Gibt es Montessori Unternehmen? Ein Angebot an Schulen & Beitrag zur #AUGENHOEHEmachtSchule #Blogparade

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Es gibt eine Management-Theorie, die lautet sinngemäß:

„Die Hauptaufgabe eines Unternehmens besteht darin, positive Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter_innen zu schaffen, in denen sie gut und produktiv arbeiten können und sich wohlfühlen. Und dann sollte das Unternehmen den Menschen nicht im Weg rumstehen.“

Sarah hat mir mit ihrem ersten Beitrag zur Blogparade vom Projekt Augenhöhe macht Schule eine tolle Anregung geliefert, die ich hiermit gerne weiter denken möchte. Einerseits kommen hier meine meinen ersten Erfahrungen mit der Montessori-Pädagogik zum Einsatz und zum Abschluss würde ich gern ein Angebot zum Austausch mit Lehrern aus Regelschulen ableiten.
Alles fing neulich mit dieser Erkenntnis an:
Viele digitale Unternehmen sind möglicherweise (und ohne es zu wissen), so etwas wie „Montessori Unternehmen“. Und damit meine ich nicht, dass Unternehmen mit Kindergärten vergleichbar sind (auch wenn das garantiert in den besten Firmen ab und an vorkommt) ;).
Vor einigen Wochen habe ich aus Eigenbedarf begonnen, mich mit der Montessori Pädagogik zu beschäftigen und habe neben allgemeinen Infotagen auch zwei Workshopabende besucht, in denen Arbeitsweisen und Arbeitsmaterial von Maria Montessori im Kindergarteneinsatz vorgestellt wurden.
Da meine Tochter wohl bald in eine Montessori-Gruppe gehen darf, habe ich über den Tellerrand hinaus recherchiert und festgestellt: Larry und Sergei, die beiden Google-Gründer sind Montessori-Schüler. Mark Zuckerberg von Facebook und Jeff Bezos von Amazon wird ebenfalls nachgesagt, in vergleichbaren Schulen gewesen zu sein. Inwiefern es eine Kausalität zwischen Pädagogik-Formen, Lernweisen, innovativem Denken und erfolgreichem Unternehmertum geht, lässt sich auf der Basis von diesen 4 Anekdoten sicher nicht begründen. Selbst Quarks und co ließ sich in seiner Sendung aus dem Juli 2017 zum Thema Schulsystem nicht zu einer solchen Schlussfolgerung hinreißen (ab Min. 39:00)
Aber es sind interessante Anhaltspunkte, sich mal genauer mit den Schnittpunkten zu beschäftigen, oder?
Die zentrale Leitlinie von Maria Montessori geht so:

„Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen.“ Maria Montessori

Übertragen auf das eingangs erwähnte Zitat zu Arbeitsorganisation ist das eine prima Brücke: „Hilf mir, meine Arbeit selbstorganisiert zu erledigen.“

Ist Montessori nicht dieses Konzept, in dem alle Kinder einfach machen können, was sie wollen?

Jain. Wer denkt, Kinder in Montessori Kitas oder Schulen würden den ganzen Tag nur machen, was sie wollen, sitzt (wie ich anfangs) einem Trugschluss auf.
Denn:
In Montessori Einrichtungen gibt es sehr klare Strukturen und Ordnungen. Ja, die Kinder können sich aussuchen, womit sie sich beschäftigen.
Aber:
Sie wählen dabei aus der großen Fülle von Materialien, die in den Einrichtungen immer ähnlich vorhanden und auf konkrete Lernziele ausgerichtet sind. Diese Lernziele liegen im Vorschulbereich vor allen in den Themen Sprache, Mathematik, Naturwissenschaft und alltägliche Fähigkeiten.
Das heißt:
Es wird eine Umgebung geschaffen, in der die Kids die freie Wahl haben, ob sie sich heute mit Zahlen, Buchstaben, Geometrie, Erdkunde oder oder oder beschäftigen möchten. Und dann halten sich die Erzieher_innen erstmal weitestgehend raus und lassen die Kinder selber machen.
Übrigens sprechen Montessori-Pädagogen davon, dass Kinder mit den Materialien „arbeiten“ und nicht „spielen“.
Das hat einfache Gründe:
Zum einen sind die Materialien sehr hochwertig, damit auch teuer und eben keine Spielzeuge.
So gibt es u.a. bis zu einem Meter lange Stangen, die die Zahlen von 1 bis 10 symbolisieren. Auch wenn es einladend wäre, bsw. Ritter oder Cowboy mit den Stangen zu spielen, dienen sie einem ganz bestimmten Zweck und sollen nur dafür verwendet werden.
Zum anderen wird der weiter unten beschriebene Aufmerksamkeitszustand respektiert und Kinder während sie mit einem Material arbeiten nicht gestört, damit sie sich so lange konzentriert beschäftigen können, wie es das Kind benötigt.

„Unser Material ….soll Helfer und Führer sein für die innere Arbeit des Kindes. Wir isolieren das Kind nicht vor der Welt, sondern geben ihm ein Rüstzeug, die ganze Welt und ihre Kultur zu erobern. Es ist wie ein Schlüssel zur Welt und nicht mit der Welt zu verwechseln.“ Maria Montessori

Dieser Zweck hat auch ein klares Ziel. Flow.

Oder wie es im Montessori-Umfeld heißt: Polarisation der Aufmerksamkeit. Also ein völliges Fokussieren auf die aktuelle (selbstgewählte und selbstorganisierte) Aufgabe und dabei Raum und Zeit vergessen, abwechselnd Kontrolle über die Tätigkeit haben und an die Grenzen des Könnens kommen, um weiter zu lernen, dadurch mit Leichtigkeit Erfolgserlebnisse erzeugen und die intrinsische Motivation erhalten.
Was Polarisation genau bedeutet, lässt sich hier im Blog eines ehemaligen Kollegen von mir nachlesen, der selber Pädagogik studiert hat. Dabei ist aber besonders interessant, wo und in welchem Zusammenhang er studiert hat: Bei der Bundeswehr. Unter anderem war er als Führungsoffizier an Planungsaufgaben der Restrukturierung der Streitkräfte beteiligt. In diesem Zusammenhang finde ich eine Beschäftigung mit Montessori-Hintergründen bemerkenswert. Das hätte ich weder Business-Kontext und viel weniger mit militärischen Hintergrund erwartet.
Um tiefer einzusteigen empfehle ich dieses Video hier, vom Begründer des Flow-Begriffes:

Was hat das nun mit Unternehmen und AUGENHÖHEmachtSchule zu tun?

Danke, dass Sie fragen. Ich sehe da in der Vorgehensweise und Strukturierung der Arbeit eine interessante Parallele:
So wie in Montessori-Einrichtungen die Arbeits-Materialien zur Verfügung stehen, die sich Kinder holen können, um mit ihnen selbstorganisiert zu arbeiten und zu lernen, so stehen in selbstorganisierten Unternehmen ähnliche Strukturen zur Verfügung:
Dazu müssen wir nicht mal Richtung Google schielen, sondern schauen einfach mal, wie Arbeit in Agenturen und digitalen Unternehmen abläuft (übrigens oft ganz organisch gewachsen, ohne, dass sich jemand bewusst Gedanken über Arbeitsorganisation oder gar eine reformpädagogische Ausrichtung gemacht hätte):
Einige zentrale Werkzeuge helfen dabei, den Überblick zu behalten, welche Arbeit, wann, wie und von wem erledigt werden sollte. So wird Selbstorganisation deutlich erleichtert oder sogar erst ermöglicht. Hier mal eine vereinfachte Übersicht:

  1. Standup-Meetings = persönliche Team-Koordination, Ressourcenplanung und Aufgabenvergabe, sowie die Frage: Wer kann welche Aufgabe am besten lösen?
  2. Ticketsystem & Kanban-Boards = zu erledigende Aufgaben – einmal aus Kunden- einmal aus Team-Perspektive betrachtet
  3. Kalender = Zeitplanung und gemeinsame Terminkoordination
  4. Wiki und Google Docs = Projekt-Dokumentation, Hersteller-Know-how und Absprachen mit Kunden
  5. Mail, Chats, persönliche Kommunikation = Detailabstimmungen zwischen Mitarbeiterr_innen, Partnern und Kunden

Das heißt:
So wie sich Montessori-Kinde aus den oben beschriebenen Materialien das heraussuchen können, womit sie arbeiten möchten und sich damit innerhalb bestimmter Grenzen selbst organisieren, können sich auch in selbstorganisierten Unternehmen die Menschen aus einem Pool von konkreten Aufgaben in entsprechenden Grenzen (die von Teams, Kunden und Unternehmen vorgegeben werden) frei entscheiden, woran sie aktuell arbeiten wollen:

  • neue Funktionen programmieren
  • erkannte Fehler korrigieren
  • Umsetzung von Kundenwünschen planen
  • Content produzieren und pflegen
  • Social Media Kanäle pflegen
  • Events vorbereiten
  • Termine mit Kunden oder dem Team wahrnehmen
  • sich weiterbilden und mit neuen Technologien experimentieren
  • Optimierungspotenzial herausfinden

Und das ist ein großer Unterschied zur früheren industriellen Arbeitsweise. Sei es am Fließband oder auch im Sachbearbeiter-Büro, in dem der Stapel von Aufträgen nach Auftragsnummer von oben nach unten abgearbeitet wurde. Entweder weil man das eben so machte oder auch, weil keine alternative Arbeitsweise vorhanden war und auch nicht entwickelt werden durfte.
Einen Auftrag auf Papier kann eben nur einmal in einen Aktenordner einsortiert und auch nur durch eine Person gleichzeitig bearbeitet werden.
Was die Digitalisierung verändert:
Das gleiche digitale Dokument kann an beliebig vielen Stellen gleichzeitig existieren und auch von beliebig vielen Menschen gleichzeitig bearbeitet werden.
Selbst im industriellen Umfeld können nun Maschinen digital gemanaged und Werkstücke digital entworfen oder zumindest vorbereitet werden.
Im industriellen Kontext empfehle ich da mal einen Blick auf den Toyota Weg zu werfen. Schließlich stammt das Kanban-Konzept aus den Werkshallen des Autobauers, mit dem heute agile Softwareentwicklung, Management und immer mehr Aufgaben betrieben werden. Und auch hier findet sich das Prinzip der Selbstorganisation und des Selbstwählens von Arbeitsaufgaben wieder. Ergebnis sind bsw. vielfältigere Teams mit besseren Fähigkeiten und zufriedenere – weil mündige – Mitarbeiter.
Ohne dass sich Unternehmen bewusst mit Montessori-Pädagogik beschäftigt hätten, finden sich erstaunlich viele Parallelen wieder. Es könnte also durchaus was dran sein, am Montessori-Unternehmen.
Da stellt sich dann auch die berechtigte Frage:
Wenn es doch einerseits bereits ein Schul- und Kindergartensystem gibt und vergleichbare Methoden auch im Arbeitsleben funktionieren:

Warum überträgt dann niemand diese Erkenntnisse ins Regelschulsystem?

Auf diese Frage maße ich mir keine Antwort an. Dazu kenne ich mich zuwenig mit unserem Schulsystem aus. Meine eigenen Erfahrungen liegen fast 25 Jahre zurück und bis meine Tochter eigene Erfahrungen sammeln kann, vergehen noch gut 4-5 Jahre.

Einen Ausblick auf die Zukunft von Arbeit und Bildung möchte ich trotzdem wagen

Eines lässt sich schon heute feststellen: Unsere Welt wird nicht nur immer schneller. Sie wird auch immer schneller immer komplexer. Moore’s Law besagt seit 1965: Die Rechnergeschwindigkeit bzw. Prozessorkomplexität verdoppelt sich alle 12-24 Monate bei gleichen oder geringeren Kosten.
Dieses exponentielle Wachstum ist für die meisten Menschen immer noch schwer greifbar. Es betrifft aber längst nicht mehr nur eine klitzekleine Nische von Büromaschinen, sondern unseren gesamten Alltag und nach Gerätschaften wie Smartphones oder Smarthomes beschleunigen sich nun auch Technologien wie künstliche Intelligenz und lernende Maschinen selbst.
Mittlerweile können sich die AutoML Systeme von Google besser selber beibringen, wie sie lernende Maschinen programmieren sollen, als die Programmierer, die sie gebaut haben. Und das mag im ersten Moment bedrohlich wirken.
Kevin Kelly, einer der derzeit angesehensten Futurologen und Technologie-Experten sagt dazu:

„In wenigen Jahrzehnten werden wir für die meisten Antworten eine Maschine konsultieren. Aber einige ganz wichtige Fähigkeiten werden noch sehr lange den Menschen vorbehalten bleiben, wie zum Beispiel:
Mit Kreativität und guten Fragen die richtigen Entdeckungen zu machen.“

3 Fähigkeiten, die wir zukünftig lehren (und lebenslang lernen) sollten:

Die folgenden 3 Fertigkeiten sollten wir unseren Kindern – aber auch uns selbst beibringen, um für die digitale und sich exponentiell entwickelnde Zukunft gewappnet zu sein.
Die Punkte 1 und 2 stammen ursprünglich von Seth Godin, der argumentiert:

„Es gibt unzählige Länder, in denen die Menschen in blindem Gehorsam bereit sind, für viel weniger Geld viel härter zu arbeiten. Wir können in einem solchen Wettbewerb von Gehorsam nicht bestehen. Vielmehr können wir uns nur heraus-führen oder heraus-lösen.“

1.Führen lernen

Führen zu lernen bedeutet zweierlei: Einerseits in den Bereichen, in denen man sich persönlich gut auskennt die Führung FÜR andere übernehmen zu können. Nicht um der Chef, der Anführer oder selbsternannte Leitwolf zu sein. Vielmehr sollte man sich in einer Führungsposition als Dienstleister für die Geführten sehen. Wie bei einer Stadtführung. Die Geführten sind die eigentlichen Chefs bzw. Klienten, die von der Dienstleistung des Geführtwerdens profitieren.
Mit dieser Umkehr der Perspektive gehen zwei Dinge einher:

  • Denkt man Führung aus einer fachlichen Perspektive neu, verhält man sich anders. Ist auch bereit, die Führung wieder abzugeben, sobald sich eine Aufgabe in eine neue Fachrichtung entwickelt, in der andere besser sind.
  • Sich selbst führen zu können ist eine Voraussetzung für Punkt 1 und 3. Wer sich selber führen kann – und hier ist Selbstdisziplin genauso ein Bestandteil wie Motivation, Orientierung, Spaß, und viele weitere Bestandteile, der wird nicht nur produktiver und verlässlicher für andere, sondern logischerweise auch besser darin andere zu führen.
  • Schlussendlich bringt man sich selber dazu, besser geführt zu werden. Wer selber gut führen kann, weiß um die Wichtigkeit auch gut geführt zu werden. Zusammen mit dem Dienstleistungsgedanken und der Selbstführung ergibt sich eine Fähigkeit, die Menschen mehr Empathie ermöglicht und flexibler und bedarfsorientiert die Rollen wechseln lässt.

Alle drei Ausprägungen von Führung sollten Kinder in der Schule lernen, erfahren und selbst ausprobieren können.

2.Lernen durch das Lösen interessanter Probleme

Damit sind wir wieder bei den Ansprüchen an moderne Schulen: Wer interessante Probleme lösen darf, lernt zu recherchieren, sich zu begeistern, sich in etwas hinein zu denken und hinein zu fühlen, sich zu motivieren und im interdisziplinären Team zu arbeiten (was zukünftig weitaus wichtiger ist, als Generalisten mit Standard Abitur-Wissen zu züchten).
Interessante Probleme zu lösen, vermittelt viele Fertigkeiten, die wir WIRKLICH brauchen.
In der Arbeit mit interessanten Problemen dürfen Menschen – insbesondere Schüler – sich in allen o.g. Fähigkeiten ausprobieren und werden nicht kritisiert, wenn etwas fehlschlägt. Denn Kinder sind nicht doof: Wenn sie im Falle eines Fehlschlags Ärger bekommen, gehen sie wieder zum Bulimie-Lernen und Dienst nach Vorschrift über.
Vielmehr werden Dinge, die nicht funktioniert haben, besprochen, analysiert und nach funktionierenden Lösungen gesucht.
Was können solche Probleme sein (im Arbeitsumfeld wie im Schulumfeld):

  • Events organisieren
  • Produkte entwickeln
  • Arbeitsräume planen und gestalten
  • Medien produzieren
  • Arbeitsmaterial beschaffen und/oder herstellen
  • Events, Produkte, Medien vermarkten
  • Wege finden, um Menschen zu erreichen und aufmerksam zu machen
  • Möglichkeiten finden, sich mit der Arbeit gleichzeitig sozial zu engagieren

Diese Meta-Aufgaben dürften genug Raum bieten, um 80% des Lehrplanstoffs aus Regelschulen sinnvoll unterzubringen.

3. Dinge verlernen und neu denken

Zum Lernen gehört auch das Verlernen können.
Welches Know-how hat mich zwar bis hier her gebracht, wird mir aber in Zukunft nicht mehr helfen oder sogar im Weg stehen?
Das können Prozesse sein, die einfach nur noch erledigt werden, „weil wir das schon immer so gemacht haben“ – was wir im Six Sigma bsw. Hidden Factories nennen.
Das betrifft Tools, Produktionsmittel und Methoden, die konsequent weiter genutzt werden, weil sie eben angeschafft wurden. Auch wenn sie keinen Sinn mehr machen oder technisch überholt (aber eben bezahlt) sind.
Das meint das Festhalten an Produkten, die noch einige Zeit verkauft werden, aber für die von heute auf morgen der Markt fehlen kann.
Prominentes Beispiel der jüngeren Vergangenheit: Kodak-Filme. Nehmen wir als zukünftiges Beispiel die Zulieferer der Autoindustrie. Wer 50 Jahre in die Entwicklung der perfekten Knöpfe in einem Auto Cockpit gesteckt hat, dem fällt es natürlich unglaublich schwer, ein Szenario zu akzeptieren, in dem möglicherweise in 5 Jahren keine Knöpfe sondern nur noch Displays in Autos zu finden sind. Und noch schwerer zu akzeptieren, dass in 20 Jahren keine Knöpfe mehr in Cockpits zu finden sind, weil dort auch keine Fahrer mehr sitzen werden.
Die Fähigkeit das Erkennens von Überflüssigem, des Akzeptierens von Fehlern, daraus lernen und altes nicht mehr zu tun wird immens wichtig werden.
Positiv ausgedrückt gehört hierzu das Neudenken. Schnell entscheiden, welche Werkzeuge, die man vor 1 Jahre gerade erst eingeführt hat, wieder abzustoßen und zu einem neuen Tool zu wechseln, das besser zu den Unternehmensprozessen passt.
Unternehmensprozesse! Gutes Stichwort:
Gunter Dueck scherzt immer wieder gerne darüber, dass Unternehmen SAP einführen und dann Millionen und Jahre darauf verwenden, das SAP an die antiquierten Unternehmensprozesse anzupassen anstatt die Unternehmensprozesse zu kippen.
Diese Problematik wird sich noch deutlich verstärken und betrifft auch unsere Agentur-Branche. Auch wenn wir digitale Entwicklungen und Tools an unsere Kunden verkaufen und erfolgreich implementieren, müssen wir unsere eigenen Arbeitsweisen immer wieder hinterfragen und modernisieren.
Alleine schon, damit wir uns nicht zu sehr unseren Kunden in Prozessen und Arbeitsweisen annähern, sondern flexibel und agil genug bleiben, um uns als erste mit den Veränderungen, die aus der Digitalisierung hervorgehen, arbeiten zu können.
Daher sollten wir täglich Neues dazu lernen und in der Lage sein, unseren Kunden regelmäßig neue Lösungen für aufkommende Probleme zu bieten.
Dieses Zitat von Maria Montessori trifft in dem Zusammenhang genauso auf die Organisation Schule zu, wie es auf die Organisation Unternehmen zutrifft, oder?

„Die Freude, das Selbstwertgefühl, sich von anderen anerkannt und geliebt zu wissen, sich nützlich und fähig zu fühlen, das sind Faktoren von ungeheurer Bedeutung für die menschliche Seele. Schließlich bilden das Selbstwertgefühl und die Möglichkeit, an einer sozialen Organisation teilzuhaben, lebendige Kräfte. Und das gewinnt man nicht, indem man Lektionen auswendig lernt oder Probleme löst, die nicht mit dem praktischen Leben zu tun haben. Das Leben muß zum zentralen Punkt werden und die Bildung ein Mittel.“

Fazit für AUGENHÖHEmacht Schule und ein Angebot an die Regelschulen

Alle 3 vorgeschlagenen Fertigkeiten passen wunderbar unter das eingangs erwähnte Leitmotiv:
„Hilf mir, es selbst zu tun.“
Auf der einen Seite haben wir also nun die Montessori Pädagogik, die bereits seit über 100 Jahren in Kinderhäusern und Schulen erfolgreich eingesetzt wird.
Auf der anderen Seite Tech-Companies, Startups und Agenturen, in denen vergleichbare Methoden angewendet werden, die vielleicht sogar durch Menschen inspiriert sein könnten, die entsprechende Schulsysteme durchlaufen haben.
Eine Einladung:
Vielleicht sollten wir als Unternehmen allen interessierten Schulen einen offenen Austausch anbieten:
Das heißt Lehrer erleben lassen:

  • Wie arbeiten wir in digitalen Unternehmen?
  • Welche menschlichen Fähigkeiten benötigen wir in der digitalisierten Arbeitswelt von morgen eigentlich?
  • Welche Methoden und Werkzeuge kann Schule möglicherweise heute schon ohne Probleme nutzen?

Was denken Sie?
Wir würden uns jedenfalls über einen Austausch mit Schulen freuen und könnten uns beispielsweise einen Open Space vorstellen, bei dem wir gegenseitig voneinander lernen können. Bei Interesse, nehmen Sie hier einfach Kontakt mit uns auf.
 
Artikelbild Samuel Zeller on Unsplash

Unsere Veranstaltungsübersicht 2018 für das Online Marketing

SEO Campixx

Mitte Dezember. Zeit, sich auf das kommende Jahr vorzubereiten. Wir sind gespannt, welche neuen Entwicklungen und Tools uns im Bereich Online Marketing 2018 erwarten. Für fast alle Teilbereiche des Online Marketing gibt es mittlerweile eigene Events und Konferenzen, auf denen die aktuellen Herausforderungen diskutiert und Trends und Entwicklungen aufgezeigt werden.
Um auf dem Laufenden zu bleiben, haben wir eine Auswahl an Veranstaltungen zusammengetragen, die interessanten Input und guten fachlichen Austausch erwarten lassen und die auch wir selektiv für unsere Weiterbildung nutzen werden.
Vielleicht verschaffen wir auch Euch damit einen hilfreichen Überblick für die persönliche Veranstaltungsplanung.

Februar

  • PPC Masters (PayPerClick): 22.2. in Berlin
    SEA-Konferenz mit einem branchenübergreifenden Austausch für Experten zu Pay Per Click-, SEA- und AdWords-Themen
  • CONTENTIXX: 27.-28.2. in Berlin
    In über 60 Content Marketing-Workshops und Networking-Sessions gibt es Experten-Insights und Best Practice rund um Content Marketing, Storytelling  

März

  • Content Marketing Conference & Exposition: 6.-7.3. in München
    Die Messe und Konferenz ist europäische Leitveranstaltung für die Content-Marketing Branche und richtet sich an Geschäftsführer und Marketingentscheider.
  • SEO CAMPIXX: 1.-2.3. in Berlin
    Konferenz für SEO-Insider mit deep dive-Sessions
  • SMX München, 20.-21.3. in München
    10 Thementracks, 60 Sessions und 5 Workshops zu den aktuellsten Themen im Bereich SEO, SEA, PPC und Online Marketing mit internationalen Experten und Referenten, richtet sich an SEOs aus Unternehmen
  • Online Marketing Rockstars Festival: 22.-23.3. in Hamburg
    Treffpunkt der Digital Marketing Branche mit Konferenz, Expo und Events und mit rund 40.000 Besuchern eine der größten Online Marketing Veranstaltungen Deutschlands.

April

  • Conversion Roadshow: 19.4. in Köln
    Insights effektiver Conversion Optimierung starker Marken und Experten sowie Networking
  • Performance Marketing Gipfel: 23.-24.4. in München
    Hochkarätige Experten berichten in Workshops und Best Practice über aktuelle Performance Marketing Trends im B2C-Bereich – für Einsteiger und Professionals
  • OMKB Bielefeld: 27.4. in Bielefeld
    Konferenz mit praxisnahen Workshops und Vorträgen von renommierten Online Marketing Experten für Neueinsteiger im Online Marketing genauso wie für erfahrene Marketingverantwortliche

Mai

  • Media Convention im Rahmen der re:publica: 2.-4.5. in Berlin
    Auf der Convention geht es um neben politischen Themen um Trends und Entwicklungen der digitalen Medien.

Juni

  • OMlive Online Marketing Summit 2018: 21.06. (Masterclasses) + 22.06.2018 (Main Event), in Berlin
    Keynotes und Conference Talks zu Themen wie Conversion Optimierung, UX, Content Marketing, SEO, SEA, Social Media Marketing, Youtube- und Influencer-Marketing
    Konferenzsprache: English

September

  • Online Marketing Tag 2018: 7.9. in Wiesbaden
    Konferenz mit 20 Vorträgen zu Themen wie SEO, Content Marketing, Affiliate, Tools und Podiums-Diskussion “OMT-Website Clinic“ für Unternehmer, Entscheider, Keyplayer und Online Marketing Experten.

Oktober

  • OMCap: Datum tba, in Berlin
    In 2017 gab es 20 Sessions in 2 Tracks verteilt auf 2 Tage.
  • SEO Day:Datum tba, in Köln
    Eine der größten SEO-Konferenzen im deutschsprachigen Raum mit über 45 Speakern, 850 Gästen, 200 Medienpartnern und 50 Sponsoren

November

  • Searchmetrics Summit: Datum tba, in Berlin
  • Analytics Summit 2018: Datum tba, in Hamburg
    Die einzige Google Analytics Konferenz in Deutschland mit Fachvorträgen von internationalen Analytics-Experten und -Anwendern
  • OMX: 22.11. in Salzburg
    Online-Marketing Grund- und Profi-Wissen in über 20 Sessions mit vielen Tipps und Zukunftstrends.
  • SEOKomm: 23.11. in Salzburg
    Konferenz für Suchmaschinenoptimierung mit hochkarätigen Vorträgen und Networking-Events

Für uns sind die re:publica und die SEO CAMPIXX bereits gesetzt. Die SEO CAMPIXX unterstützen wir zudem auch als Sponsoringpartner, weil uns das Konzept seit Jahren überzeugt und wir von den vielen Insights und dem intensiven Meinungs- und Erfahrungsaustausch mit anderen Experten profitieren.
Habt ihr noch weitere Online Marketing Events, die ihr empfehlen könnt? Dann freuen wir uns über einen entsprechenden Kommentar unter diesem Beitrag.

CELUMIUM 2017: Keynotes, Use Cases, Konnektoren

blick auf münchen celumium

blick auf frankfurt celumiumDas Kunden- und Partner-Symposium „Celumium 2017“ fand in der Frankfurter Botschaft und dem Westhafen Tower statt. Die Veranstaltung brachte Kunden, Interessierte und Partner aus dem CELUM-Ökosystem zusammen. Dabei war der Anteil an Kunden und Partnern ausgewogen. Der 16. Stock über dem Frankfurter Westhafen bot eine tolle Aussicht und schuf einen passenden Rahmen für die rund 150 Teilnehmer. „CELUMIUM 2017: Keynotes, Use Cases, Konnektoren“ weiterlesen

JSON Service Provider for Data Exchange Framework

Endpoint JSON Service

Vor kurzem habe ich den JSON Service Provider for Data Exchange Framework auf GitHub veröffentlicht. Aber warum? Vielleicht hilft er euch beim Einstieg in die Entwicklung eines eigenen Providers oder dient sogar als Basis für euren eigenen Provider…
Und was kann der JSON Service Provider? Mittels dieses Providers können Daten aus einem beliebigen JSON REST Service ausgelesen werden, um dann beispielsweise mittels des Sitecore Provider for Data Exchange Framework an Contacts oder Items persistiert zu werden.
Zum leichteren Verständnis habe ich in dem GitHub-Repository einen vorkonfigurierten Demo Tenant zur Synchronisation der Jokes von https://api.chucknorris.io/ mitgeliefert. Zusammengefasst habe ich dort folgende Schritte durchgeführt:

1. Konfiguration Endpoint

Am Endpoint werden die Zugangsdaten zum JSON Service und die konkreten URLs zum Auslesen aller JSON-Objekte oder eines einzelnen Objekts (Token “{id}” wird im jeweiligen Pipeline Step durch definierten Identifier ersetzt) hinterlegt.
Endpoint JSON Service

2. Konfiguration Value Accessor mit JSONPath

Der lesende Zugriff auf die JSON-Attribute wird mittels JSONPath definiert, was maximale Flexibilität, auch für verschachtelte JSON-Objekte, bietet.
ValueAccessor mit JSONPath

JSON Path Beispiele

Auf das folgende JSON-Objekt 
[pastacode lang=“markup“ manual=“%7B%0A%20%09%22firstname%22%3A%22Max%22%2C%0A%20%20%20%20%20%22lastname%22%3A%22Mustermann%22%2C%0A%09%22addresses%22%3A%0A%09%5B%0A%09%09%7B%0A%09%09%09%22id%22%3A%207%2C%0A%09%09%09%22type%22%3A%20%22Shipping%22%2C%0A%09%09%09%22street%22%3A%20%22Bahnhofsstrasse%207%22%2C%0A%09%09%09%22city%22%3A%20%22Bielefeld%22%0A%09%09%09%22postalcode%22%3A%20%2233333%22%0A%09%09%7D%2C%0A%20%20%20%20%20%20%20%20%7B%0A%09%09%09%22id%22%3A%2013%2C%0A%09%09%09%22type%22%3A%20%22Invoice%22%2C%0A%09%09%09%22street%22%3A%20%22Hauptstrasse%207%22%2C%0A%09%09%09%22city%22%3A%20%22Hamburg%22%0A%09%09%09%22postalcode%22%3A%20%2222222%22%0A%09%09%7D%0A%09%5D%0A%7D%0A“ message=“JSON-Beispiel“ highlight=““ provider=“manual“/]
kann beispielsweise mit folgenden JSONPath Ausdrücken zugegriffen werden:
[pastacode lang=“markup“ manual=“%24.firstname%20%3D%3D%3E%20%22Max%22%0A%24.addresses%5B%3F(%40.type%3D%3D’Invoice‘)%5D.city%20%3D%3D%3E%20%22Hamburg%22%0A%24.addresses%5B(%40.length-1)%5D.type%20%3D%3D%3E%20%22Invoice%22″ message=“JSON-Objekt“ highlight=““ provider=“manual“/]

3. Sitecore Provider konfigurieren

  • Sitecore Endpoint anlegen
  • Ziel-Template “Joke” definieren
  • Value Accessor für die Felder des Joke-Templates konfigurieren

4. Value Mapping konfigurieren

Das Übliche halt… Id => ExternalId, Value => Text

5. Pipelines konfigurieren

Im Grunde handelt es sich hier um eine Basis-Konfiguration zum Import von externen Daten nach Sitecore.
ReadJsonObjectsStepProcessor
Die Pipeline “Sync Jokes” liest die Daten aus der externen Datenquelle und iteriert darüber.
Die Pipeline “Sync Joke” ermittelt das ggf. zum externen Identifier schon existierende Item in Sitecore, führt das oben konfigurierte Mapping aus und speichert das Sitecore Item.
Der im obigen Screen geöffnete Pipeline Step “Read Jokes” basiert auf dem mit dem Json Service Provider implementierten PipelineStep “ReadJsonObjectsStepProcessor”. Dieser erwartet den zu verwendenden Endpoint und optional einen JSONPath zur Ermittlung des Root-Knotens im JSON-Response.

6. Pipeline Batch starten

Jetzt müsst ihr nur noch den Pipeline Batch einrichten und ausführen. Idealerweise erhaltet ihr folgendes Ergebnis:
25.11.2017 18:22:50 INFO 8 json objects were read from endpoint. (pipeline step: 1 Read Jokes, endpoint: Chuck Norris Jokes API)
25.11.2017 18:22:51 INFO 8 elements were iterated. (pipeline: Sync Jokes – Pipeline, pipeline step: 2 Iterate Jokes)
Und ihr findet unterhalb von content/home die importierten Jokes, wie z.B.
“Wie viele Liegestütze schafft Chuck Norris? Alle.”

Zusammenfassung

Für das Setup dieses Demo Tenants habe ich ca. 1 Stunde benötigt. Zugegeben, es ist nicht die erste Anwendung des Providers meinerseits, aber in der Zeit hätte ich den Import nicht von Hand neu schreiben können.
Habt ihr Fragen dazu oder selber schon Erfahrung mit dem JSON Service Provider gemacht? Dann freue ich mich auf euer Feedback in einem Kommentar!

Sitecore Data Exchange Framework aus der Praxis

Sitecore Layer für Data Exchange Framework

Lesson Learned im Integration Bootcamp auf dem Symposium in Vegas: Das Data Exchange Framework wird DEF abgekürzt und nicht DXF, es heißt ja schließlich nicht Data Experience Framework 😉
Das hier wird kein DEF Tutorial, davon gibt es ausreichend. Eine erste Einordnung und hilfreiche Links zum Einstieg findet ihr in meinem letzten Post zu diesem ThemaMit dem aktuellen Beitrag möchte ich einfach meine Erfahrung aus der Arbeit mit dem DEF in den vergangenen Monaten mit euch teilen.
Die erste Implementierung eines Custom DEF Providers zum Im- und/oder Exportieren von Daten dauert mit Sicherheit länger als wenn ihr wie gewohnt einen Importer bzw. Exporter ohne das DEF schreiben würdet. Aber später führen kleinste Anpassungen dann fast immer zu einem zusätzlichen Implementierungsaufwand. Mit dem DEF können Attribut-Umbenennungen, Mapping-Anpassungen und Datenkonvertierungen einfach konfigurativ vorgenommen werden. Und mal ehrlich, die lästigen Quellcode-seitigen Attribut-Mappings ersparen wir uns ja auch sehr gerne…
Hinzu kommt: Ihr könnt euch eigene wiederverwendbare Provider schreiben, wie in meinem Fall ein generischer JSON Service Provider. Damit können wir JSON-Daten aus unterschiedlichen Quellen lesen und dann mittels des Standard Sitecore Providers in Contacts oder Items schreiben. Im Projekt ist dann nur noch der Endpoint, die zu lesenden Attribute und das Mapping zu konfigurieren und – falls für die Persistierung der Daten nötig – Template-Erweiterungen oder Contact-Facet-Erweiterungen zu implementieren.
Eine abgespeckte Version des JSON Service Providers könnt ihr euch auf Github anschauen, vielleicht hilft es ja beim ersten Einstieg.
Sitecore Layer für Data Exchange Framework

Und sonst?

Es ist ein Framework, es macht nicht unsere Arbeit, aber es ist ein tolles Werkzeug. Was uns noch an Funktionalität fehlt, können wir erweitern.
So haben wir z.B. den Sitecore Provider um eigene Pipeline Steps ergänzt:

  • UpdateWorkflow: Aktualisiert den Workflow Status eines Sitecore Items
  • CreateMediaItem: Erzeugt ein Sitecore MediaItem basierend auf einem Bildpfad
  • EnrollEngagementPlan: Schickt einen Sitecore Contact in einen Engagement Plan
  • AddItemVersion: Erstellt eine neue Item-Version

Und auch einen erweiterten ValueAccessor zum Lesen und Schreiben von beliebig verschachtelten Facet-Properties haben wir uns geschrieben. Wie ihr seht, nichts geht nicht 🙂

Wenn ich mir was wünschen dürfte (@Sitecore):

  • ReadSitecoreItemsStepProcessor: Der Dynamics CRM Connector liefert schon umfangreiche Möglichkeiten zur Filterung von Contacts im CRM, die Konfiguration ist auch schon teilweise global unter Framework eingeordnet, aber das DEF selbst und der Sitecore Provider bieten hier noch kaum Funktionalität um Sitecore Contacts oder Sitecore Items zu filtern.
    Wir haben das jetzt in unseren Projekten mittels eigens implementierter Erweiterung des Pipeline Steps möglich gemacht, das sollte aber m.E. OOTB kommen.
  • Das DEF stellt kein Konzept zum Löschen von Entitäten wie z.B. Contacts oder Items. Das wünsch ich mir für die Zukunft.

Mein Tipp an euch: Lasst euch vom ersten Eindruck nicht abschrecken, es ist anfangs etwas unübersichtlich und macht viel Konfigurationsarbeit. Aber wenn die ersten Schritte gemacht wurden, dann ist es gut zu wissen, wie einfach das DEF erweiterbar und wie flexibel es in der Konfiguration ist. Für die einfache Synchronisation von Daten würde ich immer das DEF in Betracht ziehen.

Offener Brief an potentielle Bewerber

symbolbild-offener-brief

Liebe Bewerber_in,
ich weiß nicht, in welchem Stadium Du gerade bist. Informierst Du Dich pauschal, hast Du mit dem Gedanken liebäugelt, Dich bei uns uns zu bewerben oder schreibst gerade ein Anschreiben für uns? Keine Ahnung, aber dieser Post hier, der ist für Dich. Ich glaube, dass Du Dir einige Fragen stellst, auf die ich vielleicht [die|eine] Antwort habe.
Dich als (potentieller/m) Bewerber_in verbinden mit all den Anderen vermutlich einige Fragen:

„Offener Brief an potentielle Bewerber“ weiterlesen

Selbstorganisation rules – Wie Barcamps und Open Spaces auch in einer Schule auf Augenhöhe funktionieren können.

„AUGENHÖHE macht Schule – was macht Schule auf AUGENHÖHE aus?“ lautet der Titel der Blogparade des Augenhöhe-Teams im Zusammenhang mit ihrem neuen Filmprojekt.
Erst wollte ich meckern. Über Schul- und Lehrkraft-Details, die mir nicht gefallen. Über 34-Punkte-Regellisten für Schülerinnen und Schüler, die ich für kontraproduktiven Nonsens halte. Aber nörgeln tun schon die meisten und Ideen, was besser laufen müsste, haben auch schon viele. Und überhaupt kann man inhaltlich sowieso schwer sagen, welche Themen denn nun an zukunftsorientierten Schulen gelehrt werden müssen (Informatik & Programmieren oder eher Geisteswissenschaften & Kunst?). Man kann sich zu Recht streiten und vielleicht liegt die Antwort nicht in einem Entweder-oder.

 
Im Rahmen dieser Blogparade sind bereits interessante Perspektiven zusammengetragen worden. Bei Schule auf Augenhöhe gehe es demnach z.B. um Problemlösefähigkeit oder wieder neu “Denken lernen”, wir Conny Dethloff es beschreibt.
Radikal formuliert es Ardalan Ibrahim in seinem Blogbeitrag, indem er sagt “Es geht in der Schule für Morgen ausschließlich um den Erwerb sozialer Kompetenzen und um nichts anderes.”
In “We don’t need no education.” spricht sich der Autor Cemo Can in seinem Beitrag zur Blogparade generell für weniger Erziehung und mehr Bildung aus.

Was Vorlesen mit Selbstorganisation zu tun haben kann

Ergänzend dazu wurde mir mein Thema zur Blogparade dann quasi auf dem Silbertablett präsentiert. Es war letzten Freitag und Bundesweiter Vorlesetag. Bei comspace hatten wir einen wundervollen, interessanten und inspirierenden Vorlesenachmittag mit (ehemaligen) Kolleginnen und Kollegen, Familie, Freunden und geschichtenbegeisterten Kindern. Für zwei Stunden Vorlesezeit hatten wir 8 interne Vorleser_innen begeistern können und standen somit vor der Frage, wie wir die zeitliche Planung organisieren.
Also machten wir einen Sessionplan, ganz wie man ihn bei selbstorganisierten Veranstaltungen wie Barcamps oder Open Spaces kennt.  Innerhalb des Vorlesenachmittags gab es je zwei Slots parallel und nach jedem Slots konnten die Kinder neu entscheiden, welchen Büchern und Vorlesern sie lauschen wollten.

 
Und was soll ich sagen?
Das funktionierte groß-ar-tig. Die Kinder konnten anhand der Buchcover entscheiden, in welchen Leseraum sie gehen wollen. Manche entschieden zum Beispiel weniger nach dem Buch und mehr nach dem oder der Vorlesenden, wenn z.B. Mama oder Papa gerade mit Lesen dran waren.  Natürlich haben die Eltern die Kindern ein wenig angeleitet, ihnen erklärt, wie der Ablauf funktioniert und sie bei jedem Slotwechsel bei ihrer Entscheidung unterstützt.

Interessengeleitete Bücherauswahl und selbstbestimmtes Zuhören klappt sogar mit Vor- und Grundschulkindern.

Wenn wir darüber in Dialog treten wollen, was eine Schule auf Augenhöhe ausmacht, sollte selbstorganisiertes Lernen mit auf der Liste stehen.
Das wäre für mich praktisch in zwei Ausprägungsstufen denkbar.

  • Stufe 1 – Die Basics: Selbstorganisation innerhalb eines festgelegten inhaltlichen Rahmens. Die Lehrer_innen erarbeiten die Inhalte und den Stundenplan und unterstützen die Schüler_innen wenn nötig bei ihren Entscheidungen. Die Schüler_innen können sich zwischen mehreren Angeboten selbstbestimmt entscheiden, welches Thema sie heute lernen wollen.
  • Stufe 2 – Die Königsdiziplin: Wie bei einem Open Space bringen die Schüler und Schülerinnen für sie interessante Themen des Lehrplans ein, übernehmen Verantwortung für “ihre” Session und erarbeiten mit den anderen gemeinsam die relevanten Inhalte. Ähnlich wird das z.B. heute schon in der Bielefelder Laborschule praktiziert. (Wer mehr zu den Erfahrungen mit dem Konzept “Demokratie leben und lernen” der Laborschule Bielefeld machen möchte, wird hier fündig.)

Wie Schulen sich in Richtung Selbstorganisation entwickeln können

Mit dem Augenhöhe macht Schule Filmprojekt verbinde ich die Hoffnung auf den Beginn eines Dialoges innerhalb und zwischen Schulen, Eltern und Pädagogen. Unser Beispiel vom Vorlesenachmittag zeigt, dass auch Schulen und lernende Unternehmen einiges voneinander lernen können. Zum Beispiel durch einen Austausch zu Fragen wie:

  • Wie können sich Mitarbeiter_innen und Kolleg_innen in einem vorgegebenen Rahmen selbst organisieren?
  • Wie lässt sich ein Umfeld schaffen, in dem Selbstorganisation und intrinsische Motivation gedeihen können?
  • Wie können wir Eigenverantwortung stärken und Menschen ermutigen die richtigen Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen?

 

Aktuelle regulatorische Änderungen mit Auswirkung auf das Compliance Management

Compliance als Teamplay (Photo by Mpho Mojapelo on Unsplash)

„Es dauert 20 Jahre, sich eine Reputation zu erwerben und 5 Minuten, sie zu verlieren.“ Warren Buffet

Die Sensibilität für Compliance Themen ist in den meisten Unternehmen so hoch wie nie. Lt. einer aktuellen Compliance-Umfrage unter Geschäftsführern, Vorständen sowie Leitern und Mitarbeitern von Compliance- und Rechtsabteilungen verfügen bspw. mittlerweile 65% der deutschen Unternehmen über eine eigene Compliance-Abteilung und die Compliance-Kultur wird in 89% der Unternehmen vom Vorgesetzten vorgelebt. (An dieser Stelle wäre es  interessant zu erfahren, ob das auch in dieser Größenordnung in den Unternehmen wahrgenommen wird ;)).
Dennoch scheinen die Meldungen über rechtliche Verstöße von Unternehmen nicht abzureißen. Im Gegenteil. Immer neue Skandale erschüttern das Land und die Wirtschaft. Wirtschaftskriminalität wie der VW-Abgasskandal, Doping-Vergehen im Sport oder Missbrauch im Gesundheitswesen sind da nur einige Beispiele. Viele beschäftigen seit Jahren die Gerichte, führen zu bedeutenden Strafzahlungen, geschäftsschädigenden Reputationsverlusten und Kündigungen von sog. Whistleblowern. Wie die aktuellste, alle 2 Jahre durchgeführte KPMG-Studie zur Wirtschaftskriminalität in Deutschland zeigt, war seit 2015 jedes dritte Unternehmen von wirtschaftskriminellen Handlungen im eigenen Haus betroffen, bei den großen Unternehmen sogar fast 50% – eine ernüchternde Bilanz.
Daher sollten Unternehmen die Einrichtung, kontinuierliche Überprüfung und Anpassung von wirksamen Compliance-Strukturen und -Systemen sowie die Sensibilisierung für eine gelebte Compliance-Kultur weiter vorantreiben. Nähere Informationen über die Bedeutung und Entstehung von Compliance Management können Sie hier in unserem Blog nachlesen.

Was bedeuten diese 3 regulatorischen Änderungen für das Compliance Management?

Einige regulatorische Änderungen aus diesem und dem nächsten Jahr werden wegweisende Auswirkungen auf das Compliance Management in Unternehmen haben.

1. Änderung des Deutschen Corporate Governance Kodex

Im Frühjahr 2017 hat die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex verschiedene Änderungen an dem Kodex vorgenommen, der für alle börsennotierten Unternehmen gilt. Ziel ist es, die Transparenz zu erhöhen und den Kodex an internationale Best Practice anzupassen. U.a. wurde dem Kodex eine neue Regelung hinzugefügt, die es u.a. Mitarbeiter_innen ermöglichen muss, anonyme Hinweise auf Regelverstöße zu geben:
“Er (der Vorstand) soll für angemessene, an der Risikolage des Unternehmens ausgerichtete Maßnahmen (Compliance Management System) sorgen und deren Grundzüge offenlegen. Beschäftigten soll auf geeignete Weise die Möglichkeit eingeräumt werden, geschützt Hinweise auf Rechtsverstöße im Unternehmen zu geben; auch Dritten sollte diese Möglichkeit eingeräumt werden.” (Quelle: Deutscher Corporate Governance Kodex, Fassung vom 07.02.2017, Punkt 4.1.3.)
Diese Kodex-Änderung kann für betroffene Unternehmen Anlass sein, ihr Compliance Management kritisch zu überprüfen und ggfs. nachzubessern.

2. BGH-Urteil über die bußgeldmindernde Wirkung eines Compliance Management Systems

In einem Urteil vom 09.05.2017 weist der Bundesgerichtshof erstmals auf die Bedeutung eines Compliance Management Systems für die Bemessung von Bußgeldern hin. Zugrunde lag ein Fall, bei dem ein Mitarbeiter aufgrund eines Bestechungsdelikts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung beschuldigt und entsprechend verurteilt wurde. Gegen seinen Arbeitgeber, einen deutschen Lieferanten, wurde ein Bußgeld verhängt.  
Nach dem BGH-Urteil ist für die Bemessung der Geldbuße entscheidend, ob zum Zeitpunkt des Vergehens ein effektives Compliance Management System (CMS) zur Verhinderung von Rechtsverstößen im Unternehmen installiert war. Und nicht nur das: Das BGH erkennt zusätzlich als bußgeldmindernd an, wenn als Folge des Gerichtsverfahrens die bereits existierenden CMS-Regelungen optimiert und so gestaltet werden, dass ähnliche Normverletzungen zukünftig verhindert werden können.  
Der genaue Wortlaut des Urteils lautet wie folgt:
„Für die Bemessung der Geldbuße ist zudem von Bedeutung, inwieweit die Nebenbeteiligte ihrer Pflicht, Rechtsverletzungen aus der Sphäre des Unternehmens zu unterbinden, genügt und ein effizientes Compliance-Management installiert hat, das auf die Vermeidung von Rechtsverstößen ausgelegt sein muss […]. Dabei kann auch eine Rolle spielen, ob die Nebenbeteiligte in der Folge dieses Verfahrens entsprechende Regelungen optimiert und ihre betriebsinternen Abläufe so gestaltet hat, dass vergleichbare Normverletzungen künftig jedenfalls deutlich erschwert werden“. (BGH 1 StR 265/16, Rn. 118)

3. Die neue EU Datenschutz Grundverordnung

Am 25. Mai 2018 tritt die neue Datenschutz Grundverordnung (DSGVO) in Kraft, die einen einheitlichen Rechtsrahmen in allen EU-Staaten schaffen soll. Das bedeutet:

  • Der Anwendungsbereich der DSGVO gilt ab dann für alle Verarbeitungen, die personenbezogene Daten von EU-Bürgern betreffen, egal ob das Unternehmen, das diese verarbeitet, in der EU sitzt oder nicht.
  • Der Bußgeldrahmen bei Verstößen wird drastisch erhöht: auf bis zu 20 Millionen oder 4% des weltweiten Jahresumsatzes.

Darüber hinaus räumt die EU-DSGVO den betroffenen Personen mehr Rechte ein wie z.B. Informationsrechte, Recht auf Zugriff, Korrekturen und Vergessen personenbezogener Daten und das Recht auf Datenübertragung von einem auf einen anderen Anbieter.
Vor allem aufgrund der ab 2018 drohenden hohen Bußgelder wird der Datenschutz daher in Zukunft einen ähnlich gewichtigen Anteil für das Risikomanagement und die Compliance-Abteilungen haben wie Verstöße gegen Kartell-, Korruptions- oder Steuerrecht.

Compliance Management (Photo by Mark Duffel on Unsplash)
Photo byMark Duffel on Unsplash

Welche Erkenntnisse können Unternehmen aus diesen Neuregelungen ziehen?

Der Druck für Unternehmen, im Bereich Compliance zu handeln und sich vorbeugend noch besser gegen Regelverstöße abzusichern, steigt mit zunehmender Anzahl von Regularien. Auch wenn – oder gerade weil – im Gegensatz zu anderen Ländern in Deutschland noch kein einheitliches Compliance Gesetz existiert, das rechtlich Halt und Struktur gibt, ist vorbeugendes Agieren allemal besser als im Ernstfall nachträgliches Reagieren.  
Neben der zunehmenden Verantwortung für Compliance Manager wächst aber auch gleichzeitig die Chance, mit geeigneten Compliance Maßnahmen die Risiken weiter zu minimieren und selbst für den Fall eines Regelverstoßes finanziell ggfs. “mit einem blauen Auge” davon zu kommen.
Nicht zuletzt trägt ein auf die individuellen Risiken des Unternehmens ausgerichtetes Compliance Management System, das von möglichst vielen Mitarbeitern im Unternehmen mitgetragen und -gelebt wird, zur Steigerung der Glaubwürdigkeit des Unternehmens gegenüber in- und ausländischen Geschäftspartnern bei und erhöht dessen Wettbewerbsfähigkeit. 

Webbasiertes Hinweisgebersystem bietet Unterstützung

Ein Compliance Management System besteht im besten Fall aus verschiedenen Bausteinen, die sich gegenseitig ergänzen und kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt werden müssen. Diese können von Compliance Richtlinien über interne Compliance Beauftragte und / oder einen anwaltlichen Ombudsmann bis hin zu einem digitalen Hinweisgebersystem reichen, über das Mitarbeiter Unregelmäßigkeiten melden können. Die Effektivität einer solchen Hinweisgeberplattform hängt dabei elementar davon ab, ob dem Hinweisgeber die vollständige Vertraulichkeit und Anonymität gewährleistet wird. Eine interne Hotline, die nur vom Firmentelefon aus erreichbar ist und damit die Telefonnummer des Hinweisgebers sichtbar macht, ist bspw. wenig hilfreich.
In einigen Ländern wie bspw. Frankreich sind Unternehmen ab einer bestimmten Größe bereits dazu verpflichtet, ein internes Whistleblowing-System zu installieren. In Deutschland dagegen sind webbasierte Hinweisgebersysteme bislang nur in einigen Branchen wie der Finanz- und Versicherungswirtschaft gesetzliche Pflicht. Aber auch ohne eine Vorgabe des Gesetzgebers ist die Implementierung einer Whistleblower-Plattform sinnvoll: zum einen aus den oben erwähnten strategischen Gründen, zum anderen um das persönliche Haftungsrisiko zu reduzieren, dem Unternehmer unterliegen. Außerdem sorgen technische Lösungen für Transparenz und Dokumentation – zwei wesentliche Bestandteile einer effektiven Compliance-Strategie.

Knochenmarkspende im Unternehmen – ein Erfahrungsbericht

DKMS Knochenmarkspende Screenshot

DKMS Knochenmarkspende Screenshot
Screenshot der DKMS Knochenmarkspende

Für mich ist dies einer der emotionalsten Blogbeiträge, die ich wohl jemals geschrieben habe: Auch wenn eine Knochenmarkspende meiner Mutter nicht mehr geholfen hätte – ihre Leukämie war schon zu weit fortgeschritten – bin ich unserem Kollegen Johannes unendlich dankbar. Dafür, dass er sich bei der DKMS hat registrieren lassen und dann tatsächlich als Spender in Frage kam und einem Patienten helfen konnte. Durch relativ seltene Gewebemerkmale wurde er schon bei der Registrierung etwas genauer typisiert und es war recht wahrscheinlich, dass er irgendwann als Spender in Frage kommen könnte. Ich habe Johannes ein paar Fragen gestellt, wie das ganze genau abgelaufen ist:

Alex: Wie war das, als klar war, dass Du tatsächlich als Spender in Frage kommst?

Johannes: In einem Kundentermin bekam ich einen unbekannten Anruf. Das ist erstmal nichts ungewöhnliches für mich. Als ich dann zurück rief hieß es, ich könnte als Spender in Frage kommen und würde ein Paket mit weiterem Typisierungsmaterial geschickt bekommen. Außerdem könne ich bereits kurzfristig einen Termin beim Hausarzt machen. Schon einen Tag später erhielt ich einen erneuten Anruf, in dem mir erklärt wurde, ich sei definitiv ein passender Spender ohne dass zusätzliche Blutuntersuchung nötig seien.

Dann ging alles recht schnell: Innerhalb einer Woche die genaue Voruntersuchung in Köln und zwei Wochen darauf die Entnahme – ebenfalls in Köln. Der Aufenthalt in der Klinik war auf 3 Tage angesetzt. Am ersten Tag. wurde eine letzte Blutuntersuchung gemacht. Den Nachmittag konnte ich frei gestalten und bin ins Kino gegangen.

Tags drauf wurde mittags die Entnahme aus dem Beckenkamm gemacht. Das dauerte keine Stunde. Nach der Narkose war ich noch etwas matschig. Am nächsten Morgen um 8:30 Uhr konnte ich schon wieder in den Zug nach Hause steigen.

Alex: Was ging Dir durch den Kopf als die Anfrage dann tatsächlich kam? Hattest Du Angst?

Johannes: Es ist wichtig zu Wissen, dass es Risiken gibt: Im Fall der Entnahme aus dem Beckenkamm sind es das allgemeine Narkoserisiko und ein Infektionsrisiko wie es bei jeder OP besteht. Die sind aber wirklich sehr gering.

Angst oder Sorgen hatte ich nicht. Die Information durch die DKMS und auch die Klinik war aus meiner Sicht sehr gut. Vielmehr habe ich mich gefreut, dass ich vielleicht jemandem helfen könnte. Aufregend war es auf jeden Fall.

Alex: Tat die Entnahme weh?

Johannes: Es war etwas unangenehm, aber hat eigentlich nie wirklich weh getan. Schmerztabletten habe ich keine gebraucht.

Die Beeinträchtigung nach der Entnahme lag in meinem Fall wirklich nur darin, dass ca. 2 bis 2,5 Wochen meine Kondition im Eimer war. Mein Körper musste ja das entnommene Knochenmark und Blut wieder aufbauen. Nach 3,5 Wochen konnte ich schon wieder 10 km Joggen.

Alex: Interessiert es Dich, wer Deine Spende erhalten hat und ob Du damit einem Menschen helfen konntest?

Johannes: Auf jeden Fall. Der bewegendste Moment bisher war ganz eindeutig als ich ca. zwei Wochen nach der Spende eine Karte von “meinem” Patienten erhalten habe.

Hier achtet die DKMS sehr gut auf Datenschutz sowohl von Spender als auch Empfänger. Eine Nachricht geht immer erst an die DKMS, die leitet an das Transplantationszentrum weiter und dann erst an den Patienten oder umgekehrt. Das hat viele Gründe:

Der Spender könnte sich bsw. zu sehr verpflichtet fühlen, wenn er den Patienten persönlich kennt und einer erneuten Spende zustimmen, auch wenn sein eigener Gesundheitszustand es möglicherweise nicht zulassen würde. Auch will man verhindern, dass Patienten durch Geschenke Einfluss auf Spender nehmen oder Spender eine Entnahme verweigern, wenn sie den Patienten kennen lernen.

Denn zum Beispiel komme ich für die nächsten 2 Jahre exklusiv für diesen einen Patienten in Frage, falls eine erneute Spende nötig werden würde. Wenn überhaupt wäre es diesem Fall aber vermutlich eine weniger aufwändige Spende die über Blutentnahme möglich ist.

Alex: Was denkst Du, könnte anderen Menschen erleichtern, sich ebenfalls als Knochenmarkspender_in zu registrieren und im Falles eines Matches auch zu spenden?

Johannes: Da fällt mir gerade gar nichts ein. Wie gesagt, die Aufklärung durch die DKMS war sehr gut und professionell.

Die Registrierung ist vollständig kostenlos. Es wird lediglich um eine Spende gebeten um die Kosten, die der DKMS anfallen, zu tragen. Das ist allerdings absolut freiwillig.

Was viele vielleicht nicht wissen: Ab dem Moment wo es um einen konkreten Patienten geht (also nicht die allgemeine Typisierung), werden alle Kosten durch die Krankenkasse dieses Patienten übernommen.

Meine Frau hat mich z.B. in der Klinik besucht und auch diese Reisekosten wurden übernommen. Es wäre sogar eine Übernachtung im Hotel möglich gewesen. Das haben wir allerdings nicht in Anspruch genommen. Wenn aber bsw. eine Kinderbetreuung für einen Spender anders nicht zu machen ist, wird so auch eine Lösung gefunden.

Was bedeutet die Knochenmarkspende eines Mitarbeiter fürs Unternehmen?

comspace unterstützte Johannes Knochenmarkspende mit entsprechendem Sonderurlaub. Den Arbeitsausfall können Unternehmen bei der Krankenkasse des Patienten einreichen oder gleich als Spende an die DKMS weiter geben. Im Anschluss fragten wir uns, ob wir wie andere Unternehmen eine gemeinsame Typisierungs-Aktion durchführen sollten. Wir haben uns stattdessen für eine individuelle Lösung entschieden: Jede Mitarbeiter_in kann sich bei unserem Team People&Culture melden und sich bei der DKMS registrieren lassen. comspace übernimmt dabei die 35,-Euro der Typisierungs-Kosten als Spende.
Hintergrund ist, dass die Typisierung für die DKMS 35,- Euro kostet. Grundsätzlich muss die niemand zahlen, der sich typisieren lässt. Durch eine Übernahme der Kosten, kann die Organisation unterstützt und entlastet werden. Denn obwohl die Kosten mittlerweile von 600 DM auf 35 Euro gesunken sind, ist die DKMS für den weiteren Ausbau auf Spenden angewiesen.

Manchmal braucht es ja nur einen kleinen Anstoß, wie diesen Beitrag hier, damit andere sich entschließen können zu helfen. Und es ist ganz einfach:

Die DKMS hat in über 26 Jahren bereits über 7,5 Millionen potenzielle Stammzellspender weltweit registriert. Doch es werden laufend neue Spender benötigt, denn einen passenden Spender für einen Patienten zu finden ist nicht leicht. Zum Vergleich: Aus der riesigen Anzahl potenzieller Spender konnten bisher 65.000 tatsächliche Spenden vermittelt werden. Je mehr Menschen sich bei der DKMS registrieren, desto höher die Chance ein weiteres Leben zu retten.
Alle 15 Minuten wird bei einem Menschen in Deutschland die Diagnose Blutkrebs gestellt.
Der Anfang zum Helfen ist ganz leicht gemacht: Nach der Registrierung erhält man 3 Wattestäbchen und entnimmt sich damit selbst einen Abstrich aus dem Mund und schickt die Probe zurück zur DKMS. Ferner füllt man eine Einverständniserklärung aus. Das war’s erstmal schon. Sollte sich auf dieser Basis ein Patient finden, dem geholfen werden kann, folgen weitere Blutuntersuchungen. Stellt sich weiterhin eine Übereinstimmung heraus, kommt es zur Spende: In 82% aller Fälle geschieht die mittlerweile ambulant durch ein Blutwäsche ähnliches Verfahren, ähnlich dem Plasmaspenden. In 18% der Fälle wird Knochenmark aus dem Hüftknochen entnommen. Eine Prozedur, die zwar unter Vollnarkose durchgeführt wird, aber prinzipiell für den Spender harmlos ist.
Alle weiteren Informationen zur Vorgehensweise bei Knochenmarkspenden und direkter Unterstützung der DKMS gibt es hier.
Artikelbild: Screenshot der DKMS Homepage