Das besondere beim Bloggen ist ja das Sich-Öffnen. Ob nun als Unternehmen oder als Einzelperson: Wer beginnt zu bloggen, der beginnt auch einen Dialog, denn die Kommentarfunktion ist normalerweise bei Blogsystemen automatisch eingeschaltet. Damit öffnet man sich dem Feedback, Gesprächen, Diskussionen und manchmal auch Kritik.
Aus diesem Grund gibt es einige Blogger, die ihre Kommentare komplett ausschalten und sich allenfalls per E-Mail erreichbar machen. Andere wiederum betrachten die Anzahl von Kommentaren als das pure KPI-Gold der Social Media.
Ich kenne Social Media Manager, die schauen bei jedem Blog zuerst auf die Anzahl der Kommentare, um den Erfolg des Blogs zu bewerten. Lassen Sie mich kurz erklären, warum das ein wenig kurz gesprungen ist:
- Manche Blogger schreiben so ausführliche Postings, dass Kommentatoren einfach nichts mehr hinzuzufügen oder zu fragen haben.
- Andere Blogger provozieren nicht gerne oder liefern perfekte Postings ab. Die Leser haben nichts zu meckern oder zu verbessern.
- Die Leser fühlen sich nicht dazu animiert zu kommentieren. Eine einfache Frage am Ende eines Postings kann schon den Unterschied machen.
- Das Posting wird zwar nicht kommentiert, aber weiter verteilt. Besonders bei humorvollen Beiträgen ist das oft der Fall.
- Die Interaktion spielt sich woanders im Social Web ab.
Diesen fünften Punkt möchte ich gerne etwas genauer beleuchten:
Auch wenn ich dieses Jahr mein 20-jähriges Online-Jubiläum feiere und seit 1992 immer im Web geschrieben habe – mit dem Bloggen im speziellen Sinn fing ich 2007 relativ spät an. Mit verantwortlich dafür war Robert Basic, auf dessen basicthinking.de ich damals mein (mittlerweile eigenständiges) Auto-Blog starten durfte. Robert ist, was das Bloggen angeht, ein echter Leuchtturm im deutschsprachigen Raum. Er beleuchtet das Web immer wieder aus neuen Blickrichtungen und schafft selber dabei immer wieder innovative Ansätze.
Sein neuestes Projekt buzzriders.com ist gestern gestartet. Ein Blog über Zukunftstechnologien.
Genau genommen nennt Robert es „dezentrales Publishen“ statt bloggen. Denn das besondere diesmal: Die Kommentare auf buzzriders sind nicht einfach ausgeschaltet. Sie sind ausgelagert in all die Kanäle, die das Social Web zu bieten hat und die die Leser nutzen:
- Twitter als Verbreitungskanal mit kurzen Bewertungen
- Facebook – Auf der privaten Facebook-Seite von Rob, sowie auf der Facebook-Fanpage von Buzzriders können Artikel kommentiert werden
- Google plus – hier entstehen anscheinend momentan die detailliertesten Diskussionen
- alles, wo im Web Gespräche zum Thema starten – Rivva, andere Blogs, neu hinzukommende Dienste
Ist das nicht mächtig viel Aufwand? Sicherlich. Aber es ist auch ein Dienst am Kunden bzw. Leser. Die Inhalte werden zum Leser und dorthin gebracht, wo er sich aufhält. Auf der eigentlichen Seite muss der Leser keine Daten ins Kommentarfeld eintragen, sondern kann sofort seine Meinung abgeben.
Ist es die Ideallösung? Ich denke, das muss die Zukunft zeigen. Ein interessanter Test allemal. Meiner Meinung nach sollten Leser noch die Möglichkeit haben, auf einer Seite direkt zu antworten, sonst werden zuviele potentielle Interaktionen ausgeschlossen. Eine verstärkte Einbindung anderer Web-Dienste halte ich aber für absolut sinnvoll und sogar notwendig. Idealerweiser werden die Unterhaltungen aus den einzelnen Diensten sogar in einem Update-Artikel zusammengeführt, so interessante Ergänzungen gekommen sind.
Bei mir hängt der Kanal, auf dem ich kommentiere, von zwei Faktoren ab: Wo bin ich auf den Content aufmerksam geworden und wo bringt mir persönlich ein Kommentar mehr. Kleinigkeiten, die ich auf Diensten wie Facebook entdecke, kommentiere ich meistens auch dort. Einen Artikel auf einem großen und Reichweiten starken Blog kommentiere ich meist direkt im Blog, wo die Diskussion „ans Eingemachte“ geht und vielleicht sogar einige Leser mal auf mein Blog schauen. Wird mein Kommentar zu umfangreich und komplex, nutze ich mein eigenes Blog, um in einem Artikel meine Gedanken oder Meinung zu veröffentlichen. Durch die Trackback-Funktion in Blogsystemen landet meine Antwort im Normalfall unter dem Initial-Artikel.
Wie sieht es mit Ihnen aus? Kommentieren Sie eher direkt in einem Blog oder eher auf Facebook oder Google+ und wovon machen Sie Ihre Entscheidung abhängig?
Ich kommentiere am liebsten direkt im Blog. Mir gefällt nicht die Zerfaserung der Kommentierung – sei es auf Twitter oder Facebook oder Google+.
Jupp, kann ich nachvollziehen. Frage ist: Was macht man mit Diskussionsbeiträgen, die das Thema ergänzen oder vorantreiben, die auf anderen Kanälen auftauchen?
Schön wäre ja ein regelmäßiges Update der Blogbeiträge mit einem „Digest“ der Beiträge von außen, oder?
Das ist der Knackpunkt. Ein Aggregator der verschiedenen Kanäle ist mir bislang nicht bekannt – wäre aber ein Knüller.
Teilweise scheitert ja schon das Einbinden von Facebook-Kommentaren an rechtlichen Hürden 🙁
In der Tat. Da muss noch einiges passieren. Tools wie Disqus versuchen da ja schon etwas auf die Beine zu stellen. Letzten Endes ist das aber auch furchtbat umständlich.
Soweit ich weiß macht Rob das noch von Hand und führt die Kanäle entsprechend wieder zusammen. Hat auch etwas wie ich finde.
So bekommt der Leser einen persönlicheren Bezug zu den Kommentar-Kanälen und ist eher motiviert auch mal abseits seiner gewohnten Diskussionsseiten zu schauen. Bei automatischen Aggregatoren nehme ich bsw. oft nur zur Kenntnis, dass selbstverständlich noch woanders diskutiert wird. Surfe aber eben wegen der Selbstverständlichkeit nicht mehr hin.
Ich persönlich kommentiere lieber im Blog selbst. Leider vermisse ich das bei den Besuchern meines eigenen Blogs. Diese kommentieren meine Beiträge eher auf G+. Ich ergänze hin und wieder die Blog-Einträge mit diesen Reaktionen. Das ist zwar wieder Mehraufwand aber man treibt ein wenig die Diskussion voran. Lieber wären mir natürlich die Kommentare direkt auf meinem Blog.
Es ist richtig, dass beim Bloggen ein Dialog entsteht, der sich durch die Kommentarfunktion noch verstärkt. Es ist jedoch auch verständlich, dass einige Blogger ihre Kommentare ausschalten, um sich vor unerwünschter Kritik zu schützen. Die Anzahl der Kommentare allein als KPI (Key Performance Indicator) zu betrachten, ist in der Tat nicht ausreichend, da es viele Gründe gibt, warum Leser möglicherweise nicht kommentieren. Ein interessanter Ansatz ist das dezentrale Publishen auf buzzriders.com, bei dem die Kommentare in verschiedenen Kanälen des Social Webs ausgelagert werden. Dadurch können die Inhalte zu den Lesern gebracht werden, wo sie sich aufhalten und der Leser kann sofort seine Meinung abgeben, ohne sich auf der Seite anmelden zu müssen. Die direkte Kommentierung auf der Seite sollte jedoch auch weiterhin möglich sein, um potenzielle Interaktionen nicht auszuschließen. Jeder Leser hat seine eigenen Präferenzen, wo er kommentiert, die von der Art des Contents und der persönlichen Meinung abhängig sind.