Da geht einiges wenn es um die Limo und Arbeitgeberattraktivität geht. Es klingt im ersten Moment ungewöhnlich, dass jemand aus dem Human Resources, dem HR also, bei der Vermarktung eines Produkts involviert ist. Das sind ja eher Themen für Marketing und Sales. Aber die hatten in diesem Fall völlig freie Hand dabei wie sie die Aufgabe lösen. Ziel war es lediglich die Aufgabe erfolgreich zu lösen.
Und so entstand die Idee, das Produktmarketing in einer ganz neuen Organisationsform zu entwickeln. Eine innovative Form, weil auch das Produkt völlig neu war. In einer Form, die einen starken Wandel in der Unternehmenskultur bedeutet. Die Gestaltung von Unternehmenskultur und Organisationsentwicklung ist auf jeden Fall eine Aufgabe bei der das Personalmanagement eine wichtige Funktion hat. Und soviel vorweg: es war eine gute Idee das HR einzubinden.
Arbeitgeberattraktivität und das Out of the Bottle Office
Aber von Anfang an. Claudia Schabler von Eckes-Granini berichtete auf dem 6. HRMForum zum Thema Arbeitgeberattraktivität über das Out of the Bottle Office. Und zwar aus erster Hand. Sie ist HR-Managerin und gehörte zum Kernteam.
Märkte ändern sich. Gute Unternehmen reagieren mit neuen Produkten. So war das auch bei Eckes-Granini, den Experten in Sachen Saft aus Nieder-Olm. Als Arbeitgeber besitzt das Unternehmen, das mit seinen Saftmarken in über 70 Ländern vertreten ist, ein hohes Renommee und ist so bereits ein sehr attraktiver Arbeitgeber.
Wer eine Marke, wenn nicht sogar die Saftmarke platziert, die schon an der Flaschenform zu erkennen ist, kann auch ein hochwertiges Erfrischungsgetränk – eine Limo – kreieren. Aber kann er sich auch in einem Markt positionieren, der vollkommen anders funktioniert als der bisherige Fokusmarkt des Saftes? Es sind nicht nur andere Zielgruppen sondern auch vollkommen andere Randbedingungen. Die Limo von granini gehört gekühlt in den Sommer. Der Saft eher auf den Frühstückstisch, als gesundes Mitbringsel zur Kaffeetafel oder als Schorle zur Party und gerne in den Longdrink.
Claudia Schabler, die im Team als Junior HR Manager die Personalabteilung vertrat, kann sich gut erinnern: „Im März 2015 sind wir hochmotiviert gestartet mit dem Ziel, schnell und innovativ das Sommersaisongeschäft anzukurbeln. Das Potential von Die Limo zeigte sich schon 2013. Daher ging es uns darum, nach dem erfolgreichen Start die Entwicklung noch weiter zu intensivieren, gewissermaßen die PS auf die Straße zu bringen – zum Beispiel mit der Sommerkampagne „City Attack“ oder durch den Prelaunch der vierten Sorte, Die Schwarzen Limo.“
Die Aufgabe für die Limo war einfach formuliert: Die Limo von granini soll das dritte Standbein des Unternehmens werden (denn das zweite Standbein sind hohes C und granini, die auch aus dem Hause Eckes-Granini sind). Eine klar formulierte, aber trotzdem herausfordernde Aufgabe also.
Denkräume brauchen Arbeitsräume
Einen neuen, jungen Markt erobert nur wer frische Ideen findet. Und diese findet man mit neuen, frischen Methoden, in Teams, die aus der „Comfortzone“ gehen und sich freiwillig und engagiert in der „Stretchzone“ bewegen. Das neue interdisziplinäre Team bekam auch einen neuen Namen: Out of the Bottle Office. Ist das Büro erst einmal aus der Flasche ändert sich einiges. Neue Arbeitsweisen brauchen nicht nur neue Denkräume und Organisationen, sondern auch ganz praktisch neue Arbeitsräume – wie der Name schon andeutet. Das Out of the Bottle Office entstand also auch ganz real. Wände raus – Glasfront rein! Schreibtische ja, aber auch Sofa und reichlich Platz für Flipcharts und direkte Kommunikation.
Transparenz wurde groß geschrieben – hinter dem Glas lässt sich wenig verbergen. Mit Transparenz muss man leben – denn die Frage kam schon hoch: wer kann mit Laptop auf dem Sofa gefläzt eigentlich arbeiten? Unternehmenskulturen reagieren auf Änderungen sensibel. Aber dort wo HR diesen Wandel selber lebt und vermittelt gelingt er.
Auch gute Unternehmenskulturen brauchen den Wandel
Gute, gewachsene Unternehmenskulturen, die Unternehmen erfolgreich gemacht haben, wandeln sich weil sich Märkte wandeln. Das funktioniert tatsächlich auch in großen Organisationen, die eben nicht mehr StartUp oder Techi Status haben. Und ein überzeugender Best Case ist das Büro aus der Flasche – als die Limo zu Granini kam.
Am Ende zählen Erfolge:
- Das Out of the Bottle Office wird weitergeführt – in etwas anderer Besetzung
- Ein zweites Team nach dem Prinzip “Neues neu denken und vermarkten” etabliert sich
- UND am Markt der Erfrischungsgetränke mit echten Platzhirschen ist die Limo von granini seit Ende 2015 die Nr. 1 im Segment der Mehrwert-Limonaden und hat mittlerweile eine Vorreiterrolle in diesem Wachstumsmarkt inne
Und schließlich gab es noch einen weiteren Erfolg. Die Referentin Claudia Schabler ist bei Eckes-Granini für das Employer Branding verantwortlich. Vieles von dem, was für eine Consumer Marke und deren Entwicklung gilt, lässt sich auf das Gestalten einer Arbeitgebermarke übertragen – mit allen notwendigen Anpassungen: vom Marketing fürs Marketing lernen und zwar intern. Denn externe Berater gab es hier überhaupt nicht. Lernende und sich vernetzende Mitarbeiter sind die Erfolgsträger.
Nachtrag: Die Referentin hat das neue Team – in dem sie Teilzeit war – wieder verlassen. Denn auch das gehört zu neuen Unternehmenskulturen, dass sich Teams für Phasen neu finden, dann wieder in bestehende Strukturen eingliedern und dort Gelerntes neu einbringen.
Fazit
Unternehmenskulturen und damit die Arbeitgeberattraktivität lassen sich gestalten. Mit den richtigen Methoden. Zum Erfolg trägt auch bei, die Folgen der Transparenz auszuhalten und Feedback mit einzubeziehen. Human Resources übernimmt dabei u.a. die Rolle der Moderation. Vernetzung schafft Wissenstransfer. Und über Saft und Limo soll man ja nicht zu trocken schreiben.
Deshalb seid doch selbst mal zu Gast im Limo-Headquarter.
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