragen. Eigentlich schon zu professionell und offensichtlich als Dialog einstudiert.

David Hasselhoff im Gespräch mit re:publica Veranstalter Johnny Haeusler
David Hasselhoff im Gespräch mit re:publica Veranstalter Johnny Haeusler

Aber:
Zufällig hatte sich im Vorfeld die Möglichkeit für mich ergeben, Mikko Hyppönnen vorher zu einem Gespräch zu treffen und diese Unterhaltung ließ das Engagement für mich in einem etwas anderen Licht erscheinen:

F-Secure hat sowohl die weltweite Abhörproblematik, wie auch die Frage nach Datenschutz und Monopolstellungen von Google, Facebook usw. nicht als Bedrohung für das eigene Geschäft sondern vielmehr als Chance erkannt. Auf der großen Bühne stellten Hyppönen und Hasselhoff die Digital Freedom Kampagne von FSecure vor, die auf der re:publica gestartet wurde. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Wiki, in dem bis Juni ein gemeinschaftliches  Manifest zur digitalen Freiheit nach dem Crowd-Sourcing-Prinzip entstehen soll.

Im Gespräch verriet Mikko was F-Secure auf Produkt-Seite als Antwort anzubieten hat: Die App Freedome ist ein vitruelles VPN und ermöglicht Nutzern von iOS und Android zu einem Preis von monatlich knapp 5 EUR sofort eine anonyme und verschlüsselte Internetverbindung aufzubauen. Der Internet-Traffic wird bereits auf dem Nutzergerät verschlüsselt und dann nicht über US-Server geleitet sondern über die finnischen Server von F-Secure.

Mikko Hyppönen erklärt F-Secures Freedome
Mikko Hyppönen erklärt F-Secures Freedome

Laut der Aussage von Hyppönen haben weder Geheimdienste noch F-Secure selber Zugriff auf die Verbindungen oder übertragenen Daten.

Bemerkenswert finde ich daran, dass ein (im Vergleich zu Google, Apple, Facebook) recht kleines Unternehmen (F-Secure gibt es immerhin seit 26 Jahren mit aktuell knapp 1.000 Mitarbeitern) hier eine echte Marktnische entdeckt hat und sagt:

Wenn Ihr den Internetriesen nicht vertraut: Kommt zu uns nach Finnland. Wir garantieren Sicherheit, Anonymität und Privatsphäre.

Problematisch hierbei ist allerdings, dass die Grundrechte Freiheit und Privatsphäre zu einem Produkt gemacht werden. ich fühlte mich zeitweise an die Diskussion um die Privatisierung von Wasser erinnert. Sicherlich wird es hier zukünftig noch Diskussionsbedarf geben, ob Grundrechte und Gemeingüter ein Preisschild erhalten dürfen.

Möglicherweise wäre ein gangbarer Weg das Beispiel vom „One Laptop per Child“-Projekt, bei dem seinerzeit für jeden Laptop der in Industrienationen gekauft wurde, ein Gerät für ein Kind in einem Entwicklungsland zur Verfügung gestellt wurde.
Für jeden Geschäftskunden also, der seine Firmendaten verschlüsselt (und bezahlt) über F-Secures Freedome schickt, könnte somit ein von Zensur oder Verfolgung bedrohter Aktivist oder Journalist in einer Diktatur kostenlos unterstützt werden.

Wichtigste Erkenntnis war für mich: Anstatt uns machtlos zu fühlen, sondern sollten wir Alternativen und Lösungen in Form von kreativen Produkten und Dienstleistungen schaffen.

Sketchnotes – wie ich in 60 Minuten die Angst vorm Zeichnen verlor

Sketchnoting ist eine Technik mit der man ganz einfache Skizzen und rudimentäre Zeichnungen nutzt um in Vorträgen die wesentlichsten Gedanken festzuhalten. Kritzeln statt Notizen aufschreiben. Eine Bielefelder Sketchnoterin war auch vor Ort und brachte mir die deutsche Ausgabe des Sketchnoting-Handbuchs mit.

 

Das Sketchnote Handbuch
Das Sketchnote Handbuch

Bereits auf der re:publica 2013 fand dazu ein Workshop statt, der sich als SEHR erfolgreich heraus gestellt hatte. Leider hatte ich ihn letztes Jahr verpasst, so stand für 2014 Sketchnoting fest auf meinem Plan.

Zuletzt habe ich als Kind viel gezeichnet. Und das auch nicht besonders gut. Von daher war ich beeindruckt, mit welch einfachen Mitteln die Sketchnote-Experten Anna Lena Schiller, Britta Ullrich und Ralf Appelt  uns als Publikum mal eben die wichtigsten Elemente zum Figuren zeichnen, Strukturelemente wie Kästen, Schilder und Pfeile sowie das aufbauen von Symbolen aus den Grundformen Viereck, Dreieck und Kreis beigebracht haben.

Mein Ergebnis eines kleinen Experiments während des Workshops sah so aus:

 

Meine re:publica Sketchnotes
Meine re:publica Sketchnotes

Zugegeben, man braucht noch etwas Phantasie, die E-Mails auf einem Friedhof zu erkennen, die das „begraben sein von Information“, die Datenautobahn, die Festplatte, die Waage für die Infomrationsdiät und den Burger zu erkennen 😉 Für meine limitierten Fähigkeiten war ich aber doch vom Ergebnis überrascht.

Letzten Endes muss ich Sketchnoting nun aber regelmäßig üben. Um Routine zu bekommen und ein Grund-„Vokabular“ an Symbolen zu schaffen, mit denen ich tatsächlich Notizen in vorträgen und Meetings sinnvoll illustrieren kann. Im Moment würde ich mir das noch nicht zutrauen: Da das Zeichnen und überlegen wie sich eine These darstellen lässt, noch sehr lange dauert, habe ich zuviel Sorge im Vortrag etwas zu verpassen. Schreiben geht eben doch noch deutlich schneller als tippen 🙂

Die Sketchnotes, die während der re:publica entstanden sind, wurden übrigens hier auf der Seite der vortragenden Sketchnoter – vizthinking.de gesammelt.

Legen Sie sich Papier und Stift bereit und probieren Sie das Sketchnoting doch selber einmal beim Schauen des Vortrags-Videos aus:

Ostwestfalen auf der Re:Publica

Doch nicht nur das weltweite Thema Überwachung und Datensicherheit hat uns auf der re:publica beschäftigt. Andreas Kämmer war am zweiten Tag der Konferenz zu Gast im Ostwestfalen-Hangout bei bloggercamp.tv das mit den Moderatoren Hannes Schleeh, Gunnar Sohn und Thorsten Ising (Ab Minute 10:30):

Zeitgleich durfte ich im Live-Podcast und Videostream von Florian „dotdean“ Krakau mit Kathrin „diekadda“ RoenickeDaniel „wasmitmedien“ Fiene, Michael „mspro“ Seemann und Michael „kmto“ Domsalla in Re:Publica Erinnerungen schwelgen. Wobei ich zugegebenermaßen eher zuhörend mitgeschwelgt habe, da für mich als Nichtberliner die gesamten re:publicas der letzten Jahre Highlights waren und ich gar keine einzelnen Punkte herauspicken konnte 🙂

Scrollytelling, Journalismus und Content Präsentation

Inhaltliche Highlights waren für uns die Vorträge, die sich um Content drehten. So zum einen der Schweizer Journalist Constantin Seibt, der eines der lesenswertesten deutschsprachigen Blogs schreibt und an Tag 2 seine Sicht zur Aufgabe und Haltung des Journalismus schilderte. Seine Ausführungen lassen sich dabei sehr gut auf Unternehmen übertragen. Wie ich auch schon vor 2 Jahren hier im Blog über seine Definition des Journalismus als komprimierte Zeit schrieb. Schauen Sie einfach selbst:

Zwei Mitarbeiter des WDR stellten in Ihrem Vortrag „Aus dem Alltag moderner Geschichtenerzähler“ in interessantes Werkzeug zum erzählen von multimedialen Scrollytelling-Geschichten vor: Pageflow. Und legten noch eins drauf: Das auf Ruby on Rails basierende Tool wurde im Rahmen des Vortrags unter open Source Lizenz der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt – schließlich wurde es ja auch mit Gebührengeldern finanziert.

Kopfhörer in einigen Sälen der re:publica für die bessere Akkustik
Kopfhörer in einigen Sälen der re:publica für die bessere Akkustik

Wir konnten im Anschluss des Vortrags mit den beiden WDR-Mitarbeitern und einem Mitarbeiter der technischen Agentur hinter dem Projekt plaudern und evaluieren gerade, ob und wie Pageflow in unser Portfolio bei comspace passt.

Bemerkenswert war auch die Session zu 15 journalistischen Startups die jeder kennen muss. Hier macht der Journalismus vor, was zukünftig auch in Content Marketing, Unternehmens-Kommunikation und mobiler Präsentation genutzt werden wird.

Sascha Lobos Rede zur Lage der Nation.

Dieses Jahr habe ich den Vortrag von Sascha Lobo bewusst nicht besucht, weil ich davon ausging, es würde reichen die Aufzeichnung zu schauen und war statt dessen in Frank Riegers Vortrag „Wer soll uns regulieren?“ und Michael Seemanns Entwurf zu einem „Dezentralen Social Network„.

Tatsächlich war Lobos „Rede zur Lage der Nation“ – so  anmaßend wie der Titel auch klingen mag – eine der besten Reden des Mannes mit dem roten Irokesen bisher:

Lobos These: Das Thema Netz-Überwachung ist zu komplex um Massen zu mobilisieren, die etwas dagegen unternehmen. Daher müsste  eine professionelle Netz-Lobby geschaffen werden, die gezielt für die Freiheit und Sicherheit des Netzes arbeitet. Für diese Arbeit wird Geld benötigt. Erstaunlicherweise ist „die Netzgemeinde“ aber weniger bereit zu spenden und Organisationen wie Netzpolitik.org finanziell zu unterstützen: Der Vergleich der Netzlobby mit dem Bayerischen Landesbund für Naturschutz war erschütternd. Letzterer bringt es auf 70 Vollzeitmitarbeiter. Wobei die Organisationen für Netz-Angelegenheiten dauer-unterfinanziert sind.

Lobo hat schonmal vorgesorgt und sich für die Zukunft die Domains netzgemeinde.de und internetministerium.de gesichert. Mal sehen, wann und ob dort etwas passiert.

Unternehmen, Politik, Gesellschaft, Privatpersonen - jeder sollte sich gedanken über die Freiheit des Netzes machen.
Unternehmen, Politik, Gesellschaft, Privatpersonen – jeder sollte sich gedanken über die Freiheit des Netzes machen und seinen Teil beitragen.

Fazit

Es fällt mir immer schwer ein klares Fazit nach einer so vielfältigen Veranstaltung mit so unglaublich breit gefächerten Einflüssen und Ideen zu ziehen. Ich versuche es dennoch:

Unternehmen haben eine netzgesellschaftliche Verantwortung.
Unternehmen können über Werbung&Marketing hinaus konstruktiv kommunizieren.
Unternehmen können etwas unternehmen. – Auch mit kreativen und profitablen Produkten gegen vermeintlich übermächtige Unternehmen wie Google und Facebook.

Content erstellen, managen, verbreiten fließen immer stärker zusammen.

Selber machen: Programmieren lernen für Nullcheckerbunny mag nach Satire klingen. Dabei war es für jemanden wie mich als Nicht-Entwickler mal wieder eine Erinnerunge daran, dass auch Projekt-Manager ein Gefühl für die Mechaniken des Programmierens bekommen sollten, um besser mit Entwicklern zusammen arbeiten zu können.

Lernen, Entdecken, Machen. Waren die drei hauptthesen mit denen Alexander Mankowsky verdeutlicht hat, wie Daimler als Konzern die digitale Welt mit der echten Welt verbindet.  Dabei warf er einen Blick zurück in die Geschichte, übertrug die Erkenntnisse auf die Gegenwart und leitete Zukunftsaussichten dazu ab, welche Aufgaben Maschinen uns abnehmen können. Spannender Ausblick auf das Internet der Dinge!

re-publica-2014-alexander-mankowsky

Der Vortrag selber wurde leider nicht aufgezeichnet. In diesem Interview gibt es aber einen Einblick in Mankowskys Arbeit als Zukunftsforscher. Beispielsweise gibt er dort den Denkanstoß, dass sich das WWW vom Internet grundlegend unterscheidet:

https://www.youtube.com/watch?v=D5mQcY40ezQ

Übrigens:
Sollten Sie jemals in die Situation geraten, als nicht Techie einen Vortrag auf einer Tech-Konferenz halten zu müssen, hat Lena Reinhard hier einige wunderbare Erfahrungen von Vorbereitung, über die eigentliche Präsentation bis hin zu den Nachwehen parat.

Diese Vorträge der RePublica 2014 sollten Sie sich auf YouTube anschauen:

  1. Die Steinstrategie von Holm Friebe (Manchmal macht Aussitzen doch Sinn)
  2. Zahnbürste oder Longboard vom 12-jährigen Lorenzo Tural Osorio
  3. Allein ist die Wildnis ein öder Ort von Greta Taubert
  4. Wie ich lernte, die Überwachung zu lieben – von Felix Schwenzel
  5. How we will settle on Mars – and why von Rin
  6. Tod und Geburt der Gegenwartsliteratur im Internet von Elisabeth Michelbach
  7. Sie werden nicht glauben, was Sie hier sehen – re:publica Gründer Johnny Haeusler macht Spaß mit Live-Statistik via Twitter
  8. Big Data? Intelligente Maschinen – Yvonne Hofstetter

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