Bella Chaos: Mein italienischer Winter mit comspace

Ein Workation-Erlebnis

Herzlich willkommen zu meinem unvergesslichen Abenteuer in Italien! Tauche ein in eine Welt voller pinkfarbener Nudeln mit Nusssoße, einem Schloss als Nachbargebäude und Chihuahuas in schrägen Mäntelchen. Begleite mich auf einem Streifzug durch ein Schokoladen-Festival und erlebe den Po – damit meine ich den Fluss – direkt vor der Haustür. Das ist nur der Anfang! Von den majestätischen Alpen bis zu den farbenfrohen Häusern am berühmten Strand in Boccadasse – Italien hat alles zu bieten. Klingt nach einer verrückten Mischung? Oh, das war es in der Tat!

Anfang Dezember 2023 packten ein Komplize und ich all unsere Habseligkeiten in meine Knutschkugel und düsten in das Land der Leidenschaft. Genauer gesagt nach Turin. Dieser Name ließ bei den meisten die Augenbrauen hochziehen: „Was verschlägt euch denn dorthin?“ In der piemontesischen Region arbeitete ich drei Monate lang im Home Office und sog nach Feierabend die aufregende Kultur Italiens ein. Ich vereinte Arbeit und Urlaub zu einer einzigartigen Erfahrung, die man als Arbeitsurlaub oder Workation bezeichnet. Wie kam es überhaupt dazu, und wie verlief mein Unterfangen? Lass mich dir meine Geschichte erzählen!

Ob in Stesa, Baveno oder Verbania: Das Ufer des Lago Maggiore lädt zum Erholen ein. © Marion Rink

Fernweh und fesselnde Anekdoten

Der Wunsch, dem alltäglichen Trubel zu entkommen und auf eine einsame Insel zu fliehen, schlummerte lange in mir. Er wurde wachgerüttelt, als im Sommer 2023 eine Freundin meiner Mutter von ihren Töchtern berichtete: Eine von ihnen hat zuerst in Seoul gelebt und ist dann in ein Haus in Los Angeles gezogen. Und was war mit mir? Blätterte ich durch alte Fotoalben, grinste mir mein Mini-Ich entgegen: Mit einem Kescher auf einem korsischen Campingplatz, beim Reiten durch polnische Wälder oder auf einem Rastplatz während einer 14-stündigen Fahrt nach Kroatien. Diese Abenteuerlust begleitete mich, seitdem ich Tagträumen kann, täglich. Meist nur im Hinterkopf.

Besonders inspirierend fand und finde ich nach wie vor mein mutiges Umfeld. Eine meiner Ärztinnen verriet: Sie hat mehrere Jahre in Schweden gelebt und gearbeitet, wo auch ihr ältestes Kind zur Welt gekommen ist. Diese Erfahrung wolle sie nicht missen. Einer der Gutachter meiner Doktorarbeit erzählte, dass er und seine Ehefrau vor langer Zeit ihre einjährige Tochter eingepackt haben und in die USA gezogen sind. Dort hätten sie mittels Stipendien an einer Elite-Universität studiert. Es ist erstaunlich, wie Erinnerungen an vergangene Erlebnisse die Augen zum Leuchten bringen können. Was ich in keinem Winkel ihrer Gesichter erkennen konnte: Reue. Worauf wartete ich noch?

In Moncalieri wurden Gebäude wie das Rathaus in den Winternächten festlich angestrahlt. © Marion Rink

Vom Traum zur Realität: Planung und Vorbereitung

Für mich war klar: Ich wollte in den Süden, dem kalten Winter entfliehen wie ein Zugvogel und erst dann in den teutonischen Regenwald zurückkehren, wenn ich nicht mehr fürchten muss, dass ekelhaftes Nass auf mein Gefieder prasselt. Durch Spanisch-Kenntnisse, die seit meinem Studium überlebten, liebäugelte ich damit, Mallorca zu meiner temporären Residenz zu erklären. Natürlich wollte ich meinen Lebenspartner mitnehmen. Doch er hatte eine Vorliebe für die gestiefelte Nation. Zusätzlich besaß sein Arbeitgeber einen Standort in Turin. Also baten wir unsere Vorgesetzten Mitte Juni 2023 um Erlaubnis für eine Reise nach Italien. Sobald ich meine Teamleitung und die anderen Teammitglieder darauf ansprach, bekam ich ihr informelles Einverständnis. Daraufhin folgte eine formelle Prüfung. Zu klären war beispielsweise: Ist die Kundschaft, die ich betreue, im Hinblick auf den Datenschutz mit meinem Vorhaben einverstanden? Wie lange darf ich mich in Italien aufhalten, ohne dort Steuern zahlen zu müssen? Werde ich dort den Arbeitsschutz einhalten können?

Die Suche nach einem Zuhause und erste Eindrücke in Turin

Die Wohnungssuche war eine Herausforderung, da wir uns durch ein Labyrinth von Online-Angeboten navigieren mussten. Viele der verfügbaren Wohnungen waren entweder zu klein geschnitten, ungepflegt oder die Mieten waren überhöht. Zuerst konzentrierten wir uns auf Unterkünfte in der Nähe des Turiner Industriegebiets, in dem der Arbeitgeber meines Lebensgefährten externe Büros besaß. Wir stießen auf weitere Hürden, als wir feststellten, dass die Erlaubnis, in einer bestimmten Immobilie zu wohnen, von der Vermietungslizenz abhängig war. Nach Wochen der Suche fand ich schließlich eine 3-Zimmer-Wohnung in Moncalieri, einer Turiner Vorstadt mit knapp 57.000 Einwohner*innen. Währenddessen mussten wir mit der Tatsache umgehen, dass mein Partner doch nicht die erforderliche Genehmigung erhielt, um sich in Italien niederzulassen. Trotz dieses Rückschlags improvisierten wir und blieben bei unserem Plan, nach Norditalien zu ziehen. Mein Lebensgefährte nahm unter anderem unbezahlten Urlaub, um mich zu begleiten, und nutzte die Zeit, um sein berufsbegleitendes Studium voranzutreiben.

Beruflich war alles geklärt, und auch privat stand etwas auf der To-Do-Liste. Die Themen reichten von der Frage, wie ich mich krankenversichern muss, bis hin zur Betreuung unserer deutschen Wohnung. Da wir diese behielten, kamen regelmäßig helfende Hände vorbei. Mein privater Housekeeper erstattete wöchentlich einen Bericht, überwachte, ob alles in Ordnung war, schickte uns wichtige Post nach und goss meine Pflanzen. Die Temperatur erinnert mich an etwas Kompliziertes in Italien: Unsere vier Wände befanden sich laut unserer Vermieterin in einem gehobenen Viertel. Offensichtlich gibt es in südlichen Gefilden einen Unterschied zwischen reichen Neubauten und reichen Altbauten. Obwohl die Wohnung gemütlich und rustikal war, hatten wir Probleme mit der Heizung, da die Wärme durch die einfach verglasten Fenster und kalten Wände schnell verpuffte. Auch überraschten uns variable Steckdosen, für die wir Adapter benötigten. Diskussionen um Wärmepumpen wurden übertönt: Besonders in älteren Immobilien vermisste ich Barrierefreiheit. Gebrechliche Personen oder jemand mit einer Gehbehinderung hat garantiert Probleme, die steilen Treppen in einigen Lokalitäten zu bewältigen.

Das sizilianische Cannolo ist eine frittierte Teigrolle mit einer Cremefüllung, hier Pistazie. © Marion Rink

Arbeiten und Erkunden: Der Alltag in Italien

Meine 40-Stunden-Woche behielt ich bei. Zu meinem Hauptjob als Projektmanagerin für comspace kam meine freiberufliche Tätigkeit als Autorin hinzu. In der ersten Dezemberwoche hatte ich eine besonders arbeitsreiche Zeit und verbrachte zusätzlich 14,5 Stunden mit Korrekturarbeiten. Auch verfasste ich mein Reisetagebuch. Macht sich Ernüchterung breit? Meistens besuchten wir an den Abenden innerhalb der Woche Nahegelegenes, zum Beispiel Museen: Von Kunst und Kino über Autos bis hin zu Ägypten sind alle Themenbereiche vertreten. Auch liefen wir Schlittschuh oder staunten über den Turiner Freiluftmarkt auf der über 50.000 Quadratmeter großen Piazza della Repubblica. An den Wochenenden und während meines Urlaubs – davon nahm ich reichlich – erkundeten wir entferntere Ziele, zum Beispiel den 3.841 Meter hohen Monviso. Ein absolutes Highlight war ein zweitägiger Ausflug an den Lago Maggiore. Wir spazierten entlang des Seeufers und wurden bei einer Quad-Tour ordentlich eingesaut.

Alle Gerüchte über italienisches Essen sind wahr. Wir schlemmten in verschiedenen speziellen Gaststätten wie dem Fisch-Restaurant Pescheria Gallina oder traditionell in La Taverna Dei Mercanti. Welche Auswirkungen hatten diese Köstlichkeiten? Ich glaube: In den Kleiderschränken italienischer Häuser wohnen kleine Kobolde, die nachts heimlich die Kleidungsstücke enger nähen. Das gelegentliche Schwimmen half sicher dabei, doch noch in die tückischen Kleidungsstücke zu passen.

Die mächtigen Fenster des Mailänder Doms auf ein Bild zu bekommen scheint unmöglich. © Marion Rink

Praktische Tipps für einen gelungenen Arbeitsurlaub in Italien

Wenn du dein Home Office nach Italien verlegen möchtest, sei vorbereitet.

  • Nimm alle erforderlichen technischen Geräte doppelt mit und sorge für eine zuverlässige Internetverbindung durch ein Notfall-LAN-Kabel.
  • Schaffe dir einen passenden Arbeitsplatz. In meiner Wohnung war mein Schreibtisch an die Wand geschraubt, sodass ich ihn nicht verschieben konnte. Um die Sonneneinstrahlung zu reduzieren, brachte ich einen einfachen Sichtschutz am Fenster an.
  • Suche den Kontakt zu Einheimischen. Sie freuen sich über positives Feedback zu ihrer Stadt und Region. In Moncalieri erlebten wir dies hautnah, als uns ein Kellner mit Schnapsgläsern versorgte, nachdem wir unsere Zuneigung zu seiner Heimat bekundeten.
  • Regel alle finanziellen Angelegenheiten offiziell, insbesondere die Kosten für die Unterkunft. Auf diese Weise verhinderst du unangenehme Überraschungen während deines Aufenthalts.
  • Nutze die gut vernetzten und kostengünstigen öffentlichen Verkehrsmittel in Italien. So kannst du dich bequem fortbewegen und stressige Parkplatzsuchen vermeiden.
  • Buche Tagesreisen, insbesondere zu entfernten Zielen wie Mailand oder Genua, mehrere Monate im Voraus. Auf diese Weise profitierst du von niedrigeren Preisen.
  • Spare auch in Restaurants Geld, indem du kulinarische Apps wie The Fork nutzt. Einige Gaststätten gewähren hohe Rabatte, wenn du deinen Tisch darüber reservierst.
  • Sei stets auf freilaufende Hunde vorbereitet. Im Regionalpark La Mandria erlebten wir dies hautnah, als uns ein deutscher Schäferhund ohne Leine und Maulkorb entgegenkam.

Mit diesen praktischen Tipps kannst du effizient arbeiten und gleichzeitig deine Erkundungstouren in Italien genießen. Probiere sie selbst aus und erlebe einen unvergesslichen Arbeitsurlaub!

Piemont hat viel zu bieten, zum Beispiel das Museum für zeitgenössische Kunst in Rivoli. © Marion Rink

Zwischen Kulturen: Deutsche Perspektiven und italienische Lebensart

Momentan bastle ich an einem Reisebericht, der aus meinem Tagebuch und dem Bildmaterial entsteht. Immer, wenn ich daran arbeite, wird mir warm ums Herz: Wie gerne würde ich all diese bunten Erlebnisse mit euch teilen! Insbesondere was das herzliche Miteinander betrifft, kann Deutschland von Italien lernen: Ein Mann betrat unser Lieblingscafé. Er hatte Gürtel, Plüschtiere, Sonnenbrillen und vieles mehr um seine Schulter gehängt. Anstatt den Verkäufer wegzuschicken, begrüßte der Kellner ihn mit seinem Vornamen und reichte ihm einen Espresso. Es war das gleiche Lokal, in dem ich mit „Ciao Bella!“, breitem Lachen und einem Handschlag empfangen wurde. Alles erschien fröhlicher als im deutschen Norden. Um nicht weiter zu schwärmen, möchte ich meinen Blog-Beitrag mit einem Zitat von Astrid Lindgren abschließen. Sie schuf mit ihren Büchern im wahrsten Sinne des Wortes das stärkste Mädchen der Welt:

Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.

Pippi Langstrumpf

© Headerbild: Julian Hoppe