Composable DXP: Digital Experience neu gedacht

Composable DXP ist eins der heißesten Buzzwords in Sachen Content Management. Was ist das überhaupt? Und was wird hier „composed“? Diese Fragen hat Johannes Tappmeier, CCO bei comspace, in einem Talk bei der Swipe Con 2022 beantwortet. 

CMS versus DXP: Was ist der Unterschied?

Content Management-Systeme (CMS) sind seit 20 Jahren das Fundament für gute Webseiten. Seit ein paar Jahren hat die DXP (Digitale Experience Platform) das CMS als zentrale Plattform für Web-Aktivitäten abgelöst. Der Gartner-Quadrant für Content Management wurde vor zwei Jahren zum Quadranten für DXP – stärkstes Zeichen, dass sich die Zeiten geändert haben. Doch was ist eigentlich der Unterschied?

Die Definitionen sprechen eine klare Sprache:

“Ein CMS ist das Software-Fundament für digitale Identität, Strategie und Kundenansprache.“

“Eine DXP umfasst die ganze Suite an Tools, die für die Bereitstellung skalierter und vernetzter personalisierter Erlebnisse – in allen Kanälen, Regionen, Sprachen – nötig sind.“

Das Schlüsselwort in den Definitionen sind Erlebnisse. Bei der DXP geht es nicht mehr nur um die korrekte Darstellung von Inhalten, sondern um die Erstellung von Erlebnissen (Experiences). Gartner spricht in seiner Definition von „kontextualisierten“ Experiences. Dafür ist es wichtig zu verstehen, auf welche Art und Weise die User mit einem Touchpoint interagieren, um dieses Verhalten beim Besuch auf dem nächsten Kanal zu berücksichtigen und noch bessere Ergebnisse zu erzielen.

Voraussetzungen und Merkmale einer Composable DXP

Der Schlüssel zu einer Composable DXP stellt die MACH-Architektur dar:

M = auf Microservices basierend
A = API-first
C = cloud-native
H = headless 

Das Ziel von MACH ist es, eine modulare Architektur einzuführen, die es Unternehmen ermöglicht, agiler zu sein und sich schneller den Marktveränderungen und den Erwartungen ihrer Kunden anzupassen

Dabei bildet ein Headless CMS den zentralen Kern der Plattform, der über APIs mit anderen Softwarelösungen, sprich Microservices wie bspw. einem Shop-System, PIM, DAM, CRM oder Digital Marketing Tool verbunden werden kann. Über die APIs haben die einzelnen Anwendungen und Kanäle Zugriff auf den Content im CMS.

Auf diese Weise entsteht eine skalierbare, individuell kombinierbare Digital Experience Plattform nach der Best-of-Breed-Strategie. Unternehmen können für jede einzelne Komponente die Technologie am Markt wählen, die für ihre spezifischen Anforderungen und Ziele am besten geeignet ist. Erst die nahtlose Integration aller kundenrelevanten Systeme ermöglicht ein einheitliches Omnichannel-Erlebnis für die User – über alle Kanäle hinweg und ohne Medienbrüche. Dem User wird eine Website oder Web App aus einem Guss mit den jeweils aktuellen Informationen ausgegeben. Diese Informationen werden im Hintergrund über Schnittstellen aus verschiedenen Quellen wie CMS, PIM oder Shop geholt und zusammengeführt. Wie das genau passiert, ist für den User weder ersichtlich noch relevant. 

Der Aufwand und die Kosten für den Betrieb einer Composable DXP halten sich aufgrund des Cloud-Native-Ansatzes in Grenzen, da Software-as-a-Service (SaaS) zum Speichern, Hosten, elastischen Skalieren und automatischen Aktualisieren von Funktionen zum Einsatz kommt.

Was sind gängige Bestandteile einer Composable DXP?

Wie bereits erwähnt, bildet das Headless CMS die Basis einer Composable DXP. Die Auswahl an Headless Content Management Systemen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und reicht von reinen Headless-Lösungen wie Contentful und Storyblok bis zu Lösungen klassischer CMS-Hersteller, die ihre Systeme um APIs zur Anbindung weiterer Frontends erweitert und damit headless-fähig gemacht haben. So bieten bspw. Sitecore mit der JSS- (JavaScript Services) und FirstSpirit mit der CaaS-Lösung (Content-as-a-Service) eine Headless-Architektur an, die anderen Frontends den Zugriff auf den Content im CMS ermöglicht. Welches das passende System für die jeweiligen Projektanforderungen ist, muss im Einzelfall geklärt werden.

Zu weiteren üblichen Komponenten zählen ein Digital Asset Management (DAM), in dem Bilder, Videos, Dokumente etc. hinterlegt sind, im Bereich E-Commerce ein Product Information Management (PIM) für Produktdaten und der gesamte Martech-Stack mit Content-Management, Marketing-Automatisierung, Personalisierung und Analysen. 

Zur Vereinheitlichung von Schnittstellen kann es sinnvoll sein, eine Middleware oder einen Integration-Layer einzuziehen. Die Middleware bildet dann eine Art Brücke zwischen den verschiedenen Komponenten und beschleunigt deren Integration, indem nur noch die jeweilige Schnittstelle zur Middleware angefasst werden muss statt der Schnittstellen zu allen anderen Tools, mit denen kommuniziert werden soll.  

Vorteile einer Composable DXP

Jetzt kann man sich fragen, ob eine Plattform, die aus vielen verschiedenen, durch Schnittstellen verbundenen Tools besteht, nicht ein recht komplexes Gebilde darstellt. Die Antwort ist eindeutig ja. Und trotzdem bietet dieses Gebilde zahlreiche Vorteile gegenüber einem klassischen CMS. Denn wie in einem Puzzle greifen die einzelnen Bausteine der Composable DXP ineinander und es entsteht eine intelligente Lösung, die für ein Höchstmaß an Flexibilität, Agilität und Skalierbarkeit sorgt, verbunden mit einem positiven Einfluss auf den ROI. 

Ineinandergreifende Systeme wie ein Puzzle
Foto von Diva Plavalaguna

Kundenorientierung 

Die Erwartungen der Kund*innen sind hoch und ihre Bedürfnisse ändern sich schnell. Passt die User Experience nicht, weil es bspw. einen optischen oder technischen Bruch zwischen Website und Shop gibt, springen User schnell ab und gehen zur Konkurrenz. Mit einem nahtlosen Kundenerlebnis über alle Kanäle hinweg werden User zu Kunden und Kunden zu Wiederkehrern. Über die APIs werden nicht nur Tools, sondern auch Kundendaten und Erkenntnisse aus Kundenverhalten miteinander verbunden. Diese tragen dazu bei, Kundenprofile anzureichern, personalisierte Informationen auszuspielen und damit das Kundenerlebnis an allen Touchpoints zu steigern.

Technologiefreiheit

Es gibt viele Szenarien, die schnelle Anpassungen nötig machen: Ein Tool, das heute genau das Richtige für einen bestimmten Zweck ist, ist es vielleicht morgen nicht mehr und muss ausgetauscht werden. Ein Unternehmen expandiert in neue Märkte und Länder und benötigt Services, die auch internationalen Anforderungen gerecht werden. Neue Kanäle entstehen, die von den Kunden des Unternehmens genutzt werden und daher bedient werden müssen. 

Mit einer Composable DXP ist ein schnelles und flexibles Reagieren auf solche Änderungen möglich, denn im Gegensatz zu einer monolithischen All-in-One-Lösung ist hier das Entfernen, Austauschen oder Hinzufügen einzelner Technologie-Komponenten unkompliziert realisierbar. 

Unabhängigkeit und Schnelligkeit bei der Entwicklung

Entwickler*innen können in kleinen agilen Teams gleichzeitig und unabhängig voneinander an verschiedenen Teilbereichen der DXP arbeiten, ohne dass negative Auswirkungen auf andere Bereiche entstehen. Die stabilen Schnittstellen zwischen den einzelnen Komponenten ermöglichen diese verteilte Weiterentwicklung. Zum Beispiel durch die Trennung von Backend und Frontend im Headless CMS können Änderungen im CMS vorgenommen werden, während parallel am Frontend verschiedener Ausgabekanäle gearbeitet werden. 

Zukunftsfähigkeit

Da Unternehmen nicht an ein fest komponiertes, unveränderbares System gebunden sind, gewinnen sie an Agilität und Widerstandsfähigkeit. Eine modulare technologische Architektur ist skalierbar und schnell beweglich. Dadurch können Unternehmen besser auf geänderte Marktbedingungen reagieren, technisch immer Up-to-Date bleiben und die Investitionskosten trotzdem überschaubar halten.

Sie wollen mehr erfahren?

Dann schauen Sie sich jetzt ergänzend den Talk von Johannes Tappmeier an. Für die Beantwortung von Fragen zum Thema oder eine individuelle Beratung sprechen Sie uns gerne an.

Johannes Tappmeier auf der Swipe Con 2022
Anke Lorge

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