„Ich hab Dich mal eben geklout„ ist momentan eine beliebte Nachricht, die sich Social Web Nutzer schicken, um darauf hinzuweisen, dass man jemandem ein +K vergeben hat. Ein +K ist eine Bestätigung, eine Punktevergabe die demonstriert, dass ein Nutzer in einem definierten Thema besonderen Web-Einfluss hat. Klout misst Reichweite, Einfluss, Anzahl von Kontakten, wer sich mit wem zuletzt ausgetauscht – also beeinflusst – hat aus unterschiedlichen Social Networks und erechnet daraus für jeden Social Web Nutzer einen persönlichen Score (übrigens ohne den entsprechenden Nutzer vorher um Erlaubnis zu bitten, doch mehr dazu weiter unten).
In der Modebranche könnte ein hoher Klout-Wert bald vergleichbar oder sogar wertvoller sein als der gute, alte Promistatus, wie die ZEIT im März berichtete. Statt Stars sitzen dann bei den Designern Social Media Nutzer in der ersten Reihe. Stars werden zwar von den herumlaufenden Pressefotografen geknipst und machen damit ein Modelabel kurzfrisitg bekannt. Die nach möglichst hohem Klout-Score ausgewählten Web-Leute sorgen dagegen durch ihre eigene Reichweite für Aufmerksamkeit und Verbreitung.
Kann man Social Web Einfluss als einen Wert darstellen?
Sowohl Klout als auch seine Wettbewerber Peerindex und Kred geben sich eher bedeckt, was die Berechnung der Scores angeht. Was also genau „gemessen“ wird, ist gar nicht klar. Web-Guru Brian Solis sagt deswegen auch, es wird mehr das Potenzial zur Einflussnahme analysiert als tatsächlicher Einfluss.
Viel mehr sollte man sich folgende Frage aus Soli’s Artikel stellen: In welchem Zusammenhang ist Einfluss und Reichweite von Social Media Nutzern für mein Unternehmen von Wert?
Wenn diese Frage beantwortet ist, fällt es deutlich einfacher, Dienste wie Klout zu nutzen, um detailliertere Einordnungen von Social Web Nutzern vorzunehmen:
- Auf welchen Plattformen sind sie aktiv und mit welcher Nutzungsintensität?
- Sind die Zielgruppen, die von den Influencern erreicht werden, auch für uns interessant?
- Schaffen sie eigene Inhalte oder verbreiten sie eher vorhandene Inhalte? usw.
- Welche unserer Inhalte nutzen sowohl den Influencern, als auch deren Publikum und Zielgruppe?
- Können wir unsere Ziele durch Ansprache einflussreicher Nutzer besser erreichen?
Die Nutzung von Diensten wie Klout in Deutschland
Was Dienste angeht, die Nutzerdaten auswerten, analysieren, kombinieren und in neuen Kontexten darstellen, müssen wir in Deutschland natürlich immer mit dem großen Spielverderber „Datenschutz“rechnen. Insbesondere, weil Klout die o.g. Daten nicht erst sammelt, wenn der Nutzer es Klout ausdrücklich erlaubt – die Daten werden dauerhaft erhoben und den bei Klout bereits angemeldeten Kontakten präsentiert: „Ihr Kontakt XYZ ist noch nicht bei Klout. Sein Klout-Score beträgt XX – möchten Sie Ihren Kontakt zu Klout einladen?“.
Die Kollegen bei t3n haben Klout daher einmal durchaus kritisch beleuchtet und sich die Frage gestellt, ob Klout eventuell sogar illegal in der EU ist.
Meine persönliche Meinung ist, dass Dienste dieser Art durchaus eine Hilfe sein können, neben den bekannten und „üblichen Verdächtigen“ im Netz, die sich mit bestimmten Themen beschäftigen, neue Ansprechpartner zu finden. Allerdings immer nur als grobe Anhaltspunkte. Auch im Social Web gilt:
Nichts geht über persönliche Kontakte, die eine Verlängerung ins Web haben.
In den USA gab es bereits einen Bewerber, der von einem potentiellen Arbeitgeber abgewiesen wurde mit der Begründung, sein Klout-Score sei zu gering. Das kommt mir doch sehr skurril vor. Es ist sicherlich spannend, die weitere Entwicklung von Klout zu beobachten.
Hier noch ein aktueller Link zu dem Thema: http://www.sueddeutsche.de/digital/klout-peerindex-und-co-schufa-fuer-den-ruf-im-netz-1.1343063