10 Erkenntnisse zur Digitalisierung von der re:publica 2017

Als wir unser gemeinsames comspace-Fazit zur re:publica 2017 zogen, kamen wir zu dem Schluss: Die re:publica wird immer stärker kommerzialisiert, hochspannende Themen-Hihglights werden seltener und das Niveau in den meisten Vorträgen ist nur im letzten Drittel wirklich spannend. Zuviele Speaker versuchen in den ersten zwei Dritteln, möglichst jedes einzelne Mitglied des Publikums auf den gleichen Kenntnisstand zu bekommen.

Eine Bahnfahrt mit intensivem Nachdenken und einige Nächte über 3 Tage voller Vorträge schlafen, haben dennoch zu folgenden Erkenntnissen über die Digitalisierung geführt, die die Reise absolut wert waren.

Hinweis:
Der Artikel ist sehr lang. Ich habe ihn so strukturiert, dass sich jede_r die Absätze heraus picken kann, die individuell interessant gefunden werden und die Themen zur Digitalisierung in den nächsten Wochen nach und nach vertieft werden können.

Viel Spaß und ich freue mich auf Feedback:

1. Das Gehirn und der Computer werden enger zusammen arbeiten

Miriam Meckels Vortrag über Interfaces, die den Computer direkt mit dem Gehirn verbinden, klangen nach purer Science Fiction. Aber die Autorin konnte die Technologie in einem Labor selbst ausprobieren. Über Elektroden auf dem Kopf werden Hirnströme gemessen, die entstehen, wenn sich die Probanden auf Buchstaben konzentrieren. Aktuell braucht man mehrere Sekunden pro Buchstaben, das System ist sehr fehleranfällig und wenn man aus der Konzentration gerissen wird, braucht man gut 10-15 Minuten, bis das Verfahren wieder funktioniert. Aber: Es funktioniert eben und seit der F8 Entwicklerkonferenz wissen wir: Auch Facebook arbeitet an einem Gehirn – Computer Interface mit dem in einigen Jahren 100 Wörter die Minute möglich sein sollen.

In Versuchen mit Ratten ist es Forschern gelungen, Informationen digital aus einem Ratten-Gehirn auszulesen und an ein anderes Gehirn zu schicken. Übrigens von einem Labor in den USA an eines in Brasilien.

Die philosophische Frage, die Meckel aufwarf war die der Identität: “Wer genau bin ich, wenn ich mich selbst beobachte und wenn neuronale Netze, die an mein Gehirn angeschlossen sind, mich beobachten?“

Science Fiction.

2. Virtual Reality steht noch ganz am Anfang

Die re:publica bot wieder eine große Zahl an Virtual Reality Demos, von großen Medienanstalten wie WDR und ZDF bis hin zu einzelnen Künstlern, die mit Gemälden eine ganze 3D-Welt geschaffen haben. Fazit: Virtuelle Realitäten werden jedes Jahr beeindruckender und hinterlassen, selbst wenn bei manchen Geräten das Bild für mich etwas unscharf bleibt, den Eindruck: Ich will die Brille gar nicht mehr absetzen.

Aber:

Neben Games, Kunstprojekten, wissenschaftlicher Dokumentation, historischen Rundgängen und beeindruckenden Medienprojekten vermisse ich immer noch die echten Geschäftsmodelle, wo die Wertschöpfung erst durch VR oder AR erzeugt wird.

Zu ähnlichen Schlüssen kommt auch dieses Panel, in dem über die Business Models von VR diskutiert wurde.

Die Technologie muss erst noch weiter verbreitet sein, um gezielt Produkte entwickeln zu können. Aktuell sind noch nicht genug VR Endgeräte im Markt, um von einem Massenmarkt sprechen zu können oder Devices wie die HTC Vive liegen ungenutzt in Agenturen und Marketing-Abteilungen. Interessante Erkenntnis zu VR-UX: Menschen schauen nicht nach oben oder unten, wenn der Blick nicht gezielt dorthin geführt wird. Das hat ein Frühstücksflocken-Hersteller mit seinem VR-Spot erfahren müssen, in dem der eigentliche Clou des Spots nur beim Hochschauen entdeckt werden konnte, und die meisten Kunden eben genau das nicht taten.

Nichtsdestotrotz sollte man sich auch als Unternehmen jetzt schon mit VR-Projekten beschäftigen und ein Gefühl für die Technologie bekommen. Nicht nur um potenzielle Geschäftsfelder frühzeitig zu erkennen, sondern auch um einschätzen zu können, was Systeme wie CMS, DAM und PIM leisten können müssen, wenn die zusätzlichen Kanäle und komplexen Daten für VR und AR hinzukommen.

Geschäftsmodelle sind jedenfalls nicht der virtuelle Messestand oder der Konfigurator in 360 Grad-Ansicht, die dienen allenfalls als Testprojekte zum Erfahrungen sammeln, werden aber vermutlich nicht direkt zur Wertschöpfung beitragen.

3. Science Fiction schafft Technologien, Ängste aber auch Akzeptanz

Einer der letzten und besten Vorträge, die ich auf der re:publica besucht habe, zog eine sehr weite Klammer um Technologie, Automatisierung und Digitalisierung: „My god, what if…!“ Von Katja Böhne, Leitung Marketing und Kommunikation der Frankfurter Buchmesse ist begeisterte Sci-Fi Leserin. Katja stellte im Schnelldurchlauf verschiedene Klassiker und Newcomer der Science Fiction vor und wie sie Technologien vorgedacht haben. Wie bsw. Kleidung, die Medien abspielen kann, Raumschiffe mit KI, die auch auf Menschen übertragbar sind oder auch eine frühe Vision von Internet und VR. Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Talk war:

Science Fiction ist aber nicht nur in der Lage Technologie und gesellschaftliche Veränderungen vorzudenken, sondern auch Zynismus und Mutlosigkeit in Utopie und Offenheit zu verwandeln.

Ein Ansatz, den ich in Vorträgen und Blogbeiträgen immer gerne selber über die Vision, die Star Trek vermittelt, wähle. Science Fiction versetzt uns in die Lage, Probleme und Chancen vorher zu sehen und Strategien zu entwickeln, wie wir mit ihnen umgehen können.

Dieser 20 Jahre alte Ausschnitt aus Star Trek VIII: Der erste Kontakt illustriert in 1 Minute, was ich meine:

4. Jede Form von sich wiederholenden Arbeitsschritten wird automatisiert werden.

Diese Aussage kombiniert wohl eine der wichtigsten Möglichkeiten der Digitalisierung mit dem größten Angstfaktor der Gesellschaft.

Das Buchen der Reise zur re:publica, inkl. Ticket, Bahnfahrt und Hotel ist weitestgehend automatisiert und konnte von verschiedenen Menschen hier bei comspace durchgeführt werden. Bei mir kamen Tickets und Bestätigungen im Postfach an und ich konnte losfahren. Früher hätten daran Reiseagenturen und viele Menschen bei den einzelnen Reise-Schnittstellen arbeiten müssen.

Gunter Dueck sprach in seinen Vorträgen bereits häufiger an, was irgendwann an Tätigkeiten übrig bleiben wird:

Aufgaben, die sich nur schwer oder sehr teuer automatisieren lassen. Dazu gehören bsw. Typische Handwerker-Aufgaben: Reparieren von Dächern, Abflussrohren, Fliesen von Badezimmern usw. Und Aufgaben, die so innovativ sind, dass sie vorher noch niemand gemacht hat.

Übrigens: In diese Kategorie fallen eben auch die Handwerker-Aufgaben. In einem Neubau ein Bad zu fliesen wird früher oder später insofern automatisiert sein, dass nicht mehr jede Fliese einzeln an die Wand gebracht wird, sondern in mehreren Quadratmetern auf einmal. Somit werden viele kleine Handgriffe zu einem großen zusammengefasst und die Gesamtaufgabe beschleunigt erledigt. Die Reinigung eines Abflusses in einem 200 Jahre alten Bauernhaus wird aber noch lange Zeit Know-how, Erfahrung und den innovativen Einsatz von Werkzeug durch einen fähigen Handwerker benötigen. Da spreche ich  aus Erfahrung.

Der Bau eines Hauses wiederum kann durch Roboter erledigt werden. Der Nachfolger dieses Hadrian 105 Roboters aus Australien, schafft mit 1000 Steinen pro Stunde soviel, wie ein sehr guter Maurer in 2 Tagen schafft:

5. Wie geht die Politik mit den immer schneller werdenden Veränderungen um?

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries brachte gleich zu Anfang ihrer Session die  Situation auf den Punkt: Ingenieure, die 20 Jahre an einem bestimmten mechanischen Teil gearbeitet, getüftelt und verbessert haben, tun sich schwer, plötzlich ganz neu zu denken und das Problem auf eine ganz neue Weise zu lösen. Und so fällt es auch der Politik nicht leicht, plötzlich alles Bewährte über den Haufen zu werfen und in ganz neuen Bahnen zu denken. In dem  Lösungsansatz, den die Wirtschaftsministerin auf der re:publica skizzierte, sieht sich die Politik als Bindeglied zwischen Menschen, die Probleme ganz neu denken und mit ihren Startups lösen und zwischen den etablierten Unternehmen, die mit diesen Lösungen ihr Geschäft innovativ und zukunftssicher machen können.

Die Zukunft für ein digitales Deutschland sieht Frau Zypries im Internet of Things und Industrie 4.0 „Die Amerikaner haben das Internet. Wir haben die Dinge.“ Hierfür stehen mittlerweile 12 Digital Hubs als thematische Ballungsgebiete in Deutschland fest. Allerdings sorgte die Auswahl der Gebiete für einige Kritik im Publikum, da sich die Hubs am westlichen und östlichen Rand Deutschlands befinden und die Mitte wie z.b. die Regionen Hannover oder Ostwestfalen auslassen.

Frau Zypries hat hier die Anregung einerseits mitgenommen und eine Publikumsmeldung wies noch auf die Digital-Eigeninitiative des Landes NRW hin, das eigene Hubs aufbaut. So auch in Bielefeld und Paderborn.

Arbeitsministerin Andrea Nahles hatte am nächsten Tag einen konkreten Gegenvorschlag zum oft geforderten bedingungslosen Grundeinkommen: Ein steuerfreies Startguthaben für erwerbstätige Gründer oder gemeinnützige Projekte. Mit einem Guthaben von 15.000 bis 20.000 Euro sollen Menschen die Möglichkeit bekommen, ein klar definiertes Projekt über maximal ein Jahr anzuschieben und eine Lebensgrundlage zu haben. Bemerkenswert fand ich die Ehrlichkeit auf die Nachfrage, inwieweit die Idee schon durchdiskutiert wurde: „Wenn ich mit dem Finanzminister über meine guten Ideen spreche, sind sie tot.“

Zudem ist sich Frau Nahles 100 prozentig sicher, dass es auch in 30 Jahren noch Lohnerwerb gegen Arbeit geben werde.

6. Die Realität der Digitalisierung sieht oft noch anders aus

Neben all den hervorragenden Beispielen auf den re:publica Bühnen kam in meinen Gesprächen zwischen den Vorträgen mit Berater-Kolleg_innen auch immer wieder ein ernüchternder Eindruck durch:

Es gibt noch eine Menge Unternehmen, die noch nicht soweit sind. Digitale Arbeit wird durch ungeschriebene Regeln á la “das haben wir schon immer so gemacht”, fehlenden Mut, verzwickte Hierarchien und die Hoheiten der IT-Abteilungen verhindert. Das scheinbar häufigste Einfallstor für Digitalisierung scheint mittlerweile (oder immer noch) das Thema Social Media zu sein.

Wo die Marketing-Erfolge des Wettbewerbs offensichtlich werden, gerät wohl so manches Unternehmen mittlerweile in Zugzwang, sucht nach Social Media Unterstützung und lässt sich ganz en passant auf mehr Digitalisierung ein.

Dieser Weg von hinten durch die kalte Küche hilft Unternehmen zumindest dabei Erfahrungen zu sammeln und eine Antwort auf die Frage zu erarbeiten: Wo sollen wir nur die Zeit hernehmen?

Denn Digitalisierung braucht Zeit, Menschen, die sie umsetzen und bedeutet Arbeit. Arbeit, die richtig eingesetzt effektiveres Arbeiten, mehr Produktivität und Innovation und vor allem mehr Interaktion zwischen den Menschen bedeutet.

7. So können wir Menschen helfen, digital zu denken

Es war ebenfalls Gunter Dueck, der in seinem Vortrag darauf hinwies: Die Digitale Transformation läuft bereits seit 30 Jahren!

Aus eigener Erfahrung kann ich immerhin 25 Jahre bestätigen.

Was sich verändert ist die Beschleunigung und die Breite der Bevölkerung, die durch Digitalisierung erreicht wird. Die Beschleunigung, die sich für mich völlig normal und oft viel zu langsam anfühlt, ist für viele Menschen bedrohlich.

Eine Form der Bewältigung dieser Angst sehe ich im Verständnis der zugrunde liegenden Prinzipien. Und hier kam ein wunderbarer Anstoß vom britischen Software Entwickler, Unternehmer und Autor Karl Beecher, dessen Vortrag hieß:

„Wir sollten unseren Kindern nicht das Programmieren beibringen, sondern das Denken!“

Was sich erstmal sehr generisch anhört, hatte Hand und Fuß. Und noch viel wichtiger:

Wenn ich einen Weg finde, Kindern etwas beizubringen, dann erreiche ich damit auch noch viele Erwachsene. Deswegen denke ich, Beechers Ansatz eignet sich hervorragend, um Menschen die Angst vor der Digitalisierung und Automatisierung durch Verständnis zu nehmen:

Computational Thinking heißt dieser Ansatz. Frei übersetzt: Denken in Algorithmen lernen. Das was Informatik-Student_innen bereits im ersten Semester lernen, meint: Es gibt hunderte Programmiersprachen, aber ein paar wenige Grundprinzipien liegen ihnen allen zu Grunde. Code ist nur das Endprodukt unseres Denkprozesses.

Beecher verglich dabei eine Programmiersprache zu lernen weitestgehend mit Noten lernen. Nur weil ich die Sprache der Musik lerne, kann ich noch nicht automatisch Musik damit machen.

Die Definition für Computational Thinking, die Beecher anbot lautet: Ein Ansatz zur Lösung von Problemen, der Kern-Ideen aus der Computer-Wissenschaft verwendet und mit ihnen Lösungen baut, die ein Computer ausführen kann. Die verwendeten Kern-Ideen sind:

  • Logik und Algorithmen
  • Probleme in sinnvolle Einzelteile zerlegen
  • Wiederkehrende Muster erkennen
  • Generalisieren und Abstrahieren
  • Lösungen bewerten   

Beechers Ansatz ist es, Kindern beizubringen, wie Computer denken und diese Art der Problemlösung auch auf den Alltag übertragen zu können. Er hält diese Herangehensweise für besser, als “Programmierarbeiter an den Fließbändern der großen Softwarekonzerne zu schaffen.”

Hier hat Karl Beecher seinen Talk noch einmal selber zusammen gefasst und aufgeschrieben.

Meiner Meinung nach eignet sich seine Methode des Computational Thinking nicht nur für Kinder, sondern für jeden Nicht-IT-Menschen, besseren Zugang zu den Mechanismen im Hintergrund der Digitalisierung zu bekommen.

8. Was können Unternehmen, ihre Mitarbeiter_innen und Führungskräfte tun?

Tag 2 haben wir größtenteils auf Bühne 3 verbracht. Hier fand das HRFestival von IBM statt und wegen chronischer Saalüberfüllung bin ich gut 2 1/2 Stunden nicht mehr von meinem Platz aufgestanden. Immerhin saß unsere Kollegin Hanna Drabon auf dem Panel zur These „Ich bin motiviert, wenn ich ICH sein darf!“.

Neben Einblicken in die Digitalisierungs-Strategien der Deutschen Bahn, Deutsche Post DHL oder KPMG gaben in einem Panel u.a. Harald Schirmer von der Continental AG und Sascha Pallenberg von Daimler Einblicke in digitales Arbeiten in Konzernen mit mehreren hunderttausend Mitarbeitern. Sascha beschrieb die Haltung von Digital-Arbeitern (mit der ich mich auch sehr gut identifizieren kann) so:

„Ihr müsst mir schon vertrauen, dass ich arbeite. Und wenn ich sonntags morgens um 4 Uhr ne Idee habe, dann stehe auf und setze die um.“

Harald Schirmer geht da noch einen Schritt weiter und gibt sein Know-How zu digitaler Führung und vielen weiteren Themen auf seinem Blog weiter. Aktuellstes Beispiel: So können Führungskräfte in (Enterprise) Social Media Feedback geben.

Das war auch ein Diskussionsergebnis des Berliner Digital Workplace Meetup, mit dem der zweite re:publica Tag für uns zu Ende ging:

Führung – ob digital oder persönlich, hat damit zu tun, sich aufeinander einzulassen. Gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und Wissen nicht nur auszutauschen, sondern auch schwieriges Wissen mit seinen Mitarbeitern zu diskutieren. So beschrieb Siegfried Lautenbacher eine wirtschaftlich schwierige Situation seines Unternehmens, die er offen mit der Belegschaft besprach. Die offene Umgangsweise hatte zur Folge, dass Mitarbeiter auf einen Teil ihres Gehalts verzichteten,  um das Unternehmen vor größeren Schwierigkeiten zu bewahren.

Sabine Kluge von Siemens schlug vor, dass es für Führungskräfte auch einen Weg zurück geben sollte, um gewisse Aufgaben und Verantwortungen wieder abgeben zu können. Führung sollte nicht als Statussymbol verstanden werden, an dem man sich festklammert.

Ganz ähnlich sah das auch Harald Schirmer von Continental AG, der es für elementar hält, sich als Führungskraft darüber klar zu sein, was man gut kann und was nicht. Konsequenz ist dann, die Aufgaben, die man nicht gut kann an andere abzugeben und „gemeinsam auf eine Lernreise zu gehen.“

Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp von der Deutschen Bahn, bewertete diese Transparenz aus ihrer Erfahrung als Ärztin so, dass manche Menschen nur schwer mit der Wahrheit umgehen können. Hier ergab sich die Fragen inwiefern Führungskräfte also Informationen zurückhalten  oder ihre Mitarbeiter_innen dazu befähigen sollten, auch mit schwierigen Informationen umzugehen und zu Lösungen beizutragen. Herr Schirmer führte an: Transparenz bedeutet sich zu respektieren. Bei Continental wird maximale Transparenz gelebt und im Gegenzug steigt das Vertrauen der Mitarbeiter_innen.

John Stepper saß als Repräsentant seiner „Working out Loud“ Methode im Publikum. Die deutsche Seite definiert WoL als „transparente, offene Zusammenarbeit im Netzwerk und Schlüsselqualifikation in einer vernetzten Arbeitswelt.“ Die Methode wird bereits erfolgreich auch in Deutschland eingesetzt (u.a. von Audi, BMW, Bosch, Continental, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Telekom und Siemens). Sie funktioniert in 12 Schritten über 12 Wochen und das Arbeitsmaterial kann hier kostenlos herunter geladen werden. Was Working out Loud genau ist, erklärt John in diesem TEDx Talk:

Es gibt kein richtiges Ausstrecken in der falschen Badewanne lautet die Zusammenfassung des Panel-Teilnehmers Siegfried Lautenbacher auf seinem Corporate Blog.

Der Verlauf des Meetups in Tweets lässt sich in diesem Storify nachlesen und hier in der Aufzeichnung des Facebook Live Videos ab Minute 26:30.

9. Familienfreundlichkeit und Digitalisierung gehen Hand in Hand

Eine interessante Erkenntnis, die ich durch Birgit Wintermann von der Bertelsmann Stiftung aus Familienfreundlichkeit: Vom Gedöns zum Digitalthema mitgenommen habe ist, dass nach ihren Studien in Unternehmen ein hoher Grad an Digitalisierung fast immer Hand in Hand geht mit hoher Familienfreundlichkeit. Denn an digitalen Arbeitsplätzen lässt sich in der Regel flexibler Arbeiten, so dass Familienfreundlichkeit überhaupt erst möglich wird. Im Detail verdeutlicht das dieser Artikel von Birgit Wintermann von 2015.

10. Wie reden wir im Netz – und auf welcher Grundlage?

Zum Abschluss noch zwei der wichtigsten Beiträge der re:publica 2017, die aufeinander aufbauen. Die re:publica war schon immer auch eine politische Veranstaltung mit gesellschaftlicher Verantwortung. So nutzte Sascha Lobo seine Prime-Time Redezeit zur Lage der Nation am Montagabend für den Rückblick auf sein eigenes Experiment:

Im vergangenen Jahr diskutierte und debattierte Sascha mit über 100 Menschen im Web und im persönlichen Gespräch über die Motivation hinter rechtsextremen Äußerungen. Das Ergebnis ist einerseits eine Dokumentation mit dem Titel Manipuliert auf ZDF Neo am 18.5.  und andererseits einige ganz praktisch umsetzbare Schritte für Diskussionen (hier ein interessantes Projekt von ZEIT online dazu – Deutschland spricht). Warum ich diese Schritte hier so ausdrücklich erwähne? Weil ich sie auch im Zusammenhang mit Digitalisierungs-Ängsten für eine gute Leitlinie halte:

  • höflich bleiben
  • partiell loben
  • Fakten erklären
  • Empathie schüren
  • gegen zukünftige Ängste impfen

 

Als Ergänzung zu diesen 5 Fastschonselbstverständlichkeiten möchte ich noch den Vortrag von der Expertin für Datenvisualisierung Lisa Charlotte Rost anführen, die innerhalb von 25 Minuten ein praktisches Framework gezeigt hat, um Daten zu verstehen und mit ihnen Menschen zu überzeugen. Hier im Schnelldurchlauf:

Screenshot aus Vortrag Data Vis von Lisa Charlotte Rost
Screenshot aus Vortrag Data Vis von Lisa Charlotte Rost

Und hier der gesamte Vortrag:

Geschafft! Das Fazit:

Nach 2800 Wörtern und mehreren Stunden Videomaterial ist das Ende dieses Rückblicks auf 3 Tage re:publica 2017 erreicht 🙂

Auch für mich wird dieser Artikel für die nächsten Wochen immer wieder ein Anlaufpunkt sein, um das Gehörte zu vertiefen und weiterzuentwickeln.

Wie eingangs bereits erwähnt, ist das hier vor allem mein Fokus auf das Thema Digitalisierung, die ich aus Berlin mitgebracht habe.

Viele weitere Themen wie Kommunikation, Politik, Startup, Wirtschaft und Makers, Zukunft der Arbeit und all die kulturellen Talks habe ich hier noch außen vor gelassen.

Ich empfehle einfach mal den YouTube Channel der re:publica zu beobachten, hier kommen täglich neue Aufzeichnungen der Vorträge hinzu.

Artikelbild: re:publica flickr  Attribution-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)

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