Bumblebee & Butterfly – das e-Commerce Barcamp in OWL
Der etwas sperrige Name trügt eigentlich, denn das Barcamp deckte neben e-Commerce auch Themen aus den Bereichen des Online-Marketing, der digitalen Wertschöpfung und artverwandte Online-Themen, wie z.B. Recht, ab.
Das Publikum war dementsprechend bunt gemischt: neben Agenturen und Beratungen, waren auch Shop-Betreiber, Hersteller, Großhändler und Vertreter der Stadt Bielefeld anwesend.
Ungewöhnlich
Das Barcamp fand in der Schüco Arena im Herzen von Bielefeld statt, eine außergewöhnliche, aber wirklich gute Location.
Auch etwas ungewöhnlich für ein solches Veranstaltungsformat war die vorherige Bekanntgabe von Session-Themen. Leider fiel der erste Teil des Barcamps daher sehr “moderiert” aus und die Sessions wurden mit PowerPoint-Vorträgen eingeleitet. Meiner Ansicht nach waren viele der Teilnehmer schon in guter Stimmung und bereit sich aktiv auszutauschen, da wirkte der ein oder andere Vortrag als Einstieg ins Thema eher bremsend als motivierend.
Interessanterweise entschuldigten sich dann im Verlauf der Veranstaltung wiederum die Gäste, welche eine Session anboten, keine Folien vorbereitet zu haben.
Nach einem Meet & Greet ging es direkt in die Sessionplanung des Vormittags.
Sessions – 1. Teil
Vormittags standen 3 Slots für verschiedene, parallele Sessions zur Verfügung.
Slot 1 – Programmatic Advertising, Microservices und Amazon SEO
Bei der Session Amazon SEO wurden zwei Themen zusammengefasst.
1) Lohnt sich in Zeiten von starken Plattformen noch ein eigener Online-Shop?
und
2) Welche Faktoren beeinflussen Amazon SEO? Eike-Jan Diestelkamp von HDNET erläuterte sehr unterhaltsam aus welchen Bausteinen sich eine gutes Ranking in der Amazon-Produktsuche zusammensetzt. Rund 150 Kriterien können bei einem Produkt ausschlaggebend sein.
Nur um ein paar Rankingfaktoren für Amazon zu nennen:
- Rezensionen und deren Qualität
- Lieferbarkeit und Produktverfügbarkeit
- ein aussagekräftiger Produkttitel, der jedoch nicht überladen sein darf
- Qualität und Aussagekraft der verwendeten Bilder
- Händlerperformance, die u.a. durch das Nutzererlebnis der Kunden beeinflußt wird
Slot 2 – Shop Hosting, Shopsystem Auswahl und Nutzerzentrierte Markenerlebnisse
In der Session nutzerzentrierte Markenerlebnisse ging es um die User Experience in Shops. Es wurden die theoretischen, zugrunde liegenden Prozesse des User Experience Design vorgestellt. Erstaunlich empfand ich, das Customer Journeys und Personas auch ohne verfügbaren Daten abgebildet werden (können). Die Diskussion um die Machbarkeit dieses Vorgehens hat dann auch diesen Sessionslot geprägt.
Slot 3 – Conversion Optimierung, Betrug im Internet und Content Marketing
Dr. Arne-Christian Sigge von content.de führte praxisnah und unterhaltsam durch das Themenfeld Content Marketing. Er verdeutlichte, wie man Mehrwerte für Kunden durch Ratgeber und gute Inhalte schafft, dass hartes SEO dem Content Marketing eher schadet und wie Retargeting sinnvoll eingesetzt werden kann.
Was habe ich mitgenommen: Inhalte, die meine Kunden interessieren liefert das Ticketsystem – genial einfach.
Nach einer Mittagspause mit der obligatorischen Stadion(curry)wurst ging es in die Planung der Sessions für die 2. Runde.
Sessions – 2. Teil
Slot 4 – Rechtliche Hürden im e-Commerce, lokale Online Marktplätze und B2B-Commerce
Diese Session beschäftigte sich mit dem Besonderheiten des B2B-Geschäfts. Denn viele Anforderungen aus dem B2C sind nicht 1:1 übertragbar, besonders abweichende Prozesse, höhere Kosten und erschwerter Transport von Emotionen kennzeichnen das business-to-business-Geschäft.
Deutlich wurde, dass Schnittstellen, z.B. zwischen Shop und CMS, und die Verfügbarkeit von Daten entscheidend für zufriedene Kunden und ein funktionierendes Gesamt-Ökosystem sind. Realisiert werden kann dies durch umfassende Konnektivität der eingesetzten Software und Systeme und deren Skalierbarkeit.
Fazit der Session: Produkte werden austauschbar – Service bleibt. Die Wahl der Technologie wie PIM, DAM und Shop-System entscheidet maßgeblich über die Auslieferung der Services.
Slot 5 – Linkbuilding, Die offene Rechnung ist tot – es lebe die offene Rechnung und Next Generation e-Commerce
Was bringt die Zukunft des digitalen Handels? Hier wurde eifrig über Trends diskutiert, ob Voice-Commerce oder Influencer Marketing. Es geht darum den Kunden von morgen jetzt schon zu hacken.
Slot 6 – Customer Feedback, Omnichannel und CMS Battle
“Wir wollen uns mal so richtig schön gegenseitig zerreißen” – so die Aufforderung an alle anwesenden Agenturen und Dienstleister, sich am Content Management Battle zu beteiligen.
Ganz so wild wurde es jedoch nicht. Hier sind einige Kriterien aufgelistet, die der Kunde bei der Wahl des für ihn passenden CMS berücksichtigen sollte:
Fazit: “Nicht mit Pfeil& Bogen auf einen Airbus A380 schießen”.
Slot 7 – Online Marketing Klinik und automatisierte Internationalisierung
Mit dem Claim “Wie mache ich 1 Million € Umsatz in einem Jahr” wurde ein interessantes Entwickler-Projekt vorgestellt. Um eine hohe Reichweite in über 125 Ländern aufzubauen, wurden KFZ-Gebrauchtteile automatisiert in bis zu 10 Sprachen übersetzt und auf Plattformen wie eBay gelistet. Die Artikellistung erfolgte in wenigen Sekunden direkt durch den Mitarbeiter per Smartphone und maßgeschneiderter App. Magento wurde hierbei als Warenwirtschaftssystem zweckentfremdet und verknüpft die Informationen aus den Teileverwendungslisten der Automobil-Hersteller. Ich finde neben der hohen Reichweite bemerkenswert, dass es sich um ein Projekt eines einzigen Entwicklers handelt.
Aus Marketing-Sicht wurde dabei vieles richtig gemacht: das System skalierte schnell, über alle Kanäle und Märkte wie eBay und Co. wurde eine Marke mit Wiedererkennungswert aufgebaut – nach und nach werden jetzt unattraktive Märkte aus dem Portfolio bereinigt. Kunden kommen mittlerweile aber direkt auf den Online-Shop und dabei entfallen natürlich die Provisionskosten der Marktplätze.
Danach klang der Abend mit pulled-pork-Burgern, netten Gesprächen und einem Bier vor einer beleuchteten Stadionkulisse aus.
Fazit
Es waren meiner Meinung nach durchaus parallelen zur Online-Marketing-Konferenz Bielefeld vorhanden – denn der Konferenzcharakter konnte aufgrund der Bestuhlung und der relativ großen Personenzahl je Session auf einer offenen, großen Fläche nicht gänzlich abgelegt werden. Das Ambiente und das Catering waren aber super.
Wären kleinere Räume – wie z.B. die Logen des Stadions – mit ins Konzept einbezogen worden – wäre die Atmosphäre durchaus persönlicher und der Austausch noch intensiver geworden.
Aber grundsätzlich waren spannende Vorträge dabei, die auch eine breite Masse ansprechen konnten.
Ich bin nächstes Jahr sicher wieder dabei und Sie?
- Make or Buy: das eigene Hinweisgebersystem?! - 1. Februar 2019
- CELUMIUM 2017: Keynotes, Use Cases, Konnektoren - 5. Dezember 2017
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Toller Beitrag, der die Veranstaltung auch für mich auf den Punkt bringt.
Wir sind nächstes jahr auch wieder dabei – sofern es ein 2. Mal gibt.
VG Mark