Das Jahr 2015 geht zu Ende und Bastian Wilkat ruft zum Blick in die Glaskugel. “New Work 2016 – Vom Hype zum Allag?” Wird New Work weiter aus der Nische kommen oder verkommt es vielleicht sogar schon zum Buzzword? Um es kurz zu machen: Ich finde das zu optimistisch. Nicht, dass ich es mir nicht wünschen würde! Aber von irgendeiner Art von Alltag ist die deutsche Unternehmenskultur meiner Meinung nach in Sachen “Neues Arbeiten” noch weit entfernt.
Warum New Work 2016 nur Gallier interessiert
Mein direktes Arbeitsumfeld empfinde ich als sehr “new workig”. Bei comspace gibt es dank unserer Unternehmenskultur und digitalisierter Arbeitsumgebung flexible Arbeitsmodelle, ein gelebtes Gemeinschaftsgefühl und Freiraum für Individualität. So weit, so gut. Aber: Wer einmal mit dem New Work-Gedanken angesteckt ist, schärft automatisch seine Wahrnehmung zu diesem Thema. Man besucht Barcamps und Konferenzen zum Thema Arbeiten 4.0, vernetzt sich mit Gleichgesinnten und liest entsprechende Blogs. So kann schnell der Eindruck entstehen, New Work und all seine Synonyme würden längst zum durchgekauten Begriff. Spricht man aber mit Leuten außerhalb dieser New Work-Wolke wird schnell klar, dass viele vermeintliche Buzzwords und die Konzepte dahinter totales Neuland sind. Man stößt auf ungläubige Blicke, irritierte Kommentare und im besten Fall auf kritische Fragen, die zu einer weiteren Diskussion über das Thema führen. Ähnlich hat es auch bereits Guido Bosbach in seinem Beitrag zu dieser Blogparade beschrieben:
Da gibt es zwar die kleine Gruppe unbeugsamer, die in ihrem virtuellen gallischen Dorf immer wieder darauf hinwiesen, dass wir mittendrin sind in einer globalen Veränderung von Arbeitsweisen, Arbeitsstrukturen und Arbeitszielsetzungen.
Auf andere HR-Themen übertragen hat übrigens Henner Knabenreich neulich beim XING Barcamp eine ganz ähnliche Erfahrung mit der Candidate Experience gemacht. New Work wird daher auch 2016 noch einen Exotenstatus haben und von Alltag weit entfernt sein.
»Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.« Mark Twain
Nun wäre es ein leichtes sich auf dieser ernüchternden These auszuruhen und alle New Work-Pioniere (zugegebenermaßen provokant) als Spinner abzutun. Warum wir das bei comspace nicht tun, liegt daran, dass wir vom New Work Gedanken überzeugt sind. Wir leben New Work und möchten den Gedanken einer Unternehmenskultur auf Augenhöhe weitertragen. Manchmal kommen wir dabei auch an unsere Grenzen, und zwar spätestens wenn es um unsere Systemgrenzen geht: in Kundenterminen, Vorstellungsgesprächen, öffentlichen Veranstaltungen. Dann merken wir, dass wir uns weiter oder sogar mehr anstrengen sollten, wenn wir dazu beitragen wollen, dass New Work irgendwann gelebter Unternehmensalltag in Deutschland wird.
Was können wir tun?
In unserer Wahrnehmung ist es so, dass es eigentlich fast niemanden gibt, der extern ist, also der nicht betroffen ist von dem was wir tun oder von dem was wir nicht tun. (Uwe Lübbermann, Premium Cola)
Wer als Unternehmen bereits intern den New Work-Gedanken lebt, kann den Kreis der Beteiligten erweitern, die in dieses Konzept einbezogen werden. D.h. wir können New Work vorleben, z.B. in dem wir die Nutzen der digitalen Zusammenarbeit auch verstärkt für Kunden oder Bewerber aufzeigen, z.B. ausgewählte Kundentermine oder Vorstellungsgespräche via Skype. Das spart Zeit, Kosten und natürliche Ressourcen.
Wie wir den New Work Gedanken weitertragen können:
- Das Projekt AUGENHÖHEwege unterstützen
- Austausch mitgestalten, z.B. bei Veranstaltungen wie dem nächsten Wevent zum Thema “New Work im Konzern”.
- In persönlichen Gesprächen oder auf Veranstaltungen Impulse liefern, für Irritation sorgen, positive Beispiele kommunizieren und den New Work-Gedanken Stück für Stück zu mehr Präsenz verhelfen.
New Worker müssen andere einbinden, coachen, motivieren, anstecken. (Alex Kahl, Digital Strategist bei comspace)
Längerfristig betrachtet bin ich der Überzeugung, dass “New Work” sich als Konzept von Unternehmenskultur, Zusammenarbeit und Begegnung auf Augenhöhe durchsetzen wird. Vielleicht nicht im Jahr 2016, aber sicher später. Vielleicht sogar schon im Jahr 2025; so wie viele von den Impulsgebern des Projekts “Arbeitsvisionen 2025” das vermuten. Denn dafür sprechen einige gute Gründe:
- Die demografische Entwicklung, die die strukturellen Machtverhältnisse zugunsten der Arbeitnehmer verschiebt. Wer nicht mit einer positiven Arbeitskultur punkten kann, wird im Zweifel der evolutionäre Verlierer auf dem Arbeitgebermarkt sein.
- Die Generation Y, die mit neuen Vorstellungen von (Zusammen-)Arbeit die Unternehmen füllt und gestaltet.
- Die Kraft des Menschlichen: In einer zunehmend komplexen und digitalisierten Welt werden sich Unternehmen dadurch unterscheiden, inwieweit sie menschliche Zusammenarbeit in den Fokus ihres Tuns rücken.
Weitere Beiträge zur Blogparade
Stefan Pfeiffer: Digitale Transformation, das Middle-Management und der Traum vom selbstständig handelnden Mitarbeiter.
Guido Bosbach: Warum in die Ferne schweifen, wenn die Zukunft… irgendwie doch nicht beginnt.