Die Woche im Web

Was uns im Web diese Woche auf- oder vor die Füße gefallen ist. Eine kleine Leseliste zum Wochenende:

Netzwertig befürchtet, Facebook will mit seiner „Abonnieren „Funktion und durch den Einsatz von Promis Twitter verdrängen. Muss man mal im Auge behalten. Im Moment denke ich eher, das Facebook sich mit solchen Features etwas verwässert. Freunde, Abos, Pages, Gruppen… Irgendwann blickt keiner mehr durch. Und da Facebook auch nicht grade offen für Drittanbieter Tools ist, kann ich den Newsstrom nicht mal kanalisieren. Das ist mir bei Twitter durchaus möglich mit Anwendungen wie Seesmic, TweetDeck, Hootsuite usw.

Und nochmal Facebook…

Die Chroniken / Timelines kommen für Fanages – und damit für Unternehmen
Letztes Jahr zum 1.April hat Renault sich ja den kleinen Gag erlaubt, die Homepage www.renault.de auf die neue Facebook-Fanpage umzuleiten. Um den Aprilscherz komplett zu machen, haben sie behauptet, die Facebook-Page wäre ab sofort die einzige Renault Homepage. Damals eine witzige und aufmerksamkeitsstarke Aktion, mit der direkt zum Start ordentlich Buzz – und damit auch Fans auf die Seite gebracht wurden. Mit den neuen Chronikseiten ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Interaktion mit Unternehmen weiter dorthin verlagert, wo sich die Kunden bereits aufhalten. Wir entwickeln uns vom Anbieter- zu einem Nachfrager-Markt.

Aber es gibt ja nicht nur Facebook und Twitter – da war ja auch noch Google+

Wenn Facebook zwei Einträge kriegt, dann verdient Google auch zwei. Searchmetrics haben die wichtigsten Ranking Faktoren für Google untersucht. ÜBERRASCHUNG: Social Media Einflüsse stehen ganz weit oben 🙂
Die Auswertungen der Studie sind verdammt interessant und geben sowohl Anregungen für die eine oder andere Sofortmaßnahme als auch für die langfristige Kommunikations- und Marketing-Planung.

Bald gibt es mehr mobile Endgeräte als Menschen

  • Laut einem SITECORE Blog ist eines der coolsten Module mit gleichzeitig wenigstem TamTam ever released worden
  • Die offiziellen SITECORE Docs dazu hier

In den OpenText Blogs finden sich ja nicht nur Infos zu Content Management auf der Meta-Ebene, sondern auch richtig guter Themen-Inhalt.

What motivates people at work ist so ein Artikel

Beim wirren in der Linksammlung gab es einen Link zum wunderbaren Posting von Web-Guru Seth Godin über Selbstlosigkeit und die Bereitschaft zum Teilen, die betrifft nicht nur das Teilen im Netz:

The irony, of course, is that selflessness (not selfishness, its opposite) is precisely the posture that leads to more success. The person with the confidence to support others and to share is repaid by getting more in return than his selfish counterpart.

 

Und um Ihnen ein bisschen Hunger aufs Kaffeetrinken am Sonntagnachmittag zu machen, hier noch ein wunderbarer Werbespot von Skoda Irland. YUMMY

Warum ist ein Blog ohne Kommentare erwähnenswert?

Das besondere beim Bloggen ist ja das Sich-Öffnen. Ob nun als Unternehmen oder als Einzelperson: Wer beginnt zu bloggen, der beginnt auch einen Dialog, denn die Kommentarfunktion ist normalerweise bei Blogsystemen automatisch eingeschaltet. Damit öffnet man sich dem Feedback, Gesprächen, Diskussionen und manchmal auch Kritik.

Aus diesem Grund gibt es einige Blogger, die ihre Kommentare komplett ausschalten und sich allenfalls per E-Mail erreichbar machen. Andere wiederum betrachten die Anzahl von Kommentaren als das pure KPI-Gold der Social Media.

Ich kenne Social Media Manager, die schauen bei jedem Blog zuerst auf die Anzahl der Kommentare, um den Erfolg des Blogs zu bewerten. Lassen Sie mich kurz erklären, warum das ein wenig kurz gesprungen ist:

  1. Manche Blogger schreiben so ausführliche Postings, dass Kommentatoren einfach nichts mehr hinzuzufügen oder zu fragen haben.
  2. Andere Blogger provozieren nicht gerne oder liefern perfekte Postings ab. Die Leser haben nichts zu meckern oder zu verbessern.
  3. Die Leser fühlen sich nicht dazu animiert zu kommentieren. Eine einfache Frage am Ende eines Postings kann schon den Unterschied machen.
  4. Das Posting wird zwar nicht kommentiert, aber weiter verteilt. Besonders bei humorvollen Beiträgen ist das oft der Fall.
  5. Die Interaktion spielt sich woanders im Social Web ab.

Diesen fünften Punkt möchte ich gerne etwas genauer beleuchten:
Auch wenn ich dieses Jahr mein 20-jähriges Online-Jubiläum feiere und seit 1992 immer im Web geschrieben habe – mit dem Bloggen im speziellen Sinn fing ich 2007 relativ spät an. Mit verantwortlich dafür war Robert Basic, auf dessen basicthinking.de ich damals mein (mittlerweile eigenständiges) Auto-Blog starten durfte. Robert ist, was das Bloggen angeht, ein echter Leuchtturm im deutschsprachigen Raum. Er beleuchtet das Web immer wieder aus neuen Blickrichtungen und schafft selber dabei immer wieder innovative Ansätze.

Sein neuestes Projekt buzzriders.com ist gestern gestartet. Ein Blog über Zukunftstechnologien.

Genau genommen nennt Robert es „dezentrales Publishen“ statt bloggen. Denn das besondere diesmal: Die Kommentare auf buzzriders sind nicht einfach ausgeschaltet. Sie sind ausgelagert in all die Kanäle, die das Social Web zu bieten hat und die die Leser nutzen:

  • Twitter als Verbreitungskanal mit kurzen Bewertungen
  • Facebook – Auf der privaten Facebook-Seite von Rob, sowie auf der Facebook-Fanpage von Buzzriders können Artikel kommentiert werden
  • Google plus – hier entstehen anscheinend momentan die detailliertesten Diskussionen
  • alles, wo im Web Gespräche zum Thema starten – Rivva, andere Blogs, neu hinzukommende Dienste

Ist das nicht mächtig viel Aufwand? Sicherlich. Aber es ist auch ein Dienst am Kunden bzw. Leser. Die Inhalte werden zum Leser und dorthin gebracht, wo er sich aufhält. Auf der eigentlichen Seite muss der Leser keine Daten ins Kommentarfeld eintragen, sondern kann sofort seine Meinung abgeben.

Ist es die Ideallösung? Ich denke, das muss die Zukunft zeigen. Ein interessanter Test allemal. Meiner Meinung nach sollten Leser  noch die Möglichkeit haben, auf einer Seite direkt zu antworten, sonst werden zuviele potentielle Interaktionen ausgeschlossen. Eine verstärkte Einbindung anderer Web-Dienste halte ich aber für absolut sinnvoll und sogar notwendig. Idealerweiser werden die Unterhaltungen aus den einzelnen Diensten sogar in einem Update-Artikel zusammengeführt, so interessante Ergänzungen gekommen sind.

Bei mir hängt der Kanal, auf dem ich kommentiere, von zwei Faktoren ab: Wo bin ich auf den Content aufmerksam geworden und wo bringt mir persönlich ein Kommentar mehr. Kleinigkeiten, die ich auf Diensten wie Facebook entdecke, kommentiere ich meistens auch dort. Einen Artikel auf einem großen und Reichweiten starken Blog kommentiere ich meist direkt im Blog, wo die Diskussion „ans Eingemachte“ geht und vielleicht sogar einige Leser mal auf mein Blog schauen. Wird mein Kommentar zu umfangreich und komplex, nutze ich mein eigenes Blog, um in einem Artikel meine Gedanken oder Meinung zu veröffentlichen. Durch die Trackback-Funktion in Blogsystemen landet meine Antwort im Normalfall unter dem Initial-Artikel.

Wie sieht es mit Ihnen aus? Kommentieren Sie eher direkt in einem Blog oder eher auf Facebook oder Google+ und wovon machen Sie Ihre Entscheidung abhängig?

Online Stammtisch OWL mit Mathias Richel von D64

Kennen Sie die typische Networking-Geste des gemeinen Ostwestfalen? Nun, er kommt an einen vollbesetzten Tisch, blickt in die Runde, sagt: „Ich mach dann mal so, ne?“ und klopft auf den Tisch. Das besondere an dieser Geste ist ihre universelle Einsetzbarkeit: Zur Begrüßung, zur Verabschiedung oder auch nur zur Ankündigung des kurzen Abstechers an die Theke.

Mittwoch fand die dritte Auflage des Online Stammtisch OWL mit über 120 Teilnehmern im Lenkwerk Bielefeld statt. Sinn der Veranstaltung? Netzwerken und austauschen. Früher fand sowas am frühen Nachmittag bei Mettbrötchen und restwarmem Kaffee in altehrwürdigen Handelskammerräumen statt. Die Zeiten ändern sich 🙂 Heute wird mal eben das Lenkwerk in Bielefeld geentert und zwischen Oldtimern geschnackt.

Als Anstoß spannender Gespräche über das Web und seine Auswirkungen auf unser aller Leben und Arbeiten hielt Mathias Richel vom D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt aus Berlin seinen Impulsvortrag „Warum das Netz eine Lobby braucht“ und kriegte trotz ausgefallenem Mikro die unterschiedlichsten Fragen in die Köpfe der Gäste:

Wie werden wir in Zukunft vernetzt durch das Web arbeiten? Was wird sich in unserem Zusammenleben ändern? Welche Chancen bieten Technologien wie Videokonferenzen und soziale Netze für Bildung und sogar unsere Demokratie?

In einem kurzen Gespräch mit Mathias vor seinem Talk zeigte er sich begeistert und überrascht, wie gut besucht der OSO war. Und noch überraschter darüber, dass die Gäste sogar bereit waren, für eine solche Veranstaltung Eintritt zu bezahlen. In Berlin als eines der europäischen Zentren der Web-Avantgarde finden Events dieser Art mittlerweile quasi täglich statt quartärlich statt und dementsprechend groß ist dort die Auswahl.

Eine noch höhere Frequenz von Veranstaltungen dieser Art hatte ich bisher nur in San Francisco erlebt.  Genauso wie bei der Eventdichte an sich legen die Amis aber auch nochmal bei der Gesprächsfrequenz eine Schippe drauf: Berlin ist in Sachen Locker- und Offenheit sicherlich schon eine  Steigerung zu Bielefeld. Im Silicon Valley und San Francisco haben mich Tempo und Leichtigkeit, mit der auf Parties innerhalb von 5 Minuten das eigene Projekt oder Start-Up ins Gespräch gebracht wird, wirklich völlig begeistert. Mit viel Spass und Professionalität klopfen die Gäste da gegenseitig ab, ob und wie man sich gegenseitig unterstützen kann. Und wenn es mal den gemeinsamen Nenner nicht geben sollte, empfiehlt man sich weitere Gesprächspartner, die interessant sein könnten und zieht nach kurzem Smalltalk weiter zum nächsten Schnack. Ganz unkompliziert. Bereits nach meiner ersten Networking-Party in der Bay Area hatte ich nach 2 Stunden mehr Visitenkarten in der Tasche, als nach manchem Messetag in .de.

Wer hätte gedacht, dass die Jungs vom Online Stammtisch eine solche Atmosphäre bei uns zu Hause schaffen könnten? Zugegeben, sie haben sich dafür eines verdammt cleveren Tricks bedient:

Speed-Networking

Vom Prinzip her greift die gleiche Mechanik wie beim Speed-Dating: Zwei Reihen sitzen sich gegenüber. Für 3 Minuten kann man sich mit der Person, die einem gerade gegenüber sitzt über aktuelle Projekte, den Arbeitgeber oder was auch immer unterhalten. Exakt bis zum Bimmeln der Glocke, die die abgelaufene Redezeit markiert. Dann noch eben Visitenkarten austauschen und schon rückt man einen Platz weiter zum nächsten Gesprächspartner. Leider habe ich beim OSO erst die letzte Runde mitmachen können, sonst hätte ich noch deutlich mehr interessante Menschen kennen gelernt. Von einer Verantwortlichen für neue Medien in DEM Bielefelder Traditionsunternehmen schlechthin, über einen Gründer des Paderborner Cloud-Start-Up maxcluster, eine IT-Sicherheits-Auditorin einer der angesehensten Wirschaftsprüfer und einen Kollegen von White-Label-Dating (hier kann man sich seine eigene Dating- bzw. Vernetzungsplattform aufbauen) war alles mit dabei.

Ein tolles Gespräch jagte das andere. Als Ergebnis werde ich mich demnächst ebenso in eine Bielefelder Kletterwand schwingen, wie Mitglied im Zentrum für digitalen Fortschritt werden. Außerdem habe ich viel über zukünftige Konzepte von Arbeit, Arbeitszeit und wie wir ihren Ergebniserfolg bemessen gelernt, ohne dass Menschen 8 Stunden an einem festen Ort sein müssen.

Auf dem Heimweg, den ich deutlich später als geplant antrat 😉 hatte ich einiges an guten Projektideen und spannenden Gedanken zu verarbeiten. Der OSO war ein voller Erfolg und hoffentlich gibt es solche exzellenten Veranstaltungen deutlich öfter bei uns in in Bielefeld.

Nu muss ich aber auch mal… Ich mach dann mal so, ne? *klopf* *klopf* *klopf*

Besten Dank an die Neue Westfälische für den tollen Bericht hier – mit 64 Fotos und natürlich an die Organisatoren Christian Voss, der den OSO in Bielefeld veranstaltet und René Kühn Initiator des Online Stammtisch Deutschland.

Wir freuen uns auf den nächsten OSO im Frühsommer.