Sitecore 9 wurde letzte Woche auf dem Sitecore Symposium offiziell vorgestellt. Machine Learning, automatisierte Personalisierung, massive Integration von (Big) Data; das sind die Highlights aus Las Vegas. Eine Übersicht über Neuigkeiten und Änderungen gibt’s in diesem Post.
Vorweg: Wir hatten drei Sitecore-Experten in Las Vegas vor Ort, die in den nächsten Wochen bestimmt ihre Know-how-Köfferchen für uns öffnen und in die technische Tiefe abtauchen.
Team @comspace at #SitecoreSYM in Vegas pic.twitter.com/CBVPZ8yKav
— Friederike Heinze (@ilovesitecore) 17. Oktober 2017
Sitecore xConnect: Integration für Omnichannel
Sitecore xConnect tut, was der Name vermuten lässt. Es verbindet die xDB (Sitecore Experience Database) über eine Vielzahl an APIs und Webservices mit unterschiedlich(st)en Datenquellen. Damit begegnet Sitecore einer der großen Herausforderungen aller Unternehmen, die Omnichannel-Visionen realisieren wollen.
Gerade Retailer haben eine Vielzahl an Touchpoints quer über alle Kanäle in den Customer Journeys ihrer Kunden. An allen entstehen Daten, vielfach werden die Daten jedoch nicht zusammengebracht, sondern in Silos betrachtet. Hier die Daten aus dem Webshop oder von der Webseite, dort die Daten aus der App, im nächsten Silo Daten aus dem Brick-n-Mortar-Shop.
Über xConnect in Sitecore 9 können nun die Daten in Sitecore zusammengeführt werden, unter den Quellen sind:
- CRM- und ERP-Systeme
- Internet of Things-Devices
- E-Mail-Systeme
- Beacons
- POS-Systeme
- und viele weitere.
So können die Daten zu Informationen aka Insights gemacht werden, die quasi auf die Customer Journey gelegt werden können. Besonders hilfreich ist dabei
Sitecore Cortex: Die KI hält Einzug
Sitecore Cortex ist eine neue Machine Learning-Funktion in Sitecore 9. Sie unterstützt Marketer mit
- kontinuierlichen multivariaten Tests,
- automatischem Content Scoring,
- Pattern Recognition, um neue Trends in den Audiences und Kohorten zu erkennen,
was letztendlich zu automatisierter Personalisierung führen kann und soll.
In Cortex laufen existierende Daten aus xDB (Verkaufsdaten, alte Kampagnendaten,…) und Daten über xConnect (bspw. aus ERP- oder CRM-Systemen) zusammen und erzeugen “Deep Insights” im Sitecore-Sprech.
In der Keynote schildern die Sitecore-Speaker einen Use Case, in deren Verlauf die potentielle Kundin ihre Adresse online verändert. Cortex realisiert anhand diverser Daten, dass die potentielle Kundin ein Haus erworben hat und dementsprechend nun in die Kohorte “New Home Buyer” gehört. Dementsprechend werden automatisch Kampagnen getriggert.
In dem Beispiel wurde über xConnect eine Immobiliendatenbank angebunden, die Cortex nun eine Vielzahl an Informationen über das Haus der potentiellen Kundin bietet. Damit können die folgenden Aktivitäten spezifischer werden und z. B. an die Art und Größe des Hauses angepasst werden.
Sitecore Experience Commerce: Altes Modul in neuer Gestalt?
Im Zusammenspiel mit Cortex geht die Geschichte im Commerce-Bereich weiter. Die Kundin erhält passgenauen Content und Cortex übergibt Produkt-Recommendations an Commerce und triggert dort Promotions. Die Commerce-Experience läuft über Desktop, Mobile und dann im Store weiter, wo die über xConnect eingebundenen Beacons und das PoS-System im Zusammenspiel mit dem Verkäufer ihren Job tun.
Der Kern der Geschichte ist Omnichannel in Reinform. Kontextuelle, hochpersonalisierte Inhalte quer über alle Kanäle; ermöglicht durch das Zusammenspiel von xConnect, Cortex und Commerce. Commerce ist übrigens ein alter Bekannter. Seit 2014 hieß das Produkt Sitecore Commerce Server. Das Produkt wurde ursprünglich vom strategischen Partner Microsoft übernommen und abgesehen vom Namen tat sich da wohl nicht viel – das hat sich jetzt wohl geändert.
Sitecore Commerce ist ab Januar 2018 verfügbar und ist wohl (Achtung, Gerüchte!) komplett neu entwickelt worden und basiert nicht mehr auf dem Sitecore Commerce Server.
Sitecore Experience Cloud: Integriert, schnelle Installation
Microsoft ist seit Jahren strategischer Partner von Sitecore und mit Azure hat Microsoft ein starkes Produkt im Portfolio, mit dem wir schon mehrfach gute Erfahrungen sammeln konnten. Zuletzt präsentierte unser Sitecore Solution Architect Tim-Patrick Märk auf der dmexco 2017 die Geschwindigkeit beim Aufsetzen einer Sitecore-Instanz.
Der @tpmaerk von @comspace traut sich was: Azure Toolkit Live Demo auf der #dmexco am #sitecore Stand. Und nein, das ist kein Bluescreen 😉 pic.twitter.com/Dps3zZJdRL
— Friederike Heinze (@ilovesitecore) 14. September 2017
Das auf einer Messe zu versuchen, beurteilten alle Profis – inklusive unserer Sitecore-MVP Friederike Heinze – als “mutig”, weil viele Tricks und Kniffe nötig sind, um die Umsetzung reibungslos ablaufen zu lassen.
Mit dem Schritt von IaaS (Infrastructure as a Service) zu PaaS (Platform as a Service) soll das nun ein Ende haben. Während der Keynote auf dem Symposium in Vegas installierte Jason St-Cyr, Technical Evangelist bei Sitecore, eine Instanz mit wenigen Klicks und versprach neue Installationen in unter 30 Minuten.
Headless CMS mit Java Script Services
Headless CMS ist schon seit Jahren ein Hype-Thema im CMS-Markt. Grob gesagt: Das CMS hält den Content vor und über eine API greift das Frontend – im Web, in einer App, auf einem IoT-Gerät – auf den Content zu. e-Spirit bewirbt sein „Content as a Service“ (CaaS), das in gewisser Weise ein Schritt Richtung Headless ist. Auch andere CMS-Hersteller sind auf den Zug aufgesprungen und Sitecore hat die Rufe aus der Community vernommen.
Mit Sitecore Java Script Services (JSS) liefert Sitecore jetzt ein SDK, das Frontendlern die gewünschten Freiheiten liefert. Sitecore ist als Headless CMS entstanden (auch wenn es damals niemand so genannt hätte) und bringt von Haus aus eine strikte Trennung zwischen Präsentations- und Content-Layer mit. Einfach formuliert erlaubt Sitecore JSS den Frontendlern auf viele der Sitecore-Features zuzugreifen und sie zu nutzen, ohne die Präsentations-Schicht von Sitecore nutzen zu müssen. Das hat Vorteile, aber auch gewisse Nachteile: für einige der Sitecore-Features braucht es Anpassungen, out-of-the-box wird es nicht funktionieren.
Sitecore 9 Forms: Web Forms For Marketer sagen Adé
WFFM wurde nie geliebt, insofern ist die Freude über einen Nachfolger groß.
Nie wieder Wffm ?? Ich freu mich auf Sitecore Forms #SitecoreSYM pic.twitter.com/aaIc4raI8y
— Friederike Heinze (@ilovesitecore) 18. Oktober 2017
Neu sind Multipage-Forms, die bisher eher über Workarounds realisiert wurden, und Drag & Drop im Form-Builder. Ins Detail gehen kann man am besten im Webinar am 15.11.
Sitecore Cognitive Services
Sitecore Cognitive Services sind nicht neu und haben keine direkte Verbindung zu Sitecore 9 – aber sie sind spannend. Unser Solution Architect Matthias Wilms hat beispielsweise gerade eine Anwendung für die automatische Bilderkennung inklusive Tagging an das Digital Asset Management-System CELUM angebunden. Die Nutzung von AI bzw. Machine Learning als Service für eine Vielzahl von konkreten Anwendungen in Verbindung mit einem CMS bringt dann solche Dinge hervor wie Robbie.
Robbie ist ein Projekt von Rob Habraken und Bas Lijten, das sie schon auf der SUGCON vorgestellt hatten und von dem sie jetzt auf dem Symposium in Las Vegas den neuesten Stand preisgaben.
Über die Cognitive Services und Sitecore wird der kleine Roboter gesteuert:
SQL is back
Bisher war für Sitecore NoSQL in Form von MongoDB Pflicht. Mit Sitecore 9 kommen nun auch SQL-Datenbanken in den Genuss, Sitecore bedienen zu dürfen. Insbesondere Microsoft dürfte daran großes Interesse gehabt haben, erlaubt es doch einen “Full-MS-Stack” mit Windows Server, SQL Server, .NET Framework & Azure Cloud.
Aber auch für die Anwender ist der Stack spannend. Die in der Keynote versprochene 30 Minuten-Install in der Azure-Cloud dürfte ohne MS-Stack kaum zu halten sein.
Quick & Easy: Sitecore Installation Framework
Für die Installationsgeschwindigkeit kommt noch ein weiterer Faktor ins Spiel, über das Entwickler glücklich sein dürften: Das Sitecore Installation Framework. Auch hier spielt Microsoft-Technologie eine große Rolle, unter dem Framework arbeitet ein Powershell-Modul. Weitere Details gibt’s bei Rohit Chopra auf LinkedIn.
Roadmap: Ab wann gibt’s die Features?
Die vorgestellten Neuerungen werden im Laufe des nächsten Jahres nach und nach ausgerollt. Der “echte” Launch von 9.0 wird im Q2 2018 erwartet, vorher gibt es eine Preview-Version. Sitecore Cortex wird ab Q3 2018 nutzbar sein.
Und sonst?
Dann ist da noch das Express Migration Tool. Mit dem soll die Migration von älteren Sitecore-Varianten vereinfacht werden. Außerdem können damit Formulare, die mit WFFM erzeugt wurden, migriert werden.
Eine Zukunftsvision zeigt uns dieses Video:
“Horizon” und “Zenith” werden die Module/Applikationen genannt und was wir zu sehen bekommen, wirkt beeindruckend – nahtlose Verbindung von maschinenerzeugten Insights mit menschlicher Content-Gestaltung. Wann die beiden Produkte verfügbar sein werden, ist nicht bekannt.
@Sitecore Zenith & Horizon are all you need to create amazing experiences powered by Insights #SitecoreSYM pic.twitter.com/eeu5sjAOfM
— Neil Killen (@NeilKillen) 19. Oktober 2017
Zum Schluß noch ein Schmankerl: Sitecore verabschiedet sich mit Sitecore 9 vom Silverlight-Plugin. In Sitecore arbeiten derzeit einige Applikationen mit Silverlight und bringen gemeinhin Nutzer zum Fluchen. Kompatibilitätsprobleme mit diversen Browsern auf unterschiedlichen Betriebssystemen sorgen für Frust.
Das war das Wichtigste vom #SitecoreSYM 2017 in der Übersicht. Haben wir etwas vergessen oder übersehen? Wir sind gespannt auf die ersten Erprobungen von Sitecore 9 in der Praxis.
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