Feedbackkultur – und warum Feedback zur Kultur passen muss

Meine Kollegin Sarah hat nach einem lebhaften Austausch auf Twitter die #Feedbackparade ins Leben rufen. Die Idee ist, einen ganz allgemeinen Blick auf Feedback zu bekommen und uns gemeinsam die Fragen zu stellen, was gutes Feedback und eine Feedbackkultur überhaupt ist, wann und in welcher Form Feedback sinnvoll ist und wann vielleicht nicht.

Ich hatte direkt ganz viele Gedanken im Kopf – angefangen von Feedback im Bildungssektor, über Feedback im privaten Umfeld und natürlich bei der täglichen Arbeit. Mein erster Gedanke war: Feedback fand in meinem Leben meist nur einseitig statt. In der Schule habe ich zwar immer ein Feedback vom Lehrenden bekommen, durfte aber zu selten eins an die Lehrenden zurück geben. An der Hochschule war es im Prinzip ganz ähnlich. Im Beruf bekommt man als Angestellter klassischerweise Feedback von einer Führungskraft, aber zu selten gibt es Feedback “nach oben” (in klassischen Hierarchien gedacht).

Erster Schritt zur Feedbackkultur: Selbstreflektion

Eine erste Frage, die man sich also selbst stellen und beantworten sollte:

“Gebe ich selbst genug Feedback und schaffe ich gleichzeitig auch genug Raum, damit ich selbst Feedback bekommen kann?”

Privat kennt man Feedback doch besonders gut von online Bestellungen: “Waren Sie zufrieden mit Ihrer Bestellung?” Wie oft antworten wir, wenn wir mit der Bestellung zufrieden waren? Gefühlt zu selten. Wann geben wir eher Feedback? Genau, wenn wir unzufrieden sind. Dann ist der Schmerz groß genug und wir machen unserem Unmut dampf.

Das wirft für mich die zweite Frage zur Selbstreflektion auf:

“Gebe ich selbst genauso positives Feedback wenn ich mit etwas zufrieden bin, wie negatives Feedback wenn ich mit etwas unzufrieden bin?”

Denn welches Ziel soll Feedback eigentlich verfolgen? Zunächst eine Reflektion der eigenen Leistung und des eigenen Fortschritts. Doch ich möchte gleichzeitig aus dem Feedback lernen und mich weiterentwickeln. Das geht nur dann, wenn das Feedback konstruktiv – und sowohl positiver als auch negativer Natur – ist. Konstruktiv kann es wiederum nur dann sein, wenn es ehrlich ist. Wenn es möglichst nicht durch äußeren Druck beeinflusst ist, weil ich beispielsweise das Gefühl habe, ich muss meinem Gegenüber etwas Positives sagen. Ansonsten ernte ich eine schlechte Note, Missgunst o. Ä.

Die Basis konstruktiven Feedbacks: Vertrauen

Das lässt die These zu, dass Feedback in einer Kultur, die durch Druck geprägt ist, selten ehrlich und eher destruktiv ist. In einer Kultur hingegen, die durch Vertrauen geprägt ist, ist Feedback zunehmend ehrlich und konstruktiv. Denn hier geht es nicht darum Missgunst zu säen oder Bestrafungen zu verteilen, sondern aus Erfahrungen zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

In diesem Rahmen baut man sich dann gemeinsam eine entsprechende Feedbackkultur auf.

Es gibt wie meist keine Blaupause, sondern vielmehr eine Reihe an Möglichkeiten, die man für sich erproben kann. In einem Unternehmen, in dem kaum Bildschirmarbeitsplätze sind, machen persönliche Feedbacks, Peer-Feedback oder anonyme Rückmeldungen per Zettel und Stift vielleicht mehr Sinn, als in einem vorwiegend digital vernetzten Unternehmen, in dem auch digitale Tools Verwendung finden.

Feedback für jeden möglich machen

Ich persönlich bin z. B. überhaupt kein Typ für Feedbackrunden. Ich empfinde diese selten als ehrlich. Man hört im Nachgang oftmals ganz anderes Feedback als unmittelbar bei Nachfrage preisgegeben wurde. Ich möchte dabei noch nicht einmal böse Absicht unterstellen, aber meist waren diese Runden durch bereits benannte Drucksituation “belastet”. Das kann eine wirklich große Hürde sein. Bei diesen Feedbacksituationen hätte ich mir auch oftmals etwas Zeit zum Reflektieren gewünscht, um im Nachgang ein individuelles, vor allem auch konstruktives Feedback abzugeben, als dem subjektiv verspürten Druck eines Gruppenfeedbacks ausgeliefert zu sein. Auch diese Arten “persönlicher” Hürden gilt es zu erkennen und abzubauen. Selbstverständlich kann weiterhin jeder der möchte in einer Feedbackrunde zu Wort kommen. Für Andere kann man zusätzlich ein nachträgliches (digitales?) Feedback ermöglichen. So schafft man Raum um wirklich alle mitzunehmen.

Feedback – die normalste Sache der Welt

Wir setzen uns bei uns im Team kontinuierlich damit auseinander, wie wir den Umgang miteinander gestalten möchten. Nicht nur, weil wir eine Plattform haben, bei der wir Talente und Stärken sichtbar machen und es damit irgendwie in unserer Natur und Kultur steckt. Sondern auch, weil wir als Team erkannt haben, wie wertvoll das für uns alle ist. Wir stellen vielmehr einen Rahmen auf, der sagt, dass Feedback für uns wichtig ist und jederzeit eingebracht werden darf. Wie das aber jeder für sich umsetzt, spielt weniger eine Rolle. Ob persönlich oder digital, ob sofort oder einen Tag später. Im Endeffekt kommt es doch nur darauf an, dass Feedback ein völliger normaler Bestandteil der täglichen Arbeit wird.

Die Möglichkeiten Feedback in verschiedensten Situationen zu geben, müssen zur Kultur eines Unternehmens passen. Da die Unternehmenskultur durch verschiedene Charaktere geprägt ist und Feedback immer subjektiv ist, gibt es nicht das perfekte Feedback. Es geht vielmehr darum, den Kolleginnen und Kollegen den Raum für Feedback zu öffnen – sei es persönlich oder digital, unmittelbar oder jederzeit. Oftmals reicht es schon, für das Thema lediglich Aufmerksamkeit zu schaffen und bei Bedarf Unterstützung seitens HR anzubieten. Teams können die Thematik dann für sich so umsetzen, wie es am besten passt. 

Wie die eigene Feedbackkultur Blüten tragen kann:

  • Selbstreflektion: Gebe ich selbst genug Feedback und schaffe ich gleichzeitig auch genug Raum, damit ich selbst Feedback bekommen kann? Gebe ich selbst genauso positives Feedback wenn ich mit etwas zufrieden bin, wie negatives Feedback wenn ich mit etwas unzufrieden bin?
  • Räume für Feedback schaffen: Mögliche Drucksituationen und persönliche Hürden abbauen, sowie Transparenz und Rahmen schaffen für die selbstständige Entwicklung von Feedbackmöglichkeiten
  • Feedbackkultur wachsen lassen: Tools (und persönliches Feedback ist darin eingeschlossen) autark von Teams erproben lassen oder als Anregung der Organisation vorstellen und sich dann entwickeln lassen
  • Feedback nicht vergessen: auch die Rückmeldung zu erprobten Tools ist wertvoll und wichtig für alle – vergesst nicht dies auch mit der ganzen Organisation zu teilen ?
Tanja Schwedhelm
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