Warum wir das „(w/m/d)“ in unseren Stellenausschreibungen ersetzt haben
Ist das Inklusion oder kann das weg?
Der Zusatz m/w/d, also männlich/weiblich/divers, polarisiert die deutsche Recruiting-Szene seit mittlerweile drei Jahren. Gendersensibel zu kommunizieren ist uns bei comspace schon sehr lange ein wichtiges Anliegen: Bei People & Culture gendern wir in Stellenausschreibungen, in der Kommunikation mit Bewerber*innen und in unserer unternehmensinternen Kommunikation mit den Kolleg*innen. Und wir haben früh den Zusatz m/w/d für unsere Stellenausschreibungen übernommen – weil wir es wichtig finden auszudrücken, dass bei uns Menschen aller Geschlechtsidentitäten willkommen sind. Trotzdem hat sich der Zusatz “divers” immer holprig angefühlt, die Buchstaben hinter den Jobtiteln kryptisch.
Was der eigentliche Haken an dem d in “m/w/d” ist und wie wir es in Zukunft im Recruiting besser machen möchten, hat Conny (Webentwicklung und aktiv dabei, wenn es um das Thema Diversity bei comspace geht) für uns (und euch) auf den Punkt gebracht.
Warum wir gendersensible Stellenausschreibungen wichtig finden
Sprache ist stets im Wandel und speziell im Bereich von Geschlecht(sidentitäten) bewegt sich gerade viel. Es werden vorhandene Begriffe und Strukturen hinterfragt, neue eingeführt und auch wieder verworfen, wenn es doch noch nicht so richtig passt. Denn das ist das Ziel: Es soll für alle passen. Kein Mensch soll sich ausgeschlossen oder nicht angesprochen fühlen.
Besonders wenn wir uns auf die Suche nach neuen Kolleg*innen machen, wollen wir uns keine*n aufgrund von unpassender Sprache entgehen lassen. Bisher haben wir dafür in unseren Stellenanzeigen vor allem bei der Berufsbezeichnung auf die mit dem Gendersternchen * gegenderte Variante geachtet und den zur Zeit üblichen Zusatz „(m/w/d)“ ergänzt. “(m/w/d)” steht hierbei für männlich/weiblich/divers. Ein Artikel mit einer Übersicht über andere Varianten dieses Zusatzes findet sich hier.
Was ist daran problematisch?
Die Kürzel beziehen sich auf den juristischen Geschlechtseintrag, also auf die geschlechtliche Zuordnung, die für jeden Menschen auf der Geburtsurkunde bzw. im Geburtsregister eingetragen ist. Wenn man diesen nutzen und alle Menschen meinen möchte, dann sollte man alle gültigen Möglichkeiten berücksichtigen, also auch den leeren Geschlechtseintrag. Und das würde auch nur für Deutschland passen, denn in anderen Ländern gibt es ggfs. andere und weitere Optionen.
Der Geschlechtseintrag lässt sich nicht oder nicht ohne erheblichen Aufwand an die Realität anpassen. Ein Wechsel zwischen den binären Optionen (männlich/weiblich) birgt viele Hürden und die Option “divers” bzw. eines leeren Eintrags steht zum einen nicht allen Menschen zur Verfügung und wird zum anderen Menschen zugewiesen, zu denen er nicht passt. Des weiteren ist „divers“ eine Bezeichnung für Geschlechter im Behördendeutsch, die nicht allen nicht-binären Optionen entspricht und daher nicht passgenau ist.
Wir würden uns also eher auf etwas staatlich Festgelegtes beziehen, als auf das, was unser Gegenüber selber über sich weiß und sagt, nämlich die Geschlechtsidentität.
Wir haben überlegt, wie wir ausdrücken können, was wir ausdrücken wollen.
- Wir meinen jede Person: all
- Weil Geschlechtsidentität etwas lang ist, haben wir uns für die Englische Übersetzung entscheiden: genders
- Und weil wir deutlich machen wollen, dass alle willkommen sind: welcome
All genders welcome.
Weiterführende Links:
- Du fühlst Dich angesprochen? Hier sind unsere aktuellen Stellenanzeigen!
- “5 wichtige Punkte zum Thema Geschlechtsidentität”: genderdings.de/gender/geschlechtsidentität
- Queer-Lexikon: queer-lexikon.net
- Unsere Denkanstöße zu dem Thema – danke dafür an die Autor*innen!
- Tweet: https://twitter.com/glcklchschtrn/status/1361276978477826048
- Sehr ausführlicher, erklärender Thread: https://twitter.com/cuffedcatling/status/1358779431146373120
Beitragsbild von Sharon McCutcheon auf unsplash