Umarmende Beunruhigung – ein Rückblick zur re:publica 2022

Und auf einmal sind da Menschen

Die letzten zwei Jahren waren teilweise recht einsam, machen wir uns nichts vor. Für mich als Privatperson, aber auch für mich als die Person, die im Bereich community & organization für die Menschen bei comspace da ist. Ich bin (zusammen mit meiner Kollegin Maike) genau DIE, die so gern alle lieben Leute um sich herum schart. Die für diese Leute Feiern organisiert, Aufmerksamkeiten ausdenkt, den Büroalltag erleichtert und Gemeinschaft leben will. Und dann? Alles auf Abstand.

Wir haben wirklich ALLES ins Digitale geholt, von einem Tag auf den anderen. Aus den direkten Gesprächen wurden Chats und Calls, aus Witzen auf dem Flur wurden Witze in Videos, die Kaffeeküche wurden ein Slack Channel und ein Google Meet und das Feierabendbier tranken wir im Garten oder am Schreibtisch vor unseren Rechnern. Oft wurde es aber auch um mich und meine Kollegin und andere ganz still, weil die Zeiten einfach schwierig waren.

Vor der re:publica

… hab ich mich gefragt: worüber zum Kuckuck reden wohl alle, wenn nicht über die Pandemie?

Der Start mit Zitaten aus Musiktiteln schickte uns erstmal auf eine Achterbahn der Gefühle und die Auszüge waren teils erschreckend passend und aktuell.

https://twitter.com/SarahBiendarra/status/1534462577484382209?t=Y_Cr3n4l_lUrcMA8ddnq7A&s=09

Hurra, diese Welt geht unter…Give peace a chance…the grabbing hands grab all they can…miscommunication leads to complication…meltdown expected the wheat is growing thin…where are we now?

Meine Damen und Herren, lassen Sie Ihren Tränen freien Lauf, we loudly present: Unsere Probleme in a nutshell, bleiben Sie im flow! 

Bei mir funktionierte die Aufforderung prompt: Lass Gefühle zu, sei beunruhigt, beruhigt, pessimistisch, optimistisch, geh mit der Musik anyway the wind blows.

Eine umarmende Beunruhigung (oder auch eine beunruhigende Umarmung) der musikalischen Art. 

Diese umarmende Beunruhigung

zog sich für mich thematisch durch die ganze re:publica. 

Kooperative Beziehung und neue Verbindungen waren in den letzten zwei Jahren wichtiger denn je. Und alte Verbindungen mussten und müssen immer wieder neu gedacht werden. So überleben Spezies, so entstehen neue Verbünde und auch Symbiosen. Auch zwischen uns bei comspace und vor allem, wenn wir alle unseren Planeten für uns Menschen bewohnbar halten wollen.

Ob neue Wege für unsere eigenen Exkremente, die als Düngemittel direkt weiterverarbeitet werden könnten oder neue Anbaukreisläufe. Ob politische Entscheidungen oder gesellschaftliche Strömungen, überall fand ich die umarmende Beunruhigung.

Beunruhigend deshalb, weil die Lage der Welt einfach beunruhigend ist. Weil sie beunruhigend wahrgenommen werden MUSS. Umarmend aber deshalb, weil in allen Ecken und Räumen und auf den Bühnen der re:publica spürbar wurde, dass Menschen am Ball sind. Dass Menschen unermüdlich sind. Dass sie Neues erfinden, Unbequemes aussprechen, ihre unpopuläre, rettende Meinung wieder und wieder in die Welt hinausschreien. Mir war nicht bewusst, wie sehr es mir an Bestätigung meiner Sorgen gemangelt hat und wie froh mich all die Schaffenskraft machen würde.

Ob zu Haus in der WG, mit der Familie am Küchentisch oder in Pausengesprächen und lebhaften Diskussionen im Intranet: Wir brauchen uns. Wir brauchen Schaffenskraft und Miteinander und Willen und Bestätigung. Vielleicht brauchen wir auch den radikalen Perspektivwechsel in der postkapitalistischen Gesellschaft, wie er hier gefordert wurde: 

Aber wo ist der Sinn?

Ralph Caspers, der mich irgendwie gleichzeitig beruhigt und beunruhigt hat, brachte es mit nihilistischer Eleganz auf den Punkt: Nichts hat wirklich einen tieferen Sinn und deswegen hab ich die Freiheit, selbst einen Sinn zu sehen. Gerade diese Sinnlosigkeit führt dazu, nach Verbesserung und Menschlichkeit zu streben. Genau dieses Streben war überall auf der re:publica auf besondere Weise spürbar.

Danke re:publica!
Danke für die Beunruhigung und die Umarmung, für die Ideen und die Worte. Für die Berliner Sonne, das Wasser und die Menschen. 

Blick auf die Spree



Uns bei comspace ist Nachhaltigkeit wichtig und wir wünschen uns, viel dazu beitragen zu können. Bei unserem comspace-internen open space werde ich eine Session zu meinen Eindrücken anbieten und hoffe, dass ich da wieder einmal ganz nah mit meinen comspaceler*innen neue Verbindungen finden kann. Vor Ort, hybrid, ganz wie wir es dann brauchen.

Für eine virtuelle Umarmung oder einen Austausch zum Thema Nachhaltigkeit und Community im Arbeitsleben bin ich auf LinkedIn und Twitter gerne erreichbar :). Es lohnt sich im Übrigen auch, auf das Insta-Profil meiner Kollegin Maike zu schauen, auf dem Ihr immer wieder Infos und Inspirationen zu Nachhaltigkeitsthemen findet.

Ach, und fast hätte ich das wichtigste vergessen: Zauberer! <3

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