Die Bielefelder Agenturszene ist vernetzt. Wir arbeiten nicht nur Tür an Tür in der Innenstadt sondern gerne auch gemeinsam an Themen, die uns gegenseitig bewegen. Digitalisierung bedeutet dabei für uns mehr kultureller Wandel als zunehmende Technisierung.
Davon überzeugten sich Christina Kampmann (Ministerin für Familie und Soziales in NRW) und Olaf Scholz (Erster Bürgermeister von Hamburg) vor kurzem beim Besuch der Bielefelder Digitalszene. Die beiden SPD-Politiker wollten sich einen Eindruck davon verschaffen, wie vernetztes und digitales Arbeiten funktioniert und wir luden darum beide ein, das ganze am Beispiel eines talee-Events live mitzuerleben. Das Event “Cocktails und User Experience” fand bei der befreundeten Agentur u+i interact statt, die talee zum ersten mal mit ihrem Team testeten.
Was passiert bei einem Workshop mit Personas und Cocktails?
In dem interaktiven Workshop konnten die Teilnehmer das User Experience Design (UX-Design) als einen Teil der digitalen Produktentwicklung kennenlernen. Die UX-Entwicklung mit Hilfe von Personas ist ein wesentliches Werkzeug im Feld der digitalen User Experience. Liane Bölicke von u+i interact bot ihr Doppeltalent – Personas erstellen und Cocktails mixen! So konnten Kollegen_innen, die sonst nicht aktiv mit der Erarbeitung von Personas in Berührung kommen, eine Vorstellung der Herangehensweise bekommen.
Vier Stufen zum perfekten Cocktail
Schritt 1: Listen – die Persona
In vier Gruppen á ca. 4 bis 5 Personen ist jeder mit einem eigenen Persona-Fragebogen ausgestattet worden und durfte seinen persönlichen Geschmack einbringen. Wann trinkst du typischerweise Cocktails? Lieber drinnen oder draußen? Was ist dir an Cocktails besonders wichtig? Was magst du überhaupt nicht?
Als die Fragebogen ausgefüllt waren wurde getauscht – alle Bögen von Gruppe 1 gingen an Gruppe 2 und umgekehrt, alle Bögen von Gruppe 3 gingen an Gruppe 4 und umgekehrt. Nun musste jede Gruppe die Fragebögen analysieren – welche Kriterien kommen am häufigsten vor und bilden somit die relevantesten Merkmale der Persona. Denn das ist die Kunst – mach eins aus vielen. Die Persona steht stellvertretend für eine Zielgruppe. Sie erfüllt damit zwangsläufig nicht alle Kriterien, aber gibt ein gutes Abbild der größten Schnittmenge.
Schritt 2: Think – die Leitidee
Bevor für die Persona der Cocktail zubereitet (oder analog: das Produkt erstellt) wird, gilt es zunächst noch eine Leitidee zu formulieren. An dieser richtet sich nachher u.a. die Gestaltung aus – Farben, Schriften, Tonalität usw. So hat man zum Cocktail mit dem Leitbild “Holiday exotic taste” sicher schon direkt ein anderes Bild im Kopf als zum Cocktail mit dem Leitbild “Spicy Ginger Unicorn”.
Schritt 3: Create – die Konzeption
Hauptanforderungen festhalten und eine erste Design-Skizze anfertigen hieß es bei der Konzeption. Welches Glas, wie hoch, Deko ja oder nein, mit oder ohne Alkohol. Und ja, dann musste auch richtig gezeichnet werden und es sind ein paar wirklich schöne Skizzen dabei entstanden!
Schritt 4: Push – das Testing
Es hilft alles nichts, wenn es nicht schmeckt. Also hieß es: Prototypen anfertigen und an die Ursprungszielgruppe zum Testen geben. Säfte, Crushed Ice, Strohhalme, bunte Schirmchen, frische Früchte, Sirup und diverse Arten von Gläser standen zur Verfügung, um für die eigene Persona den perfekten Cocktail zu mixen. Danach hieß es: Showdown! Der Cocktail wurde den realen Personas zum Probieren gegeben.
Das Urteil war mit kleinen Ausnahmen durchweg positiv – so wie es bei gutem UX Design auch sein sollte ? Und selbst wenn etwas mal nicht zu 100% passt, kann man im nachhinein immer wieder kleinere Anpassungen vornehmen.
So funktioniert unternehmensübergreifende Vernetzung
Diese Arbeitsweise live mitzuerleben war für Christina Kampmann und Olaf Scholz eine interessante Erfahrung, bei der sie sich ein lebensechtes Bild davon machen konnten, wie Kooperation die Arbeitswelt der Zukunft prägen wird.
Und vor allem: Wie die Menschen sowohl auf professioneller als auch auf privater Ebene in den Mittelpunkt gestellt werden. Digitalisierung bedeutet eben nicht nur, dass Arbeitsplätze wegautomatisiert werden, sondern auch, dass sie gestaltbarer, gesünder, zeitlich flexibler und ortsunabhängiger werden (können).
Durch die Methode von talee wurde der praktische Wissenstransfer, sowie die unternehmens- und agentur-übergreifende Vernetzung praktisch demonstriert: Wissen ist ein Rohstoff, der sich vermehrt, wenn man ihn teilt. Das ist besonders dann möglich, wenn Wissensbarrieren fallen und sich möglichst viele Hierarchie-Ebenen begegnen können. Alle Workshop-Teilnehmer, sowohl Christina Kampmann und Olaf Scholz, als auch Geschäftsführer, Teamleiter und Teammitglieder beider Agenturen, begegneten sich auf Augenhöhe. Hierarchien und Zugehörigkeiten spielten keinerlei Rolle.
Ein auf viele Weisen gelungenes Event!
Ein großes DANKE an u+i.
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