Von Seoul bis Tokio: Workation in Südkorea und Japan

Es ist 3 Uhr morgens, als ich plötzlich aufwache. Mein Körper fühlt sich warm an, doch meine Nase ist eiskalt. Das Thermometer zeigt ungemütliche 9°C Raumtemperatur. Der elektrische Heizofen ist aus – den Sleep-Timer zu stellen war wohl doch keine so grandiose Idee. Aber trotz der Kälte weiß ich, dass sich der Aufenthalt hier lohnt. Wo ich bin? In Japan, genauer gesagt in Sapporo, auf der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido. Was ich hier mache? Arbeiten. Und reisen. Eine Workation eben. Mein Weg führte über die koreanische Halbinsel bis in das weit entfernte Japan.

Wie kam es überhaupt dazu?

Für mich war die Idee einer Workation keine spontane Eingebung. Schon seit meiner Kindheit begeisterte mich Japan und dessen faszinierende Kultur. Videospiele, Zeichentrickserien, Comics – das alles prägte die Jugend vieler und löste auch in mir große Faszination aus. Während meines Studiums bot sich mir dann die Gelegenheit, an einem Sprachkurs für Japanisch teilzunehmen. Dabei lernte ich nicht nur jene Sprache kennen, sondern konnte zudem einen tieferen Einblick in die japanische Kultur erhalten. Auch die witzigen Anekdoten meiner Japanisch-Lehrerin, die mit Mitte 70 noch erstaunlich fit war, trugen ihr Übriges dazu bei. Und so kam es, wie es kommen musste: Ich entwickelte Sehnsucht nach dem Land, über das ich schon so viel gehört und gelesen hatte. Eine Sehnsucht, die schließlich dazu führte, dass ich nach zunächst zwei kürzeren Besuchen für fast ein ganzes Jahr in Japan lebte, bis ich aufgrund der Pandemie nach Deutschland zurückkehrte.

Ich neben einer Statue der Comic-Figur Monkey D. Luffy aus One Piece
One Piece ist die meistverkaufte Comic-Serie der Welt.

Warum ich die Hälfte meiner Workation in Südkorea verbracht habe, hat hingegen einen ganz anderen Hintergrund. Während meiner Studienzeit übernahm ich ehrenamtlich die Rolle eines Betreuers, eines sog. “Buddy” für internationale Studenten an meiner Hochschule. Für mich war das die perfekte Gelegenheit, Menschen aus aller Welt kennenzulernen. Ein Großteil der “Austauschis” – so nannten wir sie immer – kam dabei aus Südkorea. Einige von ihnen wurden sogar zu guten Freunden und brachten mir ihre Kultur und vor allem auch die koreanische Küche näher. Über Umwege lernte ich so auch meine heutige Frau kennen, die ebenfalls aus Südkorea stammt.

Bereits vor unserer Hochzeit hatten wir geplant, ihre Eltern einmal in ihrem Heimatland zu besuchen. Doch die Pandemie zog sich in die Länge und wir verwarfen unsere Pläne vorerst. Als wir dann heirateten, waren es meine Schwiegereltern, die uns zuvor kamen und uns in Deutschland einen Besuch abstatteten. Um mich zu revanchieren und um das Herkunftsland meiner Frau besser zu verstehen, beschloss ich, es ihnen noch im selben Jahr gleich zu tun und nach Korea zu reisen. Zugleich blickte ich sehnsüchtig auf die Zeit in Japan zurück. Aufgrund der geographischen Nähe bot es sich für mich an, beide Länder auf einmal zu besuchen. Sechs Wochen in Südkorea und weitere sechs Wochen in Japan sollten es sein.

Zu etwa der gleichen Zeit stellte ich mich hier bei comspace vor. Aufgefallen war mir das Unternehmen vor allem durch die offene Haltung gegenüber Remote-Work. #WorkFromAnywhere heißt das bei uns – also Arbeiten von irgendwo auf der Welt. Genau so etwas hatte ich gesucht und ich hoffte, so die Möglichkeit zu haben, für 12 Wochen reisen und arbeiten zu können.

Alles nicht so leicht – was es zu beachten gilt

Als ich dann anfing, für comspace zu arbeiten, wurde mir bewusst, dass es wohl doch nicht so einfach sein wird, wie ich gehofft hatte. Solange man sich innerhalb der EU bewegt, ist das Arbeiten unterwegs kein Problem. Anders sieht es jedoch bei Nicht-EU-Staaten aus. Hier gibt es gleich mehrere Dinge zu beachten. Nachfolgend habe ich einmal die wichtigsten Themen für eine Workation, insbesondere in Fernost, zusammengefasst.

  • Visum: Deutsche Staatsangehörige können für Kurzzeitaufenthalte von weniger als 90 Tagen visumfrei in die Republik Korea und in Japan einreisen. Für das Arbeiten wird kein gesondertes Arbeitsvisum benötigt, solange der Aufenthalt kürzer als 90 Tage ist und man nicht für dort ansässige Firmen arbeitet.
  • Erreichbarkeit: Weil Korea und Japan zeitlich 7 Stunden bzw. im Winter 8 Stunden versetzt sind, habe ich meine Arbeitszeit vor Ort auf den Nachmittag und Abend gelegt, um auch weiterhin an Meetings teilnehmen zu können und für meine Kolleginnen und Kollegen verfügbar zu sein.
  • Einkommenssteuer: Zwischen beiden Ländern und der Bundesrepublik Deutschland bestehen Abkommen zur Doppelbesteuerung, die besagen, dass bei einem Aufenthalt von bis zu 183 Tagen die Steuern wie gewohnt in Deutschland gezahlt werden.
  • Sozialversicherungen: Auch zu diesem Thema gibt es Abkommen zwischen den einzelnen Staaten. Wird ein Arbeitnehmer in eines der Länder entsandt, so können in den ersten 24 Monaten weiterhin die Rechtsvorschriften des Ursprungslandes gelten. Auch eine Workation wird als eine solche Entsendung angesehen. Ob die Bedingungen für die Anwendung dieser Rechtsvorschriften gegeben sind, muss allerdings im Einzelfall geprüft werden. Hierzu gibt es für jedes Land einen gesonderten Fragebogen. Dieser kann über die Website der DVKA heruntergeladen werden und wird an den zuständigen Versicherungsträger übermittelt, was in meinem Fall die Gesetzliche Krankenversicherung war.
  • Kunden: Es muss individuell geprüft werden, ob die Verträge mit den Kunden das Arbeiten in den entsprechenden Ländern erlauben oder explizit ausschließen.
  • Datenschutz und -sicherheit: Die Europäische Kommission hat für einige Länder, die nicht Mitglied der EU sind, sog. Angemessenheitsbeschlüsse erlassen. Damit wird bestätigt, dass diese Länder ein angemessenes Datenschutzniveau gewährleisten. Die Liste der Länder ist nicht wirklich lang. Zu meinem Glück zählen sowohl Japan als auch Südkorea zu diesen Ländern. Somit können personenbezogene Daten ohne Bedenken zwischen Japan und der EU sowie Südkorea und der EU übertragen werden.

“Plans are worthless, but planning is everything.” – Dwight D. Eisenhower

Während unser HR-Team, People & Culture damit beschäftigt war, die Formalitäten zu klären, machte ich mich an die eigentliche Planung meiner Reise. Für mich war es wichtig, so viel wie möglich vorab zu planen, damit ich mich vor Ort voll und ganz auf meine Arbeit und die Erkundung des Landes konzentrieren konnte. Also buchte ich Flüge, suchte mir Unterkünfte, bestellte eine SIM-Karte und überlegte, welche Orte ich in meiner Freizeit besuchen würde.

Mitte September war es endlich soweit: der Beginn meiner Reise. Das Erste, was mir auffiel, als ich ankam, war das komplett andere Klima. Während man hier in Hamburg schon mit Jacke rausgehen musste, hatte es in Seoul noch knapp 30° und die Luft war feucht. Sehr feucht! Die ersten Tage verbrachte ich damit, mir die Wohnung gemütlich einzurichten, die nötigen Besorgungen zu tätigen und die nähere Umgebung zu erkunden. Auch der erste Arbeitstag im neuen Umfeld ließ nicht lange auf sich warten.

Für gewöhnlich begann ich zwischen 15 und 16 Uhr und beendete meine Arbeit um 21 oder 22 Uhr. Vormittags hatte ich immer Zeit etwas zu unternehmen. Die Zusammenarbeit mit meinem Team und unseren Kunden funktionierte überraschend reibungslos, trotz der geographischen Distanz. Nicht nur das – ich fühlte mich sogar produktiver und motivierter als zuvor. Der Tapetenwechsel hatte wohl eine positive Auswirkung auf meine Leistungsfähigkeit. Ja, das Arbeiten auf dem kleinen Stuhl in der Unterkunft war oft unbequem. Ja, manchmal zog sich die Arbeit wegen der Zeitverschiebung bis spät in die Nacht. Aber das alles konnte ich leicht verkraften, denn ich hatte das Privileg, an solch spannenden Orten arbeiten zu dürfen.

Sowohl Südkorea als auch Japan haben so viel zu bieten, dass es vermutlich den Rahmen sprengen würde, an dieser Stelle darüber zu berichten. Eines kann ich dennoch festhalten: Beide Länder eignen sich hervorragend für eine Workation. Die meisten, denen ich von meiner Reise erzählt habe, interessierten sich hauptsächlich für Japan. Es stimmt: Japan ist ein faszinierendes Land. Ich liebe Japan! Trotzdem möchte ich hier eine Lanze für Südkorea brechen, welches häufig unterschätzt wird. Nicht nur sind die Menschen unglaublich freundlich und hilfsbereit, es ist auch ein Land voller Tradition, das uns in vielerlei Hinsicht technologisch voraus ist. Und die koreanische Küche bietet meiner Meinung nach das köstlichste Essen der Welt.

Tipps für eine erfolgreiche Workation

All denjenigen, die auch eine Workation planen, möchte ich noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben:

  • Frühzeitige Planung: Fangt rechtzeitig mit der Planung eurer Workation an, um genügend Zeit für alle Vorbereitungen zu haben. Es kann eine Weile dauern, bis alle Formalitäten geklärt sind.
  • Auslandskrankenversicherung: Schließt eine Auslandskrankenversicherung ab, wenn ihr für längere Zeit im Ausland bleibt. So seid ihr im Fall einer Krankheit oder Verletzung abgesichert und müsst keine zu hohen Behandlungskosten befürchten.
  • Arbeitsplatz: Achtet darauf, dass eure Unterkunft einen Platz bietet, an dem ihr einigermaßen ergonomisch arbeiten könnt oder erkundigt euch über Co-Working-Spaces, Cafés oder Bibliotheken in der Nähe. Euer Rücken wird es euch danken.
  • Arbeitszeit: Sofern ihr in Vollzeit arbeitet, kann es sinnvoll sein, die Arbeitszeit zu verkürzen oder ein paar Urlaubstage aufzuheben, damit neben der Arbeit ausreichend Zeit zum Erkunden bleibt.
  • Ernährung: Wenn ihr eine vegetarische, vegane oder andere Ernährungsform verfolgt, ist es ratsam, sich vorab über die Optionen zu informieren. Notiert euch am besten auch einige wichtige Wörter wie “Fleisch” oder “vegetarisch” in der jeweiligen Landessprache.
  • Gepäck: Packt nicht zu viel ein. Ihr seid mobiler und habt ggf. Platz im Koffer, falls ihr vor Ort etwas Schönes findet.
  • Mobilfunk: Überlegt euch, eine eSIM herunterzuladen. Dann müsst ihr nicht umständlich mit physischen SIM-Karten hantieren und habt unterwegs eine Internetverbindung.
Luftaufnahme des Berges Fuji
Berg Fuji von oben

Eine Erfahrung fürs Leben

Abschließend lässt sich sagen, dass meine Workation in Südkorea und Japan mehr als nur eine berufliche Reise war – sie war eine unvergessliche und lebensverändernde Erfahrung. Ich bin dankbar, dass mir comspace die Chance gegeben hat, meine berufliche Leidenschaft und die Erkundung neuer Kulturen miteinander zu vereinbaren. Dieser Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die sich dafür eingesetzt haben, dass meine Workation zustande kommt. Insbesondere möchte ich unserem People & Culture Team danken, für die meine doch eher spezielle Anfrage auch eine neue Herausforderung war.

Ich hoffe, ich konnte einige von euch inspirieren, euer eigenes Workation-Abenteuer zu wagen, und vielleicht hören wir ja bald einen Bericht von ganz woanders auf der Welt 😊

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