Seit Mitte des Jahres beschäftigen wir uns bei comspace mit dem Themenfeld der Corporate Political Responsibility (CPR). Politischer Austausch im Unternehmen und mit Expert*innen außerhalb ist für uns ein wichtiger Bestandteil des CPR-Umsetzungskonzeptes. In diesem Zusammenhang hatten wir unsere Kolleg*innen zu einem gemeinsamen “CPR-Lunch & Learn” eingeladen. Zu Gast in unserem remote-Austausch war Kai Unzicker, der bei der Bertelsmann Stiftung die Projekte „Gesellschaftlicher Zusammenhalt” und “Upgrade Democracy” leitet. Für euch haben wir die drei wichtigsten Erkenntnisse, die wir aus dem Austausch mit Kai gewonnen haben, zusammengefasst:
Warum es wichtig ist, sich mit der politischen Verantwortung als Unternehmen auseinanderzusetzen.
Derzeit erleben wir eine Polykrise, die von eine komplexen Mischung aus mehreren Elementen gekennzeichnet ist: Einer stärkeren Krisenwahrnehmung, steigendem Handlungsdruck, allgemeinen Zukunftssorgen und einer veränderten Öffentlichkeit, die durch mediale Aufmerksamkeitsökonomie den Populismus befeuert.
Die Verunsicherungen aus dieser Polykrise landen auch in der eigenen Belegschaft und werden im Arbeitskontext sichtbar. ”Arbeitgeber spüren: Gesellschaftliche Konflikte machen nicht vor den Werkstoren halt ”, brachte Kai dieses Phänomen auf den Punkt.
Dies macht es für Unternehmen wichtig, ein adäquates Signal an die eigene Belegschaft zu senden, das demokratische Grundwerte geachtet und Extremismus oder Diskriminierung nicht geduldet werden.
Die Folgen der gesellschaftlichen Polykrise sieht man individuell vor allem in der sogenannten “Mitte der Gesellschaft”. Hier bietet sich für Unternehmen eine Gelegenheit: Diese “Mitte der Gesellschaft”, das sind die typischen Beschäftigten. Während man diese Gruppe für politische Diskussionen kaum noch erreichen kann, ist das im Arbeitskontext anders. Mit Kommunikation und unterstützenden Maßnahmen können Unternehmen ihre Beschäftigten für die aktuelle gesellschaftspolitische Situation stärken.
Was Unternehmen konkret für Corporate Political Responsibility tun können.
- Gesellschaftliche und politische Fortschritte der letzten Jahrzehnte sehen und verteidigen.
- Kleine Schritte, die die Kolleg*innen in ihrer Selbstwirksamkeit stärken, z.B. Mitgliedschaft im Business Council for Democracy.
- Studienfahrten zu Demokratie-Schauplätzen oder KZ-Gedenkstätten zur Sensibilisierung für politische Zusammenhänge
- Aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Unternehmensgeschichte. Eine mögliche NS-Vergangenheit transparent intern und extern aufarbeiten.
- Eigene CSR-Aktivitäten reflektieren und ggf. anpassen. Beispiel: Spenden an Tierheim, Kita oder an Flüchtlingsunterkunft, Begegnungsorte, Bürgerinitiativen.
Wichtig hierbei ist, dass eine moralische Belehrung alleine nicht hilfreich ist. Letztendlich geht es um das konkrete Handeln, das gemeinsame Lernen, Diskutieren und Vermitteln.
Wobei ein klares Verständnis von CPR helfen kann.
Jedes Unternehmen kann und sollte sich für die freiheitlich-demokratische Grundordnung, jenseits aller Parteipolitik, einsetzen. In der konkreten Auseinandersetzung mit CPR kann es hilfreich sein, das politische Handlungsfeld einzugrenzen, um wirksam über geeignete Maßnahmen entscheiden zu können. Denn natürlich gibt es viele politische Fragen oder gesellschaftliche Konfliktthemen, die für Unternehmen von Relevanz sind und zu denen sie sich verhalten können, aber selbstverständlich nicht müssen. CPR bedeutet daher nicht, dass komplette Handeln als Unternehmen nun politisch/moralisch aufzuladen und schon gar nicht in allen Fragen Konsens unter den Mitarbeitern zu verlangen.
Habt ihr Interesse an mehr Austausch zu Corporate Political Responsibility? Wir freuen uns über Austausch und alle, die #WirFürDemokratie unterstützen.