Culture eats Strategy for Breakfast – Oder warum Unternehmenskultur jetzt messbar gemacht wird

Peter Drucker bringt mit dieser Aussage auf den Punkt, was auch bei comspace mittlerweile feste Wurzeln geschlagen hat. Kein Wunder, denn die Bedeutung von Unternehmenskultur wächst stetig. Immer mehr Unternehmen fragen sich nicht mehr, ob Bewerber_innen sich für die Stelle eignen, sondern ob sie zu ihnen passen. Und auch  Bewerber_innen sehen laut der Candidate Experience Awards DACH Studie die Unternehmenskultur, direkt nach Informationen zu Produkten/Dienstleistungen des Unternehmens  als wichtigsten Personalmarketing Inhalt. Auch die Aussage “We hire people because of their skills and we fire them because of their personality“ von Jack Welch dürfte bald im Gegenteil wirken.

Nicht ohne Grund, denn langfristig sichert ein Cultural Fit den Erfolg eines Unternehmens. Aber warum? Das ist eigentlich ganz einfach. Mit einer positiven Unternehmenskultur grenzt man sich von anderen ab, sie stiftet Identität, eine Bindung der Mitarbeiter an die Organisation, sorgt für die Stabilität des Systems, Orientierung und für die Sozialisation neuer Kollegen. Das Resultat einer positiven Unternehmenskultur: Effiziente Kommunikation, geringer Kontrollaufwand und hohe Mitarbeitermotivation. Ebenfalls werden anhand der  “Messung” des Cultural Fit auch Übereinstimmungs- und mögliche Konfliktpunkte mit dem Team deutlich. Im Umkehrschluss kann die Beschäftigung mit der Unternehmenskultur auch zeigen, warum es in den Teams überhaupt zu Konflikten kommt.

Cultural Fit oder Complementary Fit?

Es muss sich nicht immer um die bekanntere Form des Cultural Fit, den Supplementary Fit handeln. Oft ist es wichtig und sogar nötig, dass eher ein Complementary Fit existiert, denn vor allem wenn es um Qualifikationen geht, ersetzen Ergänzungen das Gleich und Gleich. So gilt dann auch im Beruf, Gegensätze ziehen sich an. Auch wenn die Wertevorstellungen einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters von denen des Arbeitgebers abweichen, können sie trotzdem oder genau deswegen eine Bereicherung für das Unternehmen sein. Beispielsweise können Kreativität vs.  Strukturiertes Denken oder Tradition vs. Innovation vor allem in Bezug auf die Produktentwicklung oder Projekte Bipolaritäten darstellen, die sich auch gut ergänzen.
Auch einer Studie der Unternehmensberatung metaHR zufolge sei der 90%-plus-Match nicht immer zu empfehlen: Zur Förderung des kulturellen Wandels im Unternehmen sollte man auf eine mittlere Passung der Bewerber_innen setzen, dafür aber im Recruiting auf Personen abzielen, die diejenigen Werte teilen, welche für Ihr Unternehmen in der Zukunft wichtiger werden.

Vorteile eines guten Cultural Fit

Längst ist auch klar, dass agile Organisationen erfolgreicher sind – Sie profitieren von Innovationsgeschwindigkeit, Kundenfreundlichkeit, Preisführerschaft und von besseren Führungskräften. In Folge sind sie für Kunden attraktiver, die Fluktuation sinkt und die Zufriedenheit steigt. Vor allem die Individualität, die in heterogenen Teams zum Vorschein kommt, spielt hier eine zunehmende Rolle.
Auch im Punkt Life-Work-Balance spielt die Unternehmenskultur eine nicht ganz unwesentliche Rolle. So ist zunächst die Authentizität der Unternehmenskultur eine Frage der Unternehmenskommunikation, die nach innen und außen gerecht werden muss. Nur durch einen konstruktiven Wertedialog und eine Kultur der Klarheit können Unternehmen Gestaltungsoptionen und Freiräume anbieten; dadurch können beispielsweise individuelle Lebens-Arbeits-Modelle und der Einsatz jeden Mitarbeiters zu seiner Zufriedenheit und optimalen Leistungsfähigkeit gewährleistet werden – wenn man denn die Bedürfnisse der Mitarbeiter_innen kommuniziert.
Und so kann man sich denken, dass im Personalwesen als erste Anlaufstelle die Bedeutung kultureller Werte wächst. Nicht zuletzt werden unser Handeln, Denken und Fühlen durch kulturelle Werte bestimmt und somit in letzter Konsequenz auch unsere Arbeitswerte und Leistung im Arbeitsleben. Besonders wichtig sind für die Kultur der Mitarbeiter_innen Respekt und Wertschätzung als Aspekte der effizienten Gestaltung der Personalführung.
Nicht nur die Bewerber_innen profitieren, sondern auch die Unternehmen selber: Den Bewerber_innen wird die Möglichkeit einer besseren Einschätzung gegeben, ob sie zum Unternehmen passen, wodurch die Passgenauigkeit von Bewerbern erhöht wird.  Ebenfalls kann die organisationseigene kulturelle Weiterentwicklung über gezieltes Recruiting mitgesteuert werden. Denn bestimmte Kandidatenprofile mit spezifischen, in der Zukunft für den Arbeitgeber wichtiger werdenden kulturelle Facetten werden eher ausgewählt (sofern die fachliche Passung ebenso gegeben ist). Somit lässt sich dann auch nachvollziehen, inwiefern comspace bereits kulturell passende Bewerber_innen anzieht, beziehungsweise bei welchen Zielgruppen dies noch nicht der Fall ist, und schließlich kann dann gegebenenfalls an der Employer Brand Kommunikation gefeilt werden.

Heterogene Teams, die zusammen passen

Im Kontext des Complementary Fit stehen auch die agilen Organisationen: Warum wächst die Bedeutung von heterogenen Teams? Ganz simpel erklärt: Sie verarbeiten unbewusst viele verschiedene Eindrücke parallel. Das verbessert deutlich das Teamergebnis in seiner Qualität.
Der größte Teil des Verhaltens und Entscheidens wird vom unbewussten Teil der Persönlichkeit gesteuert. Und genau deshalb ist es so wichtig, in Cultural Fit Evaluierungen diesen unbewussten Teil, nämlich unsere Werte, genauer unter die Lupe zu nehmen.  Ein weiteres Argument dafür: Internet und Globalisierung bedingen vernetztes Denken, Kreativität und den Rückgang der Fachlichkeit zugunsten der Persönlichkeit – und das alles unbewusst.
Die Erwartungen und Bedürfnisse der Mitarbeiter_innen zu erkennen und zu erfüllen ist also zentrale Aufgabe der Personaler von heute. Dass das aber nur in der Theorie einfach klingt, ist wohl kein Geheimnis. Dennoch sollte diese Aufgabe in Angriff genommen werden, um die Unternehmenskultur zu einem Attraktivitäts- und Differenzierungsmerkmal zu machen und im Wettbewerb zu bestehen.

Werkzeuge, um die Kultur zu matchen

Ein erster Schritt kann bereits bei der Bewerberauswahl unternommen werden. Die Lösung lautet: Baue einen Kulturmatcher in deinen Bewerbungsprozess mit ein und gebe deinen Bewerber_innen eine valide Möglichkeit, selbstständig herauszufinden, wie gut sie mit deinem Unternehmen in kultureller Hinsicht matchen. Übrigens: Das beeinflusst auch positiv die Candidate Experience, wenn die Bewerber_innen mal nicht nur schlichte Bewerbungsformulare ausfüllen müssen, sondern zur Abwechslung mit der Unternehmenskultur auch ein weicher Faktor betrachtet wird.
Ich habe mir drei Tools angeschaut, diese auf allgemeine Produktinformationen, Einsatzmöglichkeiten und Items getestet und im organisations- und empirisch-psychologischen Rahmen analysiert. Dabei war es sehr interessant zu sehen, wie die verschiedenen Anbieter versuchen, Unternehmenskultur messbar zu machen. Viele werden das Ganze vermutlich kritisch sehen und sagen, dass das nicht geht. Einige werden vermuten, dass die Bewerber die Testergebnisse bewusst manipulieren könnten. Darja Gutnick, Psychologin, Migründerin und CEO des Berliner Start Up Bunch liefert ein entscheidendes Gegenargument: Bei dem Test auf den eigenen Management-Ebenen waren selbst diese sich nicht vollkommen einig über die Unternehmenskultur. Für externe Bewerber_innen sei es aus ihrer Sicht folglich schwer, sich besser auszukennen und so die Antworten zu manipulieren.
Trotzdem bleibt es schwer, mittels Online-Tools beziehungsweise Self-Assessments ein realistisch eingeschätztes Bild der Bewerber_innen und wahrheitsgemäßes Testergebnis zu bekommen. Das ist unter anderem auch dem Umstand geschuldet, dass die hinterlegten Konstrukte oftmals auch einen weiteren Interpretationsspielraum bieten. Aber zumindest für Vorstellungsgespräche stellen die Online-Tools eine gute Gesprächsgrundlage dar und die Persönlichkeit der Bewerber_innen wird ohnehin erst im persönlichen Gespräch oder an einem Probearbeitstag deutlich. Online-Tools zur Messung der Unternehmenskultur sollten also keinesfalls den Status Quo anzeigen oder noch viel schlimmer, dem Unternehmen anzeigen: Bewerber XY ist der geeignetste für dich.
Stattdessen sollten sie vor allem als Hilfe für die Bewerber_innen genutzt werden, sich hinsichtlich der Passung zum Unternehmen zu orientieren, mit der Möglichkeit zu wählen, ob das Unternehmen die Ergebnisse einsehen kann.

Screenshot metaHR
Screenshot metaHR

Diese 3 Tools habe ich mir angeschaut:

  • CompanyMatch (18 Priorisierungsfragen)
    + eindeutig und unkompliziert in der Bedienung
    + einfache Interpretation der Items, erweiterbar um eigene Fragen
    + Bewerberanonymität: Die Bewerber haben die Wahl, ob Sie das Ergebnis dem Unternehmen mitteilen
    – bisher keine Teamkulturen abbildbar
  • MetaHR-Cultural Fit Evalueator (14 Reihungsfragen, 24 Skalierungsfragen und 4 Polaritäten)
    + abwechslungsreich durch drei Testteile
    + neben Werten werden auch Riten abgefragt
    – bei Individualisierung des Fragebogens Validitätsgefährdungen 
  • Cyquest-Kulturmatcher (49 Items bipolar angeordnet mit 11-stufiger Antwortskala)
    + Anpassung an Unternehmen möglich
    + Kreativität durch Text- und Bildstimulus
    – komplexe Interpretation der Items

Natürlich hat jedes Tool seine Vor- und Nachteile. In meinem Gesamtergebnis liegt das niederländische Modell der Firma CompanyMatch allerdings ganz klar vorne. MetaHR deckt zwar viele wichtige Kategorien ab, die für die Unternehmenskultur wichtig sind, allerdings haben mich die Itemformulierungen von CompanyMatch mehr überzeugt. Zwar glänzt das Tool von Cyquest durch Kreativität hinsichtlich ergänzender Bildstimuli und einer sehr differenzierten Messung der Unternehmenskultur, allerdings hat mich dann doch das einfache, klare und verständliche Format von CompanyMatch überzeugt. Die Itemformulierungen sind ebenfalls noch direkter hinsichtlich des Arbeitsumfeldes formuliert (z.B. “Im Team ist meine Stärke…”), was meiner Meinung nach auch die Vorstellungskraft seitens des Bewerbers unterstützt. Das belegt auch die Abbrecherquote, die laut CompanyMatch unter 5 % liegt.

Cyquest Screenshot
Screenshot Cyquest

Ebenfalls werden Validitätsgefährdungen clever umgegangen, indem durch das geforderte Setzen einer Rangreihenfolge keine Tendenz zur Mitte entstehen kann und die soziale Erwünschtheit dadurch vermieden wird, dass die Schwierigkeit der Items mittel bleibt.  Zusätzlich ist man als Bewerber_in durch die kurze Bearbeitungszeit von fünf Minuten hier deutlich motivierter. Meiner Meinung nach reicht die Anzahl der Items (18 Fragen) vollkommen aus, um sich als Bewerber_in grob zu orientieren.
CompanyMatch Screenshot

Ein weiteres Plus von CompanyMatch: Neben der Kultur- und Wertemessung werden auch weitere nützliche Kategorien wie Umgang miteinander, Führungsstil, Wachstumsstrategie, Ambition und Markenstrategie gemessen. Für jedes Unternehmen ist der Test aber auch hinsichtlich der Fragen individuell anpassbar und erweiterbar. Überzeugend fand ich auch die Zwanglosigkeit des Tools. So können die Bewerber_innen sich aussuchen, ob das Unternehmen ihr Ergebnis sehen soll. Wer jetzt denkt, dann hat das Unternehmen ja nichts von CompanyMatch, liegt falsch: Unabhängig von einer direkten Bewerbung an ein Unternehmen können Bewerber_innen auch über die CompanyMatch Website den Fragebogen ausfüllen und bekommen passende Unternehmen angezeigt. So können sie dann auch auf Unternehmen stoßen, die ihnen vielleicht sogar noch unbekannt waren. Ein entscheidender Mehrwert also für die Unternehmen.
Comspace legt Wert darauf, den Cultural Fit durch persönliche Gespräche in Erfahrung zu bringen. Warum aber kann das Tool  für comspace trotzdem geeignet sein? Vor allem die Zielgruppe ist für die Beantwortung dieser Frage entscheidend. Laut CompanyMatch sind es nämlich vor allem Berufserfahrene, die das Tool verwenden. Und das ist auch überwiegend die Zielgruppe, die für comspace schwerer erreichbar ist. Insofern könnte das Tool in der Hinsicht helfen.
Keinesfalls sind die anderen Tools deshalb schlecht, im Gegenteil: Sie messen Unternehmenskultur sehr differenziert und wissenschaftlich fundiert. Wer danach sucht, wird hier sicher fündig. Auch bieten sie hinsichtlich der Employer Brand Kommunikation, Personalentwicklung und des Recruitings vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Vor allem große Unternehmen können von Kosten- und Zeitersparnis profitieren.

Mein persönliches Fazit

Unternehmenskultur wirklich valide messen, ist eine theoretische Vorstellung. Dennoch kann es den Bewerber_innen die Möglichkeit bieten, sich zu orientieren, wovon sie selbst und das Unternehmen profitieren. Neben der positiven Beeinflussung der Candidate Experience können Unternehmen weiterhin auch Schlüsse auf ihre Employer Brand Kommunikation ziehen.
Das Tool von CompanyMatch misst Werte und Kultur nur zum Teil, dafür aber zusätzlich sinnvolle Soft Skills und relevante Themen im Berufsalltag und bietet damit ein deutlich breiteres Spektrum an nützlichen Aspekten hinsichtlich des Bewerber-Fittings ab. Insofern ein kleines aber feines Tool, das für das Schaffen eines groben Überblicks sowohl für Bewerber_innen als auch Unternehmen vollkommen ausreicht. Dennoch, und das ist das Wichtige, nimmt das Tool dem Unternehmen nicht die  Entscheidung, sondern bietet eine weitere Entscheidungshilfe. Und das ist auch gut so, denn genau wie ein Lebenslauf oder ein Zeugnis nicht die Eignung der Bewerber_innen auf eine Stelle zu hundert Prozent widerspiegelt, kann das auch kein Online-Tool.
Artikelbild: Jeremy Bishop on Unsplash

Warum die Unternehmenskultur bei comspace Blüten treibt

Bei comspace ist das Thema Unternehmenskultur allgegenwärtig. Naja, fast. An allen Ecken und Enden begegnen dem neuen Mitarbeiter (so wie mir) neue Dinge, Aktionen, Ideen. Ein kleines Beispiel gefällig? Seit kurzem hängt im Eingang eine Dankstelle:

Das ist niedlich, spielerisch, aber erfüllt auch (s)einen Zweck. Immer wieder erfreuen wir uns an Dingen, die andere getan haben und viel zu selten bedanken wir uns. Nicht aus böser Absicht, sondern einfach weil wir dem Anderen vielleicht gerade nicht über den Weg laufen und dann ist der Gedanke wieder im Alltag verschwunden.
Über die Dankstelle können wir zwischendurch einfach mal ein “Danke” aufschreiben.

Danke für das nette Feedback gestern.
Danke für den Kaffee.
Danke für Deine Hilfe.

Danke für Alle(s)?

Die Dankeschöns sind öffentlich und für jeden sichtbar und das unterscheidet die kleinen PostIts von dem mündlichen Dankeschön. Es zeigt jedem Betrachter – ob nun Mitarbeiter oder Externer – dass wir mehr danken und zu verdanken haben als es uns (vielleicht) klar ist. Ich persönlich glaube, dass solche Dinge grundsätzlich die Einstellungen aller beeinflussen.
Nicht jeder Mitarbeiter will danken oder an “comspace in Bewegung” teilnehmen oder andere Angebote wahrnehmen, die der Unternehmenskultur entspringen. Und das ist auch gut so. Auch das ist Ausdruck der Freiheit, die sich comspace ein Stück weit auf die Fahnen geschrieben hat. Selbst diejenigen, die beim Thema Dankstelle dankend (sic!) abwinken, nehmen sie wahr – bewusst oder unbewusst.

Talent geben, Freude nehmen

Ein weiteres Ergebnis dieser Einstellung ist die Initiative „Spende Dein Talent“ von comspace. Mitarbeiter stellen auf einer Web-Plattform ihre Talente oder Neigungen vor und bieten Mini-Events an. Das können ganz offene Treffen sein, sie können aber auch Kurs-Charakter haben. Andere Mitarbeiter können sich über die Plattform anmelden.

Der Sinn: Anhand der Talent-Events bilden sich informelle Netzwerke zwischen den Menschen, die sonst vielleicht nie entstanden wären. Das fördert Austausch, Lernen und Empathie. Ein Versuch, Spende Dein Talent in einem Satz zu beschreiben: “ein digitaler Weg zu analogen Netzwerken in Unternehmen”.
Bei comspace werden diverse Aktivitäten über “Spende Dein Talent” koordiniert. Da ist die in vielen Unternehmen vorhandene Laufgruppe, aber auch Spieleabende, gemeinsames Waffeln backen, Meditation oder Fahrrad reparieren werden angeboten.
Aus der Agentur-internen Initiative ist mittlerweile ein eigenes Produkt gewachsen. Die Human Relations-Szene begrüßt “Spende Dein Talent” mit offenen Armen. 2016 gewann comspace für die Initiative den Personalmanagement Award und immer wieder landen Einladungen zu Vorträgen und Sessions im Briefkasten.

Graswurzel-Bewegung für den guten Zweck

Business Developement Managerin Hanna Drabon entwickelte die Idee 2015, als in Nepal die Erde bebte und Millionen Menschen in Not gerieten. Damals war “Spende dein Talent” noch mit einer monetären Spende verbunden. Die Teilnehmer der Mini-Events gaben nach Lust und Laune und völlig ohne Zwang eine kleine Summe, die dem großen gemeinsamen Ziel zu Gute kommen sollte.

Zerstörte Häuser in Kathmandu
Zerstörte Häuser in Kathmandu (Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Superikonoskop)

“Ich wollte einen Weg finden, um so nachhaltig wie möglich zu helfen. Gleichzeitig hatten wir uns bei comspace darüber Gedanken gemacht, wie wir die digitale Welt und unsere Werte (sowohl als Unternehmen als auch als Person) zusammenbringen können.“

Die Initiative und ihre Umsetzung als digitale Plattform war dann im Rückblick im Umfeld einer Digitalagentur einfach naheliegend. In Nepal wurden von dem Geld direkt vor Ort Schlafsäcke angeschafft.
An diesem Punkt hätte “Spende Dein Talent” auch wieder verschwinden können; ein einmalige Lösung für ein spezifisches Problem. Klappe zu, Affe tot. Den Beteiligten war aber klar, dass sie hier auf etwas Größeres gestoßen waren. Die Veränderungen in der Kommunikation, im (fachlichen) Austausch und in der Arbeit waren zu stark, um ignoriert zu werden.

Geld ist nicht alles

Im Laufe der Entwicklung ist das monetäre Spenden in den Hintergrund gerückt. “Wir haben mit der Zeit gemerkt, dass das Spenden von Geld nicht die Hauptsache war. Das Spenden des Talents und die neuen Vernetzungen, die dabei entstehen, waren das Entscheidende.”
„Spende Dein Talent“ ist gleichzeitig Methode, Plattform und kulturelles Statement. Dafür interessieren sich viele namhafte Unternehmen. Die Benteler International AG, die hmmh multimediahaus AG und mit Project A eins der größten Venture Capital-Unternehmen Deutschlands sind unter den ersten Unternehmen auf der Plattform.
Das Bewusstsein für das Glück des Mitarbeiters als Unternehmenswert ist mit Trends wie Feelgood-Management gestiegen. Zudem suchen immer mehr Unternehmen – gerade Großunternehmen – nach Wegen, wie sie an Attraktivität als Arbeitgeber gewinnen können.

Woher kommt der Antrieb, wenn nicht von innen?

Die Initiatoren Hanna Drabon und Tillmann Mißfeldt sind mittlerweile “Intrapreneure” und treiben die Verbreitung dieser Idee voran. “Spende Dein Talent” lässt die Stärken des Einzelnen zu Tage treten und die bilden den Nährboden für weitere Innovation. Bei comspace ist aus dem ursprünglichen Altruismus von Mitarbeitern und Chefs eine altruistische Innovation geworden, die viele positive Effekte auf das Unternehmen selbst hat. Daraus erwächst ein Produkt, das zudem Profite abwerfen kann (und wird). Eine schöne Geschichte, oder?

intrinsify.me-Meetup in Bielefeld

intrinsify meetup bielefeld

intrinsify meetup bielefeldLasst uns über Arbeit reden”, so könnte man dem Abend bei uns nachträglich ein Motto verpassen, wenn man denn möchte. Auch ohne Motto kamen wir gut aus und hatten viele interessante Gespräche beim intrinsify.me Meetup. Da wir Glück mit dem Wetter hatten, konnte unser Innenhof (den wir kürzlich in einer gemeinschaftlichen Anstrengung halbwegs auf Vordermann gebracht hatten – auch das ist in unseren Augen ein Teil von NewWork) als Session-Arena herhalten.
„intrinsify.me-Meetup in Bielefeld“ weiterlesen

Hüpfen, Liegen, Wedeln: Warum comspace in Bewegung ist

Sport bei comspaceSteife Schultern, angespannte Mienen, wippende Knie: Wer lange vor dem Rechner sitzt, der kennt das. Das Leben und Arbeiten im Büro fordert von uns Tribut, wenn wir nicht aufpassen. Wir müssen nicht mehr jagend und sammelnd über die Steppe huschen wie unsere Vorfahren. Wir leben nicht mehr am kalorischen Limit und haben nur noch den ästhetischen Bedarf für straffe Muskeln. Wir haben das evolutionäre Spiel gewonnen. Und was haben wir davon?

Bürokrankheiten.

Nicht mit uns. Dreimal in der Woche versammeln sich bei comspace nach der Mittagspause alle, die Lust und Zeit haben, in einem leeren Raum und folgen hüpfend, streckend, dehnend den Anweisungen von Mike.

Mike ist Entwickler und hat in einem früheren Leben mal Physiotherapeut gelernt. Irgendwann 2015 kam ihm die Idee, sein spezielles Skillset der Allgemeinheit anzubieten und den Alltag für 20 Minuten zu unterbrechen. Mike macht „comspace in Bewegung“, genau wie alle seine Teilnehmer, freiwillig. Die wöchentlichen Gesundheitstermine kommen aus eigenem Antrieb und nicht „von oben“ bestellt.

“Als das Thema “Feel Good Management” bei uns aufkam, wollte ich das Thema mit meiner Vorbildung als Physiotherapeut unterstützen. Mit kleinen Impulsen kann man viel erreichen. ‘comspace in Bewegung’ ist eine gute Sache, aber das Schönste ist das Erlebnis selbst. Es kommen Leute aus allen Abteilungen zusammen, lachen und machen Scherze bei den Übungen. Das macht einfach Spaß,” grinst Mike.

Für mich als brandneuen Mitarbeiter war „comspace in Bewegung“ ein Highlight unter vielen bemerkenswerten Dingen, die comspace anders macht.
Warum ich mitmache?

  • Weil es Spaß macht.
  • Weil es eine willkommene Unterbrechung des Arbeitstages ist.
  • Weil ich mal kurz den Kopf frei und Muskeln angespannt bekomme.
  • Weil ich einmal kurz den Kreislauf ankurbeln und danach frischer weiterarbeiten kann.
  • Weil ich mich dabei und danach gut fühle und es dennoch einfach ist.
  • Und natürlich weil es gut für mich ist.

Natürlich kann jeder Büroarbeiter unabhängig von seiner Arbeitsstelle etwas für sich selbst tun:

  • Auf seine Ernährung achten,
  • sich in seiner Freizeit ausreichend bewegen und
  • ausreichend schlafen

wären schon mal gute Schritte in die richtige Richtung. Aber über die persönliche Verantwortung hinweg gibt es auch viele gute Gründe dafür, dass „comspace in Bewegung“ für uns Mitarbeiter keine Freizeit ist, sondern freiwilliger Teil der Arbeit.

Im Leitbild von comspace stehen (unter anderem) die Worte „Miteinander“ und „Verantwortung“ und dementsprechend sind wir miteinander verantwortlich für unser aller und natürlich insbesondere unser eigenes Wohlergehen. Die Allgemeinheit ist für uns nicht die Zahl aller Arbeitnehmer, sondern auch der Arbeitgeber ist Teil der Allgemeinheit.

„comspace in Bewegung“ ist ein kleines Instrument, das einigen von uns Mitarbeitern hilft, unseren Job gut zu erledigen, selbstorganisiert und selbstmotiviert. Wir heben die Stimmung bei uns und in unserer Umgebung – zumindest fühlt es sich so an 😉
comspace Geschäftsführer Andreas Kämmer sieht das ähnlich:

Mitarbeiter sind keine Ressource wie ein Bleistift. Wir alle streben nach Glück und Wohlbefinden. Wenn wir gemeinsam einen Arbeitsplatz schaffen, wo wir nah an dieses Ziel kommen, dann ist das großartig. Ich glaube, dass es insbesondere kleine Angebote wie comspace in Bewegung sind, die uns da weiterbringen.“

Wie ist das bei Euch da draußen? Welche Kleinigkeiten werden bei Euch hochgeschätzt und gefördert? Welche nicht und hätten es verdient?

Unsere Veranstaltungsübersicht 2017 zu HR, New Work und Unternehmenskultur

Augenhoehe-Camp Mitorganisator Carsten Holtmann bei der Moderation

Wer sich die Veranstaltungen, Kongresse und Barcamps in diesem Jahr ansieht, die sich mit dem Thema HR, New Work oder Unternehmenskultur beschäftigen, hat gut zu tun. Man könnte sich quasi fast jeden Monat auf mehreren HR-Events tummeln.

Wir haben mal für euch (und uns selbst ;)) gesammelt und einen Überblick zu eben diesen Veranstaltungen zusammen gestellt.

Sicher haben wir einige Events noch nicht aufgelistet – schickt uns gerne euren Veranstaltungstipp über die Kommentarfunktion. So können wir die Liste ergänzen und gemeinsam das Veranstaltungsjahr 2017 planen.

März

April

Mai

Juni

Juli

September

Oktober

November

Wir sind gespannt auf eure Meinung:

Welche Veranstaltung ist ein Muss?

Bei mir steht bislang fest die New Work Experience im Kalender. 🙂 Wo kann man euch auf jeden Fall treffen?

Unsere Kollegen Hanna Drabon und Tilmann Mißfeldt von „Spende dein Talent“ waren in den letzten Monaten auch auf einigen HR-Veranstaltungen unterwegs und haben ihre Event- und Twitter-Highlights inklusive Ausblick auf kommende Veranstaltungen kürzlich im SdT-Blog veröffentlicht.

 

Hunde am Arbeitsplatz? Finden wir gut!

Und damit sind wir nicht allein. Ob Google Deutschland, die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt, oder das Bielefelder Familienunternehmen Hunter, Spezialist für hochwertiges Zubehör für Hund und Katze: Den eigenen Hund mit zur Arbeit zu bringen ist hier ausdrücklich erwünscht. Die Neue Westfälische hat gestern einen spannenden Artikel dazu gebracht und dabei u.a. auch unsere Kollegin Anne Felkel und ihre Hündin „Ruby“ befragt.

Vielen Dank an den Verlag und NW-Redakteurin Jessica Weiser, dass wir den Beitrag Hunde am Arbeitsplatz hier veröffentlichen dürfen.

comspace Anne Felkel und Ruby
comspace Anne Felkel und Ruby, Foto: Daniel Blomeyer

“Unternehmenskultur ist wie…” Unser Versuch einer Analogie.

Mit welcher Analogie lässt sich Unternehmenskultur am besten beschreiben? Diese Frage stellt Mark Poppenborg auf dem Blog von intrinsify.me und hat damit einen spannenden Austausch zum Thema “Was ist Unternehmenskultur?” angestoßen. Er schickt selbst drei Beispiele für Analogien inklusive Stärken und Schwächen ins Rennen und bittet um weitere Vorschläge.

Comspace Februar 2015
comspace von der Straße aus betrachtet. (c) Veit Mette

Bei comspace fanden wir die Frage nach einer eingängigen Veranschaulichung von Unternehmenskultur sofort spannend. Darum haben wir – unsere Feelgood Managerin Sarah Jansohn und ich – uns direkt an die Arbeit für diesen Artikel als Antwort auf die intrinsify.me-Frage gemacht.

Unternehmenskultur als Straßenverkehr(snetz)

Strassenverkehr

Zugegeben, das klingt erstmal ziemlich technisch und wenig spektakulär. Und tatsächlich haben wir anfangs in der gemeinsamen Diskussion einige Zweifel gespürt oder müdes Gähnen geerntet. 😉 Aber wir finden: Diese Analogie hat es in sich! Denn:

Das Verkehrsnetz in einer gewissen Region oder einem Land entspricht in unserer Analogie einem Unternehmen. Der Straßenverkehr hat immer gewisse Rahmenbedingungen: Das Straßennetz, offizielle Verkehrsregeln und ungeschriebene Regeln. Im Unternehmen sind das z.B. der physische Standort, die Büroausstattung und arbeitsvertragliche Regelungen, an die sich jeder Mitarbeiter halten muss. So wie sich das Straßennetz von Land zu Land unterscheidet (und in Teilen doch ähnlich ist), unterscheiden sich auch Unternehmen in einigen ihrer Rahmenbedingungen voneinander.

Das wichtigste in unserer Analogie sind aber die Menschen in den Autos. Denn der Verkehr entsteht erst durch die Teilnehmer, so wie die Unternehmenskultur durch die Mitarbeiter_innen im Unternehmen entsteht, die sich innerhalb der Rahmenbedingungen bewegen.

Weitere Merkmale der Analogie

  • Die Straßenlandschaft sowie das Unternehmen bilden ein Netzwerk aus vorgegebenen Rahmenbedingungen ab, die relativ(!) stabil sind. Mit der individuellen Nutzung dieser Rahmenbedingungen manifestieren oder verändern sich die Vernetzungen.
  • Um teilhaben zu können, braucht es ein Aufnahmeritual. Beim Straßenverkehr ist das die Fahrprüfung; im Unternehmen der Einstellungsprozess.
  • Jeder Verkehrsteilnehmer hat ein eigenes Auto, ein individuelles Ziel und einen persönlichen Fahrstil. Im Unternehmen trägt jeder Mitarbeiter mit seinen Zielen, Kompetenzen und konkretem Verhalten zur Unternehmenskultur bei.
  • Wer eine Auffahrt nutzt oder das Straßennetz verlässt (temporär oder final) verändert den Verkehrsfluss;  Zu- und Abgänge von Mitarbeitern im Unternehmen verändern die Unternehmenskultur.
  • Es gibt viel und wenig befahrene Straßen, Autobahnen und Feldwege. Unternehmenskultur kann bestimmte Werkzeuge und Methoden bedeuten, die von vielen oder wenigen benutzt werden. Bei comspace z.B. Projektmanagement-Methoden, die je nach Kunde und Team variieren oder nach speziellem Bedarf eingesetzte Linux-Betriebssysteme
  • Wenn es zu viel Verkehr / Gleichförmigkeit gibt, kommt es zu Stau oder unharmonischer Unternehmenskultur.

  • Wenn alle Verkehrsteilnehmer/Mitarbeiter unterschiedlich genug sind (Fahrzeug, Fahrstil, Geschwindigkeit) und jeder Rücksicht nimmt, ist alles im Fluss – und man braucht nicht mal viele Regelungen dafür. 😉 Diversität macht ein System stabiler und resilienter!

  • Störungen durch Personen, der Infrastruktur oder Umweltbedingungen können berücksichtigt werden: Falschfahrer und Verkehrsbehinderer (personenbezogen), Straßensperrung oder Geschwindigkeitsbegrenzung (Unternehmensvorgaben), schlechte Witterungsbedingungen (Krisen).

Stärken unserer Analogie

  • Anschaulich
  • Alltagsnah
  • Entsteht und verändert sich durch aktives benutzen durch die Teilnehmer (jeder gestaltet – bewusst oder unbewusst – durch sein Verhalten und auch das, was er NICHT tut, die Unternehmenskultur). Unternehmenskultur ist durch objektive Rahmenbedingungen geprägt, entsteht aber durch jeden Einzelnen und verändert sich auch ständig.

Schwächen der Analogie

  • Andere Verkehrsteilnehmern als Autofahrer sind nicht berücksichtigt. Was ist mit Fahrradfahrern und Fußgängern? Die Analogie müsste erweitert werden, wird dann aber zu kompliziert.

 

tl;dr und Fazit:

Mit dem Führerschein erhält man die Erlaubnis am Straßenverkehr teilzunehmen. Mit der Einstellung erhält man die Möglichkeit an einer Unternehmenskultur teilzunehmen. Dabei gibt es klar niedergeschriebene Regeln, ungeschriebene Regeln und Freiraum zur individuellen Gestaltung und Nutzung.
In beiden Fällen lernen die Teilnehmer_innen erst mit der aktiven Teilnahme und Nutzung wie die Kultur funktioniert. Nur wenn Kultur gelebt und über sie kommuniziert wird, entwickelt sie sich weiter.   

Vertiefung des Themas

Kultur-Systeme haben eine wichtige Funktion: Durch ihre objektiven Rahmenbedingungen und (un)geschriebenen Verhaltensregeln konstituieren sie Routinen, die Entscheidungen erleichtern und beschleunigen. So wie Rechtssysteme oder religiöse Systeme wie die Zehn Gebote uns die Entscheidung abnehmen, ob Stehlen eine gute Idee ist oder nicht, helfen uns Ampeln im Straßenverkehr schnell zu entscheiden, dass man bei rot sicherheitshalber stehen bleibt und erst bei grün geht. Eine unterscheidbare und authentisch kommunizierte Unternehmenskultur gibt eine ähnliche Hilfestellung, um das Zusammenarbeiten zu vereinfachen, persönliche Unsicherheiten zu minimieren und manche Entscheidungen auf Autopilot zu stellen.

Natürlich gibt es vergleichbare Mechanismen auch in anderen Bereichen des Lebens. Die Uni Paderborn hat dazu einige interessante Arbeiten unter dem Oberbegriff Automatismen veröffentlicht. In diesem Zusammenhang sind wir auf dieses  wunderbare Zeitraffer-Video von nordamerikanischen Flugrouten gestoßen – ein Verkehrsnetz mit einer ganz eigenen Kultur:

https://www.youtube.com/watch?v=dPv8psZsvIU 

Update:

Der Wettbewerb um die passendste Analogie ist mittlerweile beendet und die Gewinnerin ist Simone Gilau mit ihrem Vorschlag „Unternehmenskultur ist wie ein Garten„. Uns gefällt diese Analogie ebenfalls sehr gut, da sie einen kreativen und komplexen Entwicklungsprozess beschreibt, der Diversität würdigt und die Wichtigkeit von kontinuierlichem „Kümmern“ zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Unternehmenskultur voraussetzt.

Bewerben per SMS in Bus und Bahn – unsere frechmutigste Recruiting Aktion 2015

SMS-Recruiting-Plakat-JohnPersonalmarketing-Aktionen konkurrieren ebenso um die Aufmerksamkeit ihrer Adressat_innen wie jede andere Marketingmaßnahme auch. Deswegen versuchen wir uns regelmäßig etwas Neues einfallen zu lassen, um potenzielle Bewerber_innen, die zu comspace passen und die Region OWL charmant finden, zu erreichen.

tl;dr: Mit der Kombination aus SMS-Bewerbungsgespräch und Plakaten in Bussen, Bahnen und Universitäten  haben wir in einer 8-wöchigen Kampagne 600% mehr Bewerbungen generiert als durch eine durchschnittliche Jobanzeige. Bei vergleichbarem Aufwand.

In diesem Beitrag stellen wir unsere frechmutigste Recruiting-Aktion 2015 vor. Und liefern damit unseren Beitrag zur gleichnamigen Blogparade ab, in der wir innovative, erfolgreiche und kreative Personalmarketing-Maßnahmen sammeln möchten.

Was ist das Problem mit Jobanzeigen, wenn man Entwickler sucht?

Egal ob wir auf Jobportalen oder in Fachmagazinen Anzeigen geschaltet haben: Die Rücklaufquote an qualifizierten Bewerbungen war immer OK, aber hat uns nie aus den Socken gehauen. Natürlich waren immer wieder kleine Erfolge dabei und ganz ignorieren kann man diesen Kanal sicher nicht. Doch wir wollten einfach mal etwas völlig Anderes machen.

Zudem erreicht man auf Jobportalen vor allen Dingen Menschen, die bereits aktiv auf Jobsuche sind. Wir wollten aber auch diejenigen erreichen, die im Hinterkopf über etwas Neues nachdenken, aber noch nicht selber aktiv nach neuen Wirkungsstätten suchen. Im Stellenanzeigenteil oder auf dem Jobportal konkurriert man als Unternehmen mit vielen anderen.

Die mit Abstand und weit über 50% erfolgreichste Quelle für neue Mitarbeiter_innen ist bei uns die Empfehlung. Ist auch klar: Leute, die comspace bereits kennen haben natürlich auch ein gutes Gefühl dafür, wer aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis fachlich, aber vor allem auch menschlich gut zu uns passen könnte.

Der Empfehlung dicht auf den Fersen ist unsere Job-Seite, die seit einigen Monaten auch in neuem Glanz erstrahlt. Doch auch hier muss natürlich Traffic erzeugt werden, um Interessenten auf die Seite zu bringen. Hier kommt unsere eigene Expertise in SEO, Online und Social Media Marketing zum Tragen.

comspace-Jobseite

Doch: Wir wollten möglichst die ungeteilte Aufmerksamkeit unserer Zielgruppe erreichen. Wo könnte das besser gehen, als da, wo die meisten Menschen wenig zu tun haben – im Bus auf dem Weg zur Arbeit.

Wie man Bewerbungen per SMS einsammelt.

Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Personalmarketing-Aktion entstand durch den Artikel ‘Futures of text’ von Jonathan Libov aus dem Februar 2015. Hier zeigt Jonathan einige innovative Einsatzmöglichkeiten von SMS, Messenger und Chat-Funktionen bsw. bei den New Yorker Stadtwerken oder in asiatischen Online-Shops.

Zugegeben: Als meine Kollegin Sarah und ich unserem Geschäftsführer und unserem Head of HR vorschlugen, die eher altbackenen Kanäle SMS und Plakate in öffentlichen Verkehrsmitteln zu benutzen (und das als Digital-Agentur!), um unsere Stellen für Java-Entwickler_innen zu besetzen, haben wir in den ersten Minuten unserer Präsentation eine Mischung aus Interesse und Fluchtreflex geerntet.

Unsere Überzeugung war aber: Auch eine Kombination aus zwei alten Herangehensweisen kann eine Innovation sein.

Schnell war klar, dass die Bewerbung per SMS prima mit Plakatwerbung in Bielefelder Bussen und Bahnen kombinierbar ist.

  • Während der Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln hat man meistens Zeit.
  • SMS ist ein Kanal, der zeitlich unabhängig benutzbar ist. Ich kann eine SMS-Konversation beginnen, aus dem Bus aussteigen und 2 Stunden später problem weiter führen.
  • Die Ansprache kann sehr persönlich erfolgen.
  • Wir erreichen Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit oder Uni sind.
  • Wir erreichen Menschen, die hin in unserer Region leben und für eine Stelle bei uns nicht umziehen müssen.

Als erste Lösung hatten wir uns überlegt, das Ganze selber zu bauen. Und zwar mit dem Chatbot, den unser Kollege Martin bereits 2013 auf Basis von Node.JS entwickelt hatte. Schnell war klar, dass die Idee “binde doch den Bot mal eben schnell an ein Telefon an, um die Bewerbungen entgegen zu nehmen” doch nicht so zeitnah und einfach umzusetzen wäre.

Besser mit Spezialisten zusammenarbeiten als alles selber machen

Relativ schnell haben wir mit mobilejob den perfekten Partner  für die Aktion gefunden, der sich mit einem Rundum-Sorglos-Paket auf Bewerbungen per SMS fokussiert hat. Das passte exzellent zu unserer Philosophie: Wenn sich jemand anders spezialisiert und bereits alle wichtigen Erfahrungen gesammelt hat, sollte man das Rad nicht neu erfinden.

Wie wir unser virtuelles Bewerbungsinterview technisch umgesetzt bekommen, war damit geklärt: MobileJob stellt uns eine Telefonnummer zur Verfügung, die von Bewerber_innen angesimst werden kann. Danach versendet MobileJob die einzelnen Fragen, sammelt die Antworten ein, fragt bei nicht abgeschlossenen Interviews nach und kümmert sich um ein rechtssicheres Opt-In. Wir konnten uns auf die Inhalte und die Kampagne an sich konzentrieren.

SMS-Recruiting-iPhone-Screenshot
Screenshot der ersten zwei Fragen des SMS-Bewerbungsprozess

Wenn wir schon einen so ungewöhnlichen Weg für ein digitales Bewerbungsgespräch gehen, dann wollen wir auch ungewöhnliche Fragen stellen. Also haben wir uns 10 Fragen ausgedacht, durch die nicht nur wir die Bewerber_innen kennen lernen, sondern die Bewerber zwischen den (Pixel)-Zeilen auch ein Gefühl dafür bekommen, wie comspace tickt und was uns wichtig ist.

Warum SMS und nicht WhatsApp oder Facebook Messenger?

Initial haben Kollegin Sarah und ich den Fragenkatalog zunächst grob umrissen und dann zur Verfeinerung und Diskussion in unser Intranet gegeben. Dabei kamen neben konstruktiven Ergänzungen natürlich auch einiges an Skepsis und Kritik zusammen. Vor allem natürlich die Frage:

„Wer benutzt denn schon noch SMS in Zeiten von Whatsapp, iMessage, Facebook Messenger usw.?“

Eine absolut berechtigte Frage, über die wir uns auch Gedanken gemacht hatten und uns dann bewusst gegen Messenger entschieden haben. Auch wenn Daimler mit WhatApps sehr gute Erfahrungen in einem ersten Test gemacht hat, gibt es da durchaus rechtliche Grauzonen einerseits. Zum anderen waren wir der Meinung, SMS ist der kleinste gemeinsame Nenner der mobilen Kanäle, der sich sogar ganz ohne Smartphone benutzen lässt. Und sogar ohne Internetverbindung lässt sich per SMS kommunizieren, was besonders für unseren Haupt-Trafficbringer Bus&Bahn wichtig war.

Diese Fragen konnten die Bewerber_innen beantworten

Da die Nummer nicht mehr geschaltet ist, können Sie den Bewerbungsprozess leider nicht mehr per SMS auf Ihrem Handy durchspielen. Daher hier noch einmal unsere Fragen, die Kurznachricht für Kurznachricht an die Bewerber_innen verschickt wurden:

(Ihr, Du, Sie können aber gerne Ihre eigenen Antworten an Stellenangebote@comspace.de schicken ;)) 

  1. Willkommen beim comspace Bewerbungs-Bot! Lass dir mit der Beantwortung unserer Fragen so viel Zeit wie nötig. Los geht’s! 🙂 Wie lautet dein Name?
  2. An was für einer Stelle hast du Interesse? Fulltime / Teilzeit / Ausbildung / Praktikum?
  3. Welche Erfahrung hast du in der Software- und/oder Web-Entwicklung?
  4. Welches Highlight aus deiner persönlichen Entwickler-Karriere würdest du uns gerne vorstellen?
  5. Wenn du ein halbes Jahr Zeit und ausreichend Geld hättest, um an nur einem Projekt zu arbeiten: Was würdest du machen?
  6. Viele Kolleg_innen bei uns verbringen auch nach Feierabend Zeit miteinander: Was machst du in deiner Freizeit?
  7. Bei comspace kombinieren wir moderne Arbeitsmethoden mit klassischer Vor-Ort-Arbeit. Von welchen digitalen Arbeitsmethoden oder Tools bist du ein Fan?
  8. Wir haben bei comspace flache Hierarchien und arbeiten sehr transparent. Was ist dir bei der Arbeit wichtig?
  9. Wir haben eine Zeitmaschine erfunden & schicken dich zu deinem 16jährigen Ich. Welchen Rat würdest du dir geben? “Kauf Facebook- & Google-Aktien!“ gilt nicht 🙂
  10. Was möchtest du uns noch sagen?
  11. Bitte nenne uns noch deine Kontaktdaten (E-Mail, Adresse) und wann wir dich am besten erreichen können.
  12. Danke! Wir freuen uns über dein Interesse an einem Job bei comspace:) Wir melden uns schnellstmöglich bei dir, versprochen!

Die Vorbereitung zur SMS-Bewerbung

Nachdem feststand, wann wir einen Slot für Plakate in den Bussen und Bahnen von mobiel.de bekommen können (Mitte August bis Mitte September), ließen wir zunächst mal die Plakate einer wunderbaren Agentur in Rekordzeit designen. Darin mussten alle Infos von mobilejob enthalten sein, wie die Schritte der SMS-Bewerbung ablaufen. Ohne das Gefühl zu vermitteln ein Jamba-Abo zu verkaufen 😉

Die Plakate sollten auffällig sein, nicht zu sehr überfrachtet, schnell zu verstehen und vor allem wollten wir comspace und seine Unternehmenskultur so sympathisch und liebenswert rüberbringen, wie wir nun mal sind 🙂 Denn wir sehen jede Personalmarketing-Maßnahme auch so, dass wir uns bei neuen Kolleg_innen bewerben und nicht nur umgekehrt.

Hier können Sie sich eine große Version des Plakats anschauen.

Also fragten wir unseren Entwickler-Kollegen und Wunschmodel John, ob er sich vorstellen kann, einen Monat lang das comspace Gesicht im öffentlichen Personennahverkehr zu sein. Da sein Urlaub in den Großteil der Kampagnenlaufzeit fiel und er damit kaum mit Autogrammwünschen bei Benutzung der Öffis zu rechnen hatte, mussten wir deutlich weniger Überzeugungsarbeit leisten als erwartet 😉

Dann trug ich unseren John auf einem Stapel Plakaten rüber zu Betreibergesellschaft mobiel.de:

comspace-SMS-Bewerbung-Plakat-mobiel

Die Kampagne startet

Zusätzlich zu der Telefonnummer mit anhängender SMS-Interview-Software und den Bussen und Bahnen richteten wir selber noch eine Landingpage unter http://codeninja.comspace.de ein, die nur in den entsprechenden Kanälen genannt wurde und die entsprechende Stellenbeschreibung zu Java-Entwickler_in wieder gab. Über die Web-Analyse dieser Landingpage konnten wir quasi in Echtzeit eine Erfolgskontrolle durchführen und uns bsw. solche Fragen beantworten wie:

  • Wie gut performt die SMS-Idee?
  • Wie viel Rückfluss kommt über die Plakate?
  • Wie viele Teilnehmer_innen benötigen noch zusätzliche Informationen?
Unser Plakat in einem mobiel.de Fahrzeug
Unser Plakat in einem mobiel.de Fahrzeug

Nach zwei Wochen war außer 3 nicht zu Ende geführten Interviews noch nichts passiert. So langsam wurden wir etwas nervös. 🙂 Wir zündeten die zweite Stufe unserer Kampagne:

  1. Wir informierten die lokale Presse, die in einer Story über den Hintergrund der Plakate berichtete, die im Bielefelder Personen-Nahverkehr zu sehen war und verlängerten daher die Aktion um weitere 4 Wochen.
  2. Wir hingen zusätzlich noch Plakate in den umliegenden Universitäten auf und
  3. platzierten die Plakate in unseren Agentur-Fenstern, die dank unserem Standort in der Bielefelder Innenstadt einiges an Laufkundschaft anziehen.

Plötzlich traf eine Bewerbung nach der anderen ein.

Der Artikel über die Aktion in der Neuen Westfälischen
Der Artikel über die Aktion in der Neuen Westfälischen

Was hat die Recruiting-Aktion gebracht?

Das Ergebnis sind insgesamt 12 + 3 Bewerbungen. Das klingt erstmal nicht viel, doch für die Zielgruppe und unsere Region (Bielefeld ist eben nicht Berlin ;)) ist das ein bemerkenswert gutes Ergebnis. Wie in der Einleitung bereits beschrieben: Im Vergleich zu mancher Stellenanzeige ist das eine Steigerung um das 6-fache oder eben 600% 😉

Noch wichtiger ist aber: Alle 12 Bewerbungen, die als SMS über die Plattform von mobilejob zu uns kamen, waren qualitativ richtig gut.

Mindestens 3 zusätzliche Bewerbungen haben uns per Mail erreicht. Der Auslöser für die Aufmerksamkeit auf comspace kam aber über eines der Plakate. Und so haben wir bereits eine Kollegin dank unserer Aktion eingestellt. Übrigens nicht als Java-Entwicklerin, sondern tatsächlich in der HR-Abteilung.

Die Aktion generierte 169 Besucher auf die Landingpage codeninja.comspace.de.

Zwei Bewerber auf die Stelle als Java-Entwickler sind noch am Ball. Wobei wir uns tatsächliche Einstellungen auch bewusst nicht als Messgröße gesetzt haben, sondern die Zahl der eingehenden Bewerbungen und deren Qualität.

War die Aktion erfolgreich? Ja! Denn neben den Bewerbungen haben wir auch folgendes erreicht:

  • Regionales Employer Branding
  • Personalmarketing durch PR unterstützen
  • Mund-Propaganda erzeugen (Bewerber haben im Kennenlerngespräch erzählt, dass man an der Uni über die Plakate spricht)
  • „Etwas Neues ausprobieren“
  • Erfahrungen sammeln.

Einige zusätzliche Einblicke in die Aktion werden wir übrigens auch auf dem HR Inspiration Camp anbieten, das am 26.2. in den Räumen von comspace statt findet. Hier erfahren Sie mehr zur Veranstaltung.

Beispielhaftes Feedback der SMS-Bewerber_innen

Zum Abschluss hier noch ein paar Messages, die uns die Bewerber_innen im Abschluss der Konversationen geschickt haben als Eindrücke:

SMS-Recruiting-Beispiele

Funfacts zur SMS

  • Die erste SMS wurde 1992 verschickt
  • durch den britischen Entwickler Neil Papworth
  • und lautete: „Merry Christmas“
  • 22.500.000.000 SMS werden jährlich in .de verschickt
  • Der ursprüngliche Nachrichtenton von Nokia-Telefonen war Morsecode für „S-M-S“
  • 18,19 Sekunden braucht der schnellste SMS-Tipper auf einem Samsung S4 für den folgenden Text: “The razor-toothed piranhas of the genera Serrasalmus and Pygocentrus are the most ferocious freshwater fish in the world. In reality they seldom attack a human.”

 

Wir in der Personalwirtschaft zu: Die Hüter der Unternehmenskultur

Personalwirtschaft Cover 04/2015

Dieser Beitrag ist der Volltext eines Artikels u.a. über comspace im HR-Magazin Personalwirtschaft, Ausgabe 04/2015, den wir Ihnen hier gerne mit freundlicher Genehmigung des Verlags und der Autorin Petra Schreiber präsentieren:

Personalwirtschaft Cover 04/2015
Personalwirtschaft Cover 04/2015

Die Hüter der Unternehmenskultur

Ein Aufgabenmix aus Event-, Kommunikations- und Personalmanagement vereint sich im Jobprofil des „Feelgood Managers“. Er hat die Aufgabe, die Mitarbeiterzufriedenheit
zu verbessern. Besonders junge, schnell wachsende Unternehmen sind von den Vorteilen dieser Position überzeugt.

Andreas Kämmer weiß, dass seine Mitarbeiter sein wichtigstes Kapital sind. Er wünscht sich, dass sie sich mit dem Unternehmen identifizieren, motiviert und begeistert ihrer Arbeit nachgehen. Auch darum hat der Geschäftsführer der comspace GmbH & Co. KG in Bielefeld im letzten Jahr die Feelgood Managerin Sarah Jansohn eingestellt. „Sie ist keine Wohlfühl-Animateurin, sondern vielmehr die Hüterin der Unternehmenskultur“, sagt Kämmer, der den Dienstleister für Online-Strategien vor 13 Jahren mitgegründet hat und heute 60 Mitarbeiter hat. Um die der Unternehmenskultur zugrunde liegenden Werte definieren zu können, hatte er im Vorfeld einen Leitbild-Workshop unter Beteiligung der Mitarbeiter initiiert. Dabei herausgekommen sind Werte, die Orientierung in der Zusammenarbeit geben sollen und transparent machen, wofür comspace steht und was die typische Arbeitskultur im Unternehmen ausmacht. Die Feelgood Managerin Jansohn wird Kämmer dabei unterstützen, optimale Rahmenbedingungen für das Team zu schaffen. Im Sinne der Unternehmenskultur führt sie unter anderem Gespräche mit Kollegen, erleichtert neuen Mitarbeitern den Einstieg, plant gemeinschaftliche Events oder entwickelt Gesundheitsangebote auf Basis interner Umfragen. „Weisungsgebunden ist sie nicht, eine Rücksprache mit mir ist nur dann notwendig, wenn es um Budgetfragen geht“, sagt Kämmer. „Feelgood Management heißt für uns, Arbeit, Familie und persönliche Interessen so miteinander zu verbinden, dass sie sich ergänzen und nicht gegenseitig in die Quere kommen.“ Wichtig ist Kämmer dabei besonders, die familiäre Atmosphäre zu erhalten, die auch dann noch bestehen soll, wenn das Unternehmen mal auf 120 Mitarbeiter gewachsen ist.

Caring Companies sind attraktive Arbeitgeber

Was die einen immer noch für puren Luxus oder schlicht für überflüssig halten, gehört für andere ganz selbstverständlich zur Unternehmenskultur. Und ausnahmsweise ist der Feelgood Manager kein amerikanisches Importprodukt, sondern eine deutsche Kreation. Der Marktführer für Homepage-Baukästen, Jimdo, gehörte neben dem Spielesoftware-Unternehmen Wooga zu den ersten, die der Überzeugung waren, dass es gerade für schnell wachsende Unternehmen wichtig ist, die Kommunikation untereinander aufrechtzuerhalten und dafür einen Feelgood Manager einzustellen. Ganz nebenbei stärkt so eine Position auch die Arbeitgebermarke. „Ein großer Firmenname und ein ordentliches Gehalt sind schon längst nicht mehr die beiden starken Zugpferde des aktuellen Arbeitsmarktes. Gerade die Topleute, die sich ihren Arbeitgeber aussuchen können, legen immer mehr Wert darauf, dass vor allem das Arbeitsklima stimmt“, sagt Jimdo in einer Pressemitteilung.

Und tatsächlich vollzieht sich auf dem Arbeitsmarkt langsam ein Rollentausch. In vielen Unternehmen, besonders in Start-ups, ist nicht der Bewerber derjenige, der hart um die Gunst des Arbeitgebers kämpft. Sondern umgekehrt ist es das Unternehmen, das sich mit allen Mitteln beim potenziellen Arbeitnehmer beliebt machen will. Denn der Bedarf an hoch qualifizierten Mitarbeitern ist größer als das Angebot. Das betrifft besonders die IT-Branche.

„Feelgood Management heißt für uns, Arbeit, Familie und persönliche Interessen so miteinander zu verbinden, dass sie sich ergänzen und nicht gegenseitig in die Quere kommen.“ Andreas Kämmer, Geschäftsführer, comspace GmbH & Co. KG

Nach Meinung des Trendforschers und Geschäftsführers der 2b Ahead Think Tank GmbH, Gabor Janszky, werden zukünftig viele Unternehmen immer stärker gezwungen, Mitarbeiter möglichst langfristig zu binden. Die Angebote, die sie ihnen bieten, sind zahlreich. Zu Kultur-, Sport- und Kinderbetreuungsangeboten kommen Versicherungspakete oder mietgünstiger Wohnraum. Häufig profi- tieren nicht nur die Mitarbeiter selbst von den Zusatzleistungen, sondern die gesamte Familie, inklusive der pflegebedürftigen Eltern. So wird die Bindung an das Unternehmen auf eine breite Basis gestellt. Die sogenannten „Caring Companies“ übernehmen „eine größere Verantwortung für das soziale Wohlergehen ihrer Mitarbeiter. Das soziale Kapital und die Beziehungen innerhalb eines Unternehmens werden für den Geschäftserfolg immer wichtiger“, schreibt Janszky in seinem aktuellen Buch „2025. So arbeiten wir in der Zukunft“.

Aufgabe: Mitarbeiterzufriedenheit verbessern

Da, wo es über die klassischen Sonderleistungen hinausgeht, werden die Feelgood Manager aktiv. „Ihr Auftrag ist, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu stärken und effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Dazu stehen sie in intensivem Austausch mit den Kollegen, fordern Verbesserungsvorschläge und Anregungen ein. Ihr Erfolg bemisst sich daran, wie gut es ihnen gelingt, die Unternehmenskultur und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu verbessern“ besagt das Jobprofil des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Eine normierte qualifizierte Ausbildung gibt es derzeit noch nicht. Sophie Bono, Feelgood Managerin bei Goodgame Studios in Hamburg verwundert das nicht. „Ich glaube nicht so recht an eine reglementierte Ausbildung, denn jedes Unternehmen hat andere Anforderungen an einen Feelgood Manager. Es ist natürlich ein Unterschied, ob ein Unternehmen nur 40 oder 1200 Mitarbeiter hat. In Deutschland wird immer noch viel zu viel Wert auf die rein fachliche Qualifikation gelegt, um im Beruf erfolgreich zu sein, spielen aber auch Soft Skills eine große Rolle“, sagt Bono.

Das vor sechs Jahren gegründete Spielesoftware-Unternehmen wuchs in dieser Jobprofil „Feelgood Manager“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation Zeit von zwölf auf 1200 Mitarbeiter, aus 53 Nationen, Durchschnittsalter 28. Bevor Bono zu Goodgame Studios kam, war sie für Apple Irland im Bereich Coaching and Development tätig, wo sie viel Erfahrung im Projektmanagement gesammelt hat.

„Ihr Auftrag ist, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu stärken und effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Dazu stehen sie in intensivem Austausch mit den Kollegen, fordern Verbesserungsvorschläge und Anregungen ein.“ Jobprofil „Feelgood Manager“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation

Work-Life-Balance statt Bespaßung

Bei Goodgame Studios bietet sie zweimal wöchentlich eine offene Sprechstunde an, wo bei Bedarf auch Termine für ausführlichere Gespräche vereinbart werden. Häufig stellt sie auch Kontakte zwischen Mitarbeitern einer Nation her. „Neulich kam ein Finne zu mir und fragte, ob es nicht noch einen anderen Finnen im Unternehmen gäbe, er würde so gerne mal wieder Finnisch sprechen“, sagt Bono. Wofür sie sich hingegen gar nicht zuständig fühle, sei die „Bespaßung“ der Kollegen. Weder würde sie ohne besonderen Anlass einen spanischen Abend organisieren noch zu einem Volkshochschulkurs einladen. Es müssten schon konkrete Wünsche geäußert werden. Wie zum Beispiel das Thanksgiving, das sie organisiert hat, weil die amerikanischen Mitarbeiter es gern feiern wollten. „Da kümmere ich mich eher um die Work-Life-Balance. Als Spieleentwickler sind wir ein Unternehmen der Kreativbranche und an unsere Mitarbeiter werden hohe Ansprüche gestellt. Schnelles Arbeiten ist gefragt, wobei viele, gerade unsere jungen Kollegen, ihre Arbeit als Berufung wahrnehmen und oft an ein natürliches Limit gelangen. Hin und wieder mache ich sie darauf aufmerksam“, sagt Bono.

Die Vorteile der Position liegen für Sophie Bono auf der Hand. Sie hat eine Vertrauensposition inne, ist Mitgestalterin der Unternehmenskultur und kann unabhängig arbeiten. Gerade Letzteres unterscheidet sie vom Human Resources Manager. Er beurteilt Mitarbeiter und kann daher vor allem in Konfliktsituationen kein Ansprechpartner sein.

Stärkung des Berufsbildes

Das Berufsbild des Feelgood Managers weiter zu stärken, ist ein Ziel von Monika Kraus-Wildegger. Seit zwei Jahren ist sie mit ihrer „Plattform für Innovation und neue Dynamik in der Arbeitswelt“, goodplace.org, online und gibt dort Unternehmen mit besonderer Feelgood-Kultur die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Wer dort erscheint, hat sich als Goodplace-Mitglied über eine Feelgood-Analyse in den Disziplinen Arbeitskultur, Nachhaltigkeit, Arbeitsplatz, Flexibilität, Zusammenarbeit, Fairness, Gemeinschaft und Offenheit qualifiziert und darf das Goodplace-Prädikat führen. Im besten Fall beschäftigt das Unternehmen einen Feelgood Manager. Um sich mit dem zugrunde liegenden Werteverständnis, den Aufgaben und Anforderungen eines Feelgood Managers vertraut zu machen, bietet Kraus-Wildegger Workshops und Seminare in Berlin und Hamburg an. Schon Ende des Jahres wird es möglich sein, die Praxisausbildung zum Certified Feelgood Manager zu absolvieren.

„Was Maßnahmen für die Mitarbeiterbindung betrifft, da sind Unternehmen jetzt schon sehr kreativ. Wo es immer noch sehr stark hapert, ist die interne Kommunikation. Für viele ist eine offene und abteilungsübergreifende Kommunikation nach wie vor eine große Herausforderung. Und das betrifft fast alle Unternehmen, egal ob klein oder groß“, sagt Kraus-Wildegger. Ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit kann dem Feelgood Manager also nicht schaden.

Copyright: Petra Schreiber, freie Journalistin, Hamburg

 

IT-basierte Weiterbildung und selbstorganisiertes Lernen

Weiterbildungszertifikate bei comspace

Der Branchenvergleich ist eindeutig: In der ITK-Branche gab es 2011 die meisten Weiterbildungstage pro Mitarbeiter – nämlich 4,5 (gesamter Durchschnitt 2,5). Die wissensintensive ITK-Branche betreibe laut der Studie “einen deutlich höheren Aufwand, die Beschäftigten den sich rasch wandelnden Marktanforderungen gemäß fortzubilden”.

Weiterbildungszertifikate bei comspace
Weiterbildungszertifikate bei comspace

Auch in den deutschsprachigen Blogs sind Weiterbildung und lebenslanges Lernen ein regelmäßiges Thema. Auf kleinerdrei.org erschien bsw. vor wenigen Tagen der Beitrag “Meine 3. Bildungsanstalt”  in dem die Autorin beschreibt, wie ihre persönliche Wissenserschließung und Meinungsbildung durch das Web beeinflusst wurde. Karrierebibel gibt 25 hervorragende Tips zur beruflichen Weiterbildung und beim Deutschen Bildungsserver finden Sie eine umfangreiche Sammlung zu Blogs, die sich mit den verschiedensten Facetten des lebenslangen Lernens beschäftigen. Und auch zum Thema Weiterbildung gab es 2014 bereits eine Weiterbildungs-Blogparade, bei der 25 qualifizierte Beiträge von deutschsprachigen Bloggern eingereicht wurden.

Auch für comspace ist Weiterbildung ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur. Warum das so ist, welche gesellschafts- und branchenspezifische Entwicklungen uns beeinflussen und wie wir individuelle Weiterbildungsinteressen unterstützen, zeigt dieser Artikel.

Lebenslanges, selbstorganisiertes und technikunterstütztes Lernen

Weiterbildung im Unternehmen hat mittlerweile viele Facetten: Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, dem Fachkräftemangel und immer dynamischeren Berufsbiografien wird das lebenslange Lernen als kontinuierliche Weiterentwicklung hervorgehoben. Daneben beschreibt der Begriff “selbstorganisiertes Lernen” den Verantwortungswandel im Bereich Weiterbildung. Diese wird nicht mehr “von oben” herab verordnet, sondern immer selbstbestimmter vom Mitarbeiter initiiert. Aus der steigenden Flexibilität ergibt sich damit auch ein Mehr an Verantwortung und Selbstorganisation für jeden Einzelnen. Personaler müssen starre Weiterbildungskataloge und -regeln aufweichen und stattdessen beraten, begleiten und organisatorisch unterstützen. Methodisch verlagert sich Weiterbildung zunehmend in digitale Formate. Schlagworte wie E-Learning, Blended Learning und Open Educational Resources (wie z.B. die MIT OpenCourse Ware) sind in aller Weiterbildungs-Trendforscher Munde.

Besonderheiten in der IT-Branche

Bei comspace stehen wir zudem vor einer weiteren besonderen Situation: Wir arbeiten täglich mit der Software unterschiedlicher CMS- und eCommerce-Hersteller und betreuen komplexe Systemlandschaften. Um die Anforderungen unserer Kunden bestmöglich umzusetzen, brauchen wir ein kompetentes Team aus Web-Entwicklern, Online Marketing-Spezialisten und IT-Fachleuten mit sehr spezifischen Fachkenntnissen. Weiterbildung bedeutet aber auch ständige Aktualisierung dieser Fachkenntnisse, da das Wissen in der IT-Branche eine relativ kurze Halbwertzeit hat. Technische Neuerungen und regelmäßige Updates von Soft- und Hardware erfordern eine kontinuierliche Aktualisierung des eigenen Wissens und Könnens.

Weiterbildung bei comspace

Lebenslange, selbstorganisierte und technologiegestützte Weiterbildung funktioniert im comspace-Alltag so:

Um kompetent in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereich arbeiten zu können, erhalten neue Kollegen_innen kurzfristig eine fachliche Grundqualifikation in “ihrer” Kerntechnologie durch den jeweiligen CMS-Hersteller bzw. Software-Anbieter. Das lebenslange Lernen verläuft anschließend so, wie unser Geschäftsführer Andreas es im Rückblick auf  das Forum Arbeitgeberattraktivität beschrieben hat:

“Bei uns finden Karrieren von unten nach oben, von links nach rechts, in Technologie A und B und in unterschiedlichen Projekten statt.”

Entsprechend werden Kollegen_innen, die in einen anderen Tätigkeitsbereich wechseln, natürlich auch in der neuen Kerntechnologie geschult. So stellen wir sicher, dass alle Entwickler für “ihre” Technologie zertifiziert sind oder z.B. Projekt- und Account-Manager dieselbe “Projektmanagement-Sprache” sprechen.

IT-basiertes Lernen

Neben Inhouse-Workshops und externen Präsenzweiterbildungen nutzen wir wenn möglich zum Lernen auch unser Arbeitsmedium, das Internet. Softwareupdate-Schulungen, CMS- oder Web-Analytics Zertifizierungen absolvieren comspace’ler auch gerne per Webinar. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern stellt auch den Genuss des comspace-Kaffees während der Weiterbildung sicher.;)

Selbstbestimmt über den Tellerrand schauen

Darüber hinaus lernen wir so, wie wir arbeiten: selbstbestimmt. Weiterführende Seminare, Konferenzen, Kongresse etc. können alle Mitarbeiter selbst auswählen und nach Absprache mit dem Team und Führungskräften besuchen. Bei der individuellen Fortbildung können comspace’ler dazulernen, fachsimpeln, über den Tellerrand schauen, netzwerken und manchmal sogar die ein oder andere “Berühmtheit” treffen, wie unsere Kollegen René auf der SEO Campixx oder Alex bei der re:publica. Ohne TV-Star bzw. -Sternchen, aber trotzdem interessant waren in diesem Jahr die Besuche beim “Forum Arbeitgeberattraktivität”, der Smashing Conference in Oxford sowie beim KrisenPRCamp.

So verschieden die jeweiligen Veranstaltungen sind (vom Benimmtraining für Azubis bis hin zum Feelgood-Management war bislang einiges dabei), so unterschiedlich sind auch die Rahmenbedingungen für die einzelnen Veranstaltungen. Deswegen verzichten wir bei comspace bewusst auf ein festes Weiterbildungsbudget pro Mitarbeiter, um möglichst viele Weiterbildungsformate individuell zu ermöglichen.

Lernen off-the-job: Berufsbegleitende Weiterbildung

Alle, denen ein mehrtägiges Seminar nicht reicht, unterstützen wir gerne bei einer langfristigen nebenberuflichen Weiterbildung:

  • So hatte unsere Kollegin Hanna bereits ein MBA-Studium an der FHM Bielefeld begonnen, bevor sie zu comspace kam. Bei uns kann sie sich nun ihre wöchentliche Arbeitszeit flexibel einteilen, d.h. sie arbeitet am Anfang der Woche “vor” und hat Freitagnachmittags frei für ihr Studium. “Besonders toll ist die Unterstützung von den Kollegen und meinem Projektpartner Markus, der mich an meinem arbeitsfreien Nachmittag zuverlässig vertritt.”
  • Eine andere Lösung hat unser Kollege Daniel gewählt, der berufsbegleitend an der FHDW Bielefeld studiert. comspace übernimmt für ihn die Finanzierung des Hochschulstudiums, im Gegenzug hat er eine Fortbildungsvereinbarung unterschrieben. “Davon profitieren alle. Ich kann ohne finanzielle Belastung studieren, habe einen sicheren Arbeitsplatz und comspace einen fest einplanbaren Mitarbeiter.”
  • Alle comspace’ler können darüber hinaus jährlich ihre wöchentliche Arbeitszeit anpassen. Bei einer nebenberuflichen Weiterbildung (aber auch z.B. zur Pflege kranker Angehöriger oder “einfach nur so”) besteht die Möglichkeit, die Arbeitszeit individuell zu kürzen und bei Bedarf anschließend wieder zu erhöhen.

Fazit:

Alle Weiterbildungsmaßnahmen bei comspace verkörpern einen wichtigen Wert in unserem Unternehmensleitbild: Professionalität. Denn wir sind der Meinung: Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein. Deswegen lernen alle comspace’ler schon heute selbstorganisiert und technologiegestützt in unterschiedlichen Formaten während ihres gesamten Erwerbslebens. Damit wir immer besser werden. Jeden Tag ein bisschen.