Datenschutz mit Herz: Mein Weg von der Buchhändlerin zur Wirtschaftsjuristin

Ein Gedanke hat mich viele Jahre immer begleitet: “Was wäre, wenn du doch dein Abi gemacht und studiert hättest?”
Obwohl ich ein “Unterschichtenkind” war, hatte ich es auf’s Gymnasium geschafft. Ohne weinerlich klingen zu wollen: Chancengleichheit gab es dennoch nicht. 

(Das soll heute allerdings nicht mein Thema sein. Wer sich dafür interessiert, der kann hierzu gute Artikel wie bei der Hans Böckler Stiftung lesen oder direkt die Studie der Konrad Adenauer Stiftung zum Thema “Vom Arbeiterkind zum Akademiker”.)

Ich kürze es daher ab: Es fehlte mir an Perspektive, an Selbstvertrauen und an Support.
Ich machte den qualifizierten Realschulabschluss, verließ das Gymnasium und begann weit weg von Zuhause eine Ausbildung zur Buchhändlerin. In dem Beruf hatte ich als Schülerin schon lange nebenher gejobbt. Ich wusste: Das kann ich.
Und mein Umfeld gab mir zu verstehen: 

Für jemanden wie mich sei eine Ausbildung “auch schon was wirklich Gutes.”

Das wird hier kein Rant gegen Ausbildungsberufe: Ausbildungsberufe sind wichtig. Menschen in Ausbildungsberufen sind wichtig. Ausbildungsberufe können genauso Traumberufe sein wie Jurist*in, Mediziner*in oder Architekt*in.
Voraussetzung ist, dass es eben der Traumberuf ist. 

Als ehemalige Buchhändlerin finde ich natürlich auch ein Literatur-Zitat, welches mein Gefühl zu der Zeit perfekt in Worte fasst: 

“Er glaubte keine anderen Sehnsüchte mehr zu haben als jene, die sich aus dem Leben ergeben.”
(Abdulrazak Gurnah – “Das verlorene Paradies”) 

Mein Leben hatte mir den Beruf der Buchhändlerin quasi in den Schoß gelegt. Also habe ich ihn ergriffen. Hätte ich in einem Blumenladen gejobbt, so wäre ich wohl Floristin geworden. Ich hatte nie Kapazitäten für Ambitionen. Nicht mal eine echte Vorstellung davon, was abseits von Ausbildungsberufen so alles geht. Es fehlten greifbare Vorbilder.

Ich habe die Ausbildung abgeschlossen, wurde Abteilungs- und Filialleiterin, schrieb nebenher Artikel für Fachzeitschriften. Glücklich wurde ich aber nicht. Irgendwann wurde mir klar: Ich muss etwas ändern. 

“Es steigt der Mut mit der Gelegenheit.”
(William Shakespeare – “The Life and Death of King John”)


Über einen meiner Kolumnen bekam ich eine Zuschrift eines Verlagsleiters aus Hamburg. Ihm hat mein Artikel so gut gefallen, dass ich mich melden sollte, wenn ich mal etwas brauche. Das tat ich. Er meinte eigentlich gute Konditionen für den nächsten Einkauf, ich meinte aber den bei ihm ausgeschriebenen Job.  

Ich will es wieder abkürzen: Das war nicht die letzte Station meines Berufslebens. Ich tauchte ein in Berufe, ich inhalierte sie geradezu. Ich bekam langsam ein Gefühl, was ich mag, was ich will und was ich kann.

Ich lebte in Rostock, Leipzig, Flensburg, Hamburg und war Sales Managerin, Supervisorin, Teamleiterin, bekam Kinder, wurde Projektmanagerin, kam zum Datenschutz, machte Fortbildungen und durchlief Zertifizierungen. 

“Du kannst aus dem, was dir gegeben ist, nicht das Beste machen, wenn du es nicht annimmst.”
(Bernhard Schlink – “Olga”)

Ich hatte nie erwartet, dass ich ausgerechnet an einem, von gefühlt aller Welt gehassten, Themengebiet so viel Freude finde: Datenschutz.
Hier fand und brauchte ich alles: Stete Aus- und Fortbildung, Arbeit mit juristischen Texten, Projektmanagement, Vertragsverhandlungen, Zusammenarbeit mit Kolleg*innen, Vorträge, Schulungen und ein bisschen Fingerspitzengefühl.

Und es kam, wie es kommen muss, wenn man sich intensiver mit etwas beschäftigt: Das Thema wird nicht kleiner und überschaubarer, sondern größer und komplexer. Zudem hat der Datenschutz viele angrenzende Rechtsgebiete und die Übergänge sind fließend.
Und es häuften sich die Anfragen, ob ich nicht auch zu diesem oder jedem Thema eine Meinung hätte oder mal drüber gucken könnte. Nicht zuletzt: Die Geschäftsleitung und Geschäftsführung.

Also: Schreibtisch klar abgrenzen und alles ignorieren, was links und rechts liegt? 

Wer mich kennt, der weiß: Das kann ich nicht gut. Und das will ich auch nicht.
Aber: Wie soll ich dem gerecht werden? Wie an all das Wissen kommen, was erforderlich ist? Ich will nicht mit reinem Bauchgefühl arbeiten, sondern mit Wissen. 

“Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, das wir können.”
(Ralph Waldo Emerson)

Machen wir es wieder kurz und kommen zurück zum ersten Absatz dieses Artikels: “Was wäre, wenn du doch dein Abi gemacht und studiert hättest?”
Mein Abi werde ich wohl nicht mehr machen. Das ist durch meine Ausbildung und die Berufserfahrung zum Glück auch obsolet. 

Und das Studieren? Das mache ich tatsächlich noch.

Ich habe mich vor 1,5 Jahren für Wirtschaftsrecht eingeschrieben. In meinen Augen ist es die perfekte Ergänzung zum Datenschutzrecht und durch die Mischung aus Jura und BWL die Qualifikation zur paragraphenauslegenden Wollmilchsau einer Digitalagentur. 

Trotz Job und trotz Familie? Nein: MIT Job und MIT Familie.

Wie das geht? – Mit beherzten Anstupsern einiger (Datenschutz-)Jurist*innen und mit absoluter Rückendeckung durch comspace!

Bei comspace bin ich flexibel in meinen Arbeitszeiten. Das, was ich gelernt habe, kann ich direkt anwenden. Ich kann mich ausprobieren und auch Sachen zum ersten Mal machen, ohne dass irgendwas zusammenbricht, wenn es noch nicht direkt perfekt ist. Ich werde involviert und gefragt, auch wenn manche Schuhe gefühlt noch zu groß sind. Hier habe ich die Möglichkeit, in neue Themen reinzuwachsen.

Und: Mit dem digitalen Live-Studium der FOM. 

Was ich brauche, ist Flexibilität. Zeitlich wie örtlich. Mit dem digitalen Live-Studium habe ich meine Vorlesungen via abendlicher Videokonferenz. Interaktiv, mit Break-out Sessions, kollaborativem Arbeiten, Quizzes und Umfragen.

Falls ich dann abends doch mal nicht kann, weil die Kinder sich mal nicht an meinen bevorzugten Zeitplan halten, sondern eben… naja… Kinder sind, nutze ich die von der FOM im Nachgang zur Verfügung gestellten Aufzeichnung der Vorlesung. Sogar versehen mit Kapitelmarken. Das ist übrigens nicht nur praktisch, wenn man was nacharbeiten muss, sondern auch für die Vorbereitung auf Klausuren. 

Die Klausuren finden ebenfalls digital statt. Hier ist man zeitlich zwar nicht flexibel, örtlich aber weiterhin. So habe ich eine meiner Klausuren aus dem Familien-Urlaub in Dänemark geschrieben. Welche Uni bietet das schon?

Was mich überrascht hat: Der intensive Austausch mit Dozent*innen und Kommiliton*innen. Zum einen über den Dialog in den Vorlesungen (die Kamera eingeschaltet zu haben hat sich bewährt: Es ist nicht nur persönlicher, sondern man bleibt auch fokussierter), zum anderen aber auch über die Messenger- und Lerngruppen, die wir Studierenden eigenständig gebildet haben. Es ist viel persönlicher, als ich dachte.

“Einfach nebenbei.”

Einfach nebenbei passiert das alles natürlich trotzdem nicht. Es ist, egal wie flexibel das Format und wie supportive der Arbeitgeber ist, ein Kraftakt, der viel Organisation und Eigenmotivation erfordert. Allerdings habe ich hier durch die Möglichkeiten, die mir geboten sind, Ziele und die entsprechende Motivation. 

Und auch wenn es mir manchmal das Mark aus den Knochen saugt: Ich würde es wieder tun.

Miriam Reichelt

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