Bei comspace kann jede_r so sein, wie er oder sie ist. Neben all der Unterschiedlichkeit unserer Kolleg_innen habe ich mich gefragt, was uns trotzdem alle bei der Arbeit verbindet. Deswegen bin ich letzte Woche einfach mal durch alle Büros gelaufen und habe möglichst viele von denen gefragt, die es am besten wissen müssen – meine Kolleg_innen.
Wir (Sarah J. & Sarah B.) waren auf der New Work Experience 2017 in Berlin. Hier haben wir ein paar ausgesuchte Highlights, Tweets und Gedanken zur Veranstaltung zusammen gestellt.
Gewohnt drastisch und provokant, rüttelte Thomas Sattelberger in seiner Eröffnungsrede den Saal wach. Wir sollten Transformation nicht als Technologie, sondern als Kultur- und Führungsthema begreifen. Und ja, New Work ist nicht der Obstkorb, sondern Teilhabe. [BTW: Sind denn der Massageservice, die Servicekräfte, die einem die Türen aufhalten oder die Photobooth vor dem Eingang der NWX17 „New Work“?]
Den ganzen Vortrag zur Eröffnung sowie weitere Paneldiskussionen der New Work Experience gibt es auf YouTube.
Wir sind Chef: Verteilte Führung ist nicht einfach aber notwendig
Wir leben in einer Sharing Economy. Wir teilen Katzenvideos, Appartements und Taxis. Nur Leadership scheint für viele immer noch unteilbar. (Hermann Arnold)
Oder auch: Die Session zum Buch über das Führungsmodell bei Haufe Umantis.
Demokratie ist nicht führungslos. Netzwerk und Hierarchie in Kombination.
Keine Frage von Regeln und Prozessen allein, Frage der Kombination
Reine Selbstorganisation führt erst zu Euphorie, dann zu Chaos
Organisation dreht auf hohen Touren im Leerlauf
Veränderungen: Anfangen bei sich selbst, dann weitermachen im Team
@HermannArnold: Führen in Netzwerken braucht klare Regeln und eine straffe Organisation #nwx17
Brauchen wir noch Alphatiere in den Führungsetagen?
Menschlichkeit darf nicht instrumentalisiert werden. Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen, nicht umgekehrt. (Bodo Janssen)
Paneldiskussion mit Holger Stanislawski (Fussballtrainer), Carsten Stawitzki (Bundeswehr), Bodo Janssen (Hotelkette Upstalsboom).
Erfolg macht nicht glücklich, aber Glück macht erfolgreich
Führungskräfte: Veränderung immer zuerst bei sich selbst anfangen
Menschlichkeit darf nicht inventarisiert werden
Führen kann nur, wer sich selbst reflektiert
Anpassung aufbrechen, Normen schränken ein
Zielkollision – Wandel ist nicht möglich, wenn Gewinn im Vordergrund steht
Neues Menschenbild und ernsthaftes New Work ist in Kapitalmarkt gelisteten Firmen aufgrund reiner Gewinnmaximierung ausgeschlossen #nxw17pic.twitter.com/2UXTUa9wxl
Das Highlight: New Work – Manifest für das 21. Jahrhundert
Das Beste zum Schluss: Nach über einer halben Stunde Verlängerung und einer versprochenen Fortsetzung der Diskussion zu einem späteren Zeitpunkt gab es Standing Ovations für Frithjof Bergmann den 87-jährigen Philosophen und Begründer von New Work. Feingeistig, unterhaltsam und charmant hat er die Geschichte der New Work Entstehung erzählt und war während des ganzen Tages der einzige, der seine Redezeit ausdrücklich überziehen durfte.
70er Jahre, Automatisierung der Automobilindustrie in Flint (Michigan) führte zu Massenarbeitslosigkeit.
Gründung des ersten Center for New Work. “New Work” als Ergänzung zur Job-Arbeit und Alternative zur Massenarbeitslosigkeit gedacht.
Idee: 6 Monate Fabrik, 6 Monate Arbeit die man „wirklich, wirklich will“.
Center sollen Menschen dabei unterstützen herauszufinden, was sie wirklich wollen, um damit Geld zu verdienen. Wurde teilweise als naive Idee angesehen. „Wie soll ich das nach 20 Jahren Fließbandarbeit wissen?!“
Viele Menschen seien „arm an Begierde“, d.h. sie wissen nicht, was sie wirklich wollen. Die Kapazitäten, etwas zu wollen, werden bei vielen Menschen (z.B. durch die Erziehung) kaputt gemacht.
Wichtig sei, etwas zu tun, das einen Sinn macht (“makes a difference“).
Die meisten Menschen können ohne Hilfe nicht herausfinden, was sie wirklich wollen. Dafür braucht es weltweit viele Center of New Work. Die Leute nicht nur irgendwie beschäftigen, sondern sie lebenslang dabei begleiten herauszufinden, was sie wirklich wollen.
Deutliche Kritik kam von Prof. Bergmann an den Inhalten der NWX: Die hier gezeigten Ansätze würden „die Job-Arbeit mit Mini-Ansätzen verwirken“. Sie seien also quasi ein Make-Up für die Job-Arbeit, keine Neuerung.
Wie blass und klein auf einmal „homeoffice“ und co. wirken. Größere Fragen von Prof. Bergmann. Danke!! #nwx17
Entgegen der allgemein eher bedrohlichen Stimmung (Roboter nehmen dir den Job weg! Disruption! Wer sich der Transformation nicht stellt, wird untergehen!), ist die Automatisierung für Bergmann eine positive Entwicklung, denn sie gibt den Menschen Raum für New Work, also die erfüllende, sinnhafte Arbeit. Ziel sollte es sein, die Menschen zu stärken und darin zu bestärken, dem nachzugehen, was sie wirklich wollen.
Prof. Dr. Frithjof Bergmann sagt, wenn die Maschinen uns die Jobs wegnehmen, ist das ein Grund zum Feiern! ?#nwx17pic.twitter.com/ky7fTFPS5t
Ein Kritikpunkt kam bereits vor der Veranstaltung und machte z.B. auf Twitter seine Runden: Die Veranstaltungskosten. Geboten hat die nwx17 viel Show & Shine zu hohen Preisen und so bewegte sich die Veranstaltung bereits vor Beginn für manche zwischen “Spiritualität, elitärem Scheiss und dringender Notwendigkeit”. Auch im nächsten Jahr geht es repräsentativ weiter: Die NWX18 wird in der Elbphilharmonie stattfinden. Die Tickets werden aktuell zum Early Bird Preis für 399,-. Euro verkauft. Dieser Hochglanz muss aus unserer Sicht nicht sein, denn das Thema New Work ist an sich interessant und wichtig genug. Wir verzichten gerne auf Schminkservice und Vitra-Sofas zugunsten einer vielfältigen, bodenständigen Veranstaltung.
Das Detailprogramm auf der Website und im Programmheft benutzerfreundlicher gestalten (Farben, Usability).
Raumplanung: Manche Sessionräume waren zu klein für begehrte Themen. Beim Vortrag von Niels Pfläging ließ sich z.B. nicht mal mehr die Tür von außen öffnen. Hier wäre evt. eine Vorabanfrage an die TN hilfreich.
Catering, das auch für vegetarische und vegane Besucher etwas mehr Auswahl bietet.
Bitte keine zwanghafte Coolness (2-Mann-Rapband als Intro für Gäste, Keine-Krawatten-Zwang) Wenn New Work ist, was man wirklich, wirklich will, dann sollte man auch Krawatte tragen dürfen.
Müssen wir unser Verständnis oder das Konzept von New Work überdenken? Machen wir nur Feintuning an der Job-Arbeit? Oder sollten wir revolutionärer sein? Menschen begleiten auf dem Weg zur sinnhaften Arbeit. Wie ist das im Rahmen eines Unternehmens möglich?
Neu ist nicht unbedingt gut, alt ist nicht unbedingt schlecht, ebenso wenig wie anders herum. Neu ist nicht nur Netzwerk und alt nicht nur Hierarchie. Vielleicht lieber mehr auf „Gutes Arbeiten“ konzentrieren als auf „Neues Arbeiten“.
Heute möchte ich euch an meinen Erfahrungen mit der Methode “Peer-Feedback” teilhaben lassen. Die Idee ist mir zuerst im Podcast von Bastian Wilkat begegnet, dann ausführlicher im Buch “24 Work Hacks auf die wir gerne früher gekommen wären” von sipgate.
Dort wird das Peer-Feedback als Alternative zum jährlichen Mitarbeitergespräch vorgestellt, das in der letzten Zeit aufgrund der sich wandelnden Arbeitswelt mächtig in Verruf und unter Druck geraten ist. Armin Trost formuliert es in seinem Buch “Unter den Erwartungen” als Versagen in der modernen Arbeitswelt, Niels Pfläging spricht in diesem Zusammenhang von “bizarren Mitarbeiterbeurteilungsritualen”.
Grundsätzlich ist Feedback aber wichtiger denn je: In Zeiten von selbstbestimmtem, agilem Arbeiten ist die zeitnahe Rückmeldung zur persönlichen Leistung eine wichtige Informationsquelle für die Kollegen_innen. Das betont auch Daniel Pötzsch in seinem Beitrag „Warum Feedback so wertvoll ist“ im IME-Blog. Spätestens seit der Diskussion um die Generationen Y und Z, die als Digital Natives permanente Kommunikation und Feedback gewöhnt sind, lässt sich die grundsätzliche Wichtigkeit von Feedbackgesprächen nur noch schwer ignorieren.
Brauchen wir ein neues Feedbackformat?
Auch bei comspace haben wir seit einiger Zeit keine festgelegten Mitarbeitergespräche mehr. Stattdessen hat jeder Kollege und jede Kollegin die Möglichkeit, nach Bedarf ein Feedbackgespräch mit der Führungskraft anzufragen. Das klappt zugegebenermaßen mal mehr und mal weniger gut. Zum einen fällt es nicht allen Kollegen leicht, aktiv ein Gespräch mit der Führungskraft einzufordern. Für unsere wenigen Führungskräfte ist es außerdem manchmal schwer, fachliches und detailliertes Feedback zu bestimmten Jobsituationen zu geben. Was also tun? Da wir bei comspace neue Ideen gerne einfach mal ausprobieren, habe ich mich kurzerhand selbst zum “Versuchskaninchen” erklärt und die Peer-Feedbackmethode getestet.
Unsere Idee im Überblick
Die Feedback-Anfrage nach Bedarf bleibt. Feedbackgeber ist aber nicht die Führungskraft (also bei comspace z.B. Teamleiter oder HeadOf), sondern eine individuell zusammengestellte Peergroup.
Ziel ist ein häufigerer und kontinuierlicher Feedbackprozess mit wechselnden anlassbezogenen Peergroups, die zeitnahes und fachliches – weil jobbezogenes Feedback – geben können.
Positive Nebeneffekte: mehr Eigenverantwortung und Selbstorganisation, gesteigerte (Selbst-)Reflexion und geförderte Kommunikation durch mehr Austausch unter den Kollegen. Durch positive Rückmeldungen werden (evt. sogar bisher unbewusste) Stärken aufgedeckt. Über die sogenannte Stärkenorientierung hat beispielsweise die Management-Beraterin Svenja Hofert eine ausführliche Blogparade veröffentlicht.
Der Ablauf
Organisation
Der Feedback-Nehmer kümmert sich selbst um die Organisation des eigenen Peer-Feedback-Termins. D.h. sie oder er wählt 3-5 Kolleg_innen aus, von denen Feedback gewünscht ist und verschickt an diese einen gemeinsamen Termin. Der Termin sollte ca. 2 Wochen vorher geplant werden und max. 1 Stunde dauern. Mit der Termineinladung wird um das Feedback gebeten und individuell erklärt, warum man gerade diese Personen einlädt. Auch erste Hinweise zum “richtigen” Feedback-Geben habe ich in der Einladung mitgeschickt, z.B. als Link zu diesem und diesem Artikel. Ich habe die Einladung in zwei Schritten verschickt: Erst als E-Mail zur Ankündigung des Termins und Erläuterung der Idee. Dann als Termineinladung im Kalender mit weiteren Infos zum Ablauf, den Leitfragen etc.
Vorbereitung
Die Feedback-Geber bereiten sich einzeln auf den Termin anhand der mitgeschickten drei Leitfragen vor.
Weiter so: Was kann [Name] gut? Was ist dank ihm oder ihr gut gelaufen?
Idee: Wo ist Entwicklungspotenzial?
Highlight: Was macht [Name] einzigartig / besonders toll?
Auch der Feedback-Nehmer bereitet sich vor, indem er sich Gedanken zum Ablauf und Notizen für die Moderation des Termins macht.
Das Gespräch
Positive Rahmenbedingungen schaffen: Einen freundlichen Raum wählen, ggf. für Getränke und Snacks sorgen. Ein Poster / FlipChart mit dem Ablauf und den Leitfragen aufhängen.
Der Termin kann vom Einladenden selbst moderiert werden. Alternativ könnte z.B. eine Kollegin aus dem HR-Bereich unterstützen. Hilfreich ist, die eigene Intention und den groben Ablauf am Anfang des Termins noch einmal vorzustellen und evtl. auf die Feedback-Regeln hinzuweisen.
Im Termin selbst sind wir (etwas abweichend vom sipgate-Buch) folgendermaßen vorgegangen: Jede_r macht sich vorab allein Gedanken zu den Leitfragen. Im Termin selbst gibt jeder der Reihe nach Feedback zum ersten der drei Punkte. Danach geben alle der Reihe nach Feedback zum zweiten Punkt usw.
Das Feedback ist ein Angebot bzw. eine Chance für den Feedbacknehmer sich weiterzuentwickeln, die eigenen Stärken auszubauen und an den Entwicklungsfeldern zu arbeiten. Daher soll der Feedbacknehmer im Termin selbst möglichst wenig kommentieren und schon gar nichts diskutieren. 😉 Es werden auch keine Inhalte dokumentiert oder weitergegeben.
Für den Test der neuen Feedback-Methode hatte ich bereits im Vorfeld zwei Runden geplant, um die Methode ausführlich testen zu können. Beide Runden waren letztendlich in einigen Punkten sehr unterschiedlich und auf ihre Art interessant und bereichernd.
Unsere Top-5 Erkenntnisse aus Runde 1:
Die Vorbereitungszeit von 2 Wochen zwischen dem Verschicken der Einladung und dem Stattfinden des Termins war ideal.
Die ausgewählten Leitfragen sind sehr allgemein und eignen sich für regelmäßige Feedbackrunden nur bedingt. Z.B. werden sich die Antworten auf die Frage nach den Stärken nicht innerhalb weniger Monate ändern. Deswegen könnte die Alternative sein, einen Fragenpool anzulegen, aus dem der Feedbacknehmer sich je nach Intention ein Set aus drei Fragen zusammenstellt. Weitere Leitfragen für das Peer-Feedback könnten sein:
Wie beschreibst du die Entwicklung von [Name] in den letzten Monaten (z.B. hilfreich für neue Mitarbeiter nach der Probezeit)?
Was hat [Name] im Projekt z besonders gut umgesetzt? Was ist dank ihr/ihm gut gelaufen?
Was hätte [Name] im Projekt Z anders/besser machen können?
Der Ablauf aus 3 Runden (je eine Runde pro Leitfrage) hat bei uns gut funktioniert. So wird das Feedback strukturiert und man kann sich geordnet Notizen machen.
Meine persönlichste Erkenntnis: Geballtes Feedback annehmen ist gar nicht so leicht! 😉 Auch sich zurückzunehmen, aktiv zuzuhören und Rückmeldungen nicht zu kommentieren muss geübt sein. Aus gutem Grund gibt es auch hierzu interessanten Lesestoff, z.B. im Kommunikations-Blog von Gaby Feile (“Feedback bekommen und damit umgehen – 8 Tipps”) oder etwas ausführlicher im Consulting-Blog von Elisabeth Krüger (“Feedback annehmen: So reagieren Sie kompetent auf Feedback”).
Geschätzter Zeitaufwand pro Teilnehmer: 1,5 Stunden (30 Minuten Vorbereitung + 1 Stunde für den eigentlichen Termin). Hilfreich wäre eine zusätzliche Info in der Einladungsmail über den zeitlichen “Invest” und das eigene Verständnis dafür, wenn es jemand auslastungsbedingt dieses Mal nicht schafft.
Die Top-3 Erkenntnisse aus Runde 2:
Nicht immer klappt es mit der gemeinsamen Terminfindung so gut wie in Runde 1. Je nachdem, wie die eingeladenen Kolleg_innen zeitlich eingespannt sind, kann der erste Terminversuch nicht immer klappen. In der zweiten Runde habe ich den Termin ein Mal verschoben und von den fünf eingeladenen Feedback-Gebern sind letztendlich zwei gekommen. Hier heißt es: Nicht nachtragend sein. Das tägliche Geschäft geht eben vor und manchmal klappt es einfach zeitlich nicht. Wenn die Absagen aber ein Dauerzustand werden, könnte dies ein wichtiges Signal dafür sein, dass die Methode (oder Teile davon) doch nicht das Richtige ist.
Unsere spontane Überlegung: Eventuell lässt sich die Peer-Feedback-Methode auch als Projekt-Feedback-Methode nutzen. Die Teilnehmer versammeln sich nach Abschluss eines Projektes, um anhand von drei Leitfragen (z.B. “Was war gut?”, “Was hätte besser sein können?” und “Was war besonders?”) über ein gemeinsam abgeschlossenes Projekt zu reflektieren. Im Prinzip hätte man damit schon einen Einstieg in eine Retrospektive, bei der man sich effektiverweise nicht nur mit dem rückwärtsgewandten Beschreiben, sondern auch mit dem Auswerten der Ergebnisse und der Entscheidung über Maßnahmen beschäftigen sollte (= höhere zeitlicher und moderationstechnischer Aufwand).
Idee zur Einführung der Feedback-Methode: Alle Kolleg_innen bekommen eine Übersicht zur Methode (Tipps zur Organisation, Ablauf & Leitfragen, Feedback-Regeln) im Postkartenformat. So hat man die wichtigsten Infos präsent und kann z.B. die Karte auch zur Orientierung mit ins Feedback-Gespräch nehmen.
Fazit zum Peer-Feedback
Eine gute Alternative oder zumindest Ergänzung zum alteingesessenen Mitarbeiterjahresgespräch. Die Methode ist nicht unbedingt einfacher, sie kostet ebenfalls Zeit für die Durchführung und Vorbereitung und fordert ein gewisses Maß an Professionalität bzw. Erfahrung im Umgang mit Feedback. Trotzdem: Arbeitsbezogenes Feedback von Kolleg_innen, die die eigene fachliche Leistung im Alltag am ehesten einschätzen können ist relevant und aktuell. Ausprobieren lohnt sich!
Wer sich die Veranstaltungen, Kongresse und Barcamps in diesem Jahr ansieht, die sich mit dem Thema HR, New Work oder Unternehmenskultur beschäftigen, hat gut zu tun. Man könnte sich quasi fast jeden Monat auf mehreren HR-Events tummeln.
Wir haben mal für euch (und uns selbst ;)) gesammelt und einen Überblick zu eben diesen Veranstaltungen zusammen gestellt.
Sicher haben wir einige Events noch nicht aufgelistet – schickt uns gerne euren Veranstaltungstipp über die Kommentarfunktion. So können wir die Liste ergänzen und gemeinsam das Veranstaltungsjahr 2017 planen.
EnjoyWorkCamp – 17.-18.11.2017 – Stuttgart – 378,- Euro
Wir sind gespannt auf eure Meinung:
Welche Veranstaltung ist ein Muss?
Bei mir steht bislang fest die New Work Experience im Kalender. 🙂 Wo kann man euch auf jeden Fall treffen?
Unsere Kollegen Hanna Drabon und Tilmann Mißfeldt von „Spende dein Talent“ waren in den letzten Monaten auch auf einigen HR-Veranstaltungen unterwegs und haben ihre Event- und Twitter-Highlights inklusive Ausblick auf kommende Veranstaltungen kürzlich im SdT-Blog veröffentlicht.
intrinsify.me bezeichnet sich selbst als „Think Tank und das führende Netzwerk für die neue Arbeitswelt und moderne Unternehmensführung“.
Die regelmäßig veranstalteten „wevents“ des Netzwerks widmen sich aktuellen Fragestellungen rund um die Neue Wirtschaft. Das 28. wevent am 26./27.11.2016 stand unter dem Motto „Braucht es für die Neue Wirtschaft auch neue Kompetenzen?“. Über 80 Teilnehmer (davon ca. 40% Erstteilnehmer) trafen sich in der modernen Konferenzetage der Digitalagentur hmmh im Wesertower. Dank bodentiefer Fenster mit einer top Aussicht über Bremen – jedenfalls theoretisch. 😉
Mark eröffnet unser 28. intrinsify.me #wevent bei hmmh in Bremen mit…hüstel…phantastischer Aussicht aus dem 10. Stock. pic.twitter.com/iSkrZCO62z
Nach einer Kennlernrunde startete der Sessionmarktplatz. Das wevent-Thema war dabei eher eine Art „Empfehlung“ und keine strikte Vorgabe, wie sich an den vielen unterschiedlichen und interessanten Sessionthemen zu Artificial Intelligence, Schule, Agilität, New Work bis hin zu Feelgood Management, zeigte.
Meine persönlichen Highlights gibt’s hier in diesem Beitrag im Überblick.
Den Einstieg machte für mich die Session von Sebastian Schmidt, der seit drei Wochen Direktor des Hotels „Deichgraf“ bei Upstalsboom ist und seine persönlichen Einsichten sehr offen und reflektiert erzählt hat. Wer die Entwicklung der Upstalsboom-Hotelkette zu einem Vorreiter in Sachen Augenhöhe noch nicht kennt, dem sei dieses Interview mit Bodo Janssen ans Herz gelegt.
Session von Silke Luinstra und Lars Vollmer als Sammelaktion zu Akteuren und Modellen im NewWork-Kontext. Erkenntnis: Wow! Da gibt es ganz schön viele. Hier eine kleine Auswahl:
Akteure:
intrinsify.me 😉
Augenhoehe
Management 3.0
betakodex
Mustebrecher
goodimpact
Tandemploy
XING Klartext
PM Camps
INQA
Ressourceful Humans
Modelle:
Holokratie
Business Reframing
Spiral dynamics
Soziokratie
Systemtheorie
Effectuation
Lean Management
Kein Theater mit den Frauen
Bei der Session mit Dagmar Taberznik wurde über den (Un-)Sinn von Frauennetzwerken und -förderprogammen diskutiert. Viele Teilnehmer empfanden die damit erzeugte künstliche Trennung zwischen Männern und Frauen als negativ und wenig hilfreich. Vielmehr wünschten sich die meisten, mehr die jeweils individuellen Qualitäten zu beachten und zu genießen.
Es geht um’s Sein, nicht um’s Haben oder Tun.
Passend dazu kam auch das Thema „Jobtitel“ auf, das auch Mark Poppenborg vor Kurzem in einem Blogbeitrag bei intrinsify.me diskutiert hatte (Tipp: unbedingt auch die Kommentare lesen!).
New Work Persönlichkeit(en)
Silke Luinstra stellte das Denkmodell der Hypnosystemik von Gunther Schmidt vor, welches auch in der AUGENHÖHEwegbegleiter Ausbildung Anwendung findet. Meine zentrale Erkenntnis hieraus ist, dass es zentrale Persönlichkeiten in einem Unternehmen geben muss (vor allem Führungskräfte, Geschäftsführer etc.) , die Veränderungen initiieren, ggf. Allianzen bilden und einen Schutzraum um New-Work-Experiemente bilden.
Für mich bedeutet das: Ein Vorstand allein kann nicht das Unternehmen in Richtung New Work verändern, dafür braucht es auch New Work Persönlichkeiten und -Vordenker unter den Kollegen. Diese sind aber wiederum auf Unterstützung durch die oberen Führungskräfte angewiesen. Isolierte Mitarbeiterinitiativen, die eine New Work-Bewegung quasi guerillamäßig in der Organisation ausrollen wollen, stoßen ohne Support „von oben“ schnell an ihre Grenzen, wie auch eine Teilnehmerin aus eigener Erfahrung in der Session berichtet hat.
Mit Bilderbuchwetter sowie interessanten und teils hoch philosophischen Diskussionen rund um das Thema Künstliche Intelligenz startete für mich der zweite wevent-Tag. Rund um die Kernfrage „Was unterscheidet Mensch und Maschine?“ sprachen wir über sich selbst verändernde Algorithmen, die Notwendigkeit, über die Instanz „elektronische Person“ (analog zur juristischen Person) zu diskutieren, über Nanotechnologie, Kontrolle & Kontrollverslust und das Besondere, das uns alle als Menschen verbindet.
Für mich die intensivste Session, die sich mit technischen Neuerungen und ethischen Fragestellungen auseinandergesetzt hat.
Hier noch ein Linktipp vom Sessiongeber Marcel Bernard.
Was ist so sexy an „Isso!“?
Ich könnte mich den ganzen Tag ärgern, aber ich bin nicht dazu verpflichtet.
Wir sprachen über die Wichtigkeit, Bewusstsein über die eigene Handlungsfähigkeit in unbestimmten Situation zu haben, um eine „Isso!“- von einer veränderbaren Situation unterscheiden zu können. „Isso!“-Aussagen (früher auch als Basta! bekannt) vermitteln schnell eine Schicksalsergebenheit, die evt. gar nicht notwendig oder hilfreich ist. Es ist also wichtig, eine entsprechende Denk- und Formulierungssensibilität zu trainieren, was wiederum eine hohe Selbstreflexion voraussetzt.
Kompetenzen in der Neuen Wirtschaft
Meine Session zum wevent-Thema, bei der wir eine erstaunlich lange Liste an Kompetenzen & Einstellungen gesammelt haben, die in einer New Work Arbeitsumgebung immer wichtiger werden.
Für mein erstes wevent hatte ich bereits etwas Barcamp-Erfahrung im Gepäck. Trotzdem habe ich das wevent als etwas besonderes empfunden, weil diese Veranstaltungsreihe schon etabliert ist und diese unter den Teilnehmern (trotz relativ hoher Erstie-Quote) spürbar war. Die Stimmung war ausgelassen und aufgeschlossen, es konnte auf Augenhöhe diskutiert werden und die meisten interessanten Gespräche mit inspirierenden Menschen habe ich tatsächlich in den Pausen geführt. 🙂 Wer Raum für die Diskussion aktueller Themen, den Austausch über konkrete Fragestellungen oder einfach die Begegnung mit vielseitig interessierten Menschen sucht, dem kann ich einen wevent-Besuch nur empfehlen. Die Kollegen_innen von hmmh waren großartige Gastgeber und die tolle Location tat ihr übrigens zu einem erweiterten Horizont.
Abschluss eines großartigen 28. #wevent. Tolle Sessions mit wundervollen Menschen. Meine Denk- und Fühltankstelle ? pic.twitter.com/KCCmiZ2631
In seinem Buch “Die Vermessung der Welt” erzählt Daniel Kehlmann von den beiden Wissenschaftlern Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt. Beide sind geeint in ihrem Ziel, die Welt zu erforschen und doch getrennt in der Wahl ihrer Mittel. Gauß der Mathematiker möchte die Welt berechnen, sie durch Zahlen begreifbar machen. Humboldt hingegen bereist unterschiedliche Orte, möchte Erleben und Entdecken. An diese unterschiedlichen Herangehensweisen muss ich in letzter Zeit denken, wenn ich auf aktuelle Entwicklungen im Bereich HR schaue. Dazu habe ich hier einige Gedankengänge aufgeschrieben – und noch mehr Fragen.
„Ein eigentümlicher Zauber umgibt das Erkennen von Maß und Harmonie.“ Carl Friedrich Gauß
Die Tendenz in der Personalarbeit scheint mir momentan in die Gaußsche Richtung zu gehen, in die mathematische zahlenbasierte Vermessung des Mitarbeiters (und auch immer der Mitarbeiterin). Fachzeitschriften, Blogs und Konferenzen sind voll von Buzzwords wie Big Data, Smart Data, Monitoring, Performance Management, Predicitive Analytics, People Analytics, HR Analytics, Datafication of HR… Die mathematische Vermessung der Organisationen und ihrer Mitarbeitenden ist scheinbar im vollen Gange. Zahlen, Statistiken und Vorhersagen scheinen dabei wie Versuche, “Stabilität und Sicherheit in einer VUCA-Welt” zu erzeugen. Sie signalisieren Sicherheit und Vergleichbarkeit, das Bedürfnis hiernach ist sicher auch dem schnellen Wandel der Arbeitswelt geschuldet.
Für mich bleibt die Frage: Wo bleibt der individuelle Mensch mit seiner Persönlichkeit, seinen Stärken und Schwächen (ja, die kann man ruhig so nennen), seinem Recht auf Selbstbestimmung und Mündigkeit sowie seinem individuellen Beitrag zum Gesamtunternehmen?
Vermessungsmethoden unter der Lupe
Stellenweise wurde zu einzelnen unternehmensinternen Bewertungs- und Beruteilungsmethoden schon viel geschrieben.
So z.B. über den Sinn und Unsinn von Assessment Centern.
Auch über Mitarbeitergespräche wurde bereits gebloggt, diskutiert und geschrieben. Deshalb möchte ichnur einen sehenswerten TEDTalk einfügen. Denn Beurteilungsgespräche in Unternehmen leiten sich stark aus der Historie unseres Schulsystems ab, in dem unseren Schulen tragischerweise auch heute noch funktionieren wie Fabriken, wie Sir Ken Robinson in seinem TEDTalk zum Thema “Changing education paradigms” zeigt. Diese Bewertungsmuster werden im Unternehmen weitergeführt und wir werden zu oft dafür belohnt “to be good workers rather than creative thinkers (Robinson).
Zwei konkrete Beispiele von comspace sollen die Aufzählung hier ergänzen:
Krankenstand
Der Krankenstand bei comspace lag in den letzten Jahren knapp aber relativ konstant unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Anfang des Jahres haben wir uns dazu entschlossen, unsere Regelung zur Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Arbeitsvertrag zu überarbeiten. Statt am ersten Krankheitstag ist nun erst ab dem zweiten Krankheitstag ein Attest vorzulegen. Unsere Überlegung hierzu war: Manchmal genügt ein Tag Ruhe (und das heisst, NICHT in überfüllten Wartezimmern zu sitzen), um wieder auf die Beine zu kommen. Alles, was nach einem Tag noch nicht vorbei ist, ist wahrscheinlich eh eine längere Angelegenheit und man sollte damit zum Arzt gehen. Nach einigen Monaten hat sich unsere Krankheitssatistik dadurch verändert. Wie erwartet haben wir mehr 1-Tages-Krankmeldungen ohne Attest als in den letzten Jahren. Bäm. Und? Ist das schlimm? Ich kann es nicht klar beantworten, denn oft ist die Interpretation von nackten Zahlen in einer immer komplexer werdenden Arbeitsumgebung schwierig. Vielleicht fällt es unseren Kollegen nun einfach leichter Zuhause zu bleiben, wenn sie krank sind und wir haben weniger Präsentismus (immerhin schleppt sich fast jede_r Dritte krank zur Arbeit).
Die Bewertung von Arbeit
Bei comspace stehen wir konkret vor einer besonderen Situation, da wir eine Dienstleistung verkaufen, die wir intern in Zeiteinheiten verrechnen. Wie viele Stunden hat Mitarbeiter xy für die Erledigung der Aufgabe z gebraucht? Wie ist seine Auslastung? Was ist mit der anderen Zeit geschehen, in der nicht fakturiert wurde?
Schwierige Fragen, die einen starren Blick auf Arbeit (Leistung pro Zeit) sichtbar werden lassen. Theoretisch müssten wir Arbeit komplett neu denken – mit allen Auswirkungen auf Organisations- und Geschäftsmodelle, wie es z.b. hier oder hier bereits getan wurde.
Daten kennen keine Moral. Die Moral muss von den Menschen kommen. Anne M. Schüller
Wer Mitarbeiter in Zahlen vermessen möchte, kommt irgendwann zwangsläufig in die Situation, diese Zahlen auch irgendwie deuten, bewerten und im besten(?) Fall dafür Voraussagen für die Zukunft treffen zu müssen. Man teilt dann vielleicht Mitarbeiter in A, B und C-Mitarbeiter ein, in High- und Low-Performer mit einer breiten Mittelschicht dazwischen. Oder man versucht sich an der Vorhersage personalbezogener Veränderungen. Ist das wirklich der Anspruch an HR?
Fakt ist doch: Wir sind alle einzigartig. Wenn wir Menschen wahrnehmen als das was sie sind, individuelle Wesen mit einem einzigartigen Werdegang, eigenen Werten und Motiven, einem unterschiedlichen sozialen und kulturellen Background. Das ist “das H in HR”. Wenn man das alles berücksichtigen möchte und den Menschen nicht nur als Arbeiter sieht, sondern als jemanden, der das Unternehmen belebt, wie will man so jemanden in Zahlen pressen und diese objektiv vergleichen? Wie bewertet man einen individuellen Beitrag zur Teamleistung? Wie bewertet man eine Teamleistung im Gesamtunternehmenserfolg? Wie bewertet man den Einfluss, den jemand im Guten oder Weniger-Guten auf die Unternehmenskultur hat, einen Vernetzer / Kommunikator, einen, der immer ein offenes Ohr für andere hat und ihnen bei der Lösung ihrer Probleme hilft, in dieser Zeit aber nichts konkret Messbares hervor bringt? Welche Werte und Zahlen sind jemals in einem komplexen Gefüge wie einem Unternehmen aussagekräftig genug, um eine fundierte Bewertung zu gewährleisten?
“Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.” Alexander Freiherr von Humboldt
Augenhöhe ist für mich hierbei, jede_n Einzelne_n so anzunehmen wie er/sie ist. Und gemeinsam das Beste für alle daraus zu machen. Stärken- und Kompetenzorientierung setzen ein humanistisches Menschenbild voraus, nicht zwangsläufig Zahlen, Daten und Fakten. Interessengleitete Rollen & Aufgaben gehen einher mit individuellen lebensphasenorientierten Arbeitsmodellen. Was nützt mir die Statistik, die besagt, dass mehr Mitarbeiter bei comspace durchschnittlich mit weniger Arbeitszeit angestellt sind? Ist das gut oder schlecht oder einfach notwendig? Gut, weil sie selbstbestimmter arbeiten und Arbeit & Privates besser vereinbaren können? Schlecht weil dadurch faktisch weniger Arbeitskraft zur Verfügung steht? Wie wiegt man Motivation mit Zahlen auf? Und wer hat eigentlich gesagt “dass jede Tätigkeit in eine 40 Stunden Stelle passt”?
Zahlen sind nicht gleich Zahlen
Sie merken, ich übertreibe bewusst in beide Richtungen. Aber mir geht es um die Sache. Natürlich weiß ich auch: Nicht alle Zahlen sind schlecht. Es gibt hilfreiches Tracking zur Nutzung unserer Jobseite auf der Homepage – welche Inhalte funktionieren gut, welche weniger? Wie ist unsere Reichweite bei den Stellenanzeigen? Auf welche GoogleAd-Formulierung wird eher geklickt? Das alles ist hilfreich und wichtig, um gezielt Personalmarketing zu betreiben. Auch die Digitale Transformation hat viel mit und für HR zu tun, finde ich (und übrigens auch andere). Dass auch hier komplexes Neu-Denken und nicht einfach nur lineares Weiterdenken gefragt ist, zeigt sich pointiert am Zitat von Thorsten Dirks, Chef der Telefónica Deutschland vom November 2015
Wenn sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben sie einen scheiß digitalen Prozess.
Die meisten Zahlen, mit denen versucht wird, den konkreten Menschen oder “alle Mitarbeiter” zu vermessen sind meiner Meinung nach aber mit Vorsicht zu genießen. Nicht zuletzt SAP machte vor Kurzem Schlagzeilen mit dem Statement man solle “Mitarbeiter nicht benoten wie Primaner”. Auch bei Unitymedia wurden alle Bewertungsskalen abgeschafft und durch einen nach vorne gerichteten, lösungs- und entwicklungsorientierten Dialog ersetzt. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit durch geradlinige Logikketten, Zahlenraster und Bewertungsmatrizen komplexe Zusammenhänge zu vereinfachen. Und auch auf der re:publica sprach man bereits 2015 über Transparenz und Persönlichkeitsrechte beim Thema “Work-Privacy-Balance”.
Die Definition von Erfolg
Bei allen Beurteilungssystemen bleibt für mich eine wichtige Frage vorerst unbeantwortet:
Wie definieren wir Erfolg und wie messen wir den?
In Umsatz und Gewinn?
In einem Glücksquotienten der Kollegen?
In der Zufriedenheit unserer Kunden?
Im Nutzen für die Gesellschaft oder unsere Umwelt?
Wie vereinbaren wir individuelle und unternehmerische Definitionen von Erfolg? All dies könnte man wiederum natürlich versuchen in Zahlen zu packen, die möglichst übersichtlich und umfangreich zugleich sein sollten. Wahrscheinlich brauchen wir dafür Metaanalysen von weiteren KPIs und internen sowie externen Benchmarks. Ist das der Versuch, “aus der Vergangenheit die Zukunft” zu lesen, wie Gunther Dück es kürzlich über Management in Zeiten der Digitalen Transformation formulierte?
Vielleicht reicht es auch, wenn ich morgens in zufriedene Gesichter meiner Kollegen schaue, grundsätzlich alle gerne zur Arbeit kommen, immer wieder Kreativität spürbar wird, indem neue Ideen entstehen und die Kollegen sich auch außerhalb der Kernaufgabe im Sinne des Unternehmens engagieren. Vielleicht reicht es, wenn ein Bewerber uns per Mail ein positives Feedback gibt, obwohl wir ihm eine Absage schicken mussten und ein Kunde uns an einen anderen Kunden weiterempfiehlt, weil er mit unserer Arbeit so zufrieden war.
Zwei HR-Veranstaltungen in zwei Wochen. Zwei Veranstaltungen, die gegensätzlicher nicht hätten sein können. Die eine großformatig, mit erstklassigen Referenten, 1.500 Gästen und Abendgala inkl. Preisverleihung. Die andere überschaubar (90 Gäste) mit viel Selbstorganisation und noch mehr Augenhöhe.
Mit meinen Kolleginnen Anna Hansen (Web-Entwicklerin) und Hanna Drabon (Business Development / Spende dein Talent) bin ich nach Hamburg gereist, um dort beim AugenhöheCamp mitzuwirken. Mit den noch frischen Eindrücken des Personalmanagementkongresses der vergangenen Woche und vielen positiven Erfahrungen vom letzten AugenhöheCamp im Gepäck, ging es nach Hamburg.
Der Abend vor dem Camp war bereits ein gelungener Einstieg – bei Burgern und hausgemachter Limo trafen wir uns mit einigen Teilnehmern vorab zur Einstimmung aufs AugenhöheCamp.
Am nächsten Morgen erwartete uns neben strahlendem Sonnenschein eine tolle Location am Hamburger Hafen mit Ausblick aufs Wasser. Die hellen und großen Räume boten viel Weite zum Denken und Reden.
Das Motto des zweiten Hamburger AugenhöheCamps war “Organisation begegnet Mensch”. Bei der Sessionplanung gab es für mich auffällig viele Vorschläge rund um das Thema Veränderung aber auch Stress / Frustration. Ob das irgendwie zusammenhängt oder gar ein Abbild der aktuellen Lage in Organisationen ist, muss an dieser Stelle unbeantwortet bleiben.
Überhaupt war ich bei diesem AugenhöheCamp eher ein Schmetterling als eine Hummel und habe “nur” an zwei Sessions komplett teilgenommen, dafür aber viel geschaut und spannende Gespräche abseits der Sessions geführt.
Die Herausforderungen der Selbstorganisation
Die erste Session von Achim Hensen (Traumferienwohnungen) und IT-Berater Timo Volkmer hatte das Thema “Selbstorga, Self-Management, Augenhöhe – was bedeutet das für mich? Alles Happy Clappy oder nur Stress?” Nachdem Achim bereits beim letzten AugenhöheCamp eine Session zum Thema Veränderung angeboten hatte, ging es nun ins Detail. In Kleingruppen erarbeiteten wir eine umfangreiche Auflistung persönliche Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Selbstorga.
Im zweiten Schritt ging es dann um Maßnahmen, die bei Veränderungen unterstützend wirken können:
Persönlichkeitsentwicklung anbieten
Vielfalt zulassen
Gesprächsangebote machen
Mitstreiter finden
Leitplanken / Vision erarbeiten & immer wieder fokussieren
Transparenz
Innere Haltung und Führung
Meine zweite Session war eine sehr praxisnahe und wurde von Tina Busch & Andrea Grass von oose angeboten. In der Session haben Tina und Andrea uns einen kurzen Einblick in das Züricher Ressourcenmodell gegeben und die Methode selbst ausprobieren lassen.
Mit Hilfe des ZRM soll der Mensch sich über eigene (Lebens-)Themen klar werden, Ziele entwickeln, die eigenen Ressourcen entdecken und Fähigkeiten erlangen, um nötige Ressourcen zu aktivieren, die zielorientiertes Handeln ermöglichen.
Für mich war dies ein spannender Einblick in die Methode und auch ein Stück weit in mich selbst, denn das ZRM schafft es vereinfacht gesagt, den Verstand und das Bauchgefühl bei persönlichen Fragestellungen in Einklang zu bringen.
Außerhalb dieser beiden Sessions habe ich viele Anregungen und Impulse mitgenommen, z.B.
Neben kurzen Eindrücken aus der Session von Klaus Elle zum Thema “Fragen / Probleme intuitiv visuell darstellen – kreativ intuitiv Lösungen finden” haben mich die synchron-Visualisierungen einiger Sessions von Becci Grobien und Anna Lena Schiller sehr begeistert. Für mich ist jetzt klar: Ich will visualisieren lernen!
Verantwortung abzugeben und (durchschauendes) Vertrauen zu haben, ist genau so wichtig wie erleichternd (wenn auch nicht immer leicht).
Bei manchen Herausforderungen helfen auch mal paradoxe Fragen, um Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden: “Was müssen wir tun oder unterlassen, damit Projekt xy zuverlässig scheitert?”
Fazit: Perfekter Minimalismus mit maximalen Inhalten
Perfektion ist erreicht, nicht, wenn sich nichts mehr hinzufügen lässt, sondern, wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Antoine de Saint-Exupery
Das AugenhöheCamp war auch in diesem Jahr wieder in vielen Punkten perfekt, denn für mich war es genau die richtige Mischung aus professioneller Organisation & Moderation, klaren, offenen Räumlichkeiten, so wenig Struktur wie nötig und so viel Freiräumen wie möglich. Die Dynamik eines Barcamps finde ich immer wieder beeindruckend und vor allem das AugenhöheCamp ist von der Atmosphäre und Begegnung der Teilgeber her etwas ganz besonderes – oder wie meine Kollegin Anna es bei der Abschlussrunde zusammengefasst hat: “Der Name ist Programm.” (Anna hat übrigens ihren eigenen Rückblick auf das AHCamp im Blog unserer preisgekrönten Initiative “Spende dein Talent” veröffentlicht). Ähnlich, aber ein bisschen drastischer formulierte das noch ein anderer Teilnehmer bei der Feedbackrunde 😉
Der diesjährige Personalmanagementkongress am 30.06. und 01.07.2016 stand unter dem Fokusthema „Passion“. Am Abend des ersten Kongresstages fand die Preisverleihung des Personalmanagement Awards im Berliner Friedrichstadt-Palast statt. Und wir von comspace waren ganz vorne mit dabei! Mir unserer Initiative “Spende dein Talent” hatten wir uns für die Shortlist in der Kategorie “KMU” qualifiziert. Die Reise nach Berlin war also für uns besonders spannend und mit großer Vorfreude verbunden.
Digital HR und Moralfähigkeit
Mein erster Einblick ins Kongressprogramm kam von Julian Simée von der Lufthansa Group und Kai Anderson, Geschäftsführer der promerit Unternehmensberatung, zum Thema „Benchmarking HR Digital – (Wie) schafft HR die Transformation?“. Beide Referenten wollten die Zuhörer für die Wichtigkeit des Themas sensibilisieren und am Beispiel der Lufthansa Group die vier Bereiche der Verantwortlichkeit von HR in der Digitalisierung aufzeigen:
Digital Competence
Digital Culture
Digital HR
HR Services
Allgemein fiel auf, dass viele Vorträge und Diskussionen sich rund um das Thema Digitalisierung drehten. (Vielleicht habe ich aber auch einfach unbewusst diesen Themen verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt) So z.B. auch die auf Twitter hochgelobte, weil wachrüttelnde Keynote von „Mr. Silicon Valley“ Christoph Keese.
Der Kongressauftakt zeigte dann auch, dass beim Thema Digitalisierung in Personalerkreisen offensichtlich tatsächlich Nachholbedarf besteht:
Mein persönliches Highlight des Kongresses war die Abschlußkeynote des ersten Tages von Richard David Precht zum Thema “Moral und Verantwortung. Warum wir anders handeln als wir denken”. Ohne zu viel von dem interessanten Vortrag zu verraten, spielt nicht nur die grundsätzliche menschliche Moralfähigkeit eine Rolle, sondern vor allem die situative Moralwahrnehmung bzw. der „Sinn für Unfairness“ im gemeinsamen Handeln mit Anderen. Das dürfte auch der Grund sein, warum Compliance-Richtlinien und -Beauftragte regelmäßige an ihre Grenzen stoßen, denn (mit den Worten Prechts) sind die Menschen „lieber die Bösen als die Dummen“.
Personaler können auch feiern
Am Abend wurden dann die Kongressteilnehmer mit Shuttlebussen quer durch Berlin zum beeindruckenden Friedrichsstadtpalast gefahren. Hier fand die große Gala “Nacht der Personaler” statt und der BPM hat wahrlich eine große Abendveranstaltung inszeniert.
Für die wunderbare musikalische Unterhaltung sorgte während des Abends die Berliner Künstlerin Balbina. Außerdem begeisterte uns die sozial engagierte TV-Köchin Sarah Wiener mit ihrem sehr persönlichen und unterhaltsamen Vortrag zu ihrer Passion des Kochens und dem schwierigen Weg hin zu einer der bekanntesten Köchinnen und Food-Aktivistinnen in Deutschland, inkl. drei praktischer Empfehlungen am Schluss:
Kaufen Sie unbehandeltes Salz
Verwenden Sie nur ganze Pfefferkörner aus der Pfeffermühle
Gehen Sie mit einem „Mehrwegsackerl“ einkaufen
Unsere große Überraschung kam bereits früh am Abend: Spende dein Talent wurde mit dem Personalmanagement-Award in der Kategorie “KMU” ausgezeichnet. Für uns ist es eine große Ehre, auf diesem Wege Zuspruch zu unserer passionierten Initiative bekommen zu haben. Wir freuen uns über die Auszeichnung und bedanken uns für den tollen Preis, der nun den Empfangsbereich des comspace-Büros ziert. Der Award in der Kategorie “Großunternehmen” ging an Thyssenkrupp Materials Services für das Projekt „Zoom“. In der Kategorie “Non-Profit-Organisationen und Öffentlicher Sektor” wurde die Sparkasse Elbe-Elster für das Projekt „Azubis aus Europa und der Welt“ geehrt. Über die Preisverleihung, das Konzept hinter „Spende dein Talent“ und die anderen Preisträger haben die Kollegen_innen vom Spende dein Talent-Team einen eigenen Beitrag im Blog veröffentlicht.
Die anschließende Abendveranstaltung mit Catering, “Future of Work”-Cocktailbar (werden wir in Zukunft alle nur noch betrunken arbeiten?) und Varieté-Show war für meinen Geschmack etwas zu überdimensioniert. Generell denke ich, ein wenig mehr Unterstatement täte der HR-Welt ganz gut – also beim nächsten Mal vielleicht raus aus dem Elfenbeimturm Friedrichsstadtpalast und rein in eine hochwertige aber nicht ganz so exklusive Veranstaltung. Henner Knabenreich von “Arbeitgerbemarketing2null” hat da sicher ein paar gute Impulse auf Lager, wie man eine Personalerveranstaltung innovativ aber trotzdem kostengünstig, kommunikativ, unterhaltsam und sogar klimaneutral organisiert.
Digitaler Stress und (wieder) Digitalisierung von HR
Am 1.7. ging der Tag los mit der Keynote von Prof Spitzer zum Thema “Feuer bis Frust”. Anfangs sehr (neuro)wissenschaftlich aufgebaut, endete der Vortrag von Herrn Spitzer in teils polarisierenden Allgemeinplätzen zum Thema “Digitaler Stress”. Die Verbindung zum Thema Passion war dabei leider nicht ganz klar zu erkennen.
Der letzte Vortrag unseres Kongresstages war ein Gemeinschaftsprojekt von Unitymedia und Avira. Sehr anschaulich und praxisnah ging es auch hier um die Digitalisierung von HR.
Fazit
Eigentlich hätte das Fokusthema des Personalmanagementkongresses 2016 auch “Digitalisierung” heißen können und viele hätten es wohl nicht bemerkt. In vielen Vorträgen ging es um Technologie, so dass der Bezug zu Passion manchmal schwer zu finden war.
Passenderweise (quasi als Heimreiselektüre vom Kongress) liegt seit diesen Tagen die druckfrische Juliausgabe der brandeins mit dem Titelthema „Digitalisierung“ in den Kiosken. Allein das Vorwort “Der Golem und du” von Wolf Lotter ist lesenswert.
Es tut sich was in der Personalerwelt. Vielleicht steht sogar ein Imagewandel bevor? Immerhin kam Stefan Ries von SAP in Jeans und T-Shirt auf die Bühne und man ließ sich sogar zu aufmerksamkeitswirksamen Kondomaufblasspielchen auf der Bühne hinreißen. Das kann man angemessen finden oder nicht. Trotzdem: Da geht noch was im Personalerselbst- und Fremdbild.
Nach dem Kongress ist vor dem Kongress.
Rückblickend war das diesjährige Fokusthema “Passion” gut gewählt und wichtig – auch und gerade für einen Personalkongress. Ohne Leidenschaft für die eigene Arbeit, die anstehenden Veränderungen, das Unternehmen, die Bewerber und (ehemaligen) Mitarbeiter geht in Zukunft wahrscheinlich nicht viel. Für das kommende Jahr möchte ich aber trotzdem schonmal zwei Themenvorschläge ins Rennen schicken:
“Beyond HR”. Bei der Programmübersicht und den besuchten Vorträgen wurde deutlich, dass HR noch zu sehr “im eigenen Saft kocht”. Anstatt viele analoge HR-Prozesse einfach ins Digitale zu übertragen, muss HR in seiner Rolle wirklich weitergedacht und hinterfragt werden. Der ambivalante Schlachtruf “Kill HR! Es lebe HR!” hallt nicht zu Unrecht schon seit vielen Monaten durch die Personalveranstaltungen. Anstatt nur auf aktuelle Impulse zu reagieren und analoge HR-Prozesse zu digitalisieren, muss hier weitergedacht und Bestehendes radikal in Frage gestellt werden. Was kommt nach HR, wie wir es bislang kennen? Das fängt zum Beispiel beim klassischen Kongressformat an, geht über die eigene Tätigkeitsbezeichnung (Kann/sollte man Personal tatsächlich managen?) und hört bei der selbstkritischen Infragestellung der eigenen Rolle noch lange nicht auf.
“Augenhöhe”. Über das Projekt “Augenhöhe” haben wir bei comspace bereits mehrfach gebloggt (z.B. hier und hier). Auch in diesem Jahr sind wir wieder als Sponsor und Teilnehmer beim AugenhöheCamp dabei. Das Thema verkörpert für uns dabei eine Grundeinstellung, die in Zukunft notwendiger denn je sein muss. Zum einem flächendeckend im gesamten Unternehmen. HR sollte hierbei Vorreiter und Impulsgeber für einen modernen Umgang auf Augenhöhe miteinander werden. Außerdem muss HR bei sich selbst anfangen, d.h. den Stakeholdern im und außerhalb des Unternehmens auf Augenhöhe (d.h. mit Respekt, Wertschätzung und Menschlichkeit) zu begegnen.
Ein neues Selbstverständnis von HR
Abschließend möchte ich neben all den inhaltlichen Impulsen, die wir vom Kongress mitgebracht haben erneut anregen, den Begriff HR mit mehr Leben zu füllen. Die Tagesgeschäftaufgaben von Human Resources werden durch die Digitalisierung immer stärker in den Hintergrund treten und Zeit frei machen für Human Relations. Zeit dafür, Beziehungen innerhalb eines Unternehmens zu pflegen. Und Beziehungen zu Menschen aufzubauen, die in das Unternehmen oder eine Organisation hinein möchten.
Weitere Rückblicke zum Personalmanagementkongress und der Nacht der Personaler:
Vor einiger Zeit bin ich über den Blogbeitrag „Das H von HR“ von Andrea Hartenfeller gestolpert. In diesem Artikel schreibt sie über das Menschliche der Personalarbeit in Zeiten der Digitalisierung.
Dass es Menschen „draußen“ gibt, die mit der Abkürzung HR überhaupt nichts anfangen können, wird gerne mal vergessen.
Andrea Hartenfeller
Wenn Frau Hartenfeller recht hat (und ich denke, dass das so ist), dann verdient der zweite Buchstabe von HR erst Recht eine eigene Erklärung.
Seit einiger Zeit wird die Abkürzung HR bereits von einigen Stellen kritisch hinterfragt und diskutiert, so z.B. vom Magazin „Human Resources Manager“ (wenn nicht diese Zeitschrift den Anstoss zu solch einer Diskussion liefern könnte, welche dann?). In seinem Aufruf zur Blogparade „Was hat HR mit der verdammten digitalen Transformation zu tun, verdammt nochmal?!“ zieht Chefredakteuer Jan C. Weilbacher eine Verbindung zwischen Arbeitskultur und Innovationsfähigkeit, Beziehung und Kreativität und endet mit folgendem Zitat:
Menschen werden kreativ, wenn sie beruflich so arbeiten dürfen, wie sie privat leben: eng verwoben, in freundschaftlichem Abstand, im ständigen Dialog, im freien Spiel der Ideen, ohne Angst vor Bestrafung durch eine höhere Instanz.
Christoph Keese in seinem Buch „Silicon Valley“
Unsere Inspiration zur Umdeutung von HR kam übrigens ebenfalls aus diesem Artikel. Die Personalabteilung von Continental rund um Ariane Reinhard hat es vorgemacht, indem sie “Personalmanagement als Beziehungsmanagement” definiert und sich selbst in Human Relations umbenannt hat. Ein Schritt, der uns auch bei comspace dazu inspiriert hat, unseren HR-Namen zu überdenken.
Für die Interviewreihe „Arbeitsvisionen2025“ von Guido Bosbach habe ich unsere Entscheidung Ende 2015 bereits kurz erklärt:
Ein konkretes Beispiel von comspace verdeutlicht, wie sich auch Sprache an neue Arbeitswelten anpassen kann und sollte: Die Abkürzung HR stand seit jeher für “Human Resources”, die Personalabteilung managte also den effizienten Einsatz von Humankapital. Wir haben uns dazu inspirieren lassen, HR neu zu interpretieren und zwar als “Human Relations”. Damit setzen wir den Fokus auf den Wert von Beziehungen zwischen Menschen und “ihrem” Unternehmen.
Für uns geht es also nicht darum, die „Ressource Mensch“ möglichst effektiv zu managen. Vielmehr sehen wir uns in der HR-Arbeit als Beziehungsgestalter. Bei. Start-Up Watchado sieht man das übrigens ähnlich: Die Frage, was Liebesbeziehungen und Candidate Experience miteinander zu tun haben, treibt den Gründer Ali Mahlodji bereits seit dem vergangen Jahr durch zahlreiche HR-Events. Hier sind einige Beispiele, wie wir bei comspace HR-Themen vom ersten Anbahnen bis hin zur langjährigen Arbeitsbeziehung aus der Beziehungsperspektive betrachten:
Employer Branding: Durch eine gemeinsam herausgearbeitete Arbeitgebermarke positionieren wir uns mit einem authentischen Beziehungsprofil auf dem Arbeitsmarkt.
PersonalArbeitgebermarketing: Über Social Media, HR-Beiträge in unserem comspace Blog und Recruiting-Aktionen (wie unsere crossmediale SMS-Aktion) versuchen wir, zu uns passende Menschen für eine Arbeitsbeziehung mit comspace zu gewinnen.
Vertragsgestaltung: Kleiner Schritt – große Wirkung. Wir haben unsere befristeten Verträge abgeschafft. Denn wir möchten keine Arbeitsbeziehungen mit definiertem Ende. Wer sich voll und ganz auf das Unternehmen comspace einlässt, soll auch unser Vertrauen bekommen – und das ohne vorgefertigtes Ablaufdatum.
Talent Management: In einer guten Beziehung entwickelt man sich gemeinsam weiter. So wie alle Mitarbeiter am Unternehmen comspace arbeiten (können, dürfen und sollen), so kann sich auch jede_r bei uns entsprechend seiner Interessen und Stärken entwickeln. HR begleitet deswegen interne Changeprozesse und individuelle Weiterentwicklung.
Retention Management: Um Mitarbeiter auch langfristig für eine Beziehung mit dem Unternehmen comspace zu begeistern konzentriert sich HR-Arbeit auch auf individuelle Bedürfnisse: Individuelle Arbeitszeitregelungen, flexible Arbeitsmodelle und Lebensphasenflexibilität sind für uns selbstverständlich.
Wie ist das bei Ihnen? Welchen Namen hat Ihre Abteilung rund um die Mitarbeiter_innen in Ihrem Unternehmen? Wie wirkt sich das auf das Menschen- und Tätigkeitsbild in diesem Bereich aus? Diskutieren Sie gerne mit – ich freue mich auf Ihre Kommentare!
Mit welcher Analogie lässt sich Unternehmenskultur am besten beschreiben? Diese Frage stellt Mark Poppenborg auf dem Blog von intrinsify.me und hat damit einen spannenden Austausch zum Thema “Was ist Unternehmenskultur?” angestoßen. Er schickt selbst drei Beispiele für Analogien inklusive Stärken und Schwächen ins Rennen und bittet um weitere Vorschläge.
Bei comspace fanden wir die Frage nach einer eingängigen Veranschaulichung von Unternehmenskultur sofort spannend. Darum haben wir – unsere Feelgood Managerin Sarah Jansohn und ich – uns direkt an die Arbeit für diesen Artikel als Antwort auf die intrinsify.me-Frage gemacht.
Unternehmenskultur als Straßenverkehr(snetz)
Zugegeben, das klingt erstmal ziemlich technisch und wenig spektakulär. Und tatsächlich haben wir anfangs in der gemeinsamen Diskussion einige Zweifel gespürt oder müdes Gähnen geerntet. 😉 Aber wir finden: Diese Analogie hat es in sich! Denn:
Das Verkehrsnetz in einer gewissen Region oder einem Land entspricht in unserer Analogie einem Unternehmen. Der Straßenverkehr hat immer gewisse Rahmenbedingungen: Das Straßennetz, offizielle Verkehrsregeln und ungeschriebene Regeln. Im Unternehmen sind das z.B. der physische Standort, die Büroausstattung und arbeitsvertragliche Regelungen, an die sich jeder Mitarbeiter halten muss. So wie sich das Straßennetz von Land zu Land unterscheidet (und in Teilen doch ähnlich ist), unterscheiden sich auch Unternehmen in einigen ihrer Rahmenbedingungen voneinander.
Das wichtigste in unserer Analogie sind aber die Menschen in den Autos. Denn der Verkehr entsteht erst durch die Teilnehmer, so wie die Unternehmenskultur durch die Mitarbeiter_innen im Unternehmen entsteht, die sich innerhalb der Rahmenbedingungen bewegen.
Weitere Merkmale der Analogie
Die Straßenlandschaft sowie das Unternehmen bilden ein Netzwerk aus vorgegebenen Rahmenbedingungen ab, die relativ(!) stabil sind. Mit der individuellen Nutzung dieser Rahmenbedingungen manifestieren oder verändern sich die Vernetzungen.
Um teilhaben zu können, braucht es ein Aufnahmeritual. Beim Straßenverkehr ist das die Fahrprüfung; im Unternehmen der Einstellungsprozess.
Jeder Verkehrsteilnehmer hat ein eigenes Auto, ein individuelles Ziel und einen persönlichen Fahrstil. Im Unternehmen trägt jeder Mitarbeiter mit seinen Zielen, Kompetenzen und konkretem Verhalten zur Unternehmenskultur bei.
Wer eine Auffahrt nutzt oder das Straßennetz verlässt (temporär oder final) verändert den Verkehrsfluss; Zu- und Abgänge von Mitarbeitern im Unternehmen verändern die Unternehmenskultur.
Es gibt viel und wenig befahrene Straßen, Autobahnen und Feldwege. Unternehmenskultur kann bestimmte Werkzeuge und Methoden bedeuten, die von vielen oder wenigen benutzt werden. Bei comspace z.B. Projektmanagement-Methoden, die je nach Kunde und Team variieren oder nach speziellem Bedarf eingesetzte Linux-Betriebssysteme
Wenn es zu viel Verkehr / Gleichförmigkeit gibt, kommt es zu Stau oder unharmonischer Unternehmenskultur.
Wenn alle Verkehrsteilnehmer/Mitarbeiter unterschiedlich genug sind (Fahrzeug, Fahrstil, Geschwindigkeit) und jeder Rücksicht nimmt, ist alles im Fluss – und man braucht nicht mal viele Regelungen dafür. 😉 Diversität macht ein System stabiler und resilienter!
Störungen durch Personen, der Infrastruktur oder Umweltbedingungen können berücksichtigt werden: Falschfahrer und Verkehrsbehinderer (personenbezogen), Straßensperrung oder Geschwindigkeitsbegrenzung (Unternehmensvorgaben), schlechte Witterungsbedingungen (Krisen).
Stärken unserer Analogie
Anschaulich
Alltagsnah
Entsteht und verändert sich durch aktives benutzen durch die Teilnehmer (jeder gestaltet – bewusst oder unbewusst – durch sein Verhalten und auch das, was er NICHT tut, die Unternehmenskultur). Unternehmenskultur ist durch objektive Rahmenbedingungen geprägt, entsteht aber durch jeden Einzelnen und verändert sich auch ständig.
Schwächen der Analogie
Andere Verkehrsteilnehmern als Autofahrer sind nicht berücksichtigt. Was ist mit Fahrradfahrern und Fußgängern? Die Analogie müsste erweitert werden, wird dann aber zu kompliziert.
tl;dr und Fazit:
Mit dem Führerschein erhält man die Erlaubnis am Straßenverkehr teilzunehmen. Mit der Einstellung erhält man die Möglichkeit an einer Unternehmenskultur teilzunehmen. Dabei gibt es klar niedergeschriebene Regeln, ungeschriebene Regeln und Freiraum zur individuellen Gestaltung und Nutzung. In beiden Fällen lernen die Teilnehmer_innen erst mit der aktiven Teilnahme und Nutzung wie die Kultur funktioniert. Nur wenn Kultur gelebt und über sie kommuniziert wird, entwickelt sie sich weiter.
Vertiefung des Themas
Kultur-Systeme haben eine wichtige Funktion: Durch ihre objektiven Rahmenbedingungen und (un)geschriebenen Verhaltensregeln konstituieren sie Routinen, die Entscheidungen erleichtern und beschleunigen. So wie Rechtssysteme oder religiöse Systeme wie die Zehn Gebote uns die Entscheidung abnehmen, ob Stehlen eine gute Idee ist oder nicht, helfen uns Ampeln im Straßenverkehr schnell zu entscheiden, dass man bei rot sicherheitshalber stehen bleibt und erst bei grün geht. Eine unterscheidbare und authentisch kommunizierte Unternehmenskultur gibt eine ähnliche Hilfestellung, um das Zusammenarbeiten zu vereinfachen, persönliche Unsicherheiten zu minimieren und manche Entscheidungen auf Autopilot zu stellen.
Natürlich gibt es vergleichbare Mechanismen auch in anderen Bereichen des Lebens. Die Uni Paderborn hat dazu einige interessante Arbeiten unter dem Oberbegriff Automatismen veröffentlicht. In diesem Zusammenhang sind wir auf dieses wunderbare Zeitraffer-Video von nordamerikanischen Flugrouten gestoßen – ein Verkehrsnetz mit einer ganz eigenen Kultur:
Der Wettbewerb um die passendste Analogie ist mittlerweile beendet und die Gewinnerin ist Simone Gilau mit ihrem Vorschlag „Unternehmenskultur ist wie ein Garten„. Uns gefällt diese Analogie ebenfalls sehr gut, da sie einen kreativen und komplexen Entwicklungsprozess beschreibt, der Diversität würdigt und die Wichtigkeit von kontinuierlichem „Kümmern“ zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Unternehmenskultur voraussetzt.