Meine Güte, ist das voll. So viele Leute, so viel zu sehen und so wenig Zeit. Zeit ist die Mangelware auf der OMR. Über 50.000 Leute walzen sich durch die Flure und Hallen. Phillip Westermeyer und Co. hätten FOMO (Fear of missing out) als Motto nehmen können. Denn während ich auf dem Stand von unserem Partner coremedia bin und mir die Content Cloud näher zeigen lasse, zählt in meinem Hinterkopf ein Counter runter.
Deepdive, Big Picture und Dialog sind die drei Hauptstages. Dazu kommt eine komplette Halle voller Masterclasses und am zweiten Tag die riesige Conference-Stage (170m lang!). Den Terminplaner in der App und auf der Webseite zu bauen, war wahrscheinlich ein Alptraum. So richtig gut ist das Ding nicht geworden. Aber bei der Menge an Programm ist das nicht weiter verwunderlich.
Man merkt deutlich, wie international das Publikum (geworden?) ist. An jeder Ecke höre ich Amerikaner näseln und auch französisch und spanisch habe ich schon gehört.
Was macht die OMR eigentlich anders?
Es sind sehr viele Dinge, die eine OMR von einer regularen Messe oder Konferenz unterscheiden. Es fängt am Einlass ein, wo die Menge von Helfern mit Laserschwertern in die richtigen Bahnen gelenkt wird.
Da sind die türkisen Beanies, die die Crew-Mitglieder tragen und der allgemeine Mangel an Krawatten und Anzügen. Es sind die Leinwände mit Eddings, die von Ausstellern und Besuchern mit ihren (Marken-)Botschaften bemalt werden können.
Aber vor allem sind es Dinge wie die Deepdive-Stage. Sie füllt den Großteil einer Halle. Was macht OMR mit dem Rest der Halle? Essen! Alle Wände sind mit Bars und Futterausgabestellen belegt und zwischen den Bars und der Stagebestuhlung sind Sitzplätze zum Essen. Burger und Talk, das funktioniert gut.
OMR nimmt seine Themen ernst, aber nicht sich selbst. Gute Inhalte kombiniert mit Lockerheit und Spaß, das trifft es ganz gut. Das funktioniert vor allem ganz gut – in den meisten Fällen. Wenn Titus auf der Bühne steht und über seine Leidenschaften – Skaten, Lernen und Kinder – spricht, dann ist das großartig. Es fühlt sich echt an.
Und dann ist da das Gegenteil. Jede Bewegung der Speaker ist x-fach geübt und einstudiert und jeder Satz sitzt da, wo er hingehört – stocksteif und mit Fremdschäm-Faktor. Auf jeder normalen Messe wäre das nicht weiter aufgefallen; ein schlechter Vortrag unter vielen. Aber hier auf der OMR fällt das aus dem Rahmen und man merkt dem Publikum sofort an, dass das aneckt.
Hübsche Fundstücke
Als Marketer bin ich immer wieder von Messe-Ständen fasziniert. Immer versuchen sie über den schmalen Grat zwischen Auffallen und der Corporate Identity zu wandern ohne auf der einen oder anderen Seite herunterzufallen.
Coremedia hat seine starken Corporate-Farben mitgebracht, den Stand eingefärbt und ihn als Textil-Händler aufgemacht. Bunte Headsets werden an Passanten verteilt, um der Demo lauschen zu können. Der Stand fällt auf.
Payment-Dienstleister Klarna hat einen sehr kleinen Stand, nur eine kleine Nische. Dennoch fällt er sehr stark auf. Farbe, Material, Blumen. Ich habe keine Ahnung, was das mit der Story von Klarna zu tun hat, aber es scheint zu wirken. Der Stand ist klarer Magnet für Besucher.
Foodboom macht Küchen-Content. Rezepte, Stories, Hacks – you name it. Auf der OMR suchen sie vor allem nach neuen Mitarbeitern und bieten dafür mehrere Speeddatings an. Der Stand lockt mit dem großen, goldenen Hashtag, der wahrscheinlich auch die Mission der Company ausdrückt. Der Stand ist natürlich eine Küche in der sowohl gekocht als auch gegessen wird. Und natürlich ist der Messeauftritt auch gleich Content. Die Party am Abend war zudem sehr cool.
OWL auf der OMR
OWL konnte ich zweimal auffinden. Zum einen die Mindener von Melitta. Sie sind omnipräsent mit dem markanten Holzbau und vielen kleinen und größeren Ständen. Zudem zischen mobile Kaffeespender (sieht aus wie ein Gerät von den Ghostbusters) über das Gelände. Die Schlangen für den Kaffee (an allen „normalen“ Getränkeständen gibts auch semi-guten Kaffee) sind enorm.
Vielleicht ist das sogar beabsichtigt; durch Engpässe Schlangen erzeugen, die mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Lustigerweise wird der Prozess im Kaffeestand auf Papier erledigt, während das Payment (wie überall auf der OMR) komplett bargeldlos passiert.
Auch vertreten ist Alpecin beziehungsweise Dr. Wolff. Sie haben neben Rennrädern, mit denen mehrfach am Tag Touren unternommen werden, eine Glasbox für Audio-Aufnahmen mitgebracht. Philip Westermeyer war hier zu Gast, ob für den OMR-Podcast oder ein Alpecin-Format? Keine Ahnung.
OMR ist bodenständiger Größenwahn
Zurück zu der Frage, die Besucher und Beobachter gleichermaßen bewegt; was macht die OMR anders?
Bozoman Saint John, einer der Speakerinnen am zweiten Tag und Ex-Executive von Pepsi und Apple, wurde nach der Funktion von Apple Stores gefragt und wie sie die Entwicklung erlebt und geprägt hat. Sie hat sinngemäß gesagt, dass Apple Stores niemals dazu da waren, Geräte zu verkaufen. Sie machen die Marke Apple erlebbar.
Ein Kunde erlebt das Markenversprechen von Apple als Gefühl und über alle Sensoren. Bei OMR liegt allem Tun das Verlangen zu Grunde, dem Besucher ein besonderes Erlebnis zu verschaffen.
Das Team guckt unter jeden Stein und versucht, an jeder Stellschraube noch eine Drehung mehr zu schaffen. Die Foodtrucks zwischen den Hallen – ich bin mir sicher, dass jemand sehr viel Zeit dafür investiert hat, die besten Trucks zu finden – auch wenn es vielleicht gar nicht nötig wäre.
Der Conference-Liveticker von den 11Freunden, den braucht kein Mensch, aber es war kreativ und witzig. Der persönliche Kaffeebecher für jeden Speaker mit dem jeweiligen Konterfei darauf. Braucht auch keiner, aber die Speaker sind angetan.
Alles ist darauf ausgerichtet, zu begeistern und die Marke OMR mit Begeisterung aufzuladen. Und darum gehts. Alle sollen von dannen ziehen und für OMR Werbung machen. Was ich hiermit getan habe. Bis nächstes Jahr.
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