Das war das Sitecore Usergroup Treffen im September 2016 in Berlin

Metro Systems - Upgrade auf Sitecore 8.1

Letzte Woche fand das mittlerweile sechste, und in diesem Jahr letzte, Sitecore Usergroup Deutschland Treffen statt, dieses Mal in der Hauptstadt Berlin im Aufbauhaus, mitten in Kreuzberg. Um 13:30 fanden wir uns im TAK (Theater im Aufbauhaus) ein, welches sich selbst “als ein Ort der Begegnung, offen für Ideen, kühne Visionen, Austausch und Kontroversen” versteht.

Aufbauhaus Berlin
Aufbauhaus Berlin

Auch bei diesem Treffen gab es wieder spannende Vorträge zu hören:

  • Sebastian Winter von Metro Systems: Ein Lehrstück. Major Updates und das wahre Leben
  • Georgi Bilyukov von Hedgehog: Continuous Integration and Continuous Delivery
  • Lars Schilling von Namics: NitroNet – Was ist das?
  • Christopher Hümmer von Init: Multisite-Kompatibilität von Sitecore
  • Friederike Heinze von Comspace: Recap des Sitecore Symposiums in New Orleans
SUG Deutschland Treffen im Aufbauhaus Berlin
SUG Deutschland Treffen im Aufbauhaus Berlin

Begrüßung und das Lehrstück

Der gewohnt herzlichen Begrüßung, diesmal von Jana Wichmann (ecx.io) und Christopher Wojciech (netzkern) folgte direkt der erste Beitrag. Sebastian Winter, der im Rahmen des Metro Systems Relaunches das Upgrade von Version 7.2 auf 8.1 verantwortet, berichtete über verschiedene Strategien, ein solches Upgrade bis hin zur Entscheidung durchzuführen. Unter anderem standen dabei folgende Optionen zur Auswahl:

  • Parallele Upgrade-Instanz per Vanilla Sitecore Installation (out-of-the-box)
  • Paralleles Upgrade mit aktuellem Datenbankbestand mit schrittweiser Durchführung bis auf Sitecore 8.1
  • Schrittweise Upgrades im laufenden Betrieb

Letztlich ist die Entscheidung für Option zwei gefallen, da durch die einzelnen Upgradeschritte etwaig auftretende Fehler direkt nachvollzogen und behoben werden konnten. Aus unserer Erfahrung ist diese Option die beste und auf jeden Fall der letzten Variante vorzuziehen, wenn Option eins aus kostentechnischen Gründen ausscheidet.

Upgrade auf Sitecore 8.1 - ein Lehrstück von Metro Systems
Upgrade auf Sitecore 8.1 – ein Lehrstück von Sebastian Winter, Metro Systems

Hedgehog stellt RAZL vor

Der Beitrag von Hedgehog umfasste neben der Vorstellung des bereits von uns eingesetzten Tools TDS (Team Development for Sitecore) auch das Tool RAZL, ein Comparing und Merge Tool für Sitecore Datenbanken. Ganz besonders spannend ist die Eigenschaft, dass Datenbanken im laufenden Betrieb abgeglichen und aktualisiert werden können. Wir werden dieses Tool weiter im Auge behalten.

Und was genau ist NitroNet?

Namics bot in seinem Beitrag eine Vorstellung des selbst entwickelten Frameworks NitroNet for Sitecore. NitroNet for Sitecore ist eine Erweiterung der ASP.NET MVC View Engine “NitroNet”, welche die Eigenschaften von Sitecore, z.B. Platzhalter oder Experience Editor Tauglichkeit, vollumfänglich einbindet. Details hierzu und zur Vision findet ihr auf der Nitronet-Website oder im Namics Blog.

Namics-Vortrag zu NitroNet
NitroNet von Lars Schilling, Namics

Multisite-Kompatibilität. Ja, da war was…

Das Thema “Multisite-Kompatibilität” bot einen kurzen Einblick in die Do’s und Don’ts der Multisite-Konfiguration, präsentiert von der ]Init[ AG. So soll z.B. je Site ein eigener Bereich in der Media Library existieren und ein eigener Bereich für Konfigurationen bestehen. Grundsätzlich ist die Trennung je Site sinnvoll um den Überblick zu bewahren. Gemeinsam genutzte Module / Features können jedoch der Site übergeordnet platziert und verwendet werden. Insbesondere die Sprachen und Workflows sind bei Multisite-Lösungen problematisch, da diese nicht out-of-the-box Site-spezifisch konfiguriert werden können. Hierfür sind eigene Erweiterungen nötig.

Zwischen den Beiträgen gab es immer wieder Zeit für interessante Gespräche zwischen bekannten und unbekannten Gesichtern, ganz im Sinne des TAK. Welche Komplexität beispielsweise das Upgrade bei Metro Systems umfasste, “was bringt mir RAZL konkret” oder “welche sitecorespezifischen Probleme rauben mir gerade den letzten Verstand” waren nur einige Fragen der rund vierzig Personen großen Usergroup, die untereinander erörtert wurden.

Multisite-Kompatibilität von Christopher Hümmer, Init
Multisite-Kompatibilität von Christopher Hümmer, Init

Finale furioso – Recap des Sitecore Symposiums und Get Together

Zum Abschluss gab unsere Kollegin Friederike Heinze ein tolles und umfassendes Recap des Sitecore Symposiums 2016 in New Orleans, Louisiana, mit vielen Fotos und spannenden Themen, über den sie auch in einem eigenen Blogbeitrag ausführlich berichtet.

comspace - Rückblick auf das Sitecore Symposium New Orleans
Recap vom Sitecore Symposium New Orleans von Friederike Heinze, comspace

Nach den Vorträgen ging es direkt weiter ins Alt-Berliner Wirtshaus “Max und Moritz”, in dem in der Bibliothek neben gutem Essen und leckerer “Kreuzberger Molle” (auch Pils genannt) weiter munter über verschiedenste Themen geplaudert wurde.

Wirtshaus Max und Moritz
Wirtshaus Max und Moritz

 

Für uns als Team Nibbler war es ein sehr erfolgreicher Tag mit vielen Gesprächen, neuen Bekanntschaften und viel wertvollem Input zu neuen und auch bekannten Themen. Wir freuen uns bereits auf das nächste Sitecore Usergroup Treffen im Januar 2017, dann in München.

Get Together im Wirtshaus Max und Moritz
Get Together im Wirtshaus Max und Moritz

Tipp – Sitecore Slack Chat

Abschließend auch hier noch einmal die Empfehlung, die Christopher Wojciech an Sitecore Entwickler gab: dem internationalen Sitecore Slack Chat kann und soll gerne beigetreten werden. Dort ergibt sich die Chance, sich mit Sitecore Entwicklern und Sitecore MVPs direkt auszutauschen. Wie man dem Sitecore Slack Channel beitritt, beschreibt Akshay Sura (einer der Gründer) in seinem Blogpost How to join Sitecore Slack Community Chat. Alternativ oder auch zusätzlich steht die Reddit Sitecore Community zur Verfügung.

 

Sitecore Analytics versus Google Analytics

Sitecore AIDA

Dank des Erfolgs von Google Analytics gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, Nutzerdaten rund um die eigenen Webseiten zu sammeln, zu aggregieren und auszuwerten. So liefert auch Sitecore mit Experience Analytics ein Tool, dass die Arbeit rund um das Marketing vereinfachen und konkreter machen soll. Bei all den Gemeinsamkeiten, gibt es jedoch zwischen den beiden Webanalyse-Tools deutliche Unterschiede.

Sitecore Analytics

Grundsätzliches Ziel von Sitecore Analytics ist die Erfassung sämtlicher Interaktionen auf allen eigenen Webseiten. Zukünftig will Sitecore sogar On- und Offlinedaten in ein Nutzerprofil fließen lassen – hier erfahren Sie mehr über das Modul xConnect und andere aktuelle Themen vom Sitecore Symposium 2016 in New Orleans. Darüber hinaus werden die klassischen “Web Analytics”-Funktionen um die Möglichkeiten ergänzt, die eigene Marketing-Strategie zu messen, zu überprüfen und zu verfeinern. Personalisierung und Customer Experience stehen im Fokus des “Sitecore Experience Analytics”. Dazu orientiert sich Sitecore am AIDA-Modell: Analytics, Insights, Decisions und Automation.

Sitecore AIDA
Sitecore AIDA

Vorteile von Sitecore Analytics sind:

  • Dashboard-Lösung, integriert in die Sitecore Experience Marketing-Plattform.
  • Möglichkeit der Echtzeitanalyse.
  • Path Analyzer: Dieser deckt die Herkunft und das Navigationsverhalten der User Ihrer Webseite auf.
  • Durchführung von A/B und multivariater Tests.
  • Messung und Bewertung des Nutzerverhaltens und deren Interaktion mit Ihren Webseiten-Inhalten.
  • Personalisierung: alle Informationen zu jedem individuellen User werden zu einem Profil aggregiert. Das Surfverhalten auf der Webseite, die Klicks in E-Mail-Kampagnen bis hin zu Social Media-Interaktionen können dabei einbezogen werden.
  • Gezielte Performance-Messung von Marketingkampagnen.
  • Alle Anstrengungen rund um Datengewinnung und -auswertung sind auf Marketing Automation und Predictive Marketing ausgerichtet.
  • Kostenfrei – wenn Sie bereits Sitecore-Nutzer sind.
Sitecore 8.3 PathAnalyzer
Sitecore 8.3 PathAnalyzer, Foto: Friederike Heinze

Nachteile von Sitecore Analytics:

  • Die Oberfläche ist vergleichsweise wenig intuitiv und sehr Sitecore-spezifisch.
  • Wie in allen mächtigen Tools benötigt man entsprechend Zeit um sich in die Funktionen einzuarbeiten.
  • Die Sitecore-Community ist im Vergleich zu Google eher übersichtlich und benötigtes Wissen und Informationen kann man sich nicht einfach “ergooglen”.

Was macht Sitecore Analytics jetzt so besonders? Mit der Sitecore Experience Platform können Inter-/Aktionen Werte zugeordnet werden. So können Nutzer unterschiedlich priorisiert und mit für sie relevanten Informationen versorgt werden. Diese Informationen (“business values”) liegen nur Sitecore Analytics vor und können komfortabel ausgewertet werden.

Die Möglichkeiten Traffic in Konversion umzuwandeln grenzt die Sitecore Experience Platform mit Sitecore Analytics von anderen Analyse-Tools deutlich ab.

Google Analytics

Das wohl am meisten genutzte Web-Analyse Tool sticht vor allem durch seinen umfassenden Funktionsumfang und seine attraktive Bedien- und  Nutzeroberfläche hervor.

Google Analytics Dashboard
Google Analytics Dashboard

Wie funktioniert Google Analytics?

Im Grunde gibt es 4 Prozessstufen, die durchlaufen werden:

  1. Collection – hier werden Daten gesammelt und beschafft. Die Möglichkeiten sind dabei vielfältig und reichen vom eingebundenen Javascript-Code bis zum “Measurement Protocol”, welches Daten von beliebigen, mit dem Internet verbundenen Endgeräten an Google Analytics sendet.
  2. Processing – Die erhobenen Daten werden nach Maßgabe der “Configuration” gespeichert und verarbeitet.
  3. Configuration – im Backend können individuelle Einstellungen vorgenommen werden, mit denen die gewünschten Analyse-Daten vorab festgelegt werden. Google erfasst dann nur die Daten, die im Rahmen der Konfiguration definiert wurden. Hier können fehlerhafte Einstellungen langfristige Folgen haben.
  4. Reporting – Die Daten können im letzten Schritt überwacht und ausgewertet werden. Ein übersichtliches Dashboard erlaubt einen einfachen Einstieg in Google Analytics.

Vorteile von Google Analytics sind:

  • Es ist grundsätzlich erstmal kostenlos.
  • Es ist für fast jede Unternehmensgröße geeignet.
  • Eine Google-typische intuitive Oberfläche und einfache Schnittstellenkommunikation mit anderen Google-Produkten erlauben eine komfortable Konten-Verwaltung.
  • Es existiert eine umfassende Community.
  • Informationen und Wissen sind vielseitig verfügbar, z.B. über Filter-Templates oder YouTube-Tutorials.
  • Zielvorhaben (“Goals”), wie Google die Conversion-Ziele nennt, können Aufgaben und Aktivitäten zugewiesen werden.
  • Google Analytics lässt sich mit anderen Tools Verknüpfen (Bsp.: Adwords, Adsense etc).

Nachteile von Google Analytics:

  • Die Daten erlauben keine Aussagen über einzelne Nutzer-Sessions.
  • Die Daten liegen in der Cloud bei Google.
  • Nutzer können unter Umständen das Tracking verhindern, z.B. mittels privacy-PlugIns.
  • Der Einsatz von Google Analytics 360 Suite als Enterprise-Lösung ist nicht kostenlos.
  • Gesammelte Daten werden nicht als Rohdaten, sondern nur in der festgelegten Konfiguration gespeichert.
  • Es werden durch Einsatz des “Samplings” nicht alle Daten erfasst, sondern nur hochgerechnete Stichproben.

Wo liegt der konkrete Unterschied?

Vereinfacht gesagt: Googles Stärke liegt in der Datenverdichtung und -folgerung. Das Tool liefert quasi out-of-the-box die wichtigsten KPI’s und erlaubt damit eine breit aufgestellte, einfache Berichterstattung. 

Sitecore Analytics analysiert die Nutzerinteraktionen kanalübergreifend und in einer Detailtiefe, die Google nicht bieten kann. Die Stärke liegt in der nachhaltigen und umfassenden Verfügbarkeit der Daten und vor allem der Möglichkeit, langfristig einzelne Kundenprofile detailliert anzureichern um eine 360°-Sicht auf den Kunden zu bekommen. 

Fazit

Google Analytics und Sitecore Experience Analytics sind beides wichtige Webanalyse-Tools und haben je nach Anwendungsfall, Budget und Anspruch beide ihre Daseinsberechtigung. Für ein nachhaltiges, kundenzentriertes Marketing bietet jedoch Sitecore Analytics mehr Möglichkeiten detaillierte Informationen rund um die Kunden zu gewinnen und dadurch gezielte Maßnahmen umzusetzen.

Ideal ist natürlich der gemeinsame Einsatz beider Tools, um im Zusammenspiel die Webseiten-Performance und die Effektivität von Marketingaktivitäten zu überprüfen und schließlich gezielt zu optimieren.

Trotz aller Vorteile von frei zugänglichem Wissen kann man in dieser komplexen Thematik bei all den Funktionen, Tipps und Anleitungen schon mal den Überblick verlieren, vor allem, wenn man sich nicht tagtäglich damit beschäftigt.

Sollten Sie weitere Fragen zur Webanalyse haben, sprechen Sie uns gerne an.

 

14.12.2016 – kleines Update:

Dieser Blogbeitrag reduziert und vergleicht die Eigenschaften beider Tools auf drei Ebenen nochmals anschaulich. Dabei wird deutlich das die Stärke von Google Analytics in der Segmentierung von Daten liegt und Sitecore Analytics auf angereicherte Datenprofile zur Echtzeit-Optimierung setzt.

Kürzlich in New Orleans – Rückblick Sitecore Symposium 2016

Sitecore Symposium 2016 New Orleans

Ich hatte das Glück und durfte dieses Jahr zum Sitecore Symposium nach New Orleans reisen. Mit allen, die nicht dabei sein konnten, möchte ich hier meine Highlights teilen.
Es war wieder mal ein Spitzen Event – und Sitecore ein großartiger Gastgeber. Zunächst zur Location: was für eine tolle Stadt, so lebendig, offen und musisch. Insbesondere das French Quarter ist faszinierend.

French Quarter in New Orleans beim Sitecore Symposium 2016
French Quarter in New Orleans

Diese Atmosphäre hat uns durch das ganze Event begleitet. 2000 Menschen aus aller Welt waren da, eine tolle Gelegenheit die Sitecore Community kennenzulernen und sich mit anderen Experten auszutauschen. Inhaltlich war für alle Zielgruppen etwas dabei, es gab Sessions mit den Schwerpunkten Marketing, Business, Development und diesmal auch eine für Sitecore-Neulinge. Die Entscheidung für eine Session war manchmal schwer, für Entwickler gab es bis zu 4 gleichzeitige Sessions.

Pre-Seminar:  “Habitat Masterclass”

Bevor es mit dem offiziellen Symposium losging, hat Sitecore dieses Jahr zum ersten Mal (zumindest in Europa), einige Intensivworkshops angeboten. Ich habe mich für einen eintägiges Seminar bei Thomas Eldblom von Sitecore zu Habitat entschieden. Es ging im Wesentlichen darum, die Architektur hinter Habitat und damit Helix zu verstehen:

“Helix is the official Guidelines and Recommended Practices for Sitecore development.”

Anders Laub hat einen guten Artikel für den schnellen Einstieg in modulare Architekturen geschrieben. Wenn ihr gleich selbst mal ein Habitat Modul entwickeln wollt, dann findet ihr hier die Schritt-für-Schritt Anleitung von Thomas.

Die Aussage war ganz klar: Sitecore sieht Habitat nicht als Framework oder Starterkit, es ist ein Demo-Projekt, umgesetzt nach Sitecore Best-Practices.

Anschließend gab es das Willkommensgetränk im Partner-Pavillon mit Musik aus der Preservation Hall. Die Stimmung stimmte, ein toller Einstieg in die Konferenz.

Mein Symposium Recap

Opening Keynote

Sitecore Symposium 2016 Opening Keynote Michael Seifert

Die Eröffnungskeynote wurde von Michael Seifert persönlich gehalten. Auf Experience (Experience, Experience) folgt DEMAND MORE

  • from Commerce
  • from Mobile
  • from Automation
  • from Context
  • from Engagement

Die Themen, welche uns dann natürlich auch durch das Symposium begleitet haben, waren: Embedded Commerce, Sitecore Experience Accelerator, New Path Analyzer Features, Azure.

Innovation & Technology

In der anschließenden Guest Keynote ging es um Technology & Innovation aus Sicht des Futuristen Jason Silva. Es war beeindruckend und inspirierend, ICH kann es nicht mit Worten beschreiben. Daher hier ein paar Zitate:

“Nature and the technology are one
in the same”
“The next Billionaire will be the one who affects a billion people in a positive way.”
“We have a responsibility to awe.”

Neugierig geworden? Dann schaut euch doch mal bei YouTube um.

Developer Keynote

Lars Fløe Nielsen hat einige Features der 8.2 vorgestellt:

  • Support Dependency Injection (einen guten Artikel von Kam Figy, Sitecore MVP, findet ihr hier)
  • Sitecore NuGet
  • Express Migration Tool (zunächst von 7.2 auf 8.2)
  • Helix Guidelines

Er hat die Wichtigkeit der Sitecore Entwickler (also uns) hervorgehoben.

Sein Schwerpunkt: Die Sitecore Community und das Feedback ist für Sitecore und die Produktentwicklung enorm wichtig. Ein Auszug:

xConnect

Zum Thema Sitecore xConnect gab es unterschiedliche Sessions. Was ist xConnect? Laut Todd Mitchell von Sitecore:

“Single, unified API that allows you to collect and act on any individual and their behavior”

Letztlich können mit dieser API Daten aus der xDB gelesen und in die xDB geschrieben werden, mit dem Ziel, ein Experience Profile über alle Channel, aber auch aus der On- und Offline-Welt, erstellen zu können. Ein gern herangezogenes Beispiel ist hier das Tracking des Besuchs eines Ladengeschäfts mittels iBeacon. Die Persistierung am xProfile erfolgt dann zukünftig mittels xConnect API. Sitecore xConnect kommt mit Sitecore 8.3.

Commerce vNext

Das ist mein persönliches Highlight:

Sitecore Symposium 2016 Commerce vNext

Sitecore hat eine eigene Commerce Engine basierend auf .NET Core von Microsoft entwickelt. Das Modul ist nahtlos in Sitecore integriert und es ist flexibel erweiterbar. Das initiale Release umfasst: Customer Management, Order Management und Dynamic Pricing.

Die gute Nachricht: Das im letzten Jahr veröffentlichte Sitecore Commerce Connect Modul als Layer zwischen Sitecore und einem externen Shop bleibt bestehen.

Das Modul wird mit Sitecore 8.3 veröffentlicht – ich bin wirklich gespannt.

House of Blues

Zwischen den Tagen gab es eine stilechte Symposium-Party im House of Blues. Dieses liegt mitten im French Quarter, niemals hätte ich dahinter eine Location für so viele Menschen vermutet. Es gab einen Shuttlebus, lecker Essen & Trinken, chillige Ecken, aber auch mehrere Bühnen mit Livemusik. Und wir haben gerockt!

Sitecore Symposium Afterparty House Of Blues
House of Blues – New Orleans

Schön, dass es am nächsten Morgen erst um 9 Uhr losging 😉

Why Games Make Us Better

Spieleentwicklerin Jane McGonigal hat uns den Start in den Tag 2 leicht gemacht. Am Beispiel Pokémon Go hat sie uns gezeigt, was ein gutes Spiel ausmacht, aber auch vorgeführt wie viel wir spielen: 1,75 Millarden Minuten pro Tag wird Candy Crush gespielt, das sind 3,5 Millionen Vollzeit-Stellen…
Außerdem sie hat uns ein Alibi gegeben:

Jane McGonigal - Why Games Make Us Better

Und wenn wir alle ein bisschen wie Uber denken, ist spielen dann unsere Zukunft?

Und sonst?

Unit Testing

Sitecore MVP Dan Solovay hat seine Begeisterung für Test Driven Development mit uns geteilt. Sitecore 8.2 macht es uns durch abstrakte Klassen, virtuelle Methoden und integrierter Dependency Injection in der Entwicklung viel leichter automatisiert zu testen. Er hat uns seine Tools vorgestellt und in Teilen live angewendet. xUnit, NSubstitute und NCrunch sind jedenfalls auf meiner Merkliste gelandet.

Multisites

Liz Spranzani und Trevor Campbell haben die seit Sitecore 8.1 in Sitecore integrierten Language-Fallback-Möglichkeiten vorgestellt, inkl. Stolpersteine und Best-Practices. Vor allem aber haben sie Anhaltspunkte und Fragenkataloge als Entscheidungsgrundlage für eine Multilanguage Strategie in Sitecore mitgebracht.

Turbocharged Publishing

Steven Pope hat in seiner Session anschaulich erläutert, warum Publizierung in Sitecore so teuer ist: Wenn 1 Item in 3 Sprachen mit 2 Publizierungszielen publiziert wird, mussten bisher 8753 Items angefasst werden (ich sage nur: Publishing Restrictions, Fields, Base Templates, Workflows, Languages, Publishing Targets, Related Items, Ancestors etc.)

Mit Sitecore 8.2 hat Sitecore die Publizierung auf Basis .NET Core reimplementiert. Damit dauert die Republizierung einer Webseite, die vorher mehr als 1 Tag gedauert hat, nur noch knapp 20 Minuten.

Aktuell ist die Verwendung des neuen Publishing Service optional konfigurierbar.

Mit der 8.3 kommen weitere UX Verbesserungen: Es gibt einen Publishing Manager in welchem die Redakteure OOTB die aktuellen Publizierungen einsehen können. Die für Redakteure nur irreführenden unterschiedlichen Publishing Modi wird es nicht mehr geben (sondern nur noch einen stablien und performanten) und “Publish Site” wird es nur noch für Admins geben.

Die Präsentation hatte echt Unterhaltungswert!

Closing Keynote

Es gab ein Schauspiel zum Thema xConnect in Perfektion. Vom Handy auf dem Sofa, über den Webshop zur persönlichen Ansprache im Ladengeschäft.

Außerdem hat Lars Fløe Nielsen einen Einblick in die Vision des Sitecore “Labors” gegeben: Redakteure bewegen sich in Sitecore ohne bewussten Applikationswechsel, es öffnet sich was gebraucht wird, dort wo es gebraucht wird, Bedienung in einem Fluss.

Das war der offizielle Teil. Für den Abend sind wir einem Tipp gefolgt und sind in kleiner Runde in die Frenchman Street, haben erst lokale Küche genossen und anschließend den Abend in einer Bluesbar ausklingen lassen. Das war ein wunderbarer Abschluss. Ich danke euch.

Ach ja, das nächste Symposium ist 2017 in Las Vegas. Ich freu mich auf euch 🙂

Hunde am Arbeitsplatz? Finden wir gut!

Und damit sind wir nicht allein. Ob Google Deutschland, die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt, oder das Bielefelder Familienunternehmen Hunter, Spezialist für hochwertiges Zubehör für Hund und Katze: Den eigenen Hund mit zur Arbeit zu bringen ist hier ausdrücklich erwünscht. Die Neue Westfälische hat gestern einen spannenden Artikel dazu gebracht und dabei u.a. auch unsere Kollegin Anne Felkel und ihre Hündin „Ruby“ befragt.

Vielen Dank an den Verlag und NW-Redakteurin Jessica Weiser, dass wir den Beitrag Hunde am Arbeitsplatz hier veröffentlichen dürfen.

comspace Anne Felkel und Ruby
comspace Anne Felkel und Ruby, Foto: Daniel Blomeyer

Erster IT & Media FUTUREcongress Bielefeld – Digitalisierung im Mittelstand

Die Premiere in Bielefeld ist gelungen: Der erste Bielefelder IT&Media FUTUREcongress als Kongressmesse mit dem Motto “Business 4.0 – Digitalisierung für den Mittelstand” konnte uns überzeugen. Über 100 Aussteller aus der überregionalen Wirtschaft und Wissenschaft und dazu 35 Vorträge boten den mehr als 1.400 Besuchern vielfältige Möglichkeiten zum Informieren, Austauschen und Netzwerken. Ziel der Veranstaltung war die Stärkung des Mittelstands und das Aufzeigen der Chancen für die Digitalisierung in Unternehmen, um diese auf den gerade stattfindenden digitalen Wandel vorzubereiten. Die Bandbreite der Aussteller reichte von Start-ups über mittelständische Firmen bis zu den ganz „Großen“ wie Ceyoniq, Itelligence und Arvato.

IT&Media Future Congress 2016 Stadthalle Bielefeld  Zu diesen vier Themenschwerpunkten gab es Einblicke in aktuelle und kommende Trends:

Online Marketing & Vertriebsoptimierung

Hier drehte sich bei den Ausstellern und Speakern alles um (neue) Digitalisierungsstrategien. Wie bleiben Geschäftsmodelle konkurrenzfähig? Welche Chancen und Risiken entstehen durch die Digitalisierung und wie begegnet man diesen? Internet of Things, E-Commerce, Multi-Channel-Management und location based services – um nur einige Beispiele zu nennen – gehören zu den aktuellen Themen. Hier gab es durch strategische Einblicke und praxistaugliche best practice Beispiele vielseitige Impulse.

Als Bielefelder Digitalagentur waren auch wir als Aussteller vor Ort und haben die Messebesucher am Stand darüber informiert, wie sie die Digitalisierung durch den Einsatz eines professionellen Content Management System unterstützen und Unternehmensprozesse effizient steuern können.

comspace-Stand auf dem IT&Media Future Congress Bielefeld 2016
comspace-Stand auf dem IT&Media Future Congress Bielefeld 2016

Im Rahmen des Kongressprogramms stellte unser Geschäftsführer Andreas Kämmer im Dialog mit Sebastian Angersbach von e-Spirit vor, wie Geschäftsmodelle mit dem FirstSpirit CMS erfolgreich digitalisiert werden können und welche Vorteile die CMS-Lösung Unternehmen bietet.

Prozessoptimierung & Kommunikation

Die Kontrolle und Handhabe von Daten und Prozessen und die Wandlung in der Art und Weise der Kommunikation, z.B. durch Cloud-Services oder die verstärkte Nutzung der mobilen Dienste waren die zentralen Punkte dieser Themenrunde. Hier wurde u.a. gezeigt wie integrierte Lösungen dazu beitragen, Unternehmensprozesse durch z.B. Dokumenten- oder Workflow-Management zu optimieren und durch Automatisierung Kosten zu reduzieren. Interessant war auch die Präsentation einer Software-Anbindung an einen 3D-Drucker.

Neue Arbeitswelten & Weiterbildung

In zwei Sessions ging es schwerpunktmäßig um Softwarelösungen, die der besseren Verwaltung von HR-Prozessen und der effizienteren Vernetzung von Mitarbeitern zur besseren Zusammenarbeit dienen. Im Vortrag der ITSD Consulting GmbH etwa zum Thema “Enterprise 2.0 und Personalentwicklung” stellte Frank Schlinkheider eine Open Source IT-Lösung vor, die Wissens-, Identitäts-, Kooperations- und Prozessmanagement als “Mitmach-Netzwerk” auf einer Plattform vereint. Auf diese Weise soll bspw. das Wissen, das alltäglich bei der Arbeit anfällt, allen anderen Kollegen_innen zur Verfügung gestellt werden.

Insgesamt hatten wir uns von dem Bereich “Neue Arbeitswelten” allerdings etwas mehr erwartet als die Optimierung der technischen Prozesse rund um die Bereiche Human Relations und Personalentwicklung. Vermisst haben wir bspw. neue Entwicklungen zur Unternehmenskultur, die ja die Basis für ein erfolgreiches Miteinander im Job bildet.

IT Security & Datensicherheit

Wie wichtig eine solide Infrastruktur und die Absicherung von unternehmensinternen Informationen ist, wurde in diesem Kongressteil beantwortet. Weitere Themen des Programms umfassten die Sicherheit in der Cloud, notwendige rechtliche Absicherungen oder effiziente IT-Infrastrukturen.

Unser Fazit

Mit der Anzahl der Besucher und den Gesprächen bei uns am Stand waren wir sehr zufrieden. Auch die Vortragssessions waren durchweg gut besucht – z.T. reichten sogar die vorhandenen Sitzplätze nicht aus. Die thematische Gliederung der Konferenz in 4 Themenschwerpunkte machte die Messe heterogen und interessant zugleich. Der Wirtschaftsstandort OWL hatte Gelegenheit in geballter Form zu zeigen, was ihn ausmacht. Einen kurzen Eindruck von der Messe bekommen Sie hier im WDR.

Das große Interesse der Besucher zeigt, dass die Herausforderungen der digitalen Transformation in Angriff genommen werden und die regionalen Unternehmen bereit sind, sich auch auf neue, unbekannte Wege einzulassen. Wer hätte das gedacht von den Ostwestfalen 😉 ?! Sicherlich hat sich mittlerweile auch die Erkenntnis von Andreas Ahmann, Geschäftsführer der Ceyoniq Technology GmbH, durchgesetzt: „Wer nicht digitalisiert, verliert!”

pReview DMEXCO 2015 / 2016

comspace Messestand

Noch wenige Tage bis zur DMEXCO 2016

Dies ist ein Anlass für mich, einen Blick zurück auf die vergangene Messe zu werfen und zu schauen, wie sich die damaligen Themen weiter entwickelt haben. Für mich standen 2015 drei Kernthemen im Fokus – Mobile, Context Marketing und Sales & Conversion. Wir werden sehen ob die diesjährige DMEXCO unter dem Motto “digital is everything – not every thing is digital” das hält was sie verspricht, welche Themen sich weiterentwickelt haben oder welche schon längst überholt scheinen. Als kleinen Rückblick wurden ausgewählte Sessions der deutschen Digitalmesse zusammengefasst.

Schneller, höher, weiter – bald auch in deiner Stadt

Wie schon heute die Themen Mobile, Echtzeit und Customer Experience die Gewinner von morgen nachts ruhig schlafen lassen, erfährt man in dieser unterhaltsamen Runde. Marketingstrategen wie Daniel Rosen, Telefoncia, Robert Bridge, Yahoo, oder Patricia McDonald von isobar schildern ihre jeweilige Sicht auf Kundenbedürfnisse, Nutzerverhalten und die Rolle von Daten und relevanten Inhalten.

Investitionen in Strategien für Mobile und datengetriebenes Marketing zahlen sich künftig, mehr als je zuvor, aus. Mehr über Möglichkeiten, die Herausforderungen und die Chancen in den verschiedenen Branchen und Industrien diskutierte das mobile summit.

Das Ding mit dem Internet der Dinge – IoT

Mobile ist eine Sache – möglichst viele Alltagsgegenstände in ein Netzwerk einzubinden eine ganz andere Herausforderung. In diesem wirklich sehenswerten Panel wird der Frage nachgegangen, wie Gegenstände künftig 24/7 mit dem Internet verbunden sein werden. Neben der User Experience ist auch eine umfassende Sicherheit künftig Kerngedanke bei den Produkten im Bereich IoT. Die vorgestellten Produkte reichen vom Smartmeter, über Schuhe mit Bewegungssensoren bis hin zur HoloLens. Das hebt “Mobile” auf ein ganz neues Level – die mixed reality. Wenn man sich dann den Gamifikation-Faktor von Pokemon go noch dazu denkt, können kommende Entwicklungen ungeahnte Potenziale freisetzen. Anschaulich wird es im Vergleich zu den zahlreichen Fitness-Tracker und Apps. Über die Zielgruppe hinaus schafft es Pokemon Go Nutzer zu aktivieren und auf die Straße zu bekommen, was sämtliche Fitness Tracker nur bedingt schafften.

Auf wie vielen Hochzeiten muss ich tanzen?

Was haben Sie vor 10 Jahren gemacht, als Sie in einer Warteschlange standen” – Brian Bolan, VP Advertising bei Facebook, beschreibt damit treffend den Wandel der heutigen Mediennutzung. Das “Cross Everything Dilemma” bezeichnet die großen Herausforderungen, die der Wandel von Nutzergewohnheiten für Unternehmen mit sich bringt. Die essentiellen Faktoren um im Wandel bestehen zu können schildert Arnd Benninghoff am Beispiel der stark betroffenen  TV-Industrie. Neben dem Bedarf an einem Englisch-Kurs verdeutlicht Yann Gabay von NetBooster, wie Organisationsstrukturen sich anpassen müssen um den internationalen Anforderungen gerecht zu werden.

Ist das was du sagst wirklich wichtig?

Durch die hohe Verfügbarkeit von Informationen auf zahlreichen Plattformen steht jedes Unternehmen vor der Herausforderung (s)eine Geschichte zu erzählen – um sich so klar und auffällig zu positionieren. Denn mittlerweile hat ein Goldfisch eine höhere Konzentrationsspanne als der durchschnittliche Mensch und somit ist das Zeitfenster um wahrgenommen zu werden ziemlich begrenzt.

Durch Schaffung von Content-Strategien, Themenwelten und Collaboration mit den Kunden und Nutzern wird überhaupt erst ein Kontakt ermöglicht. Die herkömmlichen Geschäftsmodelle müssen überdacht werden, um aus diesem sporadischen Kontakt eine dauerhafte Kundenbeziehung zu formen. Mehr über disruptive Geschäftsmodelle und den selbsternannten, deutschen Steve Jobs gibt es hier.

Ihre Kunden wollen nicht Ihre Produkte kaufen!

Wie oben bereits geschrieben – es geht darum wahrgenommen zu werden und einen relevanten Dialog zu führen. Wie aber erreicht man dass mehr Gegenstände im Warenkorb liegen? Wie können Barrieren abgebaut werden und Probleme der Anwender gelöst werden? Alles dreht sich um Ergebnisse – doch vorher muss die richtige Problemstellung bekannt sein.

Darren Guarnaccia von Sitecore erläutert in zwei Praxisbeispielen dass Kunden nicht Ihre Produkte wollen – sondern dass sie Ergebnisse und Lösungen kaufen wollen.

Technik wird durch den Menschen begrenzt

Obwohl Facebooks Brian Boland eine inspirierende Keynote hält, sind menschliche Bedürfnisse in einem Kongressmarathon nicht auszuschließen… Man sollte nur das Mikro vorher abschalten 😉

Und was bringt die DMEXCO 2016?

Setzen sich die Trends aus 2015 fort und welche neuen Trends kommen in diesem Jahr hinzu? Wir werden uns vor Ort selbst ein Bild machen und berichten.

Comspace Messestand

Wir würden uns über einen Austausch mit Ihnen freuen, wenn Sie ebenfalls auf der Messe sind und Ihr Zeitplan noch nicht aus allen Nähten platzt. Sie finden unseren Stand bei unserem Partner e-Spirit in Halle 8, Stand A31.

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Die Vermessung des Mitarbeiters

In seinem Buch “Die Vermessung der Welt” erzählt Daniel Kehlmann von den beiden Wissenschaftlern Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt. Beide sind geeint in ihrem Ziel, die Welt zu erforschen und doch getrennt in der Wahl ihrer Mittel. Gauß der Mathematiker möchte die Welt berechnen, sie durch Zahlen begreifbar machen. Humboldt hingegen bereist unterschiedliche Orte, möchte Erleben und Entdecken. An diese unterschiedlichen Herangehensweisen muss ich in letzter Zeit denken, wenn ich auf aktuelle Entwicklungen im Bereich HR schaue. Dazu habe ich hier einige Gedankengänge aufgeschrieben – und noch mehr Fragen.

„Ein eigentümlicher Zauber umgibt das Erkennen von Maß und Harmonie.“ Carl Friedrich Gauß

Die Tendenz in der Personalarbeit scheint mir momentan in die Gaußsche Richtung zu gehen, in die mathematische zahlenbasierte Vermessung des Mitarbeiters (und auch immer der Mitarbeiterin). Fachzeitschriften, Blogs und Konferenzen sind voll von Buzzwords wie Big Data, Smart Data, Monitoring, Performance Management, Predicitive Analytics, People Analytics, HR Analytics, Datafication of HR… Die mathematische Vermessung der Organisationen und ihrer Mitarbeitenden ist scheinbar im vollen Gange. Zahlen, Statistiken und Vorhersagen scheinen dabei wie Versuche, “Stabilität und Sicherheit in einer VUCA-Welt” zu erzeugen. Sie signalisieren Sicherheit und Vergleichbarkeit, das Bedürfnis hiernach ist sicher auch dem schnellen Wandel der Arbeitswelt geschuldet.

Für mich bleibt die Frage: Wo bleibt der individuelle Mensch mit seiner Persönlichkeit, seinen Stärken und Schwächen (ja, die kann man ruhig so nennen), seinem Recht auf Selbstbestimmung und Mündigkeit sowie seinem individuellen Beitrag zum Gesamtunternehmen?

Vermessungsmethoden unter der Lupe

Stellenweise wurde zu einzelnen unternehmensinternen Bewertungs- und Beruteilungsmethoden schon viel geschrieben.

So z.B. über den Sinn und Unsinn von Assessment Centern.

Auch über Mitarbeitergespräche wurde bereits gebloggt, diskutiert und geschrieben. Deshalb möchte ichnur einen sehenswerten TEDTalk einfügen. Denn Beurteilungsgespräche in Unternehmen leiten sich stark aus der Historie unseres Schulsystems ab, in dem unseren Schulen tragischerweise auch heute noch funktionieren wie Fabriken, wie Sir Ken Robinson in seinem TEDTalk zum Thema “Changing education paradigms” zeigt. Diese Bewertungsmuster werden im Unternehmen weitergeführt und wir werden zu oft dafür belohnt “to be good workers rather than creative thinkers (Robinson).

Zwei konkrete Beispiele von comspace sollen die Aufzählung hier ergänzen:

Krankenstand

Der Krankenstand bei comspace lag in den letzten Jahren knapp aber relativ konstant unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Anfang des Jahres haben wir uns dazu entschlossen, unsere Regelung zur Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Arbeitsvertrag zu überarbeiten. Statt am ersten Krankheitstag ist nun erst ab dem zweiten Krankheitstag ein Attest vorzulegen. Unsere Überlegung hierzu war: Manchmal genügt ein Tag Ruhe (und das heisst, NICHT in überfüllten Wartezimmern zu sitzen), um wieder auf die Beine zu kommen. Alles, was nach einem Tag noch nicht vorbei ist, ist wahrscheinlich eh eine längere Angelegenheit und man sollte damit zum Arzt gehen. Nach einigen Monaten hat sich unsere Krankheitssatistik dadurch verändert. Wie erwartet haben wir mehr 1-Tages-Krankmeldungen ohne Attest als in den letzten Jahren. Bäm. Und? Ist das schlimm? Ich kann es nicht klar beantworten, denn oft ist die Interpretation von nackten Zahlen in einer immer komplexer werdenden Arbeitsumgebung schwierig. Vielleicht fällt es unseren Kollegen nun einfach leichter Zuhause zu bleiben, wenn sie krank sind und wir haben weniger Präsentismus (immerhin schleppt sich fast jede_r Dritte krank zur Arbeit).

Die Bewertung von Arbeit

Bei comspace stehen wir konkret vor einer besonderen Situation, da wir eine Dienstleistung verkaufen, die wir intern in Zeiteinheiten verrechnen. Wie viele Stunden hat Mitarbeiter xy für die Erledigung der Aufgabe z gebraucht? Wie ist seine Auslastung? Was ist mit der anderen Zeit geschehen, in der nicht fakturiert wurde?

Schwierige Fragen, die einen starren Blick auf Arbeit (Leistung pro Zeit) sichtbar werden lassen. Theoretisch müssten wir Arbeit komplett neu denken – mit allen Auswirkungen auf Organisations- und Geschäftsmodelle, wie es z.b. hier oder hier bereits getan wurde.

Daten kennen keine Moral. Die Moral muss von den Menschen kommen. Anne M. Schüller

Wer Mitarbeiter in Zahlen vermessen möchte, kommt irgendwann zwangsläufig in die Situation, diese Zahlen auch irgendwie deuten, bewerten und im besten(?) Fall dafür Voraussagen für die Zukunft treffen zu müssen. Man teilt dann vielleicht Mitarbeiter in A, B und C-Mitarbeiter ein, in High- und Low-Performer mit einer breiten Mittelschicht dazwischen. Oder man versucht sich an der Vorhersage personalbezogener Veränderungen. Ist das wirklich der Anspruch an HR?

Fakt ist doch: Wir sind alle einzigartig. Wenn wir Menschen wahrnehmen als das was sie sind, individuelle Wesen mit einem einzigartigen Werdegang, eigenen Werten und Motiven, einem unterschiedlichen sozialen und kulturellen Background. Das ist “das H in HR”. Wenn man das alles berücksichtigen möchte und den Menschen nicht nur als Arbeiter sieht, sondern als jemanden, der das Unternehmen belebt, wie will man so jemanden in Zahlen pressen und diese objektiv vergleichen? Wie bewertet man einen individuellen Beitrag zur Teamleistung? Wie bewertet man eine Teamleistung im Gesamtunternehmenserfolg? Wie bewertet man den Einfluss, den jemand im Guten oder Weniger-Guten auf die Unternehmenskultur hat, einen Vernetzer / Kommunikator, einen, der immer ein offenes Ohr für andere hat und ihnen bei der Lösung ihrer Probleme hilft, in dieser Zeit aber nichts konkret Messbares hervor bringt? Welche Werte und Zahlen sind jemals in einem komplexen Gefüge wie einem Unternehmen aussagekräftig genug, um eine fundierte Bewertung zu gewährleisten?

“Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.” Alexander Freiherr von Humboldt

Augenhöhe ist für mich hierbei, jede_n Einzelne_n so anzunehmen wie er/sie ist. Und gemeinsam das Beste für alle daraus zu machen. Stärken- und Kompetenzorientierung setzen ein humanistisches Menschenbild voraus, nicht zwangsläufig Zahlen, Daten und Fakten. Interessengleitete Rollen & Aufgaben gehen einher mit individuellen lebensphasenorientierten Arbeitsmodellen. Was nützt mir die Statistik, die besagt, dass mehr Mitarbeiter bei comspace durchschnittlich mit weniger Arbeitszeit angestellt sind? Ist das gut oder schlecht oder einfach notwendig? Gut, weil sie selbstbestimmter arbeiten und Arbeit & Privates besser vereinbaren können? Schlecht weil dadurch faktisch weniger Arbeitskraft zur Verfügung steht? Wie wiegt man Motivation mit Zahlen auf? Und wer hat eigentlich gesagt “dass jede Tätigkeit in eine 40 Stunden Stelle passt”?

Zahlen sind nicht gleich Zahlen

Sie merken, ich übertreibe bewusst in beide Richtungen. Aber mir geht es um die Sache. Natürlich weiß ich auch: Nicht alle Zahlen sind schlecht. Es gibt hilfreiches Tracking zur Nutzung unserer Jobseite auf der Homepage – welche Inhalte funktionieren gut, welche weniger? Wie ist unsere Reichweite bei den Stellenanzeigen? Auf welche GoogleAd-Formulierung wird eher geklickt? Das alles ist hilfreich und wichtig, um gezielt Personalmarketing zu betreiben. Auch die Digitale Transformation hat viel mit und für HR zu tun, finde ich (und übrigens auch andere). Dass auch hier komplexes Neu-Denken und nicht einfach nur lineares Weiterdenken gefragt ist, zeigt sich pointiert am Zitat von Thorsten Dirks, Chef der Telefónica Deutschland vom November 2015

Wenn sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben sie einen scheiß digitalen Prozess.

Die meisten Zahlen, mit denen versucht wird, den konkreten Menschen oder “alle Mitarbeiter” zu vermessen sind meiner Meinung nach aber mit Vorsicht zu genießen. Nicht zuletzt SAP machte vor Kurzem Schlagzeilen mit dem Statement man solle “Mitarbeiter nicht benoten wie Primaner. Auch bei Unitymedia wurden alle Bewertungsskalen abgeschafft und durch einen nach vorne gerichteten, lösungs- und entwicklungsorientierten Dialog ersetzt. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit durch geradlinige Logikketten, Zahlenraster und Bewertungsmatrizen komplexe Zusammenhänge zu vereinfachen. Und auch auf der re:publica sprach man bereits 2015 über Transparenz und Persönlichkeitsrechte beim Thema “Work-Privacy-Balance”.

Die Definition von Erfolg

Bei allen Beurteilungssystemen bleibt für mich eine wichtige Frage vorerst unbeantwortet:

Wie definieren wir Erfolg und wie messen wir den?

In Umsatz und Gewinn?

In einem Glücksquotienten der Kollegen?

In der Zufriedenheit unserer Kunden?

Im Nutzen für die Gesellschaft oder unsere Umwelt?

Wie vereinbaren wir individuelle und unternehmerische Definitionen von Erfolg? All dies könnte man wiederum natürlich versuchen in Zahlen zu packen, die möglichst übersichtlich und umfangreich zugleich sein sollten. Wahrscheinlich brauchen wir dafür Metaanalysen von weiteren KPIs und internen sowie externen Benchmarks. Ist das der Versuch, “aus der Vergangenheit die Zukunft” zu lesen, wie Gunther Dück es kürzlich über Management in Zeiten der Digitalen Transformation formulierte?

Vielleicht reicht es auch, wenn ich morgens in zufriedene Gesichter meiner Kollegen schaue, grundsätzlich alle gerne zur Arbeit kommen, immer wieder Kreativität spürbar wird, indem neue Ideen entstehen und die Kollegen sich auch außerhalb der Kernaufgabe im Sinne des Unternehmens engagieren. Vielleicht reicht es, wenn ein Bewerber uns per Mail ein positives Feedback gibt, obwohl wir ihm eine Absage schicken mussten und ein Kunde uns an einen anderen Kunden weiterempfiehlt, weil er mit unserer Arbeit so zufrieden war.

Selbstorganisation auf Augenhöhe – Rückblick zum AugenhöheCamp 2016 in Hamburg

Augenhoehe-Camp Mitorganisator Carsten Holtmann bei der Moderation

Zwei HR-Veranstaltungen in zwei Wochen. Zwei Veranstaltungen, die gegensätzlicher nicht hätten sein können. Die eine großformatig, mit erstklassigen Referenten, 1.500 Gästen und Abendgala inkl. Preisverleihung. Die andere überschaubar (90 Gäste) mit viel Selbstorganisation und noch mehr Augenhöhe.

Augenhoehe-Camp Mitorganisator Carsten Holtmann bei der Moderation
Augenhoehe-Camp Mitorganisator Carsten Holtmann bei der Moderation

Mit meinen Kolleginnen Anna Hansen (Web-Entwicklerin) und Hanna Drabon (Business Development / Spende dein Talent) bin ich nach Hamburg gereist, um dort beim AugenhöheCamp mitzuwirken. Mit den noch frischen Eindrücken des Personalmanagementkongresses der vergangenen Woche und vielen positiven Erfahrungen vom letzten AugenhöheCamp im Gepäck, ging es nach Hamburg.

Der Abend vor dem Camp war bereits ein gelungener Einstieg – bei Burgern und hausgemachter Limo trafen wir uns mit einigen Teilnehmern vorab zur Einstimmung aufs AugenhöheCamp.

 

Am nächsten Morgen erwartete uns neben strahlendem Sonnenschein eine tolle Location am Hamburger Hafen mit Ausblick aufs Wasser. Die hellen und großen Räume boten viel Weite zum Denken und Reden.

 

Das Motto des zweiten Hamburger AugenhöheCamps war “Organisation begegnet Mensch”. Bei der Sessionplanung gab es für mich auffällig viele Vorschläge rund um das Thema Veränderung aber auch Stress / Frustration. Ob das irgendwie zusammenhängt oder gar ein Abbild der aktuellen Lage in Organisationen ist, muss an dieser Stelle unbeantwortet bleiben.

 

Überhaupt war ich bei diesem AugenhöheCamp eher ein Schmetterling als eine Hummel und habe “nur” an zwei Sessions komplett teilgenommen, dafür aber viel geschaut und spannende Gespräche abseits der Sessions geführt.

 

Die Herausforderungen der Selbstorganisation

Die erste Session von Achim Hensen (Traumferienwohnungen) und IT-Berater Timo Volkmer hatte das Thema “Selbstorga, Self-Management, Augenhöhe – was bedeutet das für mich? Alles Happy Clappy oder nur Stress?” Nachdem Achim bereits beim letzten AugenhöheCamp eine Session zum Thema Veränderung angeboten hatte, ging es nun ins Detail. In Kleingruppen erarbeiteten wir eine umfangreiche Auflistung persönliche Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Selbstorga.

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Im zweiten Schritt ging es dann um Maßnahmen, die bei Veränderungen unterstützend wirken können:

  • Persönlichkeitsentwicklung anbieten
  • Vielfalt zulassen
  • Gesprächsangebote machen
  • Mitstreiter finden
  • Leitplanken / Vision erarbeiten & immer wieder fokussieren
  • Transparenz

 

Innere Haltung und Führung

Meine zweite Session war eine sehr praxisnahe und wurde von Tina Busch & Andrea Grass von oose angeboten. In der Session haben Tina und Andrea uns einen kurzen Einblick in das Züricher Ressourcenmodell gegeben und die Methode selbst ausprobieren lassen.  

Mit Hilfe des ZRM soll der Mensch sich über eigene (Lebens-)Themen klar werden, Ziele entwickeln, die eigenen Ressourcen entdecken und Fähigkeiten erlangen, um nötige Ressourcen zu aktivieren, die zielorientiertes Handeln ermöglichen.

Für mich war dies ein spannender Einblick in die Methode  und auch ein Stück weit in mich selbst, denn das ZRM schafft es vereinfacht gesagt, den Verstand und das Bauchgefühl bei persönlichen Fragestellungen in Einklang zu bringen.

 

Einsichten eines Barcamp-Schmetterlings

Außerhalb dieser beiden Sessions habe ich viele Anregungen und Impulse mitgenommen, z.B.

  • Neben kurzen Eindrücken aus der Session von Klaus Elle zum Thema “Fragen / Probleme intuitiv visuell darstellen – kreativ intuitiv Lösungen finden” haben mich die synchron-Visualisierungen einiger Sessions von Becci Grobien und Anna Lena Schiller sehr begeistert. Für mich ist jetzt klar: Ich will visualisieren lernen!
  • Verantwortung abzugeben und (durchschauendes) Vertrauen zu haben, ist genau so wichtig wie erleichternd (wenn auch nicht immer leicht).
  • Bei manchen Herausforderungen helfen auch mal paradoxe Fragen, um Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden: “Was müssen wir tun oder unterlassen, damit Projekt xy zuverlässig scheitert?”
  • Warum Apple-Manager zuerst “Warum” und nicht “Was” fragen. (Spoiler: Weil der Sinn wichtiger ist als die Sache an sich).

Fazit: Perfekter Minimalismus mit maximalen Inhalten

Perfektion ist erreicht, nicht, wenn sich nichts mehr hinzufügen lässt, sondern, wenn man nichts mehr wegnehmen kann.

Antoine de Saint-Exupery

Das AugenhöheCamp war auch in diesem Jahr wieder in vielen Punkten perfekt, denn für mich war es genau die richtige Mischung aus professioneller Organisation & Moderation, klaren, offenen Räumlichkeiten, so wenig Struktur wie nötig und so viel Freiräumen wie möglich. Die Dynamik eines Barcamps finde ich immer wieder beeindruckend und vor allem das AugenhöheCamp ist von der Atmosphäre und Begegnung der Teilgeber her etwas ganz besonderes – oder wie meine Kollegin Anna es bei der Abschlussrunde zusammengefasst hat: “Der Name ist Programm.” (Anna hat übrigens ihren eigenen Rückblick auf das AHCamp im Blog unserer preisgekrönten Initiative “Spende dein Talent” veröffentlicht). Ähnlich, aber ein bisschen drastischer formulierte das noch ein anderer Teilnehmer bei der Feedbackrunde 😉

 

Weitere Blogbeiträge zum AugenhöheCamp 2016 in Hamburg:

http://www.managerseminare.de/blog/augenhoehe-ist-harte-arbeit/2016/07?utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter

 

Personalmanagement Award 2016 für talee

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Am 30.06. wurde der Personalmanagement Award durch den Bundesverband der Personalmanager (BPM), zusammen mit dem Human Resources Manager-Magazin, für herausragende Leistungen in den Bereichen Personalwirtschaft im Berliner Friedrichstadt-Palast verliehen. Die Galaveranstaltung “Nacht der Personaler”, stellte den feierlichen Höhepunkt des Personalmanagement Kongress dar. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr innovative HR-Projekte zum Thema “Passion”. Die Jury um den BPM-Vorstand wurde ergänzt durch Vertreter aus der Wirtschaft, Medien und Wissenschaft.

„Personalmanagement Award 2016 für talee“ weiterlesen

Personalmanagementkongress 2016 – Von Passion und glücklichen Gewinnern

comspace Team beim PMK2016 Spende dein Talent (c) Hanna Drabon

Der diesjährige Personalmanagementkongress am 30.06. und 01.07.2016 stand unter dem Fokusthema „Passion“.  Am Abend des ersten Kongresstages fand die Preisverleihung des Personalmanagement Awards im Berliner Friedrichstadt-Palast statt. Und wir von comspace waren ganz vorne mit dabei! Mir unserer Initiative “Spende dein Talent” hatten wir uns für die Shortlist in der Kategorie “KMU” qualifiziert. Die Reise nach Berlin war also für uns besonders spannend und mit großer Vorfreude verbunden.

comspace Team beim PMK2016 Spende dein Talent (c) Hanna Drabon
das comspace Team vorm PMK2016 (c) Hanna Drabon

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Digital HR und Moralfähigkeit

Mein erster Einblick ins Kongressprogramm kam von Julian Simée von der Lufthansa Group und Kai Anderson, Geschäftsführer der promerit Unternehmensberatung, zum Thema „Benchmarking HR Digital – (Wie) schafft HR die Transformation?“. Beide Referenten wollten die Zuhörer für die Wichtigkeit des Themas sensibilisieren und am Beispiel der Lufthansa Group die vier Bereiche der Verantwortlichkeit von HR in der Digitalisierung aufzeigen:

  1. Digital Competence
  2. Digital Culture
  3. Digital HR
  4. HR Services

Digitalisierung gefangen

Allgemein fiel auf, dass viele Vorträge und Diskussionen sich rund um das Thema Digitalisierung drehten. (Vielleicht habe ich aber auch einfach unbewusst diesen Themen verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt) So z.B. auch die auf Twitter hochgelobte, weil wachrüttelnde Keynote von „Mr. Silicon Valley“ Christoph Keese.

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Der Kongressauftakt zeigte dann auch, dass beim Thema Digitalisierung in Personalerkreisen offensichtlich tatsächlich Nachholbedarf besteht:

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pmk3Mein persönliches Highlight des Kongresses war die Abschlußkeynote des ersten Tages von Richard David Precht zum Thema “Moral und Verantwortung. Warum wir anders handeln als wir denken”. Ohne zu viel von dem interessanten Vortrag zu verraten, spielt nicht nur die grundsätzliche menschliche Moralfähigkeit eine Rolle, sondern vor allem die situative Moralwahrnehmung bzw. der „Sinn für Unfairness“ im gemeinsamen Handeln mit Anderen. Das dürfte auch der Grund sein, warum Compliance-Richtlinien und -Beauftragte regelmäßige an ihre Grenzen stoßen, denn (mit den Worten Prechts) sind die Menschen „lieber die Bösen als die Dummen“.

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Personaler können auch feiern

Am Abend wurden dann die Kongressteilnehmer mit Shuttlebussen quer durch Berlin zum beeindruckenden Friedrichsstadtpalast gefahren. Hier fand die große Gala “Nacht der Personaler” statt und der BPM hat wahrlich eine große Abendveranstaltung inszeniert.

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Für die wunderbare musikalische Unterhaltung sorgte während des Abends die Berliner Künstlerin Balbina. Außerdem begeisterte uns die sozial engagierte TV-Köchin  Sarah Wiener mit ihrem sehr persönlichen und unterhaltsamen Vortrag zu ihrer Passion des Kochens und dem schwierigen Weg hin zu einer der bekanntesten Köchinnen und Food-Aktivistinnen in Deutschland, inkl. drei praktischer Empfehlungen am Schluss:

  • Kaufen Sie unbehandeltes Salz
  • Verwenden Sie nur ganze Pfefferkörner aus der Pfeffermühle
  • Gehen Sie mit einem „Mehrwegsackerl“ einkaufen

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Unsere große Überraschung kam bereits früh am Abend: Spende dein Talent wurde mit dem  Personalmanagement-Award in der Kategorie “KMU” ausgezeichnet. Für uns ist es eine große Ehre, auf diesem Wege Zuspruch zu unserer passionierten Initiative bekommen zu haben. Wir freuen uns über die Auszeichnung und bedanken uns für den tollen Preis, der nun den Empfangsbereich des comspace-Büros ziert. Der Award in der Kategorie “Großunternehmen” ging an Thyssenkrupp Materials Services für das Projekt „Zoom“. In der Kategorie “Non-Profit-Organisationen und Öffentlicher Sektor” wurde die Sparkasse Elbe-Elster für das Projekt „Azubis aus Europa und der Welt“ geehrt. Über die Preisverleihung, das Konzept hinter „Spende dein Talent“ und die anderen Preisträger haben die Kollegen_innen vom Spende dein Talent-Team einen eigenen Beitrag im Blog veröffentlicht.

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Die anschließende Abendveranstaltung mit Catering, “Future of Work”-Cocktailbar (werden wir in Zukunft alle nur noch betrunken arbeiten?) und Varieté-Show war für meinen Geschmack etwas zu überdimensioniert. Generell denke ich, ein wenig mehr Unterstatement täte der HR-Welt ganz gut – also beim nächsten Mal vielleicht raus aus dem Elfenbeimturm Friedrichsstadtpalast und rein in eine hochwertige aber nicht ganz so exklusive Veranstaltung. Henner Knabenreich von “Arbeitgerbemarketing2null” hat da sicher ein paar gute Impulse auf Lager, wie man eine Personalerveranstaltung innovativ aber trotzdem kostengünstig, kommunikativ, unterhaltsam und sogar klimaneutral organisiert.

Digitaler Stress und (wieder) Digitalisierung von HR

Am 1.7. ging der Tag los mit der Keynote von Prof Spitzer zum Thema “Feuer bis Frust”. Anfangs sehr (neuro)wissenschaftlich aufgebaut, endete der Vortrag von Herrn Spitzer in teils polarisierenden Allgemeinplätzen zum Thema “Digitaler Stress”. Die Verbindung zum Thema Passion war dabei leider nicht ganz klar zu erkennen.

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Der letzte Vortrag unseres Kongresstages war ein Gemeinschaftsprojekt von Unitymedia und Avira. Sehr anschaulich und praxisnah ging es auch hier um die Digitalisierung von HR.

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Fazit

Eigentlich hätte das Fokusthema des Personalmanagementkongresses 2016 auch “Digitalisierung” heißen können und viele hätten es wohl nicht bemerkt. In vielen Vorträgen ging es um Technologie, so dass der Bezug zu Passion manchmal schwer zu finden war.

Passenderweise (quasi als Heimreiselektüre vom Kongress) liegt seit diesen Tagen die druckfrische Juliausgabe der brandeins mit dem Titelthema „Digitalisierung“ in den Kiosken. Allein das Vorwort “Der Golem und du” von Wolf Lotter ist lesenswert.

Es tut sich was in der Personalerwelt. Vielleicht steht sogar ein Imagewandel bevor? Immerhin kam Stefan Ries von SAP in Jeans und T-Shirt auf die Bühne und man ließ sich sogar zu aufmerksamkeitswirksamen Kondomaufblasspielchen auf der Bühne hinreißen. Das kann man angemessen finden oder nicht. Trotzdem: Da geht noch was im Personalerselbst- und Fremdbild.

 

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Nach dem Kongress ist vor dem Kongress.

Rückblickend war das diesjährige Fokusthema “Passion” gut gewählt und wichtig – auch und gerade für einen Personalkongress. Ohne Leidenschaft für die eigene Arbeit, die anstehenden Veränderungen, das Unternehmen, die Bewerber und (ehemaligen) Mitarbeiter geht in Zukunft wahrscheinlich nicht viel. Für das kommende Jahr möchte ich aber trotzdem schonmal zwei Themenvorschläge ins Rennen schicken:

  • “Beyond HR”. Bei der Programmübersicht und den besuchten Vorträgen wurde deutlich, dass HR noch zu sehr “im eigenen Saft kocht”. Anstatt viele analoge HR-Prozesse einfach ins Digitale zu übertragen, muss HR in seiner Rolle wirklich weitergedacht und hinterfragt werden. Der ambivalante Schlachtruf “Kill HR! Es lebe HR!” hallt nicht zu Unrecht schon seit vielen Monaten durch die Personalveranstaltungen. Anstatt nur auf aktuelle Impulse zu reagieren und analoge HR-Prozesse zu digitalisieren, muss hier weitergedacht und Bestehendes radikal in Frage gestellt werden. Was kommt nach HR, wie wir es bislang kennen? Das fängt zum Beispiel beim klassischen Kongressformat an, geht über die eigene Tätigkeitsbezeichnung (Kann/sollte man Personal tatsächlich managen?)  und hört bei der selbstkritischen Infragestellung der eigenen Rolle noch lange nicht auf.

pmkjo

  • Augenhöhe”. Über das Projekt “Augenhöhe” haben wir bei comspace bereits mehrfach gebloggt (z.B. hier und hier). Auch in diesem Jahr sind wir wieder als Sponsor und Teilnehmer beim AugenhöheCamp dabei. Das Thema verkörpert für uns dabei eine Grundeinstellung, die in Zukunft notwendiger denn je sein muss. Zum einem flächendeckend im gesamten Unternehmen. HR sollte hierbei Vorreiter und Impulsgeber für einen modernen Umgang auf Augenhöhe miteinander werden. Außerdem muss HR bei sich selbst anfangen, d.h. den Stakeholdern im und außerhalb des Unternehmens auf Augenhöhe (d.h. mit Respekt, Wertschätzung und Menschlichkeit) zu begegnen.

pmk mitarbeiter

Ein neues Selbstverständnis von HR 

Abschließend möchte ich neben all den inhaltlichen Impulsen, die wir vom Kongress mitgebracht haben erneut anregen, den Begriff HR mit mehr Leben zu füllen. Die Tagesgeschäftaufgaben von Human Resources werden durch die Digitalisierung immer stärker in den Hintergrund treten und Zeit frei machen für Human Relations. Zeit dafür, Beziehungen innerhalb eines Unternehmens zu pflegen. Und Beziehungen zu Menschen aufzubauen, die in das Unternehmen oder eine Organisation hinein möchten.

Weitere Rückblicke zum Personalmanagementkongress und der Nacht der Personaler: