UDACITY: Mal eben lernen, eine eigene Suchmaschine zu programmieren

Es ist sicherlich nicht untertrieben, die aktuellen Entwicklungen in Sachen Web und Programmierung als Revolution zu beschreiben, die von der Tragweite her der industriellen in nichts nachsteht.

Der große Vorteil in der Software-Entwicklung ist dabei, dass hochspannende und profitable Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden können, ohne Fabrikhallen, Dampfmaschinen und hunderte von Arbeitskräften zu benötigen. Mit wenig materiellem Aufwand, zeit- und vor allem orts-unabhängig kann im Team zusammen gearbeitet werden. Web 2.0 Tools unterstützen bei der Planung. Kommunikation, Arbeits-Organisation, Qualitäts-Sicherheit und Erfolgskontrolle.

Aber haben die Entwickler selber immer die besten Ideen? Nicht zwangsläufig. Denn die besten Ideen entstehen eigentlich aus dem Bedürfnis heraus, was die Amerikaner „Scratch your own itch“ nennen: Löse ein eigenes Problem.
YouTube entstand, weil einige College Studenten Ihre Videos online speichern und Freunden zeigen wollten – also programmierten sie etwas. Twitter entstand, als ein Programmierteam seine Plattform blogger.com erfolgreich an Google verkaufte und daraufhin erst einmal ein Kurznachrichtensystem haben wollte, um sich auf der Suche nach dem nächsten Geschäftsmodell zu machen. Also programmierten sie etwas.

Die nächste kleine Revolution ist möglicherweise gestern gestartet, denn was wäre, wenn jeder in der Lage wäre, sich eben schnell eine Lösung für das eigene Problem zu programmieren?

Es geht um Bildung.

Vielleicht haben Sie schon einmal vom Google-Auto gehört? Der deutsche Wissenschaftler Sebastian Thrun ist maßgeblich an der Entwicklung des selbstständig fahrenden Autos beteiligt. Außerdem ist er an der kalifornischen Top-Uni Stanford Professor für künstliche Intelligenz. Gewesen.

Im Januar 2012 kündigte Thrun auf Burdas DLD Konferenz in München an, dass er seine Stanford Professur niederlegt, um etwas Neues zu starten.

Udacity – die Universität 2.0. Bereits letztes Jahr hatte Thrun mit seinem Google-Kollegen Peter Norvig (Director of Research bei Google Inc.) die AI Class gestartet. Das war ein regulärer Stanford Kurs zum Thema künstliche Intelligenz. Er wurde an der Uni von den beiden ganz regulär gehalten. Nebenbei haben sich aber noch über 160.000 Menschen für die Online-Version angemeldet. In YouTube Videos mit Quizzes konnten interessierte Menschen rund um die Welt am anspruchsvollen Kurs teilnehmen. Die Abschlussprüfung haben übrigens mehr als 20.000 Leute bestanden. Übrigens hatte keiner der rund 200 Stanford Studenten in dem Kurs die volle Punktzahl erreicht – wohl aber 248 der Online-Teilnehmer.

Dieser Erfolg hat Thrun so nachhaltig beeindruckt, dass er gestern die UDACITY gestartet hat. Die Universität im Web. Hier die Einleitung als Video:

http://youtu.be/BQHMLD9bwq4

Gestartet wird mit 2 kostenlosen Kursen, die über 7 Wochen gehen

CS101 – Building a Search engine – dieser Kurs wird gehalten von David Evans, Professor für Computer Science an der Uni Virginia und ist wohl auch für komplette Programmier-Anfänger (also Leute wie mich *g*) geeignet.
und
CS 373 – Programming a robotic car – gehalten vom Experten Thrun selber. Hierzu sind Kenntnisse in Python nötig. Anschauen werde ich mir den Kurs aber definitiv auch.
Weitere Kurse sind bereits angekündigt. Einen guten Überblick über weitere offene Kurs-Anbieter nach diesem Prinzip hat das Konzeptblog gesammelt.

Wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten – welches Problem würden Sie gerne mit einem selbstgeschriebenen Programm oder einer App lösen?

2 Antworten auf „UDACITY: Mal eben lernen, eine eigene Suchmaschine zu programmieren“

  1. Kann man an diesen Kursen beliebig oft teilnehmen?
    Denn im Grunde sollte ja nur wichtig sein ob jemand etwas weiß.
    Ob der dafür 7 Wochen oder ein halbes Jahr gebraucht hat ist irrelevant.
    Solange der in den Prüfungen nicht länger braucht.

    Oder kann man sich das ganze reinziehen ohne sich zu „verpflichten“.
    Denn wenn man nur einmal (oder eine gewisse Anzahl) mitmachen kann, dann entsteht Druck. Druck sich das Wissen evtl. doch vorher woanders anzueignen (evtl. weniger gutes Material), um dann beim Durchziehen Bestwerte erreichen zu können.

    Genau so wie ich wahrscheinlich vor einem herkömlichen Studium auch das Bedürfnis hätte alles schon extern zu lernen, um dort gleich Bestnoten zu erlangen.
    Um vorher zu wissen was man mindestens für Noten bekommen wird. Evtl. hat ja jemand den Ehrgeiz sich erst dann an der echten Uni anzumelden, wenn er laut unverbindlichen Vorabtests perfekt ist.

    Auch wenn das hier Einige eher als Spaß sehen, mir wäre auch dieses zu riskant, wenn man nicht beliebig oft wiederholen kann. Besonders wenn man nicht regulär studieren darf.
    Das ist zwar (noch) kein Abschluss einer regulären Uni, aber auch keine Urkunde der Bundesjugendspiele.
    Mal abgesehen vom persönlichen Nutzen (Ich glaube ich propagiere dieses Modell in Foren evtl. schon länger als der Thrun, googlet mich…) selbst etwas erschaffen zu können ist natürlich auch jedem potentiellen Arbeitgeber freigestellt so etwas zu werten.

    Kann man also beliebig oft teilnehmen, oder nicht?

    Danke…

  2. Hi Tobias,
    also soweit ich das sehe, kann ich die Videolektionen und die Quizzes darin beliebig oft ansehen und mitmachen.

    Ob Prüfung und „Abschluss“ – also das Zertifikat auch außerhalb der Kurslaufzeit möglich sind, kann ich gerade nicht sagen.

    Sinn der Sache ist aber schon, die Kurse in der vorgegebeben Laufzeit zu absolvieren, um mit anderen Teilnehmern des Kurses zusammen arbeiten zu können.

    Ob es nun Sinn macht vor einem Studium bereits schon alles zu lernen, um Bestnoten zu erlangen kann man diskutieren. Ziel eines Studiums ist ja nicht nur, Wissen in den Kopf gepumpt zu bekommen, sonderen dieses Wissen auch anzuwenden, auszuprobieren, in Frage zu stellen, zu erweitern, mit anderen zu diskutieren und durch Wiederholung zu lernen. Vorwissen kann nie schaden, kann aber Experiment und Interaktion nicht ersetzen 😉

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