pReview DMEXCO 2015 / 2016

comspace Messestand

Noch wenige Tage bis zur DMEXCO 2016

Dies ist ein Anlass für mich, einen Blick zurück auf die vergangene Messe zu werfen und zu schauen, wie sich die damaligen Themen weiter entwickelt haben. Für mich standen 2015 drei Kernthemen im Fokus – Mobile, Context Marketing und Sales & Conversion. Wir werden sehen ob die diesjährige DMEXCO unter dem Motto “digital is everything – not every thing is digital” das hält was sie verspricht, welche Themen sich weiterentwickelt haben oder welche schon längst überholt scheinen. Als kleinen Rückblick wurden ausgewählte Sessions der deutschen Digitalmesse zusammengefasst.

Schneller, höher, weiter – bald auch in deiner Stadt

Wie schon heute die Themen Mobile, Echtzeit und Customer Experience die Gewinner von morgen nachts ruhig schlafen lassen, erfährt man in dieser unterhaltsamen Runde. Marketingstrategen wie Daniel Rosen, Telefoncia, Robert Bridge, Yahoo, oder Patricia McDonald von isobar schildern ihre jeweilige Sicht auf Kundenbedürfnisse, Nutzerverhalten und die Rolle von Daten und relevanten Inhalten.

Investitionen in Strategien für Mobile und datengetriebenes Marketing zahlen sich künftig, mehr als je zuvor, aus. Mehr über Möglichkeiten, die Herausforderungen und die Chancen in den verschiedenen Branchen und Industrien diskutierte das mobile summit.

Das Ding mit dem Internet der Dinge – IoT

Mobile ist eine Sache – möglichst viele Alltagsgegenstände in ein Netzwerk einzubinden eine ganz andere Herausforderung. In diesem wirklich sehenswerten Panel wird der Frage nachgegangen, wie Gegenstände künftig 24/7 mit dem Internet verbunden sein werden. Neben der User Experience ist auch eine umfassende Sicherheit künftig Kerngedanke bei den Produkten im Bereich IoT. Die vorgestellten Produkte reichen vom Smartmeter, über Schuhe mit Bewegungssensoren bis hin zur HoloLens. Das hebt “Mobile” auf ein ganz neues Level – die mixed reality. Wenn man sich dann den Gamifikation-Faktor von Pokemon go noch dazu denkt, können kommende Entwicklungen ungeahnte Potenziale freisetzen. Anschaulich wird es im Vergleich zu den zahlreichen Fitness-Tracker und Apps. Über die Zielgruppe hinaus schafft es Pokemon Go Nutzer zu aktivieren und auf die Straße zu bekommen, was sämtliche Fitness Tracker nur bedingt schafften.

Auf wie vielen Hochzeiten muss ich tanzen?

Was haben Sie vor 10 Jahren gemacht, als Sie in einer Warteschlange standen” – Brian Bolan, VP Advertising bei Facebook, beschreibt damit treffend den Wandel der heutigen Mediennutzung. Das “Cross Everything Dilemma” bezeichnet die großen Herausforderungen, die der Wandel von Nutzergewohnheiten für Unternehmen mit sich bringt. Die essentiellen Faktoren um im Wandel bestehen zu können schildert Arnd Benninghoff am Beispiel der stark betroffenen  TV-Industrie. Neben dem Bedarf an einem Englisch-Kurs verdeutlicht Yann Gabay von NetBooster, wie Organisationsstrukturen sich anpassen müssen um den internationalen Anforderungen gerecht zu werden.

Ist das was du sagst wirklich wichtig?

Durch die hohe Verfügbarkeit von Informationen auf zahlreichen Plattformen steht jedes Unternehmen vor der Herausforderung (s)eine Geschichte zu erzählen – um sich so klar und auffällig zu positionieren. Denn mittlerweile hat ein Goldfisch eine höhere Konzentrationsspanne als der durchschnittliche Mensch und somit ist das Zeitfenster um wahrgenommen zu werden ziemlich begrenzt.

Durch Schaffung von Content-Strategien, Themenwelten und Collaboration mit den Kunden und Nutzern wird überhaupt erst ein Kontakt ermöglicht. Die herkömmlichen Geschäftsmodelle müssen überdacht werden, um aus diesem sporadischen Kontakt eine dauerhafte Kundenbeziehung zu formen. Mehr über disruptive Geschäftsmodelle und den selbsternannten, deutschen Steve Jobs gibt es hier.

Ihre Kunden wollen nicht Ihre Produkte kaufen!

Wie oben bereits geschrieben – es geht darum wahrgenommen zu werden und einen relevanten Dialog zu führen. Wie aber erreicht man dass mehr Gegenstände im Warenkorb liegen? Wie können Barrieren abgebaut werden und Probleme der Anwender gelöst werden? Alles dreht sich um Ergebnisse – doch vorher muss die richtige Problemstellung bekannt sein.

Darren Guarnaccia von Sitecore erläutert in zwei Praxisbeispielen dass Kunden nicht Ihre Produkte wollen – sondern dass sie Ergebnisse und Lösungen kaufen wollen.

Technik wird durch den Menschen begrenzt

Obwohl Facebooks Brian Boland eine inspirierende Keynote hält, sind menschliche Bedürfnisse in einem Kongressmarathon nicht auszuschließen… Man sollte nur das Mikro vorher abschalten 😉

Und was bringt die DMEXCO 2016?

Setzen sich die Trends aus 2015 fort und welche neuen Trends kommen in diesem Jahr hinzu? Wir werden uns vor Ort selbst ein Bild machen und berichten.

Comspace Messestand

Wir würden uns über einen Austausch mit Ihnen freuen, wenn Sie ebenfalls auf der Messe sind und Ihr Zeitplan noch nicht aus allen Nähten platzt. Sie finden unseren Stand bei unserem Partner e-Spirit in Halle 8, Stand A31.

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Fragmentierung mobiler Endgeräte macht Responsive Design immer wichtiger

Nein mit Fragmentierung meine ich nicht die verstreute Speicherung auf einem Datenträger, sondern die schier unendliche und damit immer problematischer werdende Vielfalt von mobilen Endgeräten und Darstellungsmöglichkeiten von Webseiten. OpenSignal hat vor einigen Tagen eine Studie veröffentlicht, die zeigt, wie heterogen insbesondere der Android-Gerätemarkt ist:

Fast 12.000 verschiedene Geräte-Modelle konnte das Unternehmen OpenSignal unter den Downloads seiner App OpenSignalMaps ausmachen bei einer Gesamtzahl von untersuchten Geräten von 682.000. Das ist im Vergleich zu 2012 fast eine Verdreifachung der Geräte-Diversität. 

Ganz genau hat Staircase 11868 Geräte Modelle ermittelt. Das ist schon ein Wort. Nimmt man sich jetzt noch die 9 üblichen Android-Betriebssysteme der Versionen 2.x und 4.x, dann kommen wir auf 4,6 Sextillionen (sprich: 11868 hoch 9 – Danke, Wolfram Alpha) Kombinationen. Zugegeben, diesen Grad der Fragmentierung werden wir nicht erreichen, aber eine Zahl mit 36 Nullen verdeutlicht recht gut die immer stärker wachsende Individualität des Webs.

Fragmentierung Android Geräte (c) OpenSignal
Fragmentierung Android Geräte (c) OpenSignal

Was bedeutet diese Fragmentierung für den Nutzer?

Grundsätzlich können Web-Einsteiger und Neu-Nutzer wie z.B. die stark wachsende Zielgruppe 55 Jahre und älter, die Benutzung des Web durch immer intuitiver zu bedienende Geräte erschließen. Auf Apple-Geräten derzeit noch deutlich einfacher: Beispielsweise lässt sich selbst auf einem iPhone der ersten Generation die Grundbedienung von iOS noch nachvollziehen und auf ein Gerät der neuesten Generation übertragen: Ein iPad verhält sich ähnlich wie ein iPhone und wie ein iPod. Auch wenn eine gewisse Fragmentierung unter iOS Geräten zu beobachten ist wie (AndroidMag hier erklärt) beziehen sich die Unterschiede zwischen Apples Geräten weniger auf übergeordnete System-Merkmale als auf bsw. die Funktionsweise der Kamera oder Einzel-Apps wie Passbook.

iOS vs Android Fragmentierung
iOS vs Android Fragmentierung

Schauen wir dann auf die Android Welt, sieht die Sache schon anders aus: Ein Gerät unter Android 2.x fühlt sich von der Bedienung für einen Anfänger anders an, als ein Gerät unter 4.x. Kommen dann noch die herstellerspezifischen Besonderheiten ggü. dem Standard-Android-System hinzu wie Samsungs KIES oder die Benutzeroberfläche von HTC Sense wird ein Umdenken zwischen den Geräten noch schwieriger.

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Marktmacht im Android-Segment von Samsung. 47,5% aller Geräte kommen vom koreanischen Hersteller. An 2. Stelle kommt Sony mit 6,5% gefolgt von Motorola mit 4,2% und HTC mit 3,9%. Bei den meistverkauften Gerätemodellen fällt die Verteilung noch deutlicher aus: Die Top-10 der Android-Bestseller besteht zu 9 Geräten aus Samsung-Produkten. Einzig das Google Nexus 4 (hergestellt von LG)

Daher sollte die Bedienung einer Webseite über die unterschiedlichen Systeme und Geräte so konsistent wie möglich bleiben, um Anwender nicht unnötig zu verwirren und die Benutzung von Webseiten nicht zusätzlich zu erschweren.

Die Probleme des Nutzers lassen sich auf die Darstellung von Webseiten übertragen

Ganz ähnlich verhält es sich bei der Darstellung von Webseiten auf mobilen Endgeräten: Unterschiedliche Betriebssystemversionen, Bildschirmgrößen, Bedienkonzepte und Browserfunktionen führen zu der Eingangs erwähnten Fragmentierung der digitalen Endgeräte.

In der guten alten „Gründerzeit des Internet“ gab zwischen 1995 und 1998 es die Browserkriege zwischen Netscape Navigator und Microsoft Internet Explorer (aktuelle Informationen zu den „Browserkriegen“ hat Henning Brune zusammengetragen). Und schon damals war es eine Herausforderung, eine Webseite technisch so auszuliefern, dass die Gestaltung in beiden Browsern möglichst gleich aussah.

Interessanterweise ist die Fragmentierung unter den Display-Größen noch am geringsten. Hier konzentrieren sich die die 70% der Androids, 74% der iOS-Geräte und nahezu 100% der Windows-Devices in einem Bildschirm-Größen-Segment von 3,5 bis 4,9″:

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Folie zu Displaygrößen aus einem Responsive Design Webinar bei eMarketer

Responsive Design oder mobile Ausgabekanäle?

In unseren Enterprise-CMS Projekten nutzen wir derzeit entweder Ausgabekanäle, die für bestimmte Merkmale mobiler Endgeräte optimiert sind (eine solche Lösung haben wir auf der diesjährigen CeBIT vorgestellt) oder wir setzen auf responsives Design, bei dem sich die angezeigte Webseite an Displaygrößen und Darstellungsmöglichkeiten automatisch anpasst. Zum Beispiel werden Inhalte statt in 3 Spalten nur in 1 Spalte angeordnet oder Menus in einer Auswahlbox zusammengefasst, um sie auf einem mobilen Gerät besser bedienen zu können. In einigen Fällen kann eine Mischform Sinn machen, bei der Inhalte der Standard-Seite gekürzt werden um nur Informationen darzustellen, die für die mobile Zielgruppe Sinn machen.

Beruhigend ist im Zusammenhang der fragmentierten Endgeräte-Landschaft, dass die Anpassung einer mobilen Webseite deutlich einfacher zu bewerkstelligen ist, als eine native App, da bei einer Migration letzterer deutlich mehr Einflussfaktoren bsw. durch die verwendete Harddware zum Tragen kommen.

Aber in Zukunft ist doch sicher eine Standardisierung zu erwarten?

Eher nicht. Ganz im Gegenteil. Es kommen ständig neue Geräteklassen hinzu. Denken Sie einmal an Google Glass und entsprechende Datenbrillen-Kopien, an Smartwatches oder vernetzte Entertainment-Systeme in modernen Autos. Und das sind nur die aktuell auf der Schwelle stehenden Geräte. In 3-5 Jahren werden daraus wiederum neue Anwendungsfelder und Innovationen entstanden sein.

Eine langfristige Lösung wird wohl eher darin liegen, Standards zu schaffen und diese über unterschiedliche Systeme und Geräte einzuhalten um Endnutzern ein möglichst gleichbleibendes und konsistentes Nutzungserlebnis zu bieten.