Tagsüber twittern, abends facebooken

Eine interessante Social Media Studie bei futurebiz hat herausgefunden, dass tagsüber mehr getwittert und abends mehr Facebook genutzt wird. Nach 19 Uhr sind die Interaktionen auf Facebook am häufigsten.

Heisst das nun, dass Menschen bei der Arbeit zwar heimlich twittern können, aber Facebook gesperrt ist? Oder könnte es sein, dass diejenigen, die Social Media auch berufsmäßig nutzen oder zumindest in Unternehmen arbeiten, die dem Social Web aufgeschlossener gegenüber stehen, eben verstärkt twittern und ihren Facebook-Account eben nur privat nutzen? Vielleicht verursacht Facebook mit den ganzen Fotos und Videos in den Timelines auch derart viel Traffic, dass der kostensensible Mobilfunknutzer lieber das sparsamere Twitter während der Arbeitszeit nutzt. Auf dem privaten Handy natürlich 😉

Die vollständige Studie zur Nutzeraktivität kann hier herunter geladen werden.

Twitter dreht sich – hoffentlich nicht im Kreis

Seit Twitter angekündigt hat, seinen Dienst und den Zugang dazu eventuell zu verändern, gehen einige interessante Diskussionen zur Zukunft des ehemaligen Social Media Wunderkindes los.

Es geht um folgende Änderungen, über die Twitter nachdenkt (danke an die sueddeutsche fürs Zusammenfassen):

Ausblenden von Beiträgen aus Twitter-Accounts mit wenig Followern oder ohne Profil-Bild oder -Beschreibung

Klingt für mich erst einmal sinnvoll, da so Spam verhindert wird.

Aber:
Auf der anderen Seite werden natürlich neuen Nutzern die Chancen genommen, ihre Tweets an die Follower zu bringen.

Mehr Informationen wie Bilder, Videos und Lang-Texte einblenden

Als Twitter startete, war es ein mehr als puristischer Dienst. 140 Zeichen. Sonst nix. Keine Replies, keine Hashtags, keine Direct Messages. Geschweige denn gekürzte Links oder eingebundene Bilder oder Videos.

Alle diese Zusatzfunktionen wurden von der Community „eingeführt“. Ein Antwort-Tweet – also Reply – wurde zunächst von den Nutzern einfach nur in den Text geschrieben. Also wurde ein @vor den Namen desjenigen gesetzt, den man ansprach. Zum besseren Verständnis. Das war man aus anderen Internetdiensten wie IRC-Chats, Foren oder ICQ eben so gewohnt.

Erst als sich diese Vorgehensweise mehr und mehr verbreitete, programmierte man bei Twitter nachträglich die Funktion, dass ein @NUTZERNAME automatisch mit twitter.com/NUTZERNAME verlinkt und der angesprochene Nutzer benachrichtigt wird.

Anbindung an andere Dienste durch APIs sollen unterbunden werden

Das Business-Netzwerk LinkedIn hat es schon erwischt. Ihm wurde die Twitter-API – also die Schnittstelle, mit der Funktionen wie das Importieren von oder Heraussenden an Twitter realisiert werden konnten – gekappt.

Die Entscheidung kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Schließlich ist doch gerade die breite Streuung von Twitter in andere Tools und Netzwerke mit für seinen Erfolg verantwortlich. Link-Verkürzungsdienste wie bit.ly, Bilderdienste wie Twitpic oder Instagram oder Magazin-Aggregatoren wie paper.li nutzen Twitter-APIs, um mit dem blauen Vögelchen zusammen zu arbeiten.

Die Nutzer-Erfahrung soll konsistent werden

Deswegen könnten Apps und Webanwendungen von Drittanbietern sowie eben das Einbinden von Tweets z.B. in den Status-Stream bei LinkedIn zukünftig unterbunden werden.

Ob dahinter wirklich die bessere Nutzer-Erfahrung steckt oder die einfache Tatsache, dass Twitter keine Werbung in die Dritt-Anwendungen schicken kann, lassen wir mal dahingestellt.

Ich bezweifle mal ganz stark, dass Twitter-Power-User (und das sind die, die Ihre Tweets in andere Netzwerke und Dienste übertragen) tatsächlich auf Werbung klicken. Vielmehr könnte Twitter die Auslieferung von Tweets an Netzwerke wie LinkedIn doch stärker nutzen, um von dort aus Besucher oder sogar neue Nutzeranmeldungen auf Twitter zu kanalisieren.

Twitter != Yammer != Facebook

Wie ich hier schon einige Male erwähnt habe, nutzen wir momentan in einer Testphase das gerade von Microsoft akquirierte yammer zur internen Kommunikation und Microblogging.

Als ich vor knapp 4 Jahren das erste Mal mit yammer in Berührung kam, war es ein Twitter für geschlossene Firmen-Netze.

Heute hat sich yammer zu einem geschlossenen Facebook für als Firmen-Kollegen-Netzwerk entwickelt.

Diese Weiterentwicklung machte für yammer auch Sinn. Da ein Firmen-Facebook mehr Möglichkeiten bietet als ein Firmen-Twitter.

Aber macht es für Twitter Sinn, sich zu einem zweiten Facebook weiter zu entwickeln? Ich denke mal, ein Facebook sollte uns allen reichen 😉 Ob sich Twitter deswegen nun gleich zum Walled Garden

Ein paar Vorschläge an Twitter

Nico Lumma hatte Twitter vor fast genau einem Jahr bereits 5 Verbesserungs-Vorschläge gemacht und heute eine exzellente Einschätzung zu den neuen Entwicklungen bei Twitter geliefert. Die mMn wichtigste Möglichkeit, mit der Twitter sich wieder richtig nach vorne katapultieren könnte, habe ich fast überlesen:

die Content-Discovery ist auch wenig inspirierend

  • DAS ist doch das besondere an Twitter. Dort kann man Content entdecken. Kurz, knapp und fix. Mit wenigen Klicks vertiefen. Dafür eine spannende Mechanik zu entwicklen wäre spannend. Plus eine gut nachvollziehbare Diskussions-Möglichkeit zu „heißen“ Themen und dann läuft es doch wieder.

Und sonst habe ich nur noch einige Kleinigkeiten zu ergänzen:

  • Macht die neuen Features optional ZU-schaltbar. Neue Nutzer bekommen das gewohnt puristische Twitter zu sehen und können es sich beliebig stark erweitern. So wird niemand überfordert.
  • Fragt Eure Nutzer, welche Funktionen sie sich wünschen. Das war schon immer die Twitter Stärke – Nutzer-Verhalten in Features umzuwandeln. Lasst Euch mit @twitterfeatures Vorschläge machen und per Retweet darüber voten.
  • Achtet wieder mehr darauf, was Eure User selbstständig an Funktionen oder Kommunikations-Kniffen erfinden und bindet diese im Sinne Eurer Nutzer ein.

Denn:
Zufriedene User ziehen auch zufriedene Werbekunden an.
Und sonst?
Gibt es ja immer noch Google+ 😉

Wird uns der ständige Informations-Fluss von der übervollen Mailbox befreien?

Kennen Sie das: Sie haben sich ein neues Auto gekauft und plötzlich sehen Sie überall das Modell herumfahren, was Ihnen früher nie aufgefallen ist?

So geht es mir aktuell mit Activity-Streams.

Wir probieren zur internen Kommunikation aktuell yammer aus. Ich konnte bereits 2009 schon einige Erfahrungen mit dem geschlossenen System machen, das Sie sich wie ein Unternehmens-Twitter bzw. Unternehmens-Facebook vorstellen können. Zu dem Dienst den wir nutzen erhalten nur Personen Zugang, die über eine comspace-Mail-Adresse verfügen. Damit ist gewährleistet, dass sich niemand unbefugten Zugriff verschaffen kann.

Doch wozu braucht es noch ein weiteres Tool?

E-Mails, Chat, Instant Messenger, ein internes Wiki und ein Dokumenten-Management System. Reicht das nicht? Ich kann durchaus verstehen, wenn Kollegen stöhnen, wenn sie sich noch an einen weiteren Kommunikationskanal gewöhnen sollen.

Allerdings denke ich auch, dass sich hier eine grundsätzliche Bereitschaft zum Experimentieren und „auf etwas Neues einlassen“ etablieren sollte. Denn die Werkzeuge werden einfach immer besser und ausgefeilter.

Yammer zum Beispiel ist momentan in einer Phase, wo es immer mehr Funktionen bekommt. Der Dienst sah 2009 noch eher wie ein Twitter-Clone aus, der eben nur einer geschlossenen Gruppe von Mitarbeitern eines Unternehmens zugänglich war. Jetzt, knapp 2 Jahre später, wirkt es schon deutlich mehr wie ein Facebook. Der Funktionsumfang ist stark angestiegen.

Das empfinden Puristen als störend. Diejenigen, die bereits im persönlichen Bereich mit Netzwerken wie Facecbook, XING oder LinkedIn arbeiten, begrüßen die Funktionsvielfalt und dass sie Funktionen wieder finden, die sie in anderen Netzwerken schätzen gelernt haben.

Ich denke, hier wird in den nächsten Jahren noch eine ordentliche Konsolidierung statt finden. Weitere Dienste werden sich entwickeln. Einige werden noch mehr Funktionen ausbilden, andere werden sich sehr stark auf essentielle Funktionen fokussieren.

Was aber jetzt schon deutlich wird:

Wichtig ist, sich bereits frühzeitig über die Zielsetzung der Verwendung klar zu werden und entsprechend etablierte Kanäle und Werkzeuge mit den neu hinzugewonnen Möglichkeiten zu kombinieren.

Bleiben wir beim Beispiel yammer:

Die Vorteile sind eine schnelle, zentrale Kommunikation zu Themen, die man schnell in die Kollegen-Runde werfen möchte. Mit Anhängen versehen und bsw. ergänzt um die Funktion des „Likens“ um schnell eine Bestätigung oder Zustimmung abzugeben. Deutlich übersichtlicher und praktischer als per E-Mail.

So praktisch E-Mails auch sein mögen – es sind eben doch nur elektronische Postkarten / Briefe. Mit allen Vor- und Nachteilen. Das fängt bei unterschiedlichen Formatierungen an, geht über verschiedene Schriftarten, der Empfänger und Absender bis hin zu vergessenen „Antworten an Alle“-Klicks durch die unbeabsichtigt Personen aus einer Diskussion ausgeschlossen werden.

Alte E-Mail Hasen werden nun sicher sagen: „Aber es gibt doch Mailing-Listen! Und Filter-Regeln!“ Ja, die gibt es. Aber hier wird auch eine hohe Nutzerkompetenz voraus gesetzt, um all diese Funktionen korrekt anzuwenden.

Ein spezialisiertes Tool wie yammer gibt einen Rahmen vor. Bringt ein Filter- und Regelwerk mit. Es gibt verglichen mit den hunderten unterschiedlicher E-Mail-Clients nur eine begrenzte Anzahl an Wegen, das Tool zu benutzen. Das was auf der einen Seite zunächst komplex aussieht, führt auf der anderen zu einer einfacheren Nutzung.

Ergebnis einer Dikussion auf yammer kann übrigens auch schnell ein Beitrag wie dieser hier sein. Die Inspiration kam durch diesen Artikel auf Fast Company. Der Inhalt aus diversen Diskussionen des Comspace yammer Livestream.