Wir in der Personalwirtschaft zu: Die Hüter der Unternehmenskultur

Personalwirtschaft Cover 04/2015

Dieser Beitrag ist der Volltext eines Artikels u.a. über comspace im HR-Magazin Personalwirtschaft, Ausgabe 04/2015, den wir Ihnen hier gerne mit freundlicher Genehmigung des Verlags und der Autorin Petra Schreiber präsentieren:

Personalwirtschaft Cover 04/2015
Personalwirtschaft Cover 04/2015

Die Hüter der Unternehmenskultur

Ein Aufgabenmix aus Event-, Kommunikations- und Personalmanagement vereint sich im Jobprofil des „Feelgood Managers“. Er hat die Aufgabe, die Mitarbeiterzufriedenheit
zu verbessern. Besonders junge, schnell wachsende Unternehmen sind von den Vorteilen dieser Position überzeugt.

Andreas Kämmer weiß, dass seine Mitarbeiter sein wichtigstes Kapital sind. Er wünscht sich, dass sie sich mit dem Unternehmen identifizieren, motiviert und begeistert ihrer Arbeit nachgehen. Auch darum hat der Geschäftsführer der comspace GmbH & Co. KG in Bielefeld im letzten Jahr die Feelgood Managerin Sarah Jansohn eingestellt. „Sie ist keine Wohlfühl-Animateurin, sondern vielmehr die Hüterin der Unternehmenskultur“, sagt Kämmer, der den Dienstleister für Online-Strategien vor 13 Jahren mitgegründet hat und heute 60 Mitarbeiter hat. Um die der Unternehmenskultur zugrunde liegenden Werte definieren zu können, hatte er im Vorfeld einen Leitbild-Workshop unter Beteiligung der Mitarbeiter initiiert. Dabei herausgekommen sind Werte, die Orientierung in der Zusammenarbeit geben sollen und transparent machen, wofür comspace steht und was die typische Arbeitskultur im Unternehmen ausmacht. Die Feelgood Managerin Jansohn wird Kämmer dabei unterstützen, optimale Rahmenbedingungen für das Team zu schaffen. Im Sinne der Unternehmenskultur führt sie unter anderem Gespräche mit Kollegen, erleichtert neuen Mitarbeitern den Einstieg, plant gemeinschaftliche Events oder entwickelt Gesundheitsangebote auf Basis interner Umfragen. „Weisungsgebunden ist sie nicht, eine Rücksprache mit mir ist nur dann notwendig, wenn es um Budgetfragen geht“, sagt Kämmer. „Feelgood Management heißt für uns, Arbeit, Familie und persönliche Interessen so miteinander zu verbinden, dass sie sich ergänzen und nicht gegenseitig in die Quere kommen.“ Wichtig ist Kämmer dabei besonders, die familiäre Atmosphäre zu erhalten, die auch dann noch bestehen soll, wenn das Unternehmen mal auf 120 Mitarbeiter gewachsen ist.

Caring Companies sind attraktive Arbeitgeber

Was die einen immer noch für puren Luxus oder schlicht für überflüssig halten, gehört für andere ganz selbstverständlich zur Unternehmenskultur. Und ausnahmsweise ist der Feelgood Manager kein amerikanisches Importprodukt, sondern eine deutsche Kreation. Der Marktführer für Homepage-Baukästen, Jimdo, gehörte neben dem Spielesoftware-Unternehmen Wooga zu den ersten, die der Überzeugung waren, dass es gerade für schnell wachsende Unternehmen wichtig ist, die Kommunikation untereinander aufrechtzuerhalten und dafür einen Feelgood Manager einzustellen. Ganz nebenbei stärkt so eine Position auch die Arbeitgebermarke. „Ein großer Firmenname und ein ordentliches Gehalt sind schon längst nicht mehr die beiden starken Zugpferde des aktuellen Arbeitsmarktes. Gerade die Topleute, die sich ihren Arbeitgeber aussuchen können, legen immer mehr Wert darauf, dass vor allem das Arbeitsklima stimmt“, sagt Jimdo in einer Pressemitteilung.

Und tatsächlich vollzieht sich auf dem Arbeitsmarkt langsam ein Rollentausch. In vielen Unternehmen, besonders in Start-ups, ist nicht der Bewerber derjenige, der hart um die Gunst des Arbeitgebers kämpft. Sondern umgekehrt ist es das Unternehmen, das sich mit allen Mitteln beim potenziellen Arbeitnehmer beliebt machen will. Denn der Bedarf an hoch qualifizierten Mitarbeitern ist größer als das Angebot. Das betrifft besonders die IT-Branche.

„Feelgood Management heißt für uns, Arbeit, Familie und persönliche Interessen so miteinander zu verbinden, dass sie sich ergänzen und nicht gegenseitig in die Quere kommen.“ Andreas Kämmer, Geschäftsführer, comspace GmbH & Co. KG

Nach Meinung des Trendforschers und Geschäftsführers der 2b Ahead Think Tank GmbH, Gabor Janszky, werden zukünftig viele Unternehmen immer stärker gezwungen, Mitarbeiter möglichst langfristig zu binden. Die Angebote, die sie ihnen bieten, sind zahlreich. Zu Kultur-, Sport- und Kinderbetreuungsangeboten kommen Versicherungspakete oder mietgünstiger Wohnraum. Häufig profi- tieren nicht nur die Mitarbeiter selbst von den Zusatzleistungen, sondern die gesamte Familie, inklusive der pflegebedürftigen Eltern. So wird die Bindung an das Unternehmen auf eine breite Basis gestellt. Die sogenannten „Caring Companies“ übernehmen „eine größere Verantwortung für das soziale Wohlergehen ihrer Mitarbeiter. Das soziale Kapital und die Beziehungen innerhalb eines Unternehmens werden für den Geschäftserfolg immer wichtiger“, schreibt Janszky in seinem aktuellen Buch „2025. So arbeiten wir in der Zukunft“.

Aufgabe: Mitarbeiterzufriedenheit verbessern

Da, wo es über die klassischen Sonderleistungen hinausgeht, werden die Feelgood Manager aktiv. „Ihr Auftrag ist, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu stärken und effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Dazu stehen sie in intensivem Austausch mit den Kollegen, fordern Verbesserungsvorschläge und Anregungen ein. Ihr Erfolg bemisst sich daran, wie gut es ihnen gelingt, die Unternehmenskultur und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu verbessern“ besagt das Jobprofil des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Eine normierte qualifizierte Ausbildung gibt es derzeit noch nicht. Sophie Bono, Feelgood Managerin bei Goodgame Studios in Hamburg verwundert das nicht. „Ich glaube nicht so recht an eine reglementierte Ausbildung, denn jedes Unternehmen hat andere Anforderungen an einen Feelgood Manager. Es ist natürlich ein Unterschied, ob ein Unternehmen nur 40 oder 1200 Mitarbeiter hat. In Deutschland wird immer noch viel zu viel Wert auf die rein fachliche Qualifikation gelegt, um im Beruf erfolgreich zu sein, spielen aber auch Soft Skills eine große Rolle“, sagt Bono.

Das vor sechs Jahren gegründete Spielesoftware-Unternehmen wuchs in dieser Jobprofil „Feelgood Manager“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation Zeit von zwölf auf 1200 Mitarbeiter, aus 53 Nationen, Durchschnittsalter 28. Bevor Bono zu Goodgame Studios kam, war sie für Apple Irland im Bereich Coaching and Development tätig, wo sie viel Erfahrung im Projektmanagement gesammelt hat.

„Ihr Auftrag ist, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu stärken und effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Dazu stehen sie in intensivem Austausch mit den Kollegen, fordern Verbesserungsvorschläge und Anregungen ein.“ Jobprofil „Feelgood Manager“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation

Work-Life-Balance statt Bespaßung

Bei Goodgame Studios bietet sie zweimal wöchentlich eine offene Sprechstunde an, wo bei Bedarf auch Termine für ausführlichere Gespräche vereinbart werden. Häufig stellt sie auch Kontakte zwischen Mitarbeitern einer Nation her. „Neulich kam ein Finne zu mir und fragte, ob es nicht noch einen anderen Finnen im Unternehmen gäbe, er würde so gerne mal wieder Finnisch sprechen“, sagt Bono. Wofür sie sich hingegen gar nicht zuständig fühle, sei die „Bespaßung“ der Kollegen. Weder würde sie ohne besonderen Anlass einen spanischen Abend organisieren noch zu einem Volkshochschulkurs einladen. Es müssten schon konkrete Wünsche geäußert werden. Wie zum Beispiel das Thanksgiving, das sie organisiert hat, weil die amerikanischen Mitarbeiter es gern feiern wollten. „Da kümmere ich mich eher um die Work-Life-Balance. Als Spieleentwickler sind wir ein Unternehmen der Kreativbranche und an unsere Mitarbeiter werden hohe Ansprüche gestellt. Schnelles Arbeiten ist gefragt, wobei viele, gerade unsere jungen Kollegen, ihre Arbeit als Berufung wahrnehmen und oft an ein natürliches Limit gelangen. Hin und wieder mache ich sie darauf aufmerksam“, sagt Bono.

Die Vorteile der Position liegen für Sophie Bono auf der Hand. Sie hat eine Vertrauensposition inne, ist Mitgestalterin der Unternehmenskultur und kann unabhängig arbeiten. Gerade Letzteres unterscheidet sie vom Human Resources Manager. Er beurteilt Mitarbeiter und kann daher vor allem in Konfliktsituationen kein Ansprechpartner sein.

Stärkung des Berufsbildes

Das Berufsbild des Feelgood Managers weiter zu stärken, ist ein Ziel von Monika Kraus-Wildegger. Seit zwei Jahren ist sie mit ihrer „Plattform für Innovation und neue Dynamik in der Arbeitswelt“, goodplace.org, online und gibt dort Unternehmen mit besonderer Feelgood-Kultur die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Wer dort erscheint, hat sich als Goodplace-Mitglied über eine Feelgood-Analyse in den Disziplinen Arbeitskultur, Nachhaltigkeit, Arbeitsplatz, Flexibilität, Zusammenarbeit, Fairness, Gemeinschaft und Offenheit qualifiziert und darf das Goodplace-Prädikat führen. Im besten Fall beschäftigt das Unternehmen einen Feelgood Manager. Um sich mit dem zugrunde liegenden Werteverständnis, den Aufgaben und Anforderungen eines Feelgood Managers vertraut zu machen, bietet Kraus-Wildegger Workshops und Seminare in Berlin und Hamburg an. Schon Ende des Jahres wird es möglich sein, die Praxisausbildung zum Certified Feelgood Manager zu absolvieren.

„Was Maßnahmen für die Mitarbeiterbindung betrifft, da sind Unternehmen jetzt schon sehr kreativ. Wo es immer noch sehr stark hapert, ist die interne Kommunikation. Für viele ist eine offene und abteilungsübergreifende Kommunikation nach wie vor eine große Herausforderung. Und das betrifft fast alle Unternehmen, egal ob klein oder groß“, sagt Kraus-Wildegger. Ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit kann dem Feelgood Manager also nicht schaden.

Copyright: Petra Schreiber, freie Journalistin, Hamburg

 

Warum Work-Life-Balance Käse ist!

comspace ist ein GOOD place to work

Auf der Socialmediaweek 2015 in Hamburg habe ich während eines Vortrags die Meinung vertreten, dass Work-Life-Balance Käse ist. Da unser Panel leider auf 60 Minuten begrenzt war, konnte ich diese Aussage nicht ausreichend erklären, was einige Rückfragen während der Veranstaltung und im Anschluss deutlich machten.

Viele Menschen leiden inzwischen unter der hohen Arbeitsbelastung im Berufsleben was zu Stress und psychischen Erkrankungen führt. Um dieser sehr ernsten Entwicklung entgegen zu treten hört man in jeder Personalabteilung den Zauberbegriff Work-Life-Balance.

Wir sind der Meinung, dass dieser Begriff Käse ist. Warum? Weil bereits der Begriff einen Denkfehler beinhaltet. Er versucht zwischen Job und Privatleben einen Ausgleich herbeizuführen. Life ist gut und Arbeit ist Böse. Dies ist zumindest der Eindruck der entsteht. Es wird strikt zwischen diesen beiden Bereichen getrennt. Für den einen oder anderen mag das sogar völlig in Ordnung sein, für uns ist es das nicht und ich möchte behaupten, dass im laufe dieses kurzen Beitrages ein Teil der ersten Gruppe zur zweiten Gruppe wechseln wird.

Arbeit ist ein ganz wichtiger Teil im Leben und Arbeit soll Spaß machen. Man möchte selbstbestimmt arbeiten und die ganze Sache sollte auch noch einen Sinn ergeben. Sinnhaftigkeit und Zufriedenheit hängen eng mit dem Begriff Glück zusammen. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Edmund Phelps hat festgestellt, dass 95% des persönlichen Glücks durch die Arbeitswelt bestimmt wird. Somit sollte man aus unserer Sicht genau an dieser Stelle ansetzen um über Zufriedenheit, Selbstbestimmtheit und Glück am Ende zu weniger Stress zu kommen. Das gelingt am Besten über das Thema Arbeitskultur. Dabei setzen wir auf Feelgood Management und greifen immer mehr demokratische Ideen auf und lassen diese in unseren Alltag einfließen. Das funktioniert bei uns ehrlicherweise auch nicht perfekt. Auch bei uns gibt es Stress. Hoffentlich ist es Projektstress und kein Stress, der auf Grund von Zielvorgaben, Angst vor Versagen, o.ä. entsteht.

Phelps: Aber das persönliche Glück wird zu 95 Prozent vom Glück in der Arbeitswelt bestimmt. Auch das haben wir in der Forschung herausgefunden. Wenn das aber so ist, müssen wir etwas an der Situation verändern. Nur wenn die Menschen Spaß an der Arbeit haben, wächst die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.“

Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article131569597/Wir-brauchen-in-Europa-die-kreative-Zerstoerung.html

Wie können wir bei der Lösung helfen?

Da nicht jeder Mensch gleich ist, können wir nicht mit einer Lösung um die Ecke kommen, die dann für alle Gültigkeit hat und alle glücklich macht. Deshalb haben wir uns z.B. für das Thema Lebensphasenflexibilität entschieden. Hinter diesem sperrigen Wort versteckt sich eigentlich nicht eine Lösung, sondern eine Vielzahl verschiedener Lösung für unterschiedliche Probleme und Wünsche. Es gibt bereits spezielle Angebote und Möglichkeiten für Familien, für Nachteulen und Frühaufsteher, Studierende und hoffentlich auch bald für Frauen, Azubis, pflegende Kollegen_innen usw.. Das ganze sind aber eigentlich nur Rahmenbedingungen, denn wir wissen nicht, wie jeder Einzelne sein persönliches Glück findet. Wir als comspace können nur die passenden Rahmenbedingungen schaffen. Wenn der Kollege oder die Kollegin mal keinen Weg findet, dann wird dies offen angesprochen oder der Weg führt über das Feelgood Management. Das ist nämlich die Vertrauensperson für alle Kollegen_innen bei comspace und für den Wohlfühlfaktor bei uns verantwortlich.

Feelgood Managerin an Bord!

Nein, das ist nicht der neue Aufkleber an den Kofferraumklappen unserer Firmenwagen 😉 Vielmehr ist unsere Sarah Jansohn seit Oktober nun offiziell die Feelgood Managerin von comspace, nachdem sie etwas über ein Jahr unsere Office Managerin war.

Sarah-JansohnAls Feelgood Managerin wird sie sich neben der Unternehmens- und Arbeitskultur bsw. auch um die Umsetzung unseres Leitbildes gemeinsam mit den Mitarbeiter_innen kümmern. Doch die allerwichtigste Aufgabe unserer Feelgood-Managerin ist es dafür zu sorgen, dass die Kolleg_innen morgens mit einem Lächeln zur Tür rein kommen und sich den ganzen Tag wohl bei der Arbeit fühlen. Was das im Detail bedeutet wird Sie uns in ein paar Wochen genauer erklären.

Feelgood-an-Bord In Deutschland sind wir mit unserem Engagement für mehr Arbeitskultur bereits in großartiger Gesellschaft: Goodgame Studios, Google, Jimdo, Ministry, t3n, WOOGA und XING sind nur einige Unternehmen, die bereits mit Feelgood Management für eine bessere Kommunikation und den “Flow” am Arbeitsplatz sorgen. (Alle Unternehmen mit Feelgood Managern finden sich in dieser Übersicht bei Goodplace.org.)

Hier in Ostwestfalen sind wir noch (aber hoffentlich nicht mehr lange) die Ersten, die mit Feelgood-Management starten. Mit all seiner Natur und Familienfreundlichkeit bietet unsere Region bereits eine Menge Lebensqualität, um qualifizierte Mitarbeiter zu begeistern. Uns ist aber auch bewusst, dass wir uns auf dem Arbeitsmarkt für „Wissensarbeiter“ als Arbeitgeber auch um die Mitarbeiter “bewerben”. Daher ist es uns wichtig, ein besonders gutes Arbeitsklima zu schaffen und es ständig weiter zu entwickeln.

Was eine Feelgood Managerin so macht, erklärt Magdalena von Jimdo hier in diesem kurzen Video:

Etwas ausführlicher erklärt Monika von Goodplace.org die Aufgaben von Feelgood Manager_innen noch einmal in diesem Interview und einen wissenschaftlichen Hintergrund gibt es beim Fraunhofer Institut.

Wer sich noch etwas tiefer in das Thema einlesen möchte, dem sei die Blogparade zu Feelgood Management bei bosbach ans Herz gelegt. Wir nehmen nicht offiziell an der Blogparade teil, da wir derzeit selber noch in der Entwicklungsphase stecken. Stattdessen werden wir in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder auf das Thema eingehen und berichten, wie sich Feelgood Management bei uns entwickelt.

Ach, eine letzte Sache noch: Wir würden uns ganz besonders über ein Voting für comspace hier bei den Goodplace Stories freuen 😉