Eine Frage der Dosierung – Warum wir 2032 so ganz anders leben und doch wieder nicht

Die Automatisierung unseres Lebens ist in vollem Gange: Smartphones reagieren aktuell auf Zeit und Ort, sprudeln digitale Erinnerungen hervor und kanalisieren unsere Kommunikation. Autos navigieren um Staus herum, tauschen sich mit ihren Artgenossen aus, um größere Katastrophen zu vermeiden. Und Häuser? Na gut, die sind in der Masse noch vergleichsweise dumm, aber auch das wird sich mittelfristig ändern. Im Vergleich zu 1992 ist das alles technisch grandios und man ist geneigt, sich zu fragen, wie man jemals ohne diese Technik leben konnte.

Nach vorne blickend, die Entwicklung ist ja keine lineare, stehen uns offensichtlich goldene, vollelektronische Zeiten bevor, in denen die Technik um uns herum wissen könnte, ob wir krank werden, ob ein Sturm die Fenster zu zerstören droht und ob wir batterieelektrisch ohne Rotlichtphase bis zum Arbeitsplatz kommen.

In der Realität scheitert das am zentralen Faktor, dem Menschen. Wir mögen Komfort, doch wir hassen es, kontrolliert zu werden. Lückenlose, digitale Überwachung macht uns berechtigterweise Angst. Das hat schon das Konzept eines Kühlschranks gezeigt, der selbsttätig Milch oder Jogurt nachbestellt, wenn diese zur Neige gehen. Wir mögen freie Fahrt, doch wollen diese mit dem Gas- oder Batteriefuß selbst bestimmen, statt wie in der Straßenbahn vor uns hinzurollen. Wir lieben digitale Downloads, weil sie unsere Konsumgelüste sofort befriedigen, wollen unsere wertvollen Fotos und andere Erinnerungen aber doch nicht „nur“ der Datenwolke anvertrauen, weil wir dann die Kontrolle über sie verlieren.

Was ist das Rezept für die Akzeptanz und Nutzung der vorhandenen Technologien?

Die richtige Dosis ist also gefragt, gefühlvolle Implementierung neuer Dienste und Techniken, die uns die Wahl lassen, doch Zwänge vermeiden. Alles, was oktroyiert wird oder wozu es keine Alternativen gibt, ist von vorneherein zum Scheitern verdammt. Darum leben wir mit hoher Wahrscheinlichkeit auch 2032 noch mit wunderschönen, analogen Büchern, die in friedlicher Koexistenz mit der zwanzigsten Generation des Kindle im Regal liegen. Unsere Häuser werden voller Sensoren sein, voll verteilter, digitaler Intelligenz und wir werden diese dulden, wenn sie uns nicht bevormundet. Fein, wenn ein Sensor ein Leck der Waschmaschine meldet, übel, wenn das Flurlicht nicht angeht, weil es vermeintlich draußen noch hell genug ist. Wenn wir die Heizung auf 25 Grad stellen wollen, dann muss das möglich sein; wenn die Kinder die Playstation 6 auf Volldampf haben laufen lassen, während sie draußen einen maroden Lederball treten, dann darf diese ruhig selbsttätig in den Ruhezustand gehen. Erlaubt ist, was gefällt und in diesen Grenzen werden sich die Entwicklungen bewegen, die wir akzeptieren und die somit Erfolg haben können.

Es ist das vieldiskutierte „Ambient Assisted Living“, das heute noch im Kontext immer älter werdender Menschen angeführt wird, das schon bald unser komplettes Leben bereichern könnte. Verteilte Intelligenz ohne Überwachung ist das Zauberwort für kommende Entwicklungen.

In diesem Sinne auf eine schöne Zukunft…

Über Frank Kreif:

Frank Kreif ist Geschäftsführer der plugged Media-Verlagsgruppe und damit Herausgeber und Chefredakteur der Titel pluggedmedia, smarthomes und trenddokument.
Die Magazine smarthomes und trenddokument können momentan als kostenlose ipad App heruntergeladen werden.

http://trenddokument.comhttp://www.smarthomes.de

Anke Lorge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Dieses Formular speichert Deinen Namen, Deine E-Mail-Adresse sowie den Inhalt, damit wir die Kommentare auf unserer Seite auswerten und anzeigen können. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung.